Approbation bei einem niedergelas- senen Allgemeinarzt abgeleistet werden. Damit ist auch zugleich klar, daß sie nur von denjenigen ab- zuleisten sind, die auch beabsichti- gen, in die Allgemeinmedizin zu ge- hen.
Diese Darstellung möge zeigen, daß die Entwicklung in der Europäi- schen Gemeinschaft, die ja nun auf zwölf Mitgliedsländer angewachsen ist, nicht ganz einfach bewältigt wer- den konnte, sondern reichlich mit Problemen belastet war, die unsere Toleranz manchmal deutlich strapa- ziert haben.
Die Unterschiede in der Art und Weise der ärztlichen Berufsaus- übung, ebenso wie in der Weiterbil- dung der Spezialisten, sind nach wie vor beachtlich. Besondere Sorgen muß es uns bereiten, daß die Syste- me der ambulanten ärztlichen Ver- sorgung sich in einigen Ländern der EG immer deutlicher in die Rich- tung der Verstaatlichung und damit der Beseitigung der Freiberuflich- keit entwickeln. Wir werden uns be- mühen müssen, mit viel Kompro- mißbereitschaft und gegenseitigem Verständnis die Entwicklung zu ei- nem geeinten Europa auch in unse- rem Bereich zu fördern. Ich bin aber davon überzeugt, daß unser Konti- nent nur dann eine Zukunftschance hat, wenn diese Einigung gelingt.
Dafür müssen auch vorübergehende Nachteile in Kauf genommen wer- den.
Im übrigen ist die Zahl der Ärz- te, die innerhalb der Mitgliedsländer der EG von der Wanderungsmög- lichkeit Gebrauch machten, noch recht gering. Die Sprachbarrieren scheinen doch ein deutliches Hin- dernis zu sein.
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Dr. h. c.
Hans Joachim Sewering Mühlbaurstraße 16 6000 München 80
Arbeitsmöglichkeiten für deutsche Ärzte in Großbritannien
Gemeinsame Aktion von Bundesärztekammer und
Zentralstelle für Arbeitsvermittlung Zahlreiche britische Kranken- häuser haben Schwierigkeiten, be- stimmte Assistenzarztstellen (soge- nannte „senior-house-officer"-Stel- len) mit Ärzten zu besetzen. Weiter- bildungsstellen für ein Gebiet wer- den nach englischem System jeweils für sechs Monate vergeben, eine Verlängerung ist möglich. Den rund 5000 Hochschulabsolventen jährlich steht eine in etwa gleich hohe An- zahl von offenen Weiterbildungsstel- len an den hierzu ermächtigten Krankenhäusern, die zumeist den National Health Services angehö- ren, gegenüber.
Viele junge britische Ärzte zei- gen jedoch eine Präferenz für be- stimmte Gebiete, wie Innere Medi- zin, Frauenheilkunde, Augenheil- kunde oder Psychiatrie, während an- dere Fächer, wie Chirurgie, Ortho- pädie, Anästhesie und Notfallmedi- zin weniger beliebt sind. Zudem werden attraktive Städte und Groß- zentren bei der Bewerbung bevor- zugt, während ländliche und entle- gene Gebiete, aber auch manche Großstädte, nicht attraktiv sind.
Durch dieses Ungleichgewicht blei- ben an zahlreichen Krankenhäusern und in vielen Abteilungen freie Assi- stenzarztstellen unbesetzt, die durchaus zur Weiterbildung geeig- net sind.
In den letzten Monaten bieten britische Krankenhäuser immer häu- figer Assistenzarztstellen in der Bundesrepublik Deutschland, zum Teil mit gezielten Maßnahmen, an.
Neben einer deutlichen Zunahme von Stellenausschreibungen im An- zeigenteil des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES werden auch der Zentralstelle für Arbeitsvermitt- lung (ZAV) in Frankfurt als zustän- diger Vermittlungsorganisation der Bundesanstalt für Arbeit verstärkt freie Assistenzarztstellen offeriert.
Um wenigstens einigen der ge- genwärtig etwa 10 000 arbeitslosen Arzte in Deutschland die Möglich- keit zu eröffnen, eine auch auf die deutsche Weiterbildung größtenteils anrechenbare Assistenzarztstelle an einer Klinik in Großbritannien in Erwägung zu ziehen, haben sich die Bundesärztekammer und die Zen- tralstelle für Arbeitsvermittlung zu einer gemeinsamen Aktion zusam- mengetan. Jedes Krankenhaus des National Health Service wurde an- geschrieben und sowohl auf die Möglichkeit einer Anzeigenaufgabe im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT, als dem Publikationsorgan der ärzt- lichen Selbstverwaltungskörper- schaften mit dem größten Stellenan- zeigenteil, als auch auf die Möglich- keit einer direkten Vermittlung ar- beitslos gemeldeter Ärzte durch die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung hingewiesen.
Das medizinische Spektrum und die vermittelten Kenntnisse, wie auch der Arbeitsablauf an einem englischen Krankenhaus sind viel- fach mit den deutschen Kliniken zu vergleichen. Das Gehalt erreicht- meistens nicht die Höhe einer deut- schen Assistenzarztvergütung, ist — bei großen regionalen Unterschie- den — mit durchschnittlich zwischen 40 000 und 50 000 DM jährlich je- doch ausreichend für einen den eng- lischen Verhältnissen entsprechen- den Lebensunterhalt.
Als Alternative zur Arbeitslo- sigkeit in der Bundesrepublik bietet sich hier also für Berufsanfänger mit Flexibilität und englischen Sprach- kenntnissen eine gute Möglichkeit zum Einstieg in den Beruf und zur teilweisen Ableistung einer Weiter- bildung.
Interessierte junge Kolleginnen und Kollegen sollten daher in näch- ster Zeit aufmerksam den Stellenan- zeigenteil des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES lesen und sich an die ausschreibenden englischen Krankenhäuser wenden. Es besteht ebenso die Möglichkeit zur direkten Kontaktaufnahme mit der Zentral- stelle für Arbeitsvermittlung in Frankfurt: ZAV, Feuerbachstraße 42, 6000 Frankfurt, Telefon-Nr.
0 69/71 11-4 91 (Herr Fischer).
Dr. med. K. Goder/BÄK
I Mit Kompromiß-
bereitschaft zu einem geeinten Europa
A-2306 (34) Dt. Ärztebl. 84, Heft 36, 3. September 1987