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Archiv "Hippokrates: Herabsetzend" (28.03.1997)

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A-796 (8) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 13, 28. März 1997

S P E K T R U M LESERBRIEFE

Haschischverkauf

Zu der Nachricht in Heft 8/1997 „An- trag auf Modellversuch für Haschisch- verkauf“:

Gesundheitsschäd- liche Experimente

. . . Was mit ein wenig Hanf anfängt, führt bei vielen in eine Heroin- oder polyva- lente Abhängigkeit. Dies ist vor allem deshalb der Fall, weil es bei Gewöhnung an den Mißbrauch einer Droge zum Abbau von Hemm- schwellen gegenüber anderen berauschenden Substanzen kommt. Man muß also den Anfängen wehren.

Wenn ein Bundesland die Tür zum Haschischmiß- brauch weiter öffnet, als es das dem Gesundheitsschutz dienende Betäubungsmittel- gesetz erlaubt, übt dies eine falsche Signalwirkung aus.

Auch ist an die Sogwirkung auf auswärtige Drogeninter- essenten zu denken. Ein sol- ches fragwürdiges Beispiel macht an den Landesgrenzen nicht halt; die schädliche Wir- kung strahlt auch auf andere Bundesländer aus. Wie will man zum Beispiel den Wei- terverkauf dieser Drogen un- terbinden?

Auch beim straflosen Kauf und Verkauf wollen Händler und Produzenten verdienen. Wie im Heute- Journal des ZDF am Rosen- montag (10. Februar 1997) zu vernehmen war, sollen be- reits 16jährige nach den Kie- ler Vorschlägen täglich Ha- schisch einkaufen dürfen. 80 Prozent dieser Altersgrup- pe in der Bundesrepublik Deutschland besuchen noch die Schule. Der Drogenab- usus muß somit von den El- tern finanziert werden. Bis zum eigenständigen Erwerb des Lebensunterhaltes dauert es oft noch viele Jahre. Müs- sen für Drogenkonsumenten Kindergeld und Bafög erhöht werden, oder woher sollen die Jugendlichen und Heran- wachsenden das nötige Geld nehmen? Wer zahlt bei elter- licher Arbeitslosigkeit? Und wer ist haftbar für die Kosten

bei gesundheitlichen Folge- schäden wie toxische Psycho- sen, Depressionen und Sucht- entwicklungen? Wer hat zu zahlen bei Unfällen unter Drogeneinfluß? Wie steht es hier um das Verursacherprin- zip?

1 712 Drogentote im Jahre 1996 in der Bundesrepublik Deutschland erfordern Ge- schlossenheit und Systematik bei der Durchsetzung präven- tiver Maßnahmen. Gesund- heitsschädliche Experimente sind kontraproduktiv. Wie sollen Eltern, Ärzte und Pädagogen die Jugendlichen von der Gefährlichkeit des Drogenkonsums überzeugen, wenn die Beschaffung der Rausch- und Suchtmittel im- mer mehr erleichtert wird?

Dr. med. Sigrid Schuler, Friedrich-Neff-Straße 5, 79595 Rümmingen

Politik aktuell

Zu dem Leserbrief „Eher ein faules Ei“ von Dr. med. U. Steenblock in Heft 7/1997, der sich auf das Titelbild von Heft 1–2/1997 bezog:

Weiter so!

. . . Wäre es denn nicht ehrlicher, anständiger und auch verdienstvoller gewe- sen, wenn Kollege Steen- block gesagt hätte, wie man unser krankes Gesundheits- wesen reformieren und vor dem Bankrott retten könnte?

Bundesminister Seehofer sucht ja direkt verzweifelt nach einem Weg aus der Mi- sere, den alle Beteiligten mit- gehen wollen und können.

Im übrigen fand ich das kritisierte Titelbild mit dem Ei symbolträchtig und gut.

Ich assoziierte das Ei mit dem

„Ei des Kolumbus“ (ich neh- me an, daß Herr St. weiß, wie Kolumbus ein Ei dazu brach- te, daß es senkrecht auf der Tischplatte stehen blieb).

Dem Minister zur Nachah- mung empfohlen!

Doch „de gustibus est non disputandum“ und „allen Leuten recht getan ist eine Kunst, die niemand kann“.

Fazit: Ich finde das Deutsche

Ärzteblatt sowohl gestalte- risch wie inhaltlich gut und le- se es immer noch druckfrisch!

Weiter so!

Dr. med. Hans Nagel, Süd- ring 41, 72160 Horb

Renten

Zu dem Beitrag „Rentenversicherung:

Als selbständiger Arzt noch weiter ein- zahlen?“ in Heft 9/1997:

Altersversorgung selbst gestalten

Als „Internistensenior“, Jahrgang 1927, habe ich eini- ge Erfahrungen hinsichtlich Altersversorgungen weiter- zugeben.

Da die meisten Ärzte nicht fertig gebacken vom Himmel fallen, haben wir alle eine mehr oder weniger län- gere Klinikausbildung hinter uns, bei der wir versiche- rungspflichtig gewesen sind.

Vor Einsetzen der Ärztever- sorgung 1964 in Niedersach- sen hatte man keine andere Wahl als die BfA. Wenn man letztere Versicherung weiter- führen oder später wieder bei ihr einsteigen will, so beden- ke man, daß die Versiche- rungsbedingungen hier vom Bund, wie bereits mehrfach gehabt, rückwirkend jeder- zeit zum Nachteil der freiwil- lig Versicherten geändert werden können: Verkürzung der Ersatz- und Ausfallzei- ten, die ein wichtiger Faktor bei der späteren Rentenbe- rechnung sind – Wegfall der bei Rentenbeginn automa- tisch einsetzenden Versiche- rung in der gesetzlichen Krankenversicherung – die Überschüsse der BfA müssen an die immer defizitäre LVA abgeführt werden – gesetzli- che Einführung von Versiche- rungsleistungen (Kinderren- ten der Mütter, Trümmer- frauenrenten, Übernahme der DDR-Renten), die nicht durch Beiträge der Versicher- ten gedeckt sind, also prak- tisch einer entschädigungslo- sen Enteignung der Beitrags- zahler gleichkommt.

Man kann es auch als einen Vertrauensmißbrauch

schlimmster Art verstehen, der privatrechtlich nach dem BGB eine strafbare Hand- lung darstellen würde.

Zu den Lebensversiche- rungen ist zu sagen, daß diese gesetzlich gezwungen sind, nur vier Prozent ihrer Gewin- ne an die Beitragszahler ab- zuführen, und daß die immer wieder viel gerühmte Steuer- freiheit der ausgezahlten Ver- sicherungssummen nicht ein Verdienst der Lebensversi- cherer darstellt, sondern Be- dingungen sind, die der Ge- setzgeber festlegt und jetzt gerade in Frage gestellt hat.

Es empfiehlt sich für junge Leute, die Familie haben, le- diglich eine Risikoversiche- rung abzuschließen und sich die Altersversorgung mit Hil- fe einer soliden Bank selbst zu gestalten (thesaurierende Papiere). Am sichersten und solidesten sind im Augen- blick die berufsständischen Altersversorgungskassen . . .

Dr. med. Hellmuth Hahn, Am Kummerberg 1, 30900 Bissendorf Wedemark

Hippokrates

Zu dem Leserbrief „Ein Schlitzohr?“

von Dr. med. Lothar Dinkel in Heft 9/1997:

Herabsetzend

Nachdem ich den Beitrag des Kollegen gelesen hatte, stellte sich mir die Frage, war- um wird ein über ein Jahrtau- send anerkanntes Vorbild auf diese Art und Weise in Frage gestellt? Sind es vielleicht die- selben Beweggründe, wie so oft in der Geschichte, daß man, wenn man den Ruhm einer bestimmten Person we- der zu Lebzeiten geschweige denn 2 500 Jahre später errei- chen kann, schlitzohrig ver- sucht, diese Persönlichkeit auf das eigene Niveau herab- zusetzen?

Ich möchte nicht auf die erwähnten Äußerungen wie Clan oder Ärztesekte einge- hen, bezüglich aber der er- wähnten Schädeltrepanation mit Todesfolge möchte ich Herrn Dinkel darauf auf-

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A-797 Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 13, 28. März 1997 (9)

merksam machen, daß es auch heutzutage chirurgische Eingriffe mit Todesfolge gibt, geschweige denn in einer Zeit, als die Mehrheit der Menschen um Hippokrates noch in Höhlen hauste.

Nicht die Abkehr, sondern die Einhaltung des hippo- kratischen Eides hat dem Abendland seine gediegenen, in der Stille gewachsenen ärztlichen Wertvorstellungen ermöglicht!

Papasimos Sokrates, Uh- landstraße 12, 32545 Bad Oeynhausen

Großbritannien

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Unisex- Schlafsäle“ in Heft 9/1997:

Andere Erfahrungen

Obwohl die Vorstellung von riesigen Krankenschlaf- sälen für deutsche Patienten und deutsche Ärzte schreck- lich anmuten mag, habe ich im Rahmen meines Studien- aufenthaltes in GB damit an- dere Erfahrungen gemacht.

Zwar ist es nicht ange- nehm, mit vielen Menschen einen Raum zu teilen, jedoch waren dort unter den Patien- ten die Einzelzimmer eher unbeliebt. Sie profitierten von den Kontaktmöglichkei- ten und der häufigeren Zu- wendung durch das Pflege- personal. Was mir jedoch am wichtigsten erscheint: Durch die Vorhänge, die um die Bet- ten gezogen werden konnten, war der Schutz der Persön- lichkeits- und Intimsphäre der Patienten viel besser ge- währleistet als zum Beispiel im beliebten Zwei- oder Drei- bettzimmer in einer deut- schen Klinik.

Bei uns finden alle Ge- spräche und Untersuchungen sowie Pflegemaßnahmen an einem Patienten unter den Augen und Ohren der Bett- nachbarn statt, ob er es möch- te oder nicht. Zudem nehmen ärztliches und Pflegepersonal oft zu wenig Rücksicht auf diese Persönlichkeitsrechte, ich möchte mich selbst dabei gar nicht ausnehmen. So kön-

nen wir doch auch etwas vom englischen Krankenhauswe- sen lernen.

Dr. med. Birgit Pfeiffer, Schaftriebweg 6, 55131 Mainz

Heilmittel

Zu der Grafik „Heilen ohne Pillen“, Heilmittelausgaben nach Leistungser- bringern im Jahr 1995, in Heft 6/1997:

Behandler qualifizieren

Am 6. November 1996 trat die Budgetierung der Heil- mittel in Kraft, die zu dem ge- nannten Einbruch in der Ver- ordnung von Physiotherapie- mitteln führte und die Exi- stenz von Physiotherapiepra- xen bedroht. Die vorliegende Statistik von 1995 zeigt eine fast siebenmal höhere Sum- me der Heilmittelausgaben in den alten Bundesländern, die nicht mit der Bevölkerungs- zahl zu erklären ist. 1995 be- stand in den neuen Bundes- ländern weder eine Über- noch eine Unterversorgung mit Physiotherapiemitteln.

Wäre nicht eine einfache Erklärung dieser Statistik, daß in den neuen Bundeslän- dern seit Jahrzehnten das Fach Physiotherapie an den Universitäten Lehr- und Prü- fungsfach war? Diese obliga- torische und umfassende Ausbildung erfolgte in den al- ten Bundesländern in diesem Fach nicht, und seit 1994 wird weder in den alten Bundes- ländern noch in den neuen Bundesländern die physio- therapeutische Rezeptier- kunst obligatorisch gelehrt.

Nach der vorliegenden Statistik wurden 1995 in den neuen Bundesländern offen- sichtlich die Heilmittel sach- gerecht und ökonomisch ver- ordnet. Es ergibt sich dem- nach die Forderung, die Be- handlung zu qualifizieren und nicht die Methode zu disqua- lifizieren und zu budgetieren.

Prof. Dr. med. Detlev Riede, Deutsche Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Ernst-Grube- Straße 40, 06120 Halle S P E K T R U M

LESERBRIEFE

Referenzen

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