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Die drei Kategorien sind in die Themenbereiche Islam, das Bilderverbot und der Karikaturstreit wurden in die jeweiligen beruflichen Arbeitsfelder gegliedert. Eine ausführliche Analyse folgt nach den Auswertungen der Fragebögen im Resümee.

6.1 Der Islam

1. Der Islam in Österreich. Wie betrachtet der Westen den Islam?

PISMESTROVIC: „Der Islam ist eine Weltreligion, so wie ebenfalls das Christentum.

Was sie voneinander unterscheidet ist dass der Islam keine europäische Religion ist.

Dies ist ein großes Problem, da die Moslems somit nicht die gleichen Rechte haben. Es heißt Europa will eine Gemeinschaft, aber hier besteht der Unterschied, dies sieht man auch Bereich des Moscheen Baus, denn es ist sehr schade Religion nicht praktizieren zu können. Meiner Meinung nach stellt sich die Frage: Wenn es einen Gott gibt, der einzigartig ist, warum braucht man überhaupt so viele Religionen? Religionen sind schließlich auch eine Form von Macht, die manipulativ sein kann und der ich in der uns bekannten Form sehr kritisch entgegenblicke. Betrachtet man den Islam in Österreich so sieht man, dass versucht wird Gleichberechtigung zu schaffen, aber dies ist ein schwieriges Unterfangen, speziell im Bereich der Politik. Einige rechte Parteien versuchen

den Islam bewusst zu attackieren und diesen als Mittel im Wahlkampf zu benutzen und somit wird die Bevölkerung polarisiert und steht dem Islam sehr kritisch und vorsichtig gegenüber.“

MOHSENZADA: „Die Menschen im Westen betrachten den Islam als eine große Weltreligion, die viele Gemeinsamkeiten mit dem Judentum und Christentum aufweist.

Andererseits in einer aufgeklärten Welt, wo die Trennung von Staat und Religion ein Prinzip der gesellschaftlichen Ordnung ist, wird der Glaube in erster Linie als eine individuelle Angelegenheit angesehen. Daher ist es verständlich, dass hier eine bedingungslose Unterwerfung der Moslems unter göttliche Gesetze, bzw. deren strenge Befolgung, kontrovers aufgefasst und interpretiert wird. Im Allgemeinen wird die islamische Kultur in Österreich dennoch geschätzt und der Islam als Glaube respektiert.“

DEIBLER: „Die westliche Bevölkerung steht dem Islam sehr skeptisch gegenüber. Da ich sehr viel Kontakt mit den Moscheen in Österreich und Moslems auf der ganzen Welt pflege, weiß ich dass es eine große Barrikade und große Scheu gegenüber dem Islam gibt.

Durch die Distanz und der Vorsicht, in einigen Fällen auch durch schlechte Erfahrungen, herrscht viel Unwissenheit und Vorurteile, speziell in Österreich durch die Türkenbelagerungen.

PEHLIC: „Der Islam ist nach wie vor als Religion ein X-Faktor in der breiten österreichischen Bevölkerung. Meiner Meinung nach ist das Wissen über den Islam zu wenig und müsste im Religionsunterricht, neben den anderen Weltreligionen näher betrachtet werden, denn lange Zeit wurde der Islam sehr negativ, auch durch die Türkenbelagerungen, positioniert. Ich persönlich versuche meinen Beitrag als Imam in Form von Dialogen zwischen den verschiedenen Religionen zu schaffen. Es ist in Österreich sehr viel getan worden, aber dennoch hat die Aufklärung noch einen weiten Weg vor sich. Betrachtet man die frühe österreichische Geschichte, so sieht man dass der Zulauf der Moslems, aufgrund der Kriege in den 80er und 90er Jahren sehr hoch war, aber Österreich sich als Staat sehr freundlich gezeigt hat und seine Pflichten als Nachbarstaat, für die Moslems aus den Balkanländern erfüllt hat. Die Priorität in der heutigen Gesellschaft ist es Integration in jedem Bereich des Lebens zu schaffen und eine Parallelwelt der Religionen zu verhindern.“

2. Was sind Ihrer Meinung nach die Tabuthemen in der Österreichischen Politik und Medienlandschaft? Und in wie weit hält Österreich diese ein?

PISMETROVIC: „Ich habe am Anfang meiner Karriere den Ratschlag bekommen vorsichtig bei Karikaturen mit religiösen Motiven zu sein. Daran habe ich mich bis dato gehalten. Meine Bilder haben mehr politische als religiöse Thematiken. Dennoch ist es abhängig von den jeweiligen Zeitungen und davon welche Grenzen diese bzw. die Karikaturisten selber setzen wollen. Nicht nur die Zeitungen sind selber verantwortlich, wo sie die Grenzen setzen wollen, bzw. was sie als Tabuthema betrachten, sondern auch die Redakteure und Karikaturisten selbst. Österreich ist sehr vorsichtig mit diesen sogenannten Tabuthemen, denn jede Zeitung, Zeitschrift oder weiteres Medium kann sehr schnell zur Zielscheibe werden und man steht unter ständiger Beobachtung, weswegen man immer besser zweimal nachdenken sollte. Dennoch gilt: Man kann nicht jedermanns Geschmack treffen.“

MOHSENZADA: „Die österreichische Politik verurteilt selten jene Länder, die Brutstätte des islamischen Extremismus und fundamentalistischer Umtriebe sind. Viele Aktivitäten solcher Gruppen werden in anderen Ländern stillschweigend ignoriert. In Bezug auf Afghanistan kann mich kaum erinnern, dass Österreich offiziell eine vom Territorium Pakistan aus agierende afghanisch-extremistische Gruppe verurteilt hätte. Österreichische Medien sind in der Berichterstattung oft nicht objektiv genug bzw. folgen den herrschenden Meinungen und genau diese Linie zu verlassen wäre ein Tabu.

ANMERKUNG: Auf die Frage welche Themen in Bezug auf die Tabus des Islams und Afghanistan zu berücksichtigen wären antwortete der ehemalige Geschäftsführer der afghanischen Botschaft in Wien folgendermaßen:

„In den 80er Jahren habe ich als Geschäftsführer der afghanischen Botschaft in Wien meine ganze Kraft dafür eingesetzt, dass der Frieden in Afghanistan gesichert, eine allumfassende Koalitionsregierung gebildet und der Versöhnungsprozess erfolgreich abgeschlossen wurde. Leider haben islamische Fundamentalisten mit ausländischer Unterstützung diesen Plan abgelehnt und den unerklärten Krieg fortgesetzt. Der Krieg

zerstörte alle Städten des Landes mit samt all ihrer Kulturgüter, in Kabuler Museen, kam zu Plünderungen und viele einmalige Exponate wurden zerstört und Bücher wurden verbrannt. Allein in Kabul starben mehr als sechzigtausend Menschen. Hunderttausende mussten ihr Land verlassen. Fundamentalistische Herrscher, die keine weder Demokratie noch Menschenrechte akzeptieren, brachten dem Land nicht nur Chaos und Gewalt, sondern auch Terror und Anachronismus. Diese Fakten sind auch eine Art Tabuthemen, die lange Zeit nicht wahrgenommen wurden.“

3. Braucht es im Islam eine Aufklärung wie im Christentum?

PISMESTROVIC: „Meiner Meinung nach gab es viel Manipulation im Koran, vergleichbar mit dem Christentum und der Kirche, bei dem die Menschen oftmals zu strenggläubig sind und aus der Bibel Stellen zitieren, die so nicht drin stehen. Wo strenge Kontrolle herrscht, dort gibt es immer Probleme. Es ist dennoch wichtig Gesetzte bzw.

bestimmte Regeln zu statuieren, aber diese können auch wiederrum falsch interpretiert werden. Ein Beispiel sind die Mohammed- Karikaturen der Jyllands-Posten, die in von vielen nicht gesehen wurden und man dennoch auf die Straßen ging, um gegen diese zu protestieren. Man hatte Gerüchte gehört was angeblich gezeichnet wurde, und vieles hat so nicht gestimmt. Religion ist allgemein ein schwieriges Thema, denn wenn ein Katholik den Koran liest, so versteht er ihn nicht, genauso umgekehrt, denn es spielen viele Faktoren eine wichtige Rolle.“

MOHSENZADA: „Ja, während das Christentum wegen Reformationen, für ihren Konkordat und soziales Engagement (Frieden und Nächstenliebe) geschätzt wird, wird der Islam hingegen stets mit Gewalt und Intoleranz identifiziert.“

DEIBLER: „Diese Frage wird mir sehr oft gestellt, dennoch bin ich skeptisch. Die Entwicklungsschritte müssten für alle Kulturen gleich aufgebaut werden, ebenso die historische Determination. Ich bezweifle sehr stark, dass man die europäische Geschichte als Maßstab nehmen sollte bzw. die Europäer in diesem Bereich federführend sein sollten.

PEHLIC: „So kann man das nicht sagen, denn der Islam akzeptiert das Christentum und sogar im Koran werden sie als die Menschen der Schrift betitelt. Aber dennoch ist das

Christentum das Christentum und der Islam der Islam, denn nicht umsonst hätte der zweite vatikanische Konzil den Islam offiziell akzeptiert, als Religion anerkannt und speziell den Monotheismus positiv hervorgehoben.“

4. Dürfen die Grenzen der Religion im Sinne der Kunst verletzt werden und wo sind diese Grenzen zu setzen?

PISMESTROVIC: „Es muss Grenzen geben. Freiheitsmeinungen müssen besonders im Bereich der Karikaturen existieren, weil ansonsten jeder denken würde, dass alles erlaubt wäre und dem ist nicht so. Meinungen sind nur im Kopf vollkommen frei, spricht man diese laut aus, besteht die Gefahr von jedem kritisiert zu werden.“

MOHSENZADA: „Portraits islamischer Herrscher, Darstellungen von Lebewesen und verschiedene Illustrationen (wie die in der Kunstschule Herat in Afghanistan), die durchgehend in allen Etappen der islamischen Geschichte zu sehen sind, zeigen dass die Bilder nicht immer ein Tabuthema waren. Kunst und Kultur brauchen Freiheiten.

Kulturrelativismus ist zweifelsohne ein Hindernis für die freie Schöpfung und die Provokation eine wichtige Aufgabe der Kunst. Jedoch muss es Grenzen geben um den sozialen Konsens und das friedliche Zusammenleben zu schützen.

DEIBLER: „Die Kunst ist ein wichtiger Bereich der Religion. Betrachtet man allein die Geschichte, sei es nun die der Architektur, der Bilder u.v.m. sieht man dass es offiziell nie solche Grenzen gegeben hat.“

PEHLIC: „Es ist wichtig die Grenzen zu ziehen. So zum Beispiel sind Naturbilder in der Kunst in Ordnung, während es jedoch allgemein verboten ist Mohammed abzubilden, und das nicht einmal in der Kunst. Die Silhouetten von bestimmten Personen aus der Religion zu zeichnen ist erlaubt, wie zum Beispiel in Kinderbüchern, was man häufig sieht, aber nicht direkt ein Porträt von Personen oder deren Körper.“

5. Die Rolle des Mufti?

MOHSENZADA: „In der Geschichte vieler islamischer Länder haben Imams , Muftis und Faqhis streng textgläubig und rücksichtlos auf die Gesellschaft agiert. Sie stellten sich oft gegen eine weltorientierte Auslegung des Textes und die menschlichen Freiheiten. Sie verdammten oft viele soziale Bewegungen und geistige Strömungen, einschließlich die der islamischen Mystik. Sie verstanden selten den Modernismus, die Aufklärung und den technischen Fortschritt. Sie waren oft eine Bremse für den gesellschaftlichen Wandel. Es ist dringend erforderlich, dass sich ihr streng fanatisches Milieu ändert und diese Institutionen reformiert werden.“

DEIBLER: „Prinzipiell werden die Muftis von ihren christlichen Brüdern akzeptiert, sowie das Christentum den Islam allgemein akzeptiert, spätestens nach dem zweiten Vatikanischen Konzil, bei dem die Kirche neu geordnet und ausdrücklich betont wurde, dass alle Religionen dem Christentum gleichgestellt werden. Jedoch mit einem anderen Zugang der zur selben Wahrheit führt.“

PEHLIC: „ Die Rolle des Muftis ist vergleichbar mit der Rolle eines Bischofs. Es ist ein religiöser Ratgeber und es ist sehr wichtig dass dieser in Österreich anerkannt wird, denn dadurch ist die islamische Glaubensgemeinschaft in der Lage Imame im Land auszubilden, die die islamische Lehre mit den österreichischen Gegebenheiten verbinden können. Nach der Sahih- Hadith, einer festen Überlieferungskette ist es wichtig den Islam in die Zeit, in der man lebt umzusetzen. Ein wichtiger Aspekt ist es einen Islamunterricht einzuführen, nur so kann sich eine gesunde Gesellschaft entwickeln.“

6. Welche Verbesserungsvorschläge gibt es um das Miteinander der Religionen zu ermöglichen?

MOHSENZADA: „Dies wird ein sehr schwerwiegender Prozess sein, der unter anderem eine sozio–ökonomische Entwicklung, Bildung und gesellschaftliche Bereitschaft erfordert.“

DEIBLER: „In erster Linie ist der gegenseitige Respekt der Religionen ein wichtiger Faktor und auch vorsichtigere Medienberichterstattungen, denn während sich das Christentum daran gewöhnt hat, angegriffen und beleidigt zu werden, ist dies im Islam noch nicht der Fall. Die Medien stammen aus einer liberal-bürgerlichen Tradition und der Liberalismus hat immer einen Religionskritischen Standpunkt vertreten, der mit im 19.

Jahrhundert mit dem Herrscherhaus eng verbunden und gegen die Kirche war.

PEHLIC: „Wichtige Stichwörter für ein Miteinander sind Anerkennung und ein gemeinsames Miteinander der Religionen. Eine allgemeine Akzeptanz der europäischen Bevölkerung ist ein wichtiger Faktor, denn Europa muss sich den neuen Gegebenheiten nun anpassen, sowie die Moslems Integrationswillig sein müssen, denn Assimilation ist der falsche Weg. Solange andere nicht verletzt werden, muss es für jeden einzelnen einen Platz auf dieser Welt geben und der Respekt muss von allen Seiten da sein.

6.2 Das Bilderverbot im Islam

1. Das islamische Bilderverbot, existiert ein solches Verbot überhaupt?

PISMESTROVIC: „Unabhängig davon ob es ein solches Bilderverbot gibt oder nicht: Man darf keine Religion öffentlich beleidigen. Ich bin im Jahre 1990 von Jugoslawien nach Österreich gezogen und daher habe ich einen anderen Bezug zum Islam. Es war vor dem 11. September nie die Rede von einem öffentlichen Problem mit dem Islam, doch dies hat sich seit den Anschlägen geändert. Auch die Tatsache dass in Europa trotz des westlichen Gedankengutes Religion und Politik vermischt werden, speziell die Instrumentalisierung des Islams bei Wahlkämpfen hat sich in den letzten Jahren als massives Problem herauskristallisiert. Ich persönlich kann meinen Beitrag für ein gemeinsames Miteinander durch meine Karikaturen leisten.

Meine Karikaturen schreiben Geschichte und halten die Geschichte fest. Da bekanntlich die Geschichte immer wiederkehrt, kann ich die Menschen mit meiner Arbeit an vergangenes erinnern um nicht die gleichen Fehler zu machen.“

MOHSENZADA: „In der islamischen Geschichte hat das Bilderverbot immer einen heftigen Diskurs hervorgerufen. Wie in der Tradition mancher vorislamischen Religionen wird im Islam auch die Verehrung eines Bildes (bzw. einer Skulptur) als Polytheismus verstanden. So lange die Gefahr einer Anbetung eines Bildes neben dem einzigen Gott nicht gegeben ist, sind die Bilder nicht verboten. Zumindest im heiligen Koran selbst gibt es keinen eindeutigen Hinweis darüber. In der Regel orientiert sich die islamische Jurisprudenz (Fiqh) immer wieder an der Hadith, deren richtige Überlieferung besonders heutzutage umstritten ist.

Die Diskussionen um das Bilderverbot haben meine Meinung diesbezüglich wenig geändert, denn die Kunst ist Tochter der Freiheit. Eine kreative Ausdruckform darf niemals verboten werden.“

DEIBLER: „Ich glaube ein solches Bilderverbot im Islam gibt es nicht. Meiner Meinung nach ist der Grund für die wenigen Bilder nicht religiös-, sondern kulturell bezogen. Wenn ich an die Hauptmoschee in Damaskus denke, so ist diese voll von Bildern und Mosaiken aus dem Paradies. Betrachtet man ebenfalls die persische Kunst, die Ornamente, Keramiken in den Moscheen, ist das für mich Beweis genug mit dem Wort Bilderverbot vorsichtig umzugehen. Jedoch ist der Stellenwert von Bildern ein anderer, als der der Buchstabenmalerei. Betrachtet man die Rolle der Kalligraphie im Islam, so ist diese eine sehr wichtige.“

PEHLIC: „In der Hadith, den Lehraussagen Mohammeds, steht dass die Anbetung von Bildern und Skulpturen strengstens verboten ist und im Gegensatz zum Koran, spricht mehr von einem direkten Verbot. Hier sind wiederrum Unterschiede zwischen den islamischen Strömungen zu erkennen, während die Schiiten dieses Verbot gelockert haben, bzw. dies als kein Verbot betrachten und Mohammeds Silhouetten in Büchern abbilden, halten sich die Sunniten streng daran. Ebenfalls ist es verboten im Haus Bilder und Fotos aufzuhängen, vergleichbar mit dem Verbot Hunde im Haus zu hielten, denn dies halte die Engel fern. In den letzten Jahren ist das Internet zu einem interessanten Bereich in der Bilderverbotsdebatte geworden. Es gilt nach wie vor dass Animationen erlaubt sind, aber direkte Abbildungen verboten.

Gott hat dem Menschen einen Verstand gegeben, und den Propheten und die Offenbarungen geschickt. Das heißt jeder ist Herr seiner Entscheidungen und niemand

darf zu etwas gezwungen werden, denn jeder hat das Recht selber zu entscheiden. Am Ende gibt es die Abrechnung am Tag des jüngsten Gerichtes.“

6.3 Der Karikaturstreit

1. Karikaturstreit. Persönliche Erfahrungen und Einschätzung

Anmerkung: Im Bereich des Karikaturstreites ist es wichtig das Experteninterview mit dem Karikaturisten Petar Pismestrovic hervorzuheben, da dieses der Gesprächsschwerpunkt war. Hierfür haben sich im Rahmen des Interviews weitere wichtige Fragen ergeben, die für den empirischen Teil dieser Masterarbeit essentiell sind und auf die hier näher eingegangen wird.

Wie schätzen Sie als Künstler die Qualität der Karikaturen der Jyallands-Posten ein und wie waren die Reaktionen auf diese in der Karikaturenszene?

PISMESTROVIC: „Die erste Reaktion die ich bezüglich der Zeichnungen hatte war, dass sie schlicht und einfach nicht gut gemacht waren. Dass der Karikaturist vor der Veröffentlichung relativ unbekannt war, wunderte mich nicht, als ich die Qualität seiner Bilder gesehen habe. Ich habe vor einigen Jahren auch eine ähnliche Karikatur gezeichnet, bei den ein Moslem statt eines Turbans eine Bombe trug, aber diese wurde nie veröffentlicht. Bei der Arbeit als Karikaturist ist es wichtig seinem Gefühl zu vertrauen und damals habe ich für mich selber beschlossen die Bilder nicht zu veröffentlichen. Meiner Meinung nach war die Intension von Kurt Westergaard primär auf Provokation ausgerichtet, und durch diese hat er es geschafft berühmt zu werden.

Er und die Jyllands-Posten stehen im Mittelpunkt der Geschehnisse und dies ist ein weiterer Punkt im Bereich der öffentlichen Arbeit: Man darf mit den Karikaturen keinem schaden und noch wichtiger ist es kein Sklave der Politik zu werden, sondern unabhängig von dieser zu bleiben. Die Frage die mich beschäftig ist die eigentliche Intension hinter diesen Zeichnungen, denn ich glaube er hat durch diese Runden schlussendlich das erreicht was er auch erreichen wollte. Dass die Zeichnungen ein

politisches Motiv haben, ist ein anzunehmender Punkt, besonders in Dänemark, wo es sowohl viele Moslems, als auch Antiislamische Bewegungen gibt.

Die Ausschreitungen haben sehr große Ausmaße genommen, denn die Bilder haben einen „Stille-Post-Effekt“ angenommen und so kam es zu Demonstrationen in vielen islamischen Ländern. Ich persönlich war von diesen Bildern nie wirklich betroffen, zwar hat die Kleine Zeitung die Karikaturen von Kurt Westergaard veröffentlicht, aber da ich sehr wenige Karikaturen über Religion mache und es auch in Österreich bis dato nie zu solchen Konflikten gekommen war, hat sich in meiner Tätigkeit als Karikaturist nichts verändert.

Man darf nicht vergessen, dass Mohammed ein Mensch war, genauso wie Jesus, es wird versucht ihn als perfekt abzubilden, aber im Grunde einer von uns war. Genauso wie es heißt, dass das Universum grenzenlos ist. Aber wenn dies der Fall ist und das Universum nicht antastbar ist, ist die logische Schlussfolgerung dass es Grenzen gibt.

Nun stellt sich die Frage wo diese Grenzen sind und wer diese zieht? Dasselbe gilt für die menschlichen Grenzen, wer zieht diese?“

MOHSENZADA: „Der Karikaturstreit war eine unnötige Provokation beider Seiten, die jeder vernünftigen Grundlage entbehrte. Es lies sich feststellen, mit welcher Leichtigkeit man negative Emotionen von Millionen Menschen schürte und mit welcher Leichtgläubigkeit eine breite Masse zu irrationellen Gegenmaßnahmen griff.“

DEIBLER: „Der Karikaturstreit ist meiner Meinung ein Beispiel für die religionsskeptische Haltung in den europäischen Medien. Es gibt genauso viel Provokation gegenüber Christen, nur reagieren wir mittlerweile gar nicht mehr darauf, da wir es `gewohnt` sind.“

PEHLIC: „Egal ob Karikaturen ein positives oder ein negatives Bild vom Islam zeigen, sie sind schlichtweg verboten! Meiner Meinung nach sollte man dies auf jeden Fall respektieren, auch wenn man die Grenzen bei anderen Religionen überschreitet ist das nicht in Ordnung. Der Gedanke von einem gemeinsamen Europa ist, dass viele Religionen und Kulturen nebeneinander existieren können und sich gegenseitig respektieren, dazu gehört es Grenzen zu akzeptieren. Es gibt viele die sagen, dass im Koran steht dass man Ungläubige bekämpfen muss, aber dies ist nur eine Form der Interpretation, denn es steht ebenfalls in Koran, dass wenn jemand Schutz in einem

Gebetshaus sucht, egal welcher Religion er angehört, muss dieser mit offenen Armen

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