men – mit Erfolg. „Das haben wir durch unsere Kontakte geschafft“, bekräftigte auch CPME-Mitglied Frank Ulrich Montgomery. Doch die EU-Kommission plane nun eine eigene Richtlinie für die Gesundheitsberufe. „Wir müssen uns engagieren, damit wichtige Prinzipien unserer Berufsordnung Eingang in die EU-Richtlinien finden.“ Dieser politi- schen Linie folgten auch die Delegier- ten. Leitbild des europapolitischen En- gagements der ärztlichen Gremien sei der Erhalt der freien Berufsausübung und die ungestörte Entwicklung der demokratisch legitimierten ärztlichen Selbstverwaltung, „da nur sie die Garan- tie zur selbstbestimmten Wahrung der Professionalität, Kompetenz und Ethik der Berufsangehörigen sein kann“.
Diesem Ansatz dürfte auch das En- gagement der Bundesärztekammer in Osteuropa geschuldet sein. Bereits 1992 hatte der 95. Deutsche Ärztetag in Köln beschlossen: „Nicht nur in den fünf neuen Bundesländern, sondern mehr noch in den Ländern Osteuropas müs- sen die Weichen für ein leistungsfä- higes, selbstverwaltetes und staatsun- abhängiges Gesundheitswesen neu ge- stellt werden.“ Wie weit dieser Know- how-Transfer ging, zeigten die Aus- führungen von Dr. med. Francisc Jes- zenszky, Leiter des Zentrums für Public Health in Rumänien.
Wie in anderen mittel- und osteu- ropäischen Staaten verlief auch in Rumänien der Übergang vom sozialisti- schen System zur parlamentarischen Demokratie schleppend. Dem ehemals staatlichen Gesundheitswesen mangelte es an Investitionen, es litt unter Korrup- tion, Bürokratie und einer schwachen fachärztlichen Versorgung. Jeszenszky wandte sich 1992 mit der Bitte an die Bundesärztekammer, sein Land beim Aufbau eines Sozialversicherungssy- stems zu beraten.Wenig später reiste ei- ne kleine Delegation der Bundesärzte- kammer nach Bukarest. Ihr gehörten der damalige Leiter der Auslandsab- teilung und heutige Generalsekretär des Weltärztebundes, Dr. med. Otmar Kloiber, sowie der damalige Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med.
Karsten Vilmar, an. Später stieß Prof. Dr.
med. Jörg-Dietrich Hoppe, damals noch als Präsident der Ärztekammer Nord- rhein, zu der Beratergruppe. „Unsere 1 0 9 . D E U T S C H E R Ä R Z T E T A G
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A1510 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 22⏐⏐2. Juni 2006
Aus zahlreichen Ländern waren die 22 internationalen Gäste des 109. Deut- schen Ärztetages nach Magdeburg ge- reist. Sie alle teilten insbesondere das Interesse an der Diskussion der Dele- gierten über die seit Wochen andau- ernden Streiks deutscher Ärzte. „Ich habe bei uns in Zagreb in einer deut- schen Zeitschrift ein Foto gesehen, das zeigt, wie Ärzte in weißen Kitteln in die Isar laufen“, sagt Dr. Drazen Borcic aus Kroatien. Mehr über die Hinter- gründe der Streikaktionen zu erfahren war für den Präsidenten der dortigen Ärztekammer ausschlaggebend für
den Besuch des Deutschen Ärztetages.
Schließlich hätten vor einigen Jahren auch seine Landsleute wegen niedriger Gehälter gestreikt – ein ganzes Jahr lang. „Letztlich blieb der Streik aber leider ergebnislos“, räumt der pensio- nierte Infektiologe ein.
Die anhaltenden Streiks in Deutsch- land haben Dr. Ragnar Gunnarsson desillusioniert. Der Isländer hat in Lü- beck studiert und arbeitete danach bis 1999 in einer Allgemeinarztpraxis in der Nähe von Hamburg. Das deutsche Gesundheitswesen, sagt der Allge- meinarzt und Diabetologe aus Rejkja- vik, sei für ihn immer ein Vorbild gewe- sen. „Aber die Stimmung in Deutsch- land hat sich seit 1999 verschlechtert“, meint der Vizepräsident der isländi- schen Ärztekammer. Den Kollegen in Island gehe es inzwischen weitaus bes- ser, erst gerade habe die Regierung
eine Gehaltserhöhung für die 1 500 Ärzte beschlossen. Zurück in seiner Heimat, wird er seiner Ärztekammer berichten, was er über die deutschen Streiks gehört hat. Darüber, „dass es kein Licht am Ende des Tunnels gibt“, sagt Gunnarsson.
Mazedonien ist mit seinen nur zwei Millionen Einwohnern zwar um ein Vielfaches kleiner als Deutschland.
Die Probleme, mit denen das deut- sche Gesundheitswesen derzeit zu kämpfen hat, seien denen seines Vater- landes aber sehr ähnlich, erklärt Prof.
Dr. Ilija Dzonov. Der Wirtschaft fehle
der konjunkturelle Aufschwung, dem Gesundheitswesen Geld. Wie Gun- narsson kennt Dzonov Deutschland gut, denn auch er hat hier studiert und gearbeitet.
Die internationalen Gäste schätzen es sehr, ihre in Deutschland gewonne- nen Eindrücke miteinander zu disku- tieren – unter anderem bei einem Abendessen mit dem Präsidenten der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med Jörg-Dietrich Hoppe. Doch auch wenn sich die 22 internationalen Besucher in Magdeburg „zu Gast bei Freunden“
fühlen, freuen sie sich nach einer Wo- che wieder auf ihr Zuhause. „Ich bin zwar gerne in Deutschland und der Welt unterwegs und lerne etwas über die dortigen Systeme“, sagt Dzonov. Er fahre aber auch immer wieder gerne zurück in seine Heimat – nach Maze-
donien. Martina Merten