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4. Der Karikaturstreit

4.2 Der Islam in den Medien

4.2.1 Fundamentalismus

Speziell der Begriff des Fundamentalismus muss genauer betrachtet werden, da dieser meist in den Medien aus der richtigen Konnotation herausgenommen wird, um es im Sinne der Alltagsprache zu assimilieren. Vergleichend mit dem Bild des Islams in den Medien, ist der Begriff des Fundamentalismus ein sehr wandelbarer, da er mit historischen Ereignissen verknüpft ist und im weiteren Sinne beide Begriffe unter dem Deckmantel der demokratischen Sicht zu betrachten sind. So zum Beispiel lehnte die Kirche im 19.

Jahrhundert die Doktrinen der bürgerlichen Revolution und ihrem streben nach politischer Freiheit bis ins 20. Jahrhundert ab. Erst dann wurde der „innerkirchlich vorherrschende Satz

`Über Wahrheit kann nicht abgestimmt werden` zu einem neuen Satz verändert: `Unsere Wahrheit muss nicht jedermanns Wahrheit sein.`“173 Dieser Beweis für die Wandelbarkeit des Begriffs des Fundamentalismus, zeigt die Wichtigkeit der

170 Kai Hafez, Mediengesellschaft- Wissensgesellschaft? Wie das Islambild deutscher Medien entsteht, abrufbar unter: http://www.goethe.de/ges/phi/prj/ffs/the/med/de6425408.htm, 08.01.2014, 14.03 Uhr, Microsoft Internet Explorer.

171 Rosenkranz, Islamischer Fundamentalismus, S. 28.

172 Kai Hafez, Mediengesellschaft- Wissensgesellschaft? Wie das Islambild deutscher Medien entsteht, abrufbar unter: http://www.goethe.de/ges/phi/prj/ffs/the/med/de6425408.htm, 08.01.2014, 14.03 Uhr, Microsoft Internet Explorer.

173 Anton Pelinka (Hg.), Birgitt Haller (Hg.), Fundamentalismus, Aktuelle Phänomene in Religion, Gesellschaft und Politik. Studienreihe Konfliktforschung. Bd. 26. Wien 2011, S. 131.

historischen Betrachtung. Ein wichtiger Aspekt für das Verständnis und die Entwicklung der eigentlichen Begriffsbedeutung bietet der Bereich der Semantik. 174

 eine quasi-religiöse Gewissheit über das, was wahr, gut, schön ist- also über alles, was

„richtig“ ist. Es ist eine solche Gewissheit, aus der fundamentalistischen Strömung die Regeln ihres Verhaltens deduzieren. Es ist diese Gewissheit, die sie dialogunfähig macht; die Gewissheit, die ein geschlossenes Denksystem auszeichnet, in dem es um Glauben, nicht aber um Zweifel geht.175

 eine zumindest latente Verweigerung von politischer Freiheit. Wenn es- im Sinne der quasi- religiösen Gewissheit- um eine Auseinandersetzung zwischen den Mächten des Lichtes und denen der Finsternis geht, können diejenigen, die sich auf der Seite des Lichtes wissen, alle Formen der Abweichung von der `reinen Lehre` nur als kriminelles- und nicht als politisch legitimes- Verhalten sehen.176

Es ist wichtig den Begriff des Fundamentalismus näher zu definieren, um das Bild der Medien und wiederkehrende Wörter in Bezug auf den Islam genauer betrachten zu können.

Wie bereits erwähnt ist das Islambild in den Medien ein stark historisch verankerter. Wichtige Ereignisse die sich seit den 1970er in der islamischen Welt ereignet haben, wie zum Beispiel die Ölkrise und die iranische Revolution bilden den Rahmen des Islambildes seit Beginn der massenmedialen Betrachtung. Dieses Bild vermittelt die islamischen Länder als Krisenregionen. Interessant sind die wiederkehrenden Bereiche in den Medien, wobei aufgrund der Topographie einige Länder kaum aufscheinen. Die Häufigkeit der Berichterstattungen über die arabischen Länder, lassen sich im Vergleich zu den afrikanischen nicht abwiegen. „Nachrichtenforscher begründen die Bevorzugung arabischer Staaten mit einer eurozentrischen Sichtweise von Medienakteuren in westlichen Staaten. Denn die Länder des Nahen und Mittleren Ostens, in denen der Islam seinen Ursprung hat, umfassen die Region, `mit der Europa historisch, politisch und kulturell die intensivsten Kontakte hatte und auch heute noch hat.`“177

Die Berichterstattungen über den Islam ist von großen Ereignissen abhängig, während über alltägliches kaum bis gar nicht berichtet wird, wenn es ein islambezogenes Thema in die Tagesagenda schafft, so ist dieses Interesse nicht von Dauer. Jedoch hat das Interesse an Auslandsberichterstattungen in den letzten Jahren massiv zugenommen,

174 Vgl. ebd.

175 Vgl. ebd., S. 127.

176 Vgl. ebd., S. 127.

177Ebd.

da sich die Ereignisse, bei denen Moslems involviert waren, überschlagen haben.

Ein Beispiel ist der Karikaturstreit, bei dem sich die islamische Welt monatelang- bis jahrenlang in den Medien gehalten hat.178 Hintergrundinformationen werden nur gedruckt, sofern es einen relevanten Bezug zu einem wichtigen Ereignis gibt. „Ansonsten verläuft die Berichterstattung, nach Hafez (…) verkürzt, auf einige Aspekte reduziert und von Hintergrundinformationen ausgespart. Dadurch fällt es vielen Rezipienten schwer, die übermittelten Informationen verstehen und in einen Gesamtkontext einordnen zu können (…).“179 Dies ist einer der Gründe weswegen der Islam in den Medien und aus Sicht der westlichen Welt das Bild einer selektiven Wahrnehmung verursacht.

„Der Islam hat im Westen seit 1400 Jahren eine schlechte Presse, und die moderne Mediengesellschaft hat mit dieser Tradition nicht gebrochen, sondern sie revitalisiert die alte Vorstellung vom Orient-Okzident-Gegensatz in der Gegenwart ständig.“180

Das Faktum dass Medien interessante, aufregende und erschütternde Meldungen veröffentlichen, gehört zum Journalistenhandwerk. Jedoch ist genau dieser einer der Gründe weswegen der Islam als feindlich betrachtet wird, da die Berichterstattungen zu viel negatives und zu wenig positives bis neutrales berichten.

Positive Meldungen verkaufen sich nun mal schlechter. Bewusst werden gewisse Themen und dadurch nur Facetten des Islams publiziert und diese beinhaltet primär die radikale Seite der Religion, Ausschreitungen, Fundamentalismus und Selbstmordattentäter.

„Aus dieser Situation scheint es nur zwei logische Auswege zu geben:

entweder verschwindet der politische Islam wieder von der Bildfläche, was Autoren wie Gilles Kepel für möglich halten. Den deutschen Medien würde dann die thematische Anreizstruktur fehlen, der Islam wahrscheinlich wieder in der medialen Versenkung verschwinden und der Weg möglicherweise frei für positive Bilder des Orients. Oder aber es gelänge, mit Hilfe der auf die und in den Medien wirkenden Gesellschaftskräfte eine

178 Vgl. Wahl, Der Islam in den Medien, S. 18.

179 Ebd., S. 18.

180 Kai Hafez, Mediengesellschaft- Wissensgesellschaft? Wie das Islambild deutscher Medien entsteht, abrufbar unter: http://www.goethe.de/ges/phi/prj/ffs/the/med/de6425408.htm, 08.01.2014, 14.03 Uhr, Microsoft Internet Explorer.

Normalisierung des Islamdiskurses auch unter den Bedingungen der Re-Islamisierung herbeizuführen.“181

Die erste Variante war ein Status quo vor den 1970ern, wo über den Islam zwar berichtet wurde, aber nur am Rande und dies wesentlich seltener als in der heutigen Zeit.

Wiederkehrende Informationen wie zur Pilger- oder Fastenzeit waren ein obligatorisches Muss und die Vielfältigkeit der Themenauswahl kein seltener. Die Politisierung des Islams in den Medien führte ebenfalls zu dem heutigen Islambild. 182

In weiterer Folge ist anzumerken, dass laut Andreas Cichowicz viele Probleme und Fehler zu diesem Islambild führten. Zum einen ist das „Falscheinsetzen“ der Terminologien und der Missbrauch der Sprache, die sich in die Alltagssprache einbaut, ein Problem. Zum anderen fehlt es den Journalisten an den nötigen Hintergrundinformationen über die Kultur, der Religion und speziell dem Koran. „Vor allem werden jene Stellen des Korans ausgeblendet, in denen es um Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Mitleid geht. Herausgehoben werden die wenigen Verse zum Heiligen Krieg. Bevorzugt werden in der Krisenberichterstattung Stereotypen verwendet, die gewisse Klischees und Vorurteile bestätigen.“183