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Archiv "Arzneimittelplanung in einem Allgemeinen Krankenhaus mit Maximalversorgung" (28.08.1975)

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Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen Ideologische Begriffe

wahrscheinlich nicht, weil schlechte Menschen vorhanden waren, son- dern gerade da, wo man auf gute Vorsätze zu einmütig und zu sicher eingeschworen war. Nicht die Men- schen allein hatten daran schuld, die eigentliche Schuld war system- immanent, denn sie ist ideologie- immanent.

Diese Zusammenhänge können und müssen jedem Ideologen ver- ständlich und nüchtern klarge- macht werden. Denn wenn bei je- der Ideologie lebensfeindliche Ge- walt, Druck und Drohung zwangs- läufig und vorhersehbar sind, dann verdienen sie nicht die verzeihende Bewertung als „tragischer Zwang".

Zu den Begriffen, mit denen gerade heute Ideologen besonders operie- ren, gehört der des „Fortschritts"

— bei Ideologen gemeint als eine Verheißung auf eine mehr oder weniger ferne Zukunft.

Wer immer hoch zu Roß die Fort- schrittstrommel rührt, der will oder kann offenbar nicht mehr abstei- gen und Schritt fassen, weil ihn un- ser Verfassungsschuh dann zu sehr drückt. Unsere Verfassung will nicht den Marsch in ein Land, wo alle Blicke nach außen gerich- tet sind, um zu sehen und zu spä- hen, was andere für einen selbst tun sollten, könnten, müßten, und wo auch Rang, Mut und Macht au- ßen, im Organisatorischen gesucht werden. Sie will dahin, wo der Blick nach innen gerichtet ist, wo Hirn, Herz und Hand den Mut fin- den sollen und wollen zur eigen- ständigen Tat. Nur wer mit Fleiß tut, wozu er berufen, wozu er be- ruflich ausgebildet ist, nur der hilft sich und anderen tatsächlich und auch menschenwürdig, nur er dient der Verfassung und dem wahren Fortschritt. Pläne und Theorien, Anklagen oder Mitleid allein sind kein Ersatz.

So sollte man meinen.

Doch welches Endziel hat der ver- fassungskonforme Fortschritt wohl tatsächlich? Wird Erfolg das Brandzeichen bleiben für das Frei- wild, das vom Fortschritt gejagt

und gerissen werden muß? Kann ein Mensch ohne Erfolg glücklich sein? Kann er ohne Erfolg anderen helfen? Heißt Erfolgsfeindlichkeit aber nicht auch, daß Neid eine Tugend ist? Soll er die federfüh-

rende Tugend sein und bleiben?

Wie soll die Verfassungswirklich- keit am Ziel aussehen?

Solche Fragen sind vielleicht nicht ungefährlich, denn wer Besinnung und bedachte Antworten erwartet, der will dem Fortschritt ganz offen- bar die Fahrt nehmen, der steht ihm im Wege. Er muß reformiert werden. Das Ziel aller wirklich Er- folgreichen scheint heute längst der unkündbare Posten und vor al- lem die Pension zu sein. Sie ent- hebt aller Endfragen und sichert — zu Lasten anderer — Lebensgenuß, der wenigstens noch selbst erlebt werden kann.

Warum schließen wir Ärzte uns ei- gentlich noch aus? Dünkel oder Dummheit? Angst vor der ganzen Wahrheit und deshalb lieber weiter aussichtslose und opfervolle Beru- fung unter Salamitaktik? Dürfen wir allein und unsere Familien keinen Anspruch erwerben können auf

Ohne auf die in dieser Bericht- erstattung als positiv erwähnten neuen Organisationsformen und ihre Problematik einzugehen, sei zu einer wichtigen Detailfrage Stellung genommen:

Oberarzt Dr. Lübcke und Ober- arzt Dr. Herden, beide Mitglie-

mehr Humanität am Arbeitsplatz, bei Krankheit und im Alter? Dürfen ausgerechnet wir weiter auf die Rehabilitation verzichten, obwohl unser Beruf auf Menschen und nicht auf totes Material ausgerich- tet ist? Brauchen wir immer mehr Leistungen und immer mehr Geld, damit auch unsere Freizeit durch Buchführungsarbeit immer weiter aufgezehrt wird und ein Vermögen gebildet wird, das alt ist und bela- stet, wenn wir davon leben wollen?

Wenn alle anderen in unseren Op- fern keinen Sinn mehr sehen, kön- nen wir selbst und unsere Familien unsere überschießenden Belastun- gen nicht am allerbesten entbeh- ren? Wir haben für unser Privatle- ben doch nicht den mindesten Grund, mit der Feigheit einer Sala- mitaktik zufrieden zu sein, wir ha- ben jeden Anspruch doch wirklich ganz persönlich erarbeitet. Wer weiter Opfer erwartet, die am Ende sinnlos sein sollen, verlangt Unzu- mutbares, ja Unmoralisches. Auch wir leben nur ein einziges Mal.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Wilhelm Lösche 42 Oberhausen

Robert-Koch-Straße 5

der des Apothekenausschusses des Allgemeinen Krankenhauses Altona in Hamburg, berichten überaus positiv u. a. über die Eigenherstellung von Medikamen- ten durch die krankenhauseige- ne Apotheke und stellen die Ko- stenfrage eindeutig in den Vorder- grund der Betrachtung. Die Be-

Arzneimittelplanung in

einem Allgemeinen Krankenhaus mit Maximalversorgung

Zu dem Beitrag von Dr. Peter Lübcke und Dr. Hans-Nikolaus Herden in Heft 14/1975, Seite 982 ff.

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Heft 35 vom 28. August 1975

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Arzneimittelplanung in einem Allgemeinkrankenhaus

richterstatter erwähnen jedoch nicht, daß an die Herstellung und Sterilisation von Infusionslösungen strengste Maßstäbe gelegt werden müssen. Die pharmazeutische In- dustrie, die in großem Umfang Infu- sionslösungen herstellt, bemüht sich mit besonderem Aufwand, den Anforderungen an die optimale Zu- sammensetzung von Zuckern und Zuckeraustauschstoffen mit Elek- trolytlösungen, an die Pyrogenfrei- heit und die Sterilität usw. gerecht zu werden. Ob das eine Kranken- hausapotheke kann und ob damit auch die stets zeitgerechten wis- senschaftlichen Gesichtspunkte hinreichend berücksichtigt werden können, muß bezweifelt werden.

So haben wir seit Jahren auch ne- gative Erfahrungen mit den Infusi- onslösungen der Eigenproduktion in unserem Krankenhaus machen müssen. Die in der Krankenhaus- apotheke des Allgemeinen Kranken- hauses Altona in Hamburg herge- stellten Lösungen mit Lävulose müssen bei über 120 0 C zum Sieden gebracht werden. Dabei ist eine starke Karamelisierung — er- kennbar an der Gelbfärbung der Lösung — nicht zu vermeiden. Seit Jahren ist es während einlaufender Infusionen dieser Art vereinzelt, oft gehäuft, periodenweise auch gar nicht, zu dramatischen Zwischen- fallen mit Schüttelfrost, Fieber bei den Patienten gekommen, die zu einem sofortigen Absetzen dieser Infusion zwangen. Die Untersu- chungen dieser Infusionslösungen und der Flaschen auf Pyrogen in solchen Fällen verliefen stets nega- tiv. Die Schwebeteilchen vom Kara- melisierungsprozeß können dage- gen wohl verantwortlich für die Re- aktionen der Patienten sein. Es muß erwähnt werden, daß die ge- nannte Infusionslösung seit einigen Wochen aus dem Verkehr gezogen und durch eine industriell herge- stellte Lösung ersetzt worden ist.

Die Autoren empfehlen: „Bei der Zunahme der Intensivmedizin und der allgemeinen medizinischen Technik wird der Bedarf an Infusi- onslösungen zweifellos ansteigen.

Es ist daher auch zu überlegen, ob

zur Kostensenkung bei kleineren Krankenhäusern ein Zusammen- schluß in eine Apothekengesell- schaft rentabel ist, um zentral Ba- sisinfusionslösungen unter Anlei- tung eines Apothekers selbst her- zustellen." — Vor dieser, Empfeh- lung muß jedoch dringend gewarnt werden.

Professor Dr. med. Peter Lawin Anästhesieabteilung des

Allgemeinen Krankenhauses Altona 2 Hamburg 50

Paul-Ehrlich-Straße 1

Schlußwort

In Erwiderung unserer Arbeit „Arz- neimittelplanung in einem Allge- meinen Krankenhaus mit Maximal- versorgung" wird von Herrn Prof.

Dr. Peter Lawin auf Pyrogenreak- tionen eingegangen, die wir bei ei- nigen Patienten nach Infusion un- serer im Hause hergestellten Lä- vulosebasislösung (sog. äquili- brierte Lösung mit Lävulose) beob- achteten.

Wir sind daher vorübergehend auf konfektionierte Lösungen der Indu- strie ausgewichen, um verantwort- liche Ursachen klären zu können.

Diese Situation trat erst nach Drucklegung unserer Arbeit auf, sie blieb somit unerwähnt.

Die Fieberreaktionen traten aus- nahmslos bei lävulosehaltigen Ba- sislösungen auf. Selbsthergestellte Basislösungen, die Glukose ent- hielten, konnten weiterhin in gro- ßen Mengen verwendet werden, da wir keine Reaktionen beobachte- ten. Wir sind — entsprechend Er- fahrungen anderer Häuser — dazu übergegangen, eine Basislösung mit Sorbit im Hause herzustellen, die bisher keine Pyrogen-Reaktion zeigt. Ob die bei den Lävuloselö- sungen häufig auftretende Karame- lisierung (Bräunungsreaktion, auch Maillard-Reaktion genannt) ursäch- liche Bedeutung hat, ist nur zu ver- muten, aber nicht zu beweisen. Bei der Verwendung von Sorbit werden derartige Bräunungsvorgänge nicht

beobachtet. Der Forderung von Herrn Prof. Lawin, grundsätzlich nur von der Industrie hergestellte Lösungen zu verwenden, können wir uns nicht anschließen.

Die Umstellung auf fertige Indu- strielösungen bedeutet eine weite- re Kostenexpansion des ohnehin schon überstrapazierten Arzneimit- teletats vieler Krankenhäuser mit Aufgaben der Akutversorgung.

In Anbetracht der Kostenexplosion im Gesundheitswesen sollte daher nach unserer Meinung jede Mög- lichkeit der Selbstherstellung in Krankenhausapotheken genutzt werden. Hinzu kommt, daß manche speziellen Zubereitungen von Infu- sionslösungen für intensivmedizini- sche Belange von der Industrie entweder gar nicht oder in nicht ausreichender Menge zu erhalten sind.

Die alleinige Verwendung konfek- tionierter Infusionslösungen würde die Verordnungsfreiheit des Arztes empfindlich einschränken.

Aus diesem Grunde haben einige Arzneimittelkommissionen aus Uni- versitäten gegen den § 4 in Verbin- dung mit § 20 des neuen Entwurfes des Arzneimittelgesetzes prote- stiert. Sollte dieser Gesetzentwurf realisiert werden, dann hätten die Apotheken der Krankenhäuser nicht mehr die Erlaubnis, Arznei- mittel auf Vorrat herzustellen. Der Gesetzgeber sollte daher die Be- stimmung im neuen Arzneimittelge- setz so fassen, daß im Interesse ei- ner optimalen Arzneimittelversor- gung Krankenhausapotheken wei- terhin Infusionslösungen auf Vorrat herstellen dürfen. — Wir danken Herrn Prof. Lawin für seinen kriti- schen Hinweis.

Dr. med. Peter Lübcke Oberarzt der III. Medizinischen Abteilung des AK Altona Dr. med. Nikolaus Herden Oberarzt der Anästhesie- Abteilung des AK Altona 2 Hamburg 50

Paul-Ehrlich-Straße 1

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 35 vom 28. August 1975 2415

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