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Archiv "Großbritannien: Antikonformistisches Krankenhaus" (20.02.1975)

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Bericht und Meinung

Griechenland: Reformbedürftige Krankenversicherung

ärztlich unversorgt sind. Der ganze Betrieb der Krankenkasse in Grie- chenland, d. h. die Funktion, der Rhythmus, die Organisation, haben noch nicht diese Vollkommenheit erlangt, wie dies zum Beispiel bei den deutschen Ortskrankenkassen der .Fall ist. Nicht umsonst wird die Organisation der deutschen Orts- krankenkassen in der ganzen Welt bewundert, sie hat viele Sfäaten in Europa und Amerika zur Nachah- mung angetrieben.

Die soziale Krankenkasse in Grie- chenland hat seit Jahren überall in größeren und kleineren Städten poliklinische Stationen errichtet, die mit Fachärzten betrieben wer- den. Der Zustrom der Krankenkas- senversicherten in diese Stationen zwecks Untersuchung und Be- handlung ist stets außerordentlich groß. Nahezu 90 Prozent der grie- chischen Bevölkerung sind gegen Krankheit sozialversichert. Es liegt auf der Hand, daß ein solcher tägli- cher Andrang von kranken Men- schen die Ärzte zwingt, hastig zu untersuchen, so daß Irrtümer bei der Diagnose kaum auszuschließen sind. Die freie Arztwahl ist in Grie- chenland unbekannt. Wäre sie ein- geführt, würde — nach Ansicht des Verfassers — dies ideale Bedin- gungen bei den Krankenkassenbe- trieben schaffen und Mißstände bei der Organisation und der kassen- ärztlichen Versorgung beseitigen.

Dazu sei noch zu erwähnen, daß die Begutachtung in der Renten- versicherung der Arbeiter und An- gestellten sowie für Rehabilita- tionskuren organisatorisch unter- schiedlich sein sdllte, d. h., die gut- achtliche Äußerung und die Ent- scheidung müßten dem haupt- oder dem nebenamtlichen Vertrau- ensarzt, dem haupt- oder neben- amtlichen Amtsarzt oder schließ- lich dem freipraktizierenden Arzt überlassen werden.

Eine geistige Auferstehung macht sich zur Zeit in Griechenland durch die Gründung von neuen Universi- täten bemerkbar. Laut Regierungs- beschluß soll bald mit Errichtung von Universitäten in Kreta und in Thessalien begonnen werden. Mit

Genugtuung und aufrichtiger Freu- de ist dieser Regierungsbeschluß von der griechischen Bevölkerung begrüßt worden, da er doch zur Bildung breiter Volksmassen bei- getragen wird. Es entbehrt aber nicht des Humors, daß diese er- freuliche Bekanntmachung eine heftige Reaktion unter der Bevölke- rung der vorgenannten Landesteile hervorgerufen hat —, in dem Sin- ne, daß auf Kreta die Städte Hera- klion und Rethymnon und in Thes- salien die Städte Larisa und Volos in hitzigen Streit geraten sind und erregt mit Artikeln in den Zeitun- gen polemisieren. Jede Partei er- hebt nämlich für sich den Anspruch auf die Gründung der Universität in der eigenen Heimatstadt.

Es liegt auf der Hand, daß die Er- richtung einer Universität mit der Beschaffung von gediegenen Lehr- kräften verbunden, ist. Angesichts dieser Tatsache muß die Wahl ei- nes Kandidaten für den Lehrstuhl korrekt und gesetzmäßig erfolgen.

Dies trifft aber in Griechenland un- ter Umständen nicht immer zu. Es dominieren die Protektion und die Beziehungen, und ganz besonders gilt das für die Athener Universität.

Es ist also zu riskant für einen Kandidaten, sich um einen Lehr- stuhl zu bewerben, wenn er über keine Beziehungen verfügt. Im Jah- re 1957 verprügelten sich die Mit- glieder der medizinischen Fakultät in Athen — wegen eines Nerven- arztes, angehender Professor für Psychiatrie. Die Mehrzahl der Pro- fessoren entschied gegen seine Wahl. Trotzdem erhielt er den Po- sten, da er über einflußreiche Be- kanntschaften in der Finanzwelt und unter den Politikern verfdgte.

Anschließend sei noch ein Kurio- sum erzählt: Ein Arzt, Sohn eines Universitätsprofessors und Neffe des Kultusministers, übersetzte Wort für Wort das berühmte Lehr-

buch für Innere Medizin Adolph Strümels. Nach der Übersetzung präsentierte er es der medizini- schen Fakultät als sein eigenes Werk und wurde prompt danach zum ordentlichen Professor er- nannt. Es bestehen so jahrzehnte- lang familiäre Cliquen, und so wan-

dern die Lehrstühle vom Großvater zum Vater, Sohn, Enkel und zum Neffen. Es ist verständlich, daß ein solcher Umstand strebsame Kandi- daten abschreckt, selbst in dem Fall, daß sie hervorragende wis- senschaftliche Arbeiten verfaßt ha- ben, sich um einen Lehrstuhl zu bewerben, und sie verzichten so auf die akademische Laufbahn.

Wann wird endlich dieser Modus aus der Mode kommen? Auf diese Frage könnten vielleicht nur die Olymp-Götter eine befriedigende Antwort geben.

Anschrift des Verfassers:

Dozent Dr. med. Alexander Kotikas Kinderarzt, z. Z. 8 München, Maximiliansplatz 18/111

GROSSBRITANNIEN

Antikonformistisches Krankenhaus

Ein indischer Arzt, Dr. Chandra Sharma, plant den Bau eines „anti- konformistischen Krankenhauses"

in Wokingham in der Grafschaft Berkshire. Das 250-Betten-Haus soll für die Anwendung von Metho- den dienen, die am Rande oder au- ßerhalb der Schulmedizin liegen:

Akupunktur, Homöopathie, Osteo- pathie, Indische Volksmedizin und anderes. 100 000 Pfund Sterling sind bereits von Dr. Sharma und anderen Ärzten zusammengebracht worden. Es ist die Überzeu- gung von Dr. Sharma und seinen Freunden, daß viele nicht schulgemäße Methoden durchaus ihre Berechtigung hätten, daß ihre Anwendung aber unter allen Um- ständen unter ärztlicher Aufsicht bleiben müsse, weil selbst gut aus- gebildete Fachleute auf Einzelge- bieten, wie zum Beispiel Chiro- praktiker oder Osteopathen, wenn sie mangels einer schulmedizini- schen Ausbildung in der Diagno- se unsicher seien, einem Kranken mehr schaden als nützen, ihre spe- ziellen Kenntnisse unter ärztlicher Aufsicht jedoch segensreich ange- wandt werden könnten.

bt

484 Heft 8 vom 20. Februar 1975

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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