• Keine Ergebnisse gefunden

U N T E R S P E Z I E L L E R B E R Ü C K S I C H T I G U N G D E R M E D I E N B E R I C H T E R S T A T T U N G

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "U N T E R S P E Z I E L L E R B E R Ü C K S I C H T I G U N G D E R M E D I E N B E R I C H T E R S T A T T U N G"

Copied!
108
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

L

E E M A

M

O H S E N Z A D A

D I E P R O B L E M A T I K D E S

B I L D E R V E R B O T E S I M

I S L A M

U N T E R S P E Z I E L L E R

B E R Ü C K S I C H T I G U N G D E R

M E D I E N B E R I C H T E R S T A T T U N G

M A S T E R A R B E I T

zur Erlangung des akademischen Grades eines Master of Arts im Rahmen des Universitätslehrgangs

“Medienlehrgang“

Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner Karl-Franzens-Universität Graz

und UNI for LIFE

Graz, Mai 2014

(2)

Danksagung

Bedanken möchte ich mich zu allererst bei Herrn Dr. Karlpeter Elis für die Betreuung der vorliegenden Masterarbeit und der diesbezüglichen Anregung zur Auswahl des Themas, sowie der nötigen Unterstützung und Umsetzung vieler gemeinsamer Ideen. Bei Unsicherheiten und Fragen konnte ich mich stets an Ihn wenden. Des Weiteren möchte ich mich bei Dr. Stefan Karner bedanken, ohne ihn würde es den Medienlehrgang und in weiterer Folge das Masterupgrade nicht geben würde.Ein ganz besonderer Dank gebührt meinen Eltern, Fazellah und Ghulam Mohsenzada, die mir nicht nur mein Studium ermöglicht, sondern auch stets an meiner Seite gekämpft haben. In vielen Situationen hatten sie die nötige Ruhe und Geduld, die mir fehlten, und ließen keine Zweifel in meinem Handeln zu. Nur durch ihre Unterstützung bin ich soweit gekommen. Außerdem möchte ich meiner Schwester Sahar Mohsenzada, der Aurora meines Lebens, danken. Es gibt nicht genug Worte um auszudrücken, welch wichtiger Mensch sie für mich ist. Ich wusste stets um ihrer moralischen, seelischen und herzlichen Unterstützung. Dank gebührt dem afghanischen Kulturverein AVESTA und meinem Onkel Omar Mohsenzada, der mich an seinem unglaublich großen Wissen und seinen Erfahrungen aus der afghanischen Botschaft teilhaben lies. Bedanken möchte ich mich ebenso bei Khaterah Amir, die mir eine ganz besondere Hilfe war und mir die Türen beider Welten eröffnete. Durch sie wurden das Interesse an meiner Herkunft geweckt und die ersten Steine zur Wahl dieses Themas ins Rollen gebracht. Weiters möchte ich mich bei Birgit Tkalec-Bekina bedanken, die in zahlreichen Stunden Korrektur gelesen hat. Sie ist mir nicht nur eine Inspiration in allen Bereichen des Lebens, sondern auch seit vielen Jahren eine ganz besondere Wegbegleiterin.Zudem will ich mich bei Sarah Kröpfl für das Korrekturlesen bedanken. Sie war mir nicht nur eine große, sondern auch eine unglaublich schnelle Hilfe. Weiters gebührt auch meinen Studienkollegen Gernot Gölles, Marco Reif, Carmen Teubenbacher, Michael Radspieler, Emanuel Kasper, Carina Frühwirth, Felix Steinle, Daniel Blazej, sowie Roland und Nicole Scharf mein Dank für unzählige thematische Diskussionen, anregende Ideen und ganz besonders dafür, dass sie mich auf diesem Weg begleitet haben. Danken möchte ich auch sechs ganz besonderen und starken Frauen, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden sind. Sie haben mich nicht nur stets bei allem unterstützt, sondern mich auch durch ihr bestärkendes Verhalten motiviert. Ich möchte Elisabeth Pessentheiner, Anna Sturm, Anna Kronawetter, Fiona Steinberger, Katharina Pichler und Romy Schmid namentlich für die Unterstützung und die besondere Freundschaft danken.

(3)

Ehrenwörtliche Erklärung

Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe. Ich habe keine andere als die angegebenen Hilfsmittel und Quellen benutzt. Die wörtlich und inhaltlich aus Quellen jeglicher Art übernommenen Passagen habe ich in meiner Arbeit ausnahmslos als solche kenntlich gemacht.

Ich habe in keiner Weise versucht, die Ergebnisse im Rahmen der empirischen Erhebung oder an anderen Stellen zu beeinflussen. Die empirische Studie habe ich nach bestem Wissen und Gewissen durchgeführt und die zugrunde liegenden Daten in keiner Weise verändert, erweitert oder verkürzt.

………

Graz, am 23. Mai 2014

(4)

Erklärung zur sprachlichen Gleichstellung von Männern und Frauen

Aus Gründen des Leseflusses und der Textökonomie werden in der vorliegenden Arbeit für personenbezogene Formulierungen ausschließlich maskuline Wortformen verwendet. Formen wie zum Beispiel „Benutzerin“ werden nicht explizit angeführt. Es sei an dieser Stelle jedoch darauf hingewiesen, dass sie alle maskulinen personenbezogenen Formulierungen sowohl auf Männer als auch auf Frauen in gleichem Maße beziehen.

(5)

Kurzzusammenfassung der Diplomarbeit

Die Masterarbeit mit dem Titel „Die Problematik des Bilderverbotes im Islam, unter spezieller Berücksichtigung der Medienberichterstattung“, beschäftigt sich mit der Entwicklung des Bilderverbotes, der Medienberichterstattung im Rahmen des Karikaturstreites, das Abbildungsverbot von Mohammed und die spezielle Rolle von Afghanistan als Extrembeispiele. Bei näherer Betrachtung des Korans zeigt sich, dass die Rolle vom Propheten Mohammed und sein Werdegang essentiell für die Thematik des Bilderverbotes sind. Der Gebrauch der heiligen Schrift zeigt, dass der Islam eine sehr schriftbezogene Religion ist, wie die erste Begegnung von Mohammed mit dem Erzengel Gabriel im Koran beweist. So lauten seine ersten Worte zum Propheten: „Lese“ und genau dies zeigt die Wichtigkeit der Schrift bis zu heutigen Zeit. Bei genauer Durchsicht des Korans und der Koranübersetzung wird deutlich, dass es Andeutungen gibt, die auf ein Bilderverbot hinweisen, aber nie direkt so ausgesprochen wurden. Um das nötige Verständnis für die Entwicklung des Verbotes zu erhalten, werden in dieser Masterarbeit die weiteren heiligen Schriften, die Hadith und die Fiqh durchleuchtet. Nun wird deutlich, dass das Bilderverbot dezidiert in der Hadith ausgesprochen wurde.

Das erste Kapitel dieser Arbeit beschäftigt sich somit mit dem Islam im Allgemeinen, dem Koran und den weiteren heiligen Schriften, sowie mit dem Leben Mohammeds und der Verbreitung des Islams gipfelnd als einer der Weltreligionen.

Das zweite Kapitel setzt sich mit der Frage auseinander, wo die Grenzen zwischen einem Bilder-, und einem Kunstverbot sind. Dies ist eine wichtige Hintergrundfrage, um nicht nur die Entwicklung des Karikaturstreites 2005 und die Karikaturen der Charlie Hebdo untersuchen zu können, sondern die Forschungsfrage, wo die Grenzen des Bilderverbotes zu setzen sind, beantworten zu können. Mit dem empirischen Teil der vorliegenden Arbeit werden die theoretischen Aspekte der Thematik in der Praxis erprobt. Durch einen Fragebogen werden Probanden, das heißt sowohl in Afghanistan lebende Moslems, als auch sogenannte „Austro-Afghanen“, zu den vorangegangen Themen der Arbeit befragt, um diese mit den aufgestellten Thesen der Experteninterviews vergleichen bzw. bestätigen zu können.

Die vorliegende Masterarbeit richtet das Augenmerk auf den empirischen Teil, der aus den bereits erwähnten Experteninterviews und den Auswertungen der Fragbögen besteht, welche sich im Resümee befinden.

(6)

Abstract of the Masterthesis

The master´s thesis entitled " The problem of the aniconism in Islam, with special emphasis on media coverage", deals with the development of the prohibition of images, the media coverage during the cartoon controversy, the ban on the pictoral presentation of Muhammad and the specific role of Afghanistan as extreme examples. A closer inspection of the Quran shows that the role of the Prophet Mohammed and his career are essential for discussing the topic of aniconism. The use of the Holy Scripture shows, that Islam is a religion which has its focus on the script. Prove of this is the first encounter of Mohammed with the Archangel Gabriel in the Qur'an. Hence, his first words to the Prophet are: "Read" and this shows the important meaning of the Scripture until now. By reviewing the Koran and its translation, it gets clear that there are hints that indicate an aniconism, but were never spoken out directly.

In order to gain the necessary understanding for the development of the prohibition, the other Holy Scriptures, the Hadith and the Fiqh, are investigated in this thesis. By then we will see, that the aniconism was spoken out with determination in the Hadith.

Therefore, the first chapter of this thesis deals with Islam in general, the Koran and the other scriptures as well as with the life of Muhammad and the Propagation of the Islam, peaking in one of the world religions.

The second chapter adresses the question of where the boundaries between aniconism and the prohibition of art are drawn. This is an important question to discuss, in order to be able to not only examine the development of the cartoon controversy in 2005 and the cartoons of Charlie Hebdo, but also to answer the fundamental research question of where the boundaries of the prohibition of images are positioned.

The empirical part of this thesis sets the theoretical aspects of the subject into practice by asking questions about the previous topics. Subjective viewpoints are collected through a questionnaire, both from Muslims living in Afghanistan, as well as so-called "Austro- Afghans", in order to compare and to confirm these with the established theories of the expert interviews.

This master´s thesis places the focus on the empirical part, consisting of the already mentioned expert interviews and evaluations of the questionnaires, which are attachted in the appendix.

(7)

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ... 9

2. Der Islam ... 12

2.1 Mohammeds Weg zum Islam ... 14

2.1.1 Der Koran ... 24

2.1.2 Themen des Korans und Koranübersetzung ... 32

3. Das Bilderverbot im Islam ... 29

3.1 Fotographien und Abbildungsverbot im Islam ... 32

3.1.1 Das Bilderverbot in der Fiqh/ Jurisprudenz ... 34

3.1.2 Bilderverbot oder Kunstverbot? ... 37

3.2 Afghanistan ... 40

4. Der Karikaturstreit ... 47

4.1 Hintergründe des Karikaturstreites ... 49

4.1.1 Die Muftis ... 58

4.2 Der Islam in den Medien ... 61

4.2.1 Fundamentalismus ... 62

4.2.2 Stereotypisierung ... 65

4.3 Mohammed- Karikaturen der „Charlie Hebdo“ ... 68

4.3.1 Erste politische Karikaturen im Islam ... 71

5. Empirische Untersuchung ... 73

5.1. Expertengespräche ... 74

5.1.1 Die Experten und der Fragebogen ... 75

5.1.2 Die Auswertung der Interviews ... 78

(8)

6. Die Interviews ... 78

6.1 Der Islam ... 78

6.2 Das Bilderverbot im Islam ... 84

6.3 Der Karikaturstreit ... 86

7. Der Fragebogen ... 88

7.1 Ergebnisse ... 89

7.2 Allgemeine Fragen zur Person ... 89

7.3 Das Bilderverbot im Islam ... 91

7.4 Bilderverbot oder Kunstverbot? ... 93

7.5 Der Islam und der Westen ... 94

7.6 Der Islam ... 96

8. Resümee ... 97

9. Quellen und Verzeichnisse ... 103

9.1 Literaturverzeichnis ... 103

9.2 Internetquellen ... 104

10. Abbildungsverzeichnis ... 105

10.1 Tabellenverzeichnis ... 108

(9)

1. Einleitung

In dieser Arbeit beschäftige ich mich mit dem Bilderverbot im Islam, unter spezieller Berücksichtigung der Entwicklung des Abbildungsverbotes von Mohammed und Afghanistan.

Ich habe bewusst Afghanistan als Extrembeispiel gewählt, da nicht nur die Geschichte des Landes generell von islamischen Verboten geprägt ist, sondern auch da ich durch den speziellen Zugang meines Geburtsortes die Möglichkeit hatte, verschiedene Facetten zu durchleuchten, die nur wenigen in dieser Form geboten sind. Es ist jedoch anzumerken, dass das Bilderverbot im Islam, das Abbildungsverbot Mohammeds und die generellen Verbote in Afghanistan mit den damit verbundenen Themen so umfangreich sind, dass ich nur einen Überblick über dieses Phänomen geben kann.

Die Idee zum Thema dieser Masterarbeit entstand durch die Hilfe von Dr. Karlpeter Elis, der mich in allen Arbeitsschritten unterstützt und mir bei Unsicherheiten und Fragen stets zur Seite gestanden ist. Um das Thema konkretisieren zu können, war es wichtig, in den ersten Schritten den Islam als eine Weltreligion zu durchleuchten. Es zeigt sich, dass die Rolle des Propheten Mohammed und sein Werdegang essentiell für die Thematik des Bilderverbotes sind. Der theoretische Teil der Masterarbeit beschäftigt sich somit mit der Entwicklung des allgemeinen Bilderverbotes, bei dem versucht wird, aufzuzeigen, dass ein solches nicht direkt in dem Mohammed offenbarten heiligen Buch, dem Koran, steht, sondern in der Hadith.

Einzelne Bereiche der heiligen Schrift, die im Koran, der Hadith und der Fiqh verankert sind, werden durchleuchtet- das heißt es wird der Versuch unternommen, den Ursprung dieses Verbotes ausfindig zu machen, seine weitere Entwicklung zu rekonstruieren um somit den Status quo bis zur heutigen Zeit ermitteln zu können. Weiters soll der Frage nachgegangen werden, wo die Grenzen zwischen einem Bilderverbot und einem Kunstverbot liegen. Diese Frage wird im zweiten Kapitel genauer betrachtet, da eine Art Widerspruch zwischen dem Bilder-, und Kunstverbot bzw. die Grenzen für solches herrscht. Betrachtet man, wie die sozialen Netzwerke in der islamischen Welt für die Anbetung Gottes genützt werden, so stellt sich die Frage: Wo ist der Unterschied zwischen den Veröffentlichungen der Karikaturen der Jyllands- Posten bzw. später der Karikaturen der Charlie Hebdo und den Bildern von göttlichen Begegnungen auf „Facebook“, „Instagram“ usw. auszuloten? Sowohl die Jyllands- Posten, als auch die Charlie Habdo plädieren auf die Presse- und Meinungsfreiheit. Somit steht auf der einen Seite die künstlerische Freiheit, die unter dem Deckmantel der Presse- und Meinungsfreiheit zu betrachten ist, und auf der anderen Seite die Gefahr, den Respekt vor den Religionen zu verlieren. Während diverse Zeitungen Partei für die Karikaturen ergriffen, ging

(10)

ein lauter Schrei in Form von Protesten und Demonstrationen durch die gesamte islamische Welt. Die Frage, ob diese Gefühle gegenüber dem Bilderverbot, durch den Frust des Islams als Randgruppe nur hochgeschaukelt wurden, ist eine Berechtigte, da viele der Demonstranten die Karikaturen nicht einmal gesehen hatten und stattdessen auf vielen Plakaten antiamerikanische Statements hissten.

Der Karikaturstreit, die Zeichnungen der Charlie Hebdo und die ersten Karikaturen in der islamischen Welt sind gute Bespiele, um sich an die Thematik des Abbildungsverbotes Mohammeds heranzutasten. Im vierten Kapitel werden nicht nur die Hintergründe des Karikaturstreites durchleuchtet, sondern auch die Rolle der Muftis, die indirekt zu den Protesten aufgerufen haben. Zum Verständnis dieser Zusammenhänge ist es wichtig, die Verknüpfung der vorangegangen Kapitel mit dem Karikaturstreit aufrechtzuerhalten, da die Rolle der Muftis nicht im Koran statuiert wurde, sondern erst im Laufe der Zeit an Wichtigkeit gewann. Des Weiteren ist es wichtig, diese Position durch die topographische Abhängigkeit aufzuweisen. Die Frage, die sich hier ergibt, ist ob das Bilderverbot nicht im Laufe der geschichtlichen Entwicklung als ein solches erst klar wurde, bzw. ob nicht viel mehr andere Faktoren einen Keil zwischen die Weltreligionen treiben. So zum Beispiel ist die negative Konnotation des Islams in den Medien ein weiterer Grund dafür , warum der Islam als eine sehr bedrohliche Religion vom Westen betrachtet wird. Durch die sprachliche Benutzung von unbewusst negativ konnotierten Wörtern in den Medien wird der Islam bewusst in ein gewisses Licht gerückt; so zum Beispiel beim Wort „Fundamentalismus“ . In dieser Masterarbeit wird auf dieses Wort, in Bezug auf den Islam, näher eingegangen.

Obwohl das Wort sich auf viele Religionen, aber auch nicht-religiöse Bereiche bezieht, ist es ein stätiger Begleiter von Berichten in Bezug auf den Islam. Diese Verallgemeinerungen der Medien haben sich in Zusammenhang mit dem Islam in der Alltagssprache verankert.

Ähnliche Rückschlüsse können auch bei der Stereotypisierung der Moslems generell gezogen werden. Da ähnlich wie der Begriff Fundamentalismus, der Begriff der Stereotypisierung sich in den letzten Jahren, speziell nach dem 11. September 2001, als ein großes Problem im Bereich des Islambildes in den Medien gezeigt hat, ist es wichtig, näher auf den Einfluss dieses Wortes einzugehen.

Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass der Islam eine sehr junge Religion ist, weswegen in den Medien oft ein rückständiges Bild geschaffen wird. Derartige Verallgemeinerungen sind primär auf den Lesefluss und für das schnelle Abrufen von Bildern des menschlichen Gehirns

(11)

ausgerichtet, dennoch handelt es sich hier um eine negative Stereotypisierung, in Bezug auf das Wort Fundamentalismus, Terror, Islamisten usw.

Der Fokus der vorliegenden Masterarbeit wird auf den praktischen bzw. empirischen Teil dieser Arbeit gesetzt werden. Es werden Experten befragt, die verschiedene Bereiche des Themas Bilderverbot im Islam abdecken. Zum einen wird der österreichweit bekannte Karikaturist der Kleinen Zeitung Herr Petar Pismestrovic allgemein zu religiösen Karikaturen, zum Islam und primär zum Karikaturstreit in einem Experteninterview befragt.

Ein wichtiger Aspekt dieser Arbeit ist es, das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln zu durchleuchten, weswegen ein Imam und ein Pfarrer im konkreten Vergleich zueinander, das heißt mit den selben Fragestellungen, befragt werden.

Der ehemalige Geschäftsführer der afghanischen Botschaft in Wien, Dipl.- Ing. M. Omar Mohsenzada, wird die Fragen zum Bilderverbot in Afghanistan abdecken. Hier sei vonseiten der Autorin angemerkt, dass es bei näherer Betrachtung der Afghanistanthematik überraschenderweise sowohl zur Geschichte des Landes, als auch zum Bilderverbot stark an Literatur mangelt. Da sich eines der Kapitel in meiner Masterarbeit mit den allgemeinen Verboten in Afghanistan auseinandersetzt, war es wichtig, durch Augenzeugenberichte, und durch die inländische Zeitung, die durch Hilfe des Afghanischen Kulturvereins in Kärnten (AVESTA) übersetzt wurde, eigene Informationen zu sammeln und den Versuch zu unternehmen, diese in weiterer Folge chronologisch zu ordnen.

Das letzte Kapitel der vorliegenden Masterarbeit beschäftigt sich mit dem empirischen Teil der gesamten Arbeit, der nicht nur die bereits erwähnten Experteninterviews, sondern auch die Auseinandersetzung mit den Fragebögen beinhaltet. Die insgesamt 20 Fragebögen sind zur Hälfte an in Österreich lebende Afghanen verteilt worden, die auch hier durch die Hilfe des afghanischen Kulturvereins in Kärnten, AVESTA, rekrutiert werden konnten.

Die andere Hälfte wurde an Einheimische in Afghanistan verteilt.

Die Auswertungen erfolgen im Resümee, um die Forschungsfrage: „Gibt es im Islam ein Bilderverbot und wenn ja, wie werden die Grenzen dafür gesetzt?“ ebenfalls im praktischen Bereich zu behandeln.

Somit wird schlussendlich in der Conclusio noch einmal alles zusammengetragen, um die verschiedenen Facetten auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu bringen und den Versuch zu wagen, die Forschungsfrage dieser Masterarbeit zu beantworten.

(12)

2. Der Islam

Der Islam ist eine monotheistische Religion und mit ca. 1,2 Milliarden Anhängern die zweitgrößte Weltreligion nach dem Christentum.1 Seit jeher herrscht ein gespaltenes Verhältnis zwischen den beiden führenden Religionen, das nicht nur in der Geschichte, sondern ebenfalls in einem Interessenskonflikt verankert ist. In diesem Kapitel wird der Islam im Allgemeinen sowie seine Glaubenslehre durchleuchtet, was als Grundlage für die Beschäftigung mit der wichtigen Rolle des Islams in den Medien in den folgenden Kapiteln dienen soll.

Die wortwörtliche Übersetzung des Wortes „Islam“ lautet „Ergebung“ und kommt aus dem Arabischen, die völlige Ergebung Allahs und dem Koran, sowie dessen Lehre. Ergo ist die Übersetzung des Wortes „Moslem“ „der sich Ergebende.“ Die Lehre des Islams basiert auf der völligen Untergebenheit und dem Einhalten der islamischen Bestimmungen ohne diese zu hinterfragen.2

„Es gibt keinen Gott außer Gott, und Muhammad ist sein Prophet,“ dies ist das oberste Gebot und die Erste der fünf Säulen des Islams.3

Im Vordergrund stehen somit der Glaube an den Monotheismus und dass es nur einen Gott gibt, dessen Sprachrohr und Vertreter auf Erden Mohammed ist, der durch den Erzengel Gabriel Kontakt zu Allah erhält, der ihm den Auftrag gibt den Islam zu verbreiten und die Sündigen zu bekehren, um den Menschen somit den rechten Weg zu zeigen. Mohammed, der letzte Prophet, führt die Lehre von seinen Vorgängern, unter anderem Abraham, Moses oder Jesus fort. „Seine im Koran (`Lesung`) schriftlich fixierte Verkündigung gilt als die letzte und definitiv verbindliche Offenbarung Gottes. Mohammed ist das `Siegel der Propheten`.“4 Die Aufgaben eines Moslems sind durch Mohammed und den Koran streng konstituiert und beinhalten die Einhaltung der fünf Säulen des Islams. Diese sind:

 Das Glaubensbekenntnis: Dies ist die erste der fünf Säulen des Islams und lautet: „Ich bezeuge, daß es keinen Gott gibt außer Allah, und ich bezeuge daß Mohammed (a.s) sein Gesandter ist.“5

1 Fabian Wahl, Der Islam in den Medien, Journalistische Qualität im Streit um die Mohammed- Karikaturen.

Marburg 2011, S. 13.

2 Ralf Elger (Hg), Kleines Islam- Lexikon, Geschichte, Alltag, Kultur. Bundeszentrale für politische Bildung. Bd.

383. Bonn 2002, S. 137.

3 Ebd., S. 107.

4 Heinz Halm, Islam, in: Der SPIEGEL special 1/1998, S. 70.

5 Ahmed Hamidi, Islamisch- Theologische Fachausdrücke. o.J., o.O., o.J., S. 4.

(13)

 Das Gebet: Das tägliche fünfmalige Beten hat eine tragende Rolle, da dabei versucht wird, Verbindung mit Allah herzustellen und die Beziehung zwischen Mensch und Gott gepflegt werden soll.6

 Die Zekat: Dies ist die dritte Säule des Islams, welche besagt, Bedürftigen Almosen geben zu müssen. Hierbei handelt es sich um die „sozial-religiöse Pflichtabgabe. Das ist eine Pflicht der Wohlhabenden und ein Recht der Armen und Bedürftigen.“7 Seinen materiellen Besitz mit Bedürftigen zu teilen ist nicht nur im Koran, sondern auch in der Sunna konstituiert und soll „ein sinnvolles und gerechtes Verhältnis zum materiellen Besitz“8 ermöglichen.

 Der Ramadan: Die wortwörtliche Übersetzung des arabischen Wortes Ramadan bedeutet „die Enthaltsamkeit“. So ist es im Fastenmonat im Zeitraum zwischen Beginn der Morgendämmerung und Sonnenuntergang weder erlaubt zu essen und trinken, noch Geschlechtsverkehr zu haben,.9 „Fasten ist eine Schule in der man Selbstbeherrschung, Selbstkontrolle, gute Erziehung und Vorbereitung für die unangenehmen Situationen, wie z.B Naturereignisse (…) lernen kann.“10

 Die Pilgerfahrt: Die fünfte Säule ist die Pilgerfahrt: Jeder Moslem muss mindestens einmal in seinem Leben nach Mekka gepilgert sein. Die Pilgerfahrt findet in bestimmten Monaten des Mondkalenders statt: Man pilgert im zwölften Monat des Mondkalenders und am 9. Tag des Monats erfolgt der Aufenthalt auf dem Berg Arafat.11

Neben der Einhaltung der fünf Säulen des Islams und des Korans gilt es, sich durch die Überlieferung über Mohammed, seine Handlungen und sein Leben in der Hadith auf den rechten Weg führen zu lassen, und das islamische Leben nach diesen zu richten. Die Vorbildfunktion der Geschichten Mohammeds soll Moslems im Alltag und bei Problemen helfen, somit ist die Hadith neben dem Koran die zweitwichtigste Quelle des islamischen Rechts.12

6 Vgl. ebd., S.4.

7 Ebd.

8 Ebd.

9 Vgl. ebd., S. 4.

10 Ebd.

11 Vgl. ebd., S. 5.

12 Vgl. Rainer Brunner, Koran, in: Der SPIEGEL special 1/1998, S.68f.

(14)

2.1 Mohammeds Weg zum Islam

Die wichtigsten schriftlichen Überlieferungen über die Lehre des Islams befinden sich im Koran, dem durch den Propheten Mohammeds offenbarten Wort Gottes und sind in einzelnen Episoden geschrieben. Durch die Überlieferung der Geschichte Mohammeds und seiner Verhaltensweisen werden den Moslems Normen und Richtlinien zur Ausübung ihrer Religion gestellt, die zu befolgen sind. Diese Vorbildfunktion Mohammeds ist durch die Hadith und die Sunna im religiösen Gesetzbuch des Islams, der Sharia, festgelegt.13

In der Sharia werden das Verhalten und der Glaube an Gott, der Umgang mit seinen Mitmenschen aber auch gesetztes bezogene Fragen, in Verbindung mit der Religion, geregelt.

Die Sharia hat somit eine sehr wichtige Rolle in der Religion inne, da sie zwar kein rechtlich fixierter Gesetzestext aber dennoch ein Wegweiser der Religion ist.14

Die Entstehung des Islams wird auf das Jahr 610 n. Christus, als der Kaufmann Mohammed aus Mekka am Berg Hira eine göttliche Offenbarung hatte, datiert. Der Überlieferung nach erscheint ihm der Erzengel Gabriel und befiehlt ihm, die von ihm ausgehändigte Stoffrolle mit Zeichen zu rezitieren. Auf die Frage, was er rezitieren solle, erhält er viele Verkündungen Gottes, die er verbreiten solle.15

„ Lies im Namen deines Herrn, der alles erschaffen hat, Und der den Menschen aus geronnenem Blut erschuf.

Lies, bei deinem Herrn, dem glorreichsten, Der den Gebrauch der Feder lehrte

Und den Menschen lehrt, was er nicht gewußt.“16

13 Vgl. Hans Grewel- Luise Becker- Peter Schreiber (Hg), Quellen der Menschlichkeit. Bibel und Koran von Christen und Muslimen gedeutet. München 2010, S. 21-24.

14 Tilman Nagel, Kann es eine säkularisierten Islam geben? In: Reinhard C. Meier- Walser- Rainer Glagow (Hg), Die islamische Herausforderung- eine kritische Bestandsaufnahme von Konfliktpotenzial. Veröffentlichung der Hanns Seidl Stiftung. Aktuelle Analysen 26. München 2001, S. 9-21.

15 Émile Demenghem, Mohammed. Reinbek bei Hamburg 1960, S. 20-26.

16 Ebd., S. 21f.

(15)

Abb.1: Mohammed und der Erzengel Gabriel. Universität Edinburgh. Quelle: Émile Demenghem, Mohammed. Reinbek bei Hamburg 1960, S. 22.

Dies waren die ersten Fundamente des Korans, wörtlich übersetzt „Lesestück“, oder

„Rezitationsstück“.17 Mit einer Mission beauftragt, beginnt Mohammed darauf hin seine Botschaft zu verbreiten, er beginnt in seinem näheren familiären Umfeld und dann unter der Bevölkerung Mekkas zu predigen. Die Überlieferung spricht davon, dass zwischen dem Erscheinen des Erzengels und seiner ersten öffentlichen Predigt drei Jahre vergingen.18 Mohammed, anfangs überfordert von der Erscheinung des Erzengels, wendet sich an seine Frau Chadischa und seine wenigen Vertrauten „Ali, ein Vetter Mohammeds, Zaid, sein Adoptivsohn, Abu Bakr, sein Freund und zukünftiger Schwiegervater, und `Othman der Omajjade, sein Schwiegersohn“.19 Gestärkt von der Unterstützung und dem Vertrauen seiner Anhänger, beschließt er noch einmal ins Gebirge zurückzukehren um Antworten zu finden.

Hier spricht Gabriel ein weiteres Mal zu ihm:

„Bei dem hellen Tag

Und bei der finsteren Nacht!

Dein Herr hat dich nicht verlassen, auch haßt er dich nicht.

Wahrlich, das zukünftige Leben wird besser für dich sein als das Gegenwärtige.

Und dein Herr wird dir eine Belohnung geben,

17 Ebd., S. 34.

18 Vgl. ebd., S. 34-37.

19 Ebd., S.23.

(16)

Womit du vollkommen zufrieden sein wirst.

Hat er dich nicht als eine Waise gefunden Und Sorge für dich getragen?

Hat er dich nicht im Irrtum gefunden und dich recht geleitet?

Hat er dich nicht arm gefunden und dich reich gemacht?

Darum bedrücke nicht die Waise Und verscheuche nicht den Bettler,

Sondern verbreite die gnädige Wohltat deines Herrn.“20

Abb.2: Mohammed bei einer Predigt. Quelle: M.S. Ipsiroglu, Das Bild im Islam. Ein Verbot und seine Folgen. Wien und München 1971, S. 143.

Dies verschafft ihm anfangs nicht nur wenig Gehör, sondern auch viele Feinde, weswegen er beschließt, mit seinen Anhängern Richtung Medina zu ziehen. Diese göttliche Wendung stellt zugleich auch den Beginn des islamischen Mondjahrs dar. Mohammed wird in Medina schnell „zu einer Herrscherpersönlichkeit, die politische, militärische und auch religiöse Autorität in sich vereint.“21

20 Ebd.

21 Ebd., S.22.

(17)

Abb. 3: Mohammeds Cousin Alī ibn Abī Ṭālib. Quelle: Émile Demenghem, Mohammed.

Reinbek bei Hamburg 1960, S. 59.

Im Koran werden diese beiden Aspekte der Entwicklung Mohammeds zum Ausdruck gebracht. Die in Mekka vor dem Jahr 622 entstandenen Texte, über die Erlebnisse Mohammeds beinhalten religiöse und ethische Doktrinen, wohingegen sich jene von Mohammeds Reise nach Medina in den Jahren 622 bis 632, mit politischen und rechtlichen Problemen beschäftigen.22

Da die Suren des Korans nicht chronologisch sind, wurde 1860 der Versuch einer zeitlichen Datierung von den Orientalisten Theodor Nöldeke und Régis Blachére unternommen.23

„Danach hätte der Prophet zuerst zur Buße und zur Nächstenliebe aufgerufen und auf die Nähe des Jüngsten Gerichts hingewiesen; dann über die Sendung der früheren Propheten gesprochen und über die Bestrafung derjenigen, die sie verworfen hatten; endlich den strengen Monotheismus gepredigt, über die Pflichten der Gläubigen, den Streit mit den Gegnern, die Fehler der Gemeinde und Organisationsfragen gehandelt.“24

Mohammed ist somit den Überlieferungen nach von der Weltkatastrophe und dem Jüngsten Gericht überzeugt, jedoch wisse nur Allah allein den bestimmten Tag. „Bis dahin gibt es immer in Gegenwart dessen zu leben, was der menschlichen Seele ihren Wert verleiht.“25

22 Vgl. ebd., S. 34-38.

23 Vgl. ebd., S. 25.

24 Ebd., S. 24.

25 Ebd., S. 25.

(18)

Moslems aus aller Welt stellen die Existenz von Mohammed, wie sie im Koran steht, nicht in Frage, sondern stellen ihn in eine lange Reihe von ursprünglich jüdischen Propheten, unter anderem Abraham, Moses und Christus, der im Islam den Namen Isa trägt. Somit ist Mohammed der letzte Prophet des Islams, dessen Vorgänger ihm den Weg zu einer neuen monotheistischen Religion ebneten.

Abb.4: Der Mönch Bahira grüßt den jungen Mohammed. Universität Edinburgh. Quelle:

Émile Demenghem, Mohammed. Reinbek bei Hamburg 1960, S. 18-19.

Mohammed, der im Alter von 62 Jahren in Medina verstarb, hat zu Lebzeiten viel bewirkt. So hatte er eine Glaubensgemeinschaft geschaffen, die nicht nur monotheistisch war, sondern auch den Koran und die neue Glaubenslehre verbreitet. Er hat einen Staat geschaffen, „ der das ganze westliche Arabien umspannte.“26 Die Eroberung der arabischen Länder durch den Islam, hatte eine Eigendynamik entwickelt, weswegen die Eroberung Westarabiens, trotz Mohammeds Tod, voranschreitet.27

„Im Jahre 634 vollendeten sie die Eroberung Arabiens und drangen nach Palästina vor. Acht Jahre später hatten sie die beiden großen Reiche, das byzantinische und das sassanidische, im Norden erobert und die Kontrolle über Syrien, den Irak den westlichen Teil des Irans und Ägypten erlangt.“28

Bis 656 waren die Kämpfer des Islams bis zum Oxus und den Hindukusch vorgedrungen.29 Jedoch war der Weg zur Verbreitung des Islams ein beschwerlicher zu Lebzeiten des

26 Francis Robinson, Der Islam, Geschichte, Kunst, Lebensformen. München 2002, S. 22.

27 Vgl. ebd., S. 22f.

28 Ebd., S. 22.

29 Vgl. ebd.

(19)

Propheten. Der Erzengel erschien ihm immer wieder, sprach ihm Mut zu und teilte ihm sein Wissen mit, dass es all den Propheten vor ihm ähnlich ergangen war und er seine Belohnung nach dem irdischen Leben erhalten werde.

Mohammed wurde, laut dem Koran, auf dem Weg zu Verbreitung des Islams wegen seines Glaubens nicht nur misshandelt, unter anderem von dem einflussreichen Mann Abu Dschaht, sondern auch ausgepeitscht.30 Jedoch genoss er im Vergleich zu seinen meist mittellosen Anhängern ihren Schutz, da sie Mohammed als Auserwählten anerkannt hatten. Laut Koran musste Abu Bakr mitansehen, wie der dunkelhäutige Bilal mit einem großen Stein in der prallen Sonne zurückgelassen wurde, dort lag und unentwegt nach Allah: „der Alleinige! der Alleinige!“31 schrie. Abu Bakr, gerührt von so viel Aufopferung, kaufte ihn frei und ernannte ihn zum ersten Mu´ezzin, den Gebetrufer des Islams.

Als die Situation sich zuspitzte, riet Mohammed seinen Anhängern, Sicherheit in Abessinien zu suchen, „wo sie den Schutz des christlichen Negus in Anspruch nehmen konnten.“32 So flohen schlussendlich achtzig Anhänger, darunter fünfzehn Frauen, unter dem Schutz von Alis Bruder Dschafar, auf Anraten des Propheten33.

Dies sind erste Zeugnisse für die Akzeptanz des Christentums, die bezeugten, „ daß der früheste Islam nicht nur mit dem Christentum sympathisierte, sondern zugleich die altarabische Gesellschaftsform des Stammes zugunsten einer neuen Gemeinschaftsvorstellung aufgab.“34

Abb. 5: Jesus auf einem Esel und Muhammed auf einem Kamel, gemeinsam reitend. Quelle:

Markus Hattstein und Peter Delius, Islam. Kunst und Architektur. Könemann 2002, S. 28.

30 Vgl. Dermenghem, Mohammed, S. 30.

31 Ebd.

32 Ebd.

33 Vgl. ebd.

34 Ebd.

(20)

Mohammed hatte nicht nur viele Skeptiker aus dem Volk, sondern auch aus den Reihen der Qoraschiten. Diese beschlossen, alle Muslime, speziell den Stamm der Haschim, abzulehnen.

Um das Jahr 628 traten Mohammed und seine Anhänger die Pilgerfahrt nach Mekka an, die jedoch von den Mekkanern und den Qoraschiten verhindert wurden. Es kam daraufhin zu Gesprächen, die in einem Vertrag festgehalten wurden, der das Folgende besagte35:

 „Waffenstillstand für zehn, nach anderen Berichten für zwei Jahre;

 Sicherheit für die Muslime, die in der Zukunft die Pilgerfahrt vollziehen wollen oder sich auf den Handelswegen in den Süden befinden;

 Sicherheitsgarantie Mohammeds für die Quraisch auf ihren Handelswegen in den Norden;

 Auslieferung derjenigen Muslime an die Mekkaner, die ohne Erlaubnis ihrer Schutzpatronen nach Medina fliehen sollten;

 Verzicht auf die kleine Pilgerfahrt im Jahr des Vertragsabschlusses, mit Garantie der Pilgerfahrt im darauf folgenden Jahr.“36

Obwohl die Qoraschiten Mohammed nach wie vor nicht als Propheten und den Islam nicht als Religion akzeptiert hatten, war der Vertrag der erste Beweis, dass sie in Mohammed eine Gefahr sahen. „Der Koran gibt über die Streitigkeiten Aufschluß. Die Qoraischiten hingen mit allen Fasern an den Sitten und Gebräuchen ihrer Väter.“37 Die Verträge wurden zwar unterschrieben, jedoch von den Anhängern Mohammeds stark kritisiert, denn diese bedeuteten einen Rückschlag für sie. Dies ist im Koran in der gesamten Sure 48 festgehalten und historisch mit Fakten untermauert. Jedoch wird Mohammed nach dieser Sure der Erfolg zugesprochen.38

35 Vgl. ebd.

36 Miklos Muranyi,Die Auslieferungsklausel des Vertrages von al-Ḥudaibiya und ihre Folgen. In: Arabica 23 (1976), S. 276–277; Andreas Görke: The Historical Tradition about al-Hudaybiya; in: Harald Motzki (Hrsg.): The Biography of Muhammad, S. 241; 246.

37 Dermenghem, Mohammed, S. 31.

38 Vgl. ebd., S. 32f.

(21)

Abb.6: Muhammad und seine Anhänger ziehen nach Mekka. Quelle: Markus Hattstein und Peter Delius, Islam. Kunst und Architektur. Könemann 2002, S. 17.

Zwei Jahre später und mit insgesamt 2.000 Anhängern konnte Mohammed schlussendlich 629 seine Pilgerreise antreten und 620 Mekka komplett einnehmen. Dank der gut organisierten islamischen Armee und den einflussreichen Familien aus Mekka, die zum Islam konvertiert waren, konnte die Stadt mühelos erobert werden. Laut der Überlieferung fielen 28 Mekkaner im Krieg und die letzten Verfechter der Qoraischiten flohen aus der Stadt.39

„Er ließ die Götzenbilder der Ka´ba umstürzen (Die Wahrheit ist gekommen, der Irrtum hat sie zerstreut), faßte mit einer Hand den goldenen Ring des Tempeltores und verkündete eine Amnestie, von der nur vier Polytheisten ausgenommen wurden. Dann ging er zum Grab Chadidschas, der ersten unter den Gläubigen, einer ersten Vertrauten, und betete.“40

39 Vgl. ebd., S. 53.

40 Ebd., S. 53.

(22)

Abb.7: Mohammed und Ali säubern die Kaaba von Götzenbildern. Quelle: Markus Hattstein und Peter Delius, Islam. Kunst und Architektur. Könemann 2002, S. 29.

Die Eroberung Mekkas manövrierte Mohammed unumstritten in die Riege der anerkannten Propheten. Auch weitere Versuche einiger Stämme Mohammed zu bekämpfen wurden niedergeschlagen und die islamische Armee somit immer mächtiger.

„Mohammed ließ allerorts die Götzenbilder zerstören, schloß Verträge mit den Stämmen, mit den Christen des Nedschran im Süden, mit denen von Aila im Norden (Gewissensfreiheit, Schutzmaßnahmen, Regelungen der Kopfsteuer.).“41

Vor seinem Tod pilgerte Mohammed mit neunzigtausend Anhängern nach Mekka um die festgelegten Riten zu praktizieren, für ihn persönlich war es eine Abschiedswallfahrt, in der er verkündete, den Islam und seine Lehren weiter zu praktizieren und zu verbreiten. Diese Riten

„betreffen das Anlegen des Ihram-Kleides, den Heiligungszustand, die sieben Prozessionen in zwei Gangarten um die Ka´ba Abrahams, die Verehrung des Schwarzen Steines, den Lauf zwischen Safa und Marwa zu Erinnerung an Hagar und Ismael, das Lager am Fuße des Berges ´Arafa, die Predigt (am 9.) auf dem Berg, auf dem sich Adam und Eva wiedergefunden hatten, den schnellen Abstieg nach Muzdalifa, am Abend, die Steinigung

41 Ebd., S. 54.

(23)

der drei Satanssäulen, das Schlachtopfer von Hammeln und Kamelen (am 10.) in Mina, die Aufhebung des Heiligigungszustandes durch Schneiden der Haar und der Fingernägel und den erneuten Besuch des heiligen Bezirks.“42

Abb.8: Mohammed und Abu Bakr in der Hölle. Quelle: Quelle: Markus Hattstein und Peter Delius, Islam. Kunst und Architektur. Könemann 2002, S. 26.

Diese seinen Anhängern zu eröffnen war eine der letzten Aufgaben Mohammeds, der daraufhin nach Medina zurückkehrte, erkrankte und 632 starb.43 Im Koran wird Mohammed als ein strenger aber gerechter Prophet des Islams beschrieben. „Zu seinen Fähigkeiten, mit Menschen umzugehen, gehörte zweifellos seine Autorität, aber nicht minder die Klugheit, die Vorzüge seiner Ratgeber zu schätzen. Er benutzte `Alis Ergebenheit, Abu Bakrs Mäßigung,

`Omars Entschiedenheit und ´Othmans Geschmeidigkeit.“44

42 Ebd., S. 54f.

43 Vgl. ebd., S. 55.

44 Ebd., S. 57.

(24)

Abb.9: Mohammed predigt in der Medinenser Moschee. Universität Edinburgh. Quelle: Émile Demenghem, Mohammed. Reinbek bei Hamburg 1960, S. 40-41.

2.1.1. Der Koran

Mohammeds Reise zur Verbreitung des Islams beginnt mit der Offenbarung des Korans durch den Erzengel Gabriel. Da Mohammed kein Gelehrter war und viele Verse selbst nicht verstand, war das der Beweis für seine Anhänger, dass nicht Mohammed diese verfassen hätte können, sondern es sich hierbei um die wörtliche Offenbarung Gottes handelt. Der Erzengel diktiert Mohammed auf dem Berg Hira die Worte Allahs, die er seinen Anhängern weiterpredigte.

Mohammed, der laut Überlieferung selbst Analphabet war, konnte den Koran anfangs nur mündlich verbreiten. Jedoch ist durch den Koran zu entnehmen, dass der Erzengel ihm befahl, die Worte des Gottes zu lesen. „Lies im Namen deines Herrn, der alles erschaffen hat, Und der den Menschen aus geronnenem Blut erschuf. Lies, bei deinem Herrn, dem glorreichsten, Der den Gebrauch der Feder lehrte Und den Menschen lehrt, was er nicht gewußt. (…)“45 Dies ist der Grund zu der Annahme, dass Mohammed sehr wohl lesen konnte. Somit ist die Frage nach der Verschriftlichung der ihm mündlich diktierten Doktrinen eine ungewisse, sicher ist, dass seine Anhänger die Worte Gottes zu Papier gebracht haben.

45 Ebd., S. 21.

(25)

Abb.10: Auszug aus der Sure 27. Quelle: Markus Hattstein und Peter Delius, Islam. Kunst und Architektur. Könemann 2002, S. 19.

Da die wortwörtliche Übersetzung des Wortes „Koran“ „Lesung“ bzw. „Rezitation“ bedeutet, soll der Erzengel Mohammed den mündlichen Vortrag befohlen haben.46 Die ersten Worte, die Gabriel zum Propheten sprach, sind in der Sure 96 dokumentiert und lauten: „Trag vor im Namen deines Herrn, der erschaffen hat!“ 47

22 Jahre lang wurde ihm der Koran offenbart, „zwischen seinem 40. Lebensjahr und seinem Tod im Jahre 632 (…)“,48 woraus viele Verse aus den Probleme mit denen Mohammed sich konfrontiert sah, entnommen wurden. Der Koran spiegelt somit viele Situationen im Laufe des Lebens des Propheten wider, die er durch die heiligen Schriften, die ihm vom Erzengel offenbart wurden, bewältigen und lösen konnte. Es stellt sich jedoch die Frage der allgemeinen Gültigkeit, da der Koran ein Leitfaden im Leben jedes Moslems ist, dessen Lösungen es zu befolgen gilt.49 Die Geschichten über das Leben Mohammeds, die im Koran niedergeschrieben wurden, sind auf ihn individuell zugeschnitten. Die Frage lautet deshalb hier: Können die Situationen und Erlebnisse, die dem Propheten widerfahren sind, auf das marginale Volk übertragen werden?

46 Vgl. Adel Theodor Khoury, Der Koran. Bd. 12. Gütersloh 1987, S. 497.

47 Khoury, Der Koran, S. 497.

48 Rainer Brunner, Hadith, in : Der SPIEGEL special 1/1998, S. 72f.

49 Ebd., S.72f.

(26)

Nach dem Islam gibt es vier wichtige Quellen, aus denen jeder Moslem Hilfestellung und Problemlösungen erhalten kann:

 Die wichtigste Quelle ist der Koran, der ein Exempel für jeden Moslem statuieren soll.

Wird hier keine adäquate Lösung gefunden, begibt man sich auf die theologische Ebne, die federführend für die Riten, Sitten, Traditionen und Verhaltensregeln eines Moslems ist, die Sunna.50

 Die Sunna ist „ die gesamte Überlieferung von dem Propheten Muhammad (…), was er gesagt hat (…) ALQAWLU, was er getan hat (…) ALFI´LU und was der Prophet (…) stillschweigend geduldet und gebilligt hat (…) ATTAQRIRU.51

 Die dritte islamische Quelle ist die Igma, was bedeutet, sich mit dem Problem zu einem Gläubigen, einem Gottesvertreter, einem Mula zu begeben. „Die Konzens. Die Übereinstimmung der Sahabah (…). Die Einigkeit der Gelehrten; (…) bei der Lösung eines Problems oder Beantwortung einer religiösen Frage.“52 Weiß dieser keinen Rat, gilt es, ähnliche Situationen in islamischen Quellen zu suchen.53

 Die Qiyas (Analogieschluss, Vergleich), „ Das ist die vierte der Rechtsquellen, der Analogieschluss, der auf die vorherigen Quellen (Quran, Sunna, Igma) aufgebaut, und derart die Lösung eines nicht anderweitig behandelten Rechtsproblem herbeiführt.“54 Der Koran ist auf Arabisch geschrieben und besteht aus 114 Kapiteln, sogenannten Suren, die alle verschieden lang sind und in einer speziellen Reimprosa verfasst wurden. Betrachtet man den Koran genauer, erkennt man, dass die Verse von Sure zu Sure immer kürzer werden.

Während die ersten Kapitel aus bis zu 286 Versen bestehen, besteht die letzte Sure nur mehr aus wenigen Zeilen55.

Der Koran verbindet nicht nur die Geschichten Mohammeds sondern ist auch die Hauptquelle des islamischen Gesetztes, der Scharia, und federführend für die arabische Grammatik, Ästhetik und Lyrik. Im Koran sind ebenfalls die Geschichten anderer Propheten wie Adam, Abraham, Noah, Josef, Moses, Isa ibn Marjyan, also Jesus, sowie Vorschriften und islamische Glaubensgrundsätze, überliefert. Wie der Koran tatsächlich entstanden ist, ist nach wie vor ungewiss, denn Mohammed selbst betonte, zwischen seiner eigenen persönlichen Meinung, die später von Traditionalisten verschriftlicht wurde und den Worten Allahs, die ihm offenbart

5050 Vgl. Hamidi, Islamisch- Theologische Fachausdrücke, S. 10.

51 Ebd., S. 10.

52 Ebd., S. 11.

53 Vgl. ebd., S.11.

54 Ebd., S. 11.

55 Vgl. Rainer Brunner, Hadith, in : Der SPIEGEL special 1/1998, S. 72f.

(27)

wurden, streng zu unterscheiden.56 Die Oralität blieb nichtsdestoweniger ein wichtiger Faktor für die Verbreitung des Islams. So heißt es in der Überlieferung, dass Mohammed, während er die Worte Allahs empfing, an attackenartigen Anfällen litt, bei denen sich seine Gelenke versteiften und er in einen tranceähnlichen Zustand fiel. Hier war es wichtig, dass sich die Außenstehenden die Worte, die Mohammed dann sprach, auswendig merkten oder auf

„Häute, Palmen, Töpfe, Hammelschulterblätter“57 notierten.

Der Koran wurde schon zu Lebzeiten Mohammeds von seinen Anhängern bruchweise verschriftlicht, jedoch erst nach seinem Tod wurde Zaid ibn Thabit von dem Chalif Abu Bakr beauftragt, alles niederzuschreiben. Somit wussten vor dieser Verschriftlichung und kurz nach Mohammeds Tod nur mehr vier Menschen den Koran auswendig.

Abb.11: Die Himmelfahrt des Propheten auf der Stute Boraq. Chamsa aus Nisami. Quelle:

Émile Demenghem, Mohammed. Reinbek bei Hamburg 1960, S. 36.

Ungefähr zwölf Jahre später „ließ der Chalif `Othman (644-655) eine Art Vulgata aufstellen, unter Verwendung der Schriften, die Hafsa, Mohammeds Witwe und `Omars Tochter, in Verwahrung hatten; die anderen Exemplare wurden verbrannt.“58

56 Vgl. Dermenghem, Mohammed, S. 34-37.

57 Ebd., S. 34-37.

58 Ebd., S. 37.

(28)

Genau dies ist der Ansatz der Diskussion um die Verfälschung durch Fremdbeeinflussung. Da die Gebote Allahs lediglich mündlich vorgetragen wurden und die Verschriftlichung erst nach dem Tod Mohammeds stattfand, ist es schwer zu sagen, was davon die ursprünglichen Worte Allahs waren. „ Die Schiiten sahen politisch motivierte Fälscher am Werk und akzeptierten sie erst nach mehreren Jahrhunderten.“59

Abb.12: Mohammed im stillen Gebet bei der Kaaba. Quelle: Quelle: M.S. Ipsiroglu, Das Bild im Islam. Ein Verbot und seine Folgen. Wien und Münschen 1971, S. 143.

2.1.2. Themen des Korans und Koranübersetzung

Wie im vorherigen Kapitel erwähnt, handelt es sich bei der Thematik im Koran um Mohammeds Erlebnisse und Geschichten aus dem Leben einiger weiterer Propheten sowie um Vorschriften für Muslime und islamische Glaubensgrundsätze. Da der Islam eine strenge monotheistische Religion ist, die besagt, dass der Koran das Wort Gottes ist, wird versucht, sich in allen Aspekten des Lebens nach diesen Normen zu richten. Allah will dadurch seine

59 Rainer Brunner, Hadith, in : Der SPIEGEL special 1/1998, S. 73.

(29)

Geschöpfe zum rechten Leben leiten und sie vor dem Schlechten schützen.60 Jedoch gibt es vier Hauptthemen im Koran, die eine Art Leitfaden darstellen:

1. „Einheit und Eigenschaften Gottes (Gott wurde nicht gezeugt und hat nicht gezeugt, ihm gleich ist keiner),

2. Prophetentum (die Lebensgeschichten von 25 Propheten werden erzählt, z.B. von Adam, Nuh, Ibrahim, Ishaq, Isma´il, Yunus, Isa, Musa und Mohammad),

3. Jenseitsvorstellungen (das sind Vorstellungen über das Leben nach dem Tod; in der Regel sind es Vorstellungen vom Paradies oder der Hölle),

4. Gottesdienstliche Handlungen (also Regeln, an die sich ein Muslim halten sollte).“61

Die Koranverbreitung ist sehr schwierig, da die Übersetzung des Korans in andere Sprachen wiederrum als Deutung und somit als nicht legitim betrachtet wird. Nun ist dies aber ein wichtiger Faktor in der Problematik der Mohammed-Darstellung und ihrer Interpretation.

3. Das Bilderverbot im Islam

Die Interpretation des Islams und seiner Werte erweist sich als sehr schwierig, denn in vielen Bereichen werden religiöse Statuten mit traditionellen Werten vermischt bzw. verwechselt.

Ein Beispiel hierfür ist das Bilderverbot im Islam.62 „Findet sich im Koran noch kein Bildererbot, so formiert sich dieses zu Beginn des 8. Jh. durch Überlieferungen, die auf die Schöpferrolle Gottes verweisen.“63 Ein Verbot von Abbildungen als solches gibt es im Koran nicht, lediglich die Geschichten um Mohammed, seine Erlebnisse und die seiner Anhänger, deuten ein solches Verbot an. Diese lassen viel Raum für Interpretationen und Annahmen offen.

Im folgenden Kapitel wird versucht, das heutige Bilderverbot zu erklären und anhand des Korans, der Hadith und der Jurisprudenz den Status quo zu ermitteln. Die Frage, die sich somit ergibt, ist wie es zu so einem Bilderverbot im Laufe der islamischen Geschichte kommen konnte.

60 Vgl. Grewel, Quellen der Menschlichkeit, S. 26.

61 Ebd., S. 26.

62 Vgl. Elger, Kleines Islam- Lexikon, Geschichte, Alltag, Kultur, S. 63.

63 Ebd., S.63.

(30)

Wie oben erwähnt, gibt es keine direkt ausgesprochenes Bilderverbot im Koran, dennoch hat sich dieses konstituiert. Die Gründe hierfür sind zum einen die islamische Traditionsliteratur, in der viele Beispiele ausschlaggebend für diese Annahme sind, sowie die Zeugnisse, die in der Hadith überliefert wurden. In der Hadith sind Aussprüche, Handlungen und Aussagen Dritter, die von Mohammed bewilligt wurden, niedergeschrieben und diese gilt bis zur heutigen Zeit als einer der wichtigsten überlieferten Zweige des Korans.64 Die Hadith soll den nachkommenden Generationen-, Hilfestellung bei wichtigen islamischen Fragen leisten, indem ähnliche Situationen, die Mohammed widerfahren sind, als Beispiel herangezogen werden.65

„Die Beschäftigung mit den Überlieferungen des Propheten setzte bereits im 7. Jahrhundert ein, einerseits um der Nachwelt Leben und Vorbild des Religionsstifters zu erhalten, vor allem aber wegen der Notwendigkeit, den Gläubigen neben dem Koran eine weitere Richtschnur für eine gottgefällige Lebenspraxis zu geben.“66

Die Hadith ist im islamischen Raum sehr kontroversiell, speziell zwischen den Sunniten, den Schiiten, den westlichen Orientalistik, die die Hadith sogar für eine Fälschung hält. Die Schiiten folgen ihrer eigenen Hadith- Sammlung, die auf die Überlieferung Alis, dem Schwiegersohn Mohammeds, seinen Anhängern und Nachkommen, zurückgeht.67

„Nicht zuletzt wegen dieser fundamentalen Differenz hat die Beschäftigung mit dem Hadith in der islamischen Welt bis heute ihre Brisanz behalten.“68

In der Hadith, die dennoch im islamischen Raum als zweitwichtigste schriftliche Quelle nach dem Koran betrachtet wird, wird der Jurisprudenz, der Fiqh, eine normative Rolle zugesprochen.

Die Jurisprudenz, im Arabischen Fiqh, ist im Bereich des Bilderverbotes federführend. Sie ist ein Teil des islamischen Wissenschaftssystems, der sich mit der Scharia, also dem islamischen Recht, beschäftigt.

„Wollt ihr denn etwas verehren, was ihr selber zurechtmeißelt, wo doch Gott euch, und was ihr macht, geschaffen hat?“69. Dies ist ein Teil der Suren, die auf das Abbildungsverbot im

64 Vgl. Elger, Kleines Islam- Lexikon, Geschichte, Alltag, Kultur, S. 111.

65 Vgl. Rainer Brunner, Hadith, in : Der SPIEGEL special 1/1998, S. 67f.

66 Ebd., S. 67f.

67 Ebd., S. 68.

68 Ebd., S. 68.

69 OHI, Iman Adem Pehlic. Klagenfurt 09.05.2014. Gesprochen von Abraham in der Sure 37.

(31)

Koran hinweist und sich ebenfalls gegen die Verehrung Jesus am Kreuze und somit für ein Polytheismusverbot ausspricht.

Die Vorstellung, etwas nachempfinden zu wollen, das Gott allein geschaffen hat, ist eine Sünde. Die Abbildung steht nicht nur in Konkurrenz mit dem, was Allah geschaffen hat, sondern wird auch laut Hadith bestraft. Gott, der in der Sure 59, Vers 24 als alleiniger

„Schöpfer“70 gepriesen wird, hat einzig und allein das Recht, Lebewesen zu erschaffen. Dies ist nur eine der Interpretationen, weswegen es zur Annahme eines Abbildungsverbotes gekommen ist. Wird etwas vom Menschen erschaffen, ob Abbildungen oder Skulpturen, wird diesem Gegenstand eine Seele eingeflößt. So werden zum Beispiel Bilder, Fotos und Skulpturen beim Beten umgedreht oder in einen anderen Raum gebracht, da man von den Seelen die festgehalten werden, beobachtet wird.71 Dies betrifft auch Abbildungen und Ähnliches in Moscheen, die anfangs noch geduldet wurden, aber im Laufe der islamischen Literatur, speziell der Hadith, die zwischen 870-915 verfasst wurde, endgültig verboten wurden.

Dies allein ist die Aufgabe Allahs. Zur Strafe verliere man am Tag des jüngsten Gerichtes nicht nur die eigene Seele, sondern für jedes selbst erschaffene Werk, werde eine weitere Seele geopfert.72

Eine weitere Annahme des islamischen Glaubens ist, dass Mohammed sich gegen einen Personenkult ausgesprochen hat. Dies betrifft sowohl den Kult um seine Person, als auch die im Christentum allgegenwärtige Verherrlichung Christus, speziell am Kreuze, da diese laut Koran so nie stattgefunden habe. Mohammed betont im Koran stets, ein Mensch aus der Reihe seines Gleichen zu sein.

Ein Zeugnis für die Wichtigkeit des Wortes, im Vergleich zum Bild, ist die erste Begegnung des Erzengels Gabriel mit dem Propheten Mohammed. Seine ersten Worte waren: „Lies im Namen deines Herrn (…)“.73 Und er solle die Suren des Korans verbreiten. Laut Koran kann das Nachempfundene nie besser sein als das Original, denn die Bilder die durch das Lesen und die Vorstellungskraft gezeugt werden, sind das eigentliche Wunder.

Zusammenfassend ist das Bilderverbot als solches zwar nicht ausgesprochen oder explizit niedergeschrieben worden, jedoch führen alle Andeutungen, die durch den Koran, die Hadith

70 Vgl. Elger, Kleines Islam- Lexikon, Geschichte, Alltag, Kultur, S. 62f.

71 OHI, Iman Adem Pehlic. Klagenfurt 09.05.2014.

72 Ebd.

73 Dermenghem, Mohammed, S. 21.

(32)

und die Fiqh begründet werden, zu einem wichtigen gemeinsamen Nenner: dem Polytheismusverbot.

3.1 Fotographien und Abbildungsverbot im Islam

Die Fotographie nimmt eine spezielle Rolle in der Frage des Bilderverbotes im Islam ein.

Diese würde laut Überlieferungen, gläubige Moslems auf der Suche nach dem rechten Weg zu Gott ablenken und ist somit verboten. Nun bleibt die Frage offen, wie dieses Verbot ausgesprochen werden kann, wenn zu Zeiten Mohammeds die Fotographie noch nicht existierte. Dies ist einer der Aspekte, die von islamischen Gelehrten, aufgrund von ähnlichen Erlebnissen im Leben Mohammeds aus dem Koran entnommen und somit festgelegt wurden.74

In der weiteren Geschichte der Abbildungen wurde versucht, viele Vorschläge zu erarbeiten.

Die Kunst war einer der Indikatoren für die Abbildungen und die Nachahmung der Natur, sowie die Mimesis ein wichtiger Aspekt in der orientalischen, abendländischen Literatur war.

Durch die neuen Medien sahen sich die islamischen Gelehrten vor der Aufgabe, Normen dafür zu setzten, was verboten und was erlaubt sei. Die Darstellungen aller Gegenstände, die einen Schatten werfen, sowie aller Lebewesen ist nicht erlaubt, wohingegen der Inhalt von Kunst, bis zu einem bestimmten Grad, toleriert wird.75

Die Folgen waren jedoch, dass der mediale Fortschritt nicht einmal vor den Werten des Islams haltmachte und somit von der islamischen Gesellschaft ins islamische Recht integriert werden musste. Um den alten Werten nicht zu widersprechen, definiert man die Fotographie als eine spezielle Form der Darstellung:

„Fotografie betrachtet man als ´Fixierung der Schatten`, also nicht im Sinne von Mimesis sondern als die festgesetzte Raumzeit, insbesondere durch Licht verursachte Schatten, die möglicherweise die Tugenden der Menschen anschaulich und verwendbar machen.“76

Der Koran dient hierbei als Zeugnis, sodass durch verschiedene Geschichten nicht klar zu definieren ist, ob Abbildungen verboten sind oder geduldet werden. So zum Beispiel steht im Koran, dass Jesus, genannt Isa, eine Tontaube erschaffen hat, die durch die Macht Gottes zum

74 Vgl. Ibric Almir, Fotografie als festgesetzte Raumzeit, abrufbar unter: http://www.bilderverbot- islam.com/IBRIC_PDF/130_bilderverbot.pdf, 20.02.2014, 16.56, Microsoft Internet Explorer.

75 Vgl. Ibric Almir, Fotografie als festgesetzte Raumzeit, abrufbar unter: http://www.bilderverbot- islam.com/IBRIC_PDF/130_bilderverbot.pdf, 20.02.2014, 17.56, Microsoft Internet Explorer.

76 Ibric Almir, Das Bild(erverbot) im Islam, abrufbar unter: http://www.bilderverbot-

islam.com/IBRIC_PDF/130_bilderverbot.pdf, 20.02.2014, 16.56, Microsoft Internet Explorer.

(33)

Leben erwacht. Da es jedoch im Koran keine Wertung über dieses Ereignis gibt, bleibt viel Interpretationsraum.77

„und (damals) als du mit meiner Erlaubnis aus Lehm etwas schufst, was so aussah wie Vögel, und in sie hineinbliesest, so daß sie mit meiner Erlaubnis (schließlich wirkliche) Vögel waren…“78

Der Hadith nach, deren Verfasser unbekannt ist, wurden einige Aussprüche Mohammeds niedergeschrieben, die beweisen sollen, dass Allah jedem, der selbst ein Bild oder eine Skulptur erschaffen hat bzw. diese besitzt, im Jenseits eine Strafe androht.

„Das Bild ist das Produkt der Imagination und der Wiedergabe der Natur, wobei die Natur aber auch Imagination (obwohl ein Produkt der Seele) mit Gott gleichgesetzt wird (…).“79 Jeder Moslem ist verpflichtet, in seinem irdischen- Dasein Gott in seinem Handeln zu vertreten und sich und seine Mitmenschen und auf den rechten Weg zu führen, ohne dabei in Konkurrenz mit Allah zu treten. Somit ist eine weitere These, dass Bilder und Skulpturen, sei es in der Kunst, Lyrik oder im Alltag, von Menschen geschaffen werden dürfen, aber nur indirekt, da sie von Allah selbst erschaffen wurden, weswegen die Frage nach dem Bilderverbot eine widersprüchliche bleibt. Gott hat den Menschen erschaffen, um ihn auf der Erde zu vertreten, dieser erschafft Bilder und Skulpturen, die Gott nachempfinden sollen, ohne zu wissen wie dieser aussieht.80

„Die Menschen übernehmen die Kraft der Bilderschöpfung im Moment der Schöpfung (ascharitische Lehre von Aneignung) und tragen somit die Verantwortung für ihre Taten (…). Somit sind die Menschen für alle (Un)taten selbst verantwortlich (…). Genau dagegen spricht sich ein Bilderverbot im Islam aus, und nicht gegen die zweckmäßige Kunst. Auf diese Weise ist auch das Digitalbild ( Internet) zu verstehen.“81

Nach Mag.phil. Ibric Almir in seinem Beitrag „Bild des Monats“ für die Donau Universität Krems, ist genau dies, bezogen auf die großen arabischen Sender, ein Widerspruch in sich.

Diese glauben „im islamischen Sinn zu handeln, man fragt sich aber, ob sie selbst nicht

77 Vgl. Ibric Almir, Fotografie als festgesetzte Raumzeit, abrufbar unter: http://www.bilderverbot- islam.com/IBRIC_PDF/130_bilderverbot.pdf, 20.02.2014, 16.56, Microsoft Internet Explorer.

78 Zitat im Rahmen des Experteninterviews am 9.Mai 2014 von Iman Adem Pehlic. Sure 5, Vers 110.

79 Ibric Almir, Das Bild(erverbot) im Islam, abrufbar unter: http://www.bilderverbot-

islam.com/IBRIC_PDF/130_bilderverbot.pdf, 20.02.2014, 16.56, Microsoft Internet Explorer.

80 Vgl. ebd.

81 Ibric Almir, Das Bild(erverbot) im Islam, abrufbar unter: http://www.bilderverbot-

islam.com/IBRIC_PDF/130_bilderverbot.pdf, 20.02.2014, 16.56, Microsoft Internet Explorer.

(34)

diejenigen sind, die den Sinn des Bilderverbots im Islam am schlimmsten missverstanden haben.“82 Denn die brutalen Berichterstattungen lenken bewusst, die Wahrnehmung und knüpfen, trotz des islamischen Bilderverbots, an die westlichen Politsender an, während sie genau diese kritisieren.

3.1.1 Das Bilderverbot in der Fiqh/ Jurisprudenz

Die Jurisprudenz erhält, wie bereits erwähnt, durch die Hadith eine normative Rolle in Bezug auf die Bilder- und Mohammed Abbildungsverbote. Es sind weder in der Hadith noch im Koran eindeutige Belege für das Bilderverbot im Islam, zu finden. Die Fiqh, aus dem arabischen Erkenntnis, Verständnis, Einsicht, ist die islamische Rechtswissenschaft, die die Scharia zum Gegenstand hat. Die Fiqh unterscheidet weder zwischen weltlichen und religiösen Gesetzten, noch hat sie die Bestimmung der muslimischen Werte zum Ziel. Die religiösen Statuten sind in Büchern der Fiqh konstituiert und diese beruft sich auf den Koran und der Hadith,83

Die islamische Gesetzgebung sieht also vor, dass man sich in Rechtsangelegenheiten in erster Linie an den Koran hält, sie enthält in etwa 500 Verse mit juristischen Bezügen. Ebenfalls wird die Sunna in Rechtsfragen herangezogen, indem Ereignisse und Situationen aus dem Leben Mohammeds in juristischen Fragen zu Rate gezogen werden und durch Analogien, eine adäquate Lösung ermöglichen sollen. Die Sunna stellt umfassendes Material für die Jurisprudenz dar und wird ebenfalls in der Hadith betrachtet. Die religiösen Bestimmungen beeinflussen den Alltag und die Handlungen jedes Moslems, weswegen Rechtskategorien in der Fiqh festgelegt wurden. Nach Dr.A. Hamidi lauten diese wie folgt:

1. „Al-Fardu, die Pflicht: die religiöse, verpflichtende Handlung, wer sie praktiziert, wird dafür belohnt wer sie grundlos vernachläßigt wird bestraft, wer aber die Natur ableugnet, schließt sich von der Religion aus. (…)“84

Es gibt zwei Arten von Pflichten, die in der Fard voneinander unterschieden werden.

Zum einen sind das die individuellen religiösen Pflichten, die jeder Moslem erfüllen muss, wie zum Beispiel fünf Mal am Tag zu beten, Almosen zu geben, zu fasten usw.

Zum anderen gibt es eine kollektive Verpflichtung, „ diese Pflicht obliegt der betreffenden islamischen Gemeinde zu erfüllen, wenn eine kleine Gruppe der

82 Ebd.

83Vgl. ebd.

84 Hamidi, Islamisch- Theologische Fachausdrücke, S. 15.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Im Ergebnis ist daher festzuhalten: Im Rahmen der Haftung aus unerlaubter Handlung ist jeder einzelne für das von ihm an den Tag gelegte Verhalten selbst verantwortlich, so daß

Internationalisierungsstrategien deutscher Banken in Europa 71/1994 Büschgen, H.E. Lean Banking - eine

Zu den Kunden gehören seit der Fusion mit der Rechenzentrum der Hessischen Sparkassenorganisation GmbH (RSHO) zum 1.1.1999 neben den 125 Sparkassen in Westfalen und Hessen auch

Schreibe nun alle Namenwörter aus diesem Text, die den Buch- staben r enthalten,

This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under

[r]

Emmerami Ratisbonensis - Bau- und kunstgeschichtliche Quellen: Quellen und Forschungen zur Geschichte des ehemaligen

FEIFEL, G., LOREEZ, W., ADT, M., GASTPAR, H.. Inhibition of histamine release, release of diamine oxidase or processes independent on histamine are discussed as mode