Hämatologie
Das gesamte Spektrum
Hermann Heimpel, Die- ter Hoelzer, Hans-Peter Lohrmann und Erhard Seif- reid unter Mitarbeit von En- no Kleinhauer: Hämatologie in der Praxis.2. Auflage, Gu- stav-Fischer-Verlag, Jena, Stuttgart, 1996, 340 Seiten, 118 DM
Auf 340 Textseiten mit ei- nem qualitativ guten Bildan- hang ist es den Autoren ge- lungen, das gesamte Spek- trum maligner und benigner hämatologischer Erkrankun- gen für hämatologisch inter- essierte Nicht-Spezialisten in Praxis und Klinik in einer zwar komprimierten, jedoch klaren und gut verständlichen Weise darzustellen.
Eingangs werden die Phy- siologie und Pathophysio- logie der Hämatopoese, die wichtigsten diagnostischen Methoden, Leitsymptome und ihre diagnostischen Kon- sequenzen sowie Behand- lungsverfahren und Behand- lungsprinzipien im Lichte moderner Entwicklungen ab- gehandelt. Der Leser profi- tiert wesentlich von dem dar- gestellten hämatologischen Grundwissen bei der Lektüre der folgenden Kapitel über die einzelnen Entitäten. Dia- gnostisch, differentialdiagno- stisch und therapeutisch We- sentliches ist typographisch hervorgehoben. Das erleich- tert die Bewertung klinisch- hämatologischer Befunde und die Entscheidung des primär behandelnden Arztes darüber, ob die weiterführen- de Diagnostik und Therapie in der Praxis oder im Kran- kenhaus erfolgen können oder der Patient in ein häma- tologisches Zentrum einzu- weisen ist. Die Abhandlung der hämorrhagischen und thrombophilen Diathesen nimmt angesichts der kom- plexen pathophysiologischen Zusammenhänge nicht über- raschend einen etwas breite- ren Raum ein.
Anzumerken bleibt nur, daß bei der Besprechung der Non-Hodgkin-Lympho- me die revidierte europäisch- amerikanische Lymphom- („Real“-)Klassifikation noch nicht konsequent Berück- sichtigung findet.
Reinhard Zschaber, Hamburg
Werke des Hippokrates
Ärztliche Tradition
Richard Kapferer (Hrsg.):
Hippokrates.Sämtliche Wer- ke, Band I (Teile 1–11), Band II (Teile 12–20/1), Band III (Teile 20/2–25). Anger-Ver- lag Eick, Anger, 1995, 3 Bän- de, gebunden, 360 DM
Daß der frühere Münch- ner Medizinhistoriker Dr.
Richard Kapferer, unter Mit- wirkung seines Würzburger Lehrers Sticker, das gesamte
„Corpus Hippocraticum“ neu herausgebracht, zum größten Teil selbst übersetzt, kennt- nisreich und einfühlend kom- mentiert hat, ist gegenüber zum Teil rund 100 Jahre alten oder unvollständigen Ausga- ben ein großes Verdienst. Ob- wohl sich manche Ärzte an den (in der Zuordnung um- strittenen) „Eid des Hippo- krates“ kaum noch halten, ja teilweise ihn nicht mehr ken- nen, gehört Hippokrates un- verändert zur besten ärztli- chen Tradition – wie die grie- chische Kultur zur Grundlage unserer westlichen Zivilisati- on. Man muß die umfangrei- chen Schriften nicht alle stu- dieren, aber man sollte gele- gentlich darin lesen und stau- nen, was vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden Empirie und Intuition dieses ärztlichen Genies hervorgebracht ha- ben. Leider hat der Verlag für den Satz altdeutsche Buchsta- ben gewählt. Das wird mögli- cherweise denjenigen, denen man die Lektüre besonders ans Herz legen möchte, den jüngeren Ärzten, den Zugang erschweren oder verhindern.
Rudolf Gross, Köln A-2592 (16) Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 41, 11. Oktober 1996
S P E K T R U M BÜCHER