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Verhütung im Notfall

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Academic year: 2022

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ie junge Frau war bereits erstversorgt worden und hatte auch schon ein Re- zept für die „Pille danach” er- halten. In den Kölner Kranken- häusern wurde lediglich die gynäkologische Untersuchung für die Spurensicherung abge- lehnt. Trotzdem folgte auf die Empörung über die unterlas- sene Hilfeleistung schnell eine Ethikdiskussion zu der Frage:

„Greift die Pille danach bereits in das Recht auf Leben ein?”

Zurzeit scheint sich in der katholischen Kirche ein Rich- tungswechsel anzudeuten: Auf der Bischofskonferenz vom 21. Februar wurde beschlossen, dass nach einer Vergewaltigung der Einsatz der „Pille danach”

zur Verhütung legitim sei.

Kein Schwangerschaftsab- bruch Die „Pille danach” darf nicht mit der „Abtreibungspille”

(Mifegyne®) verwechselt wer- den. Letztere wirkt zwar auch, wie eines der „Pille danach”-

Präparate, der eigentliche Abort wird aber durch ein anschlie- ßend eingenommenes Prosta- glandin ausgelöst. Die „Pille danach” verhindert hingegen le- diglich den Eisprung. Ob sie au- ßerdem die Einnistung eines befruchteten Eis erschwert, wird diskutiert, ist aber wissenschaft- lich nicht ausreichend belegt.

Hat sich das Ei bereits in der Gebärmutter eingenistet, ist die

„Pille danach” wirkungslos. Sie ist auch für Mädchen unter 16 Jahren geeignet – allerdings darf

sie immer nur als Notfallverhü- tungsmittel eingesetzt werden.

In vielen europäischen Ländern ist die „Pille danach” rezeptfrei erhältlich, hier zu Lande ist sie dagegen immer noch verschrei- bungspflichtig – was seit einiger Zeit jedoch Gegenstand von Diskussionen ist. Politische Ini- tiativen hoffen in Zukunft auf eine Aufhebung der Rezept- pflicht. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinpro- dukte hatte das bereits 2009 gefordert.

PRAXIS PILLE DANACH

Verhütung im Notfall

© KrishnaKumar Sivaraman / 123rf.com

50 DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2013 | www.pta-aktuell.de

Der Fall eines Vergewaltigungsopfers, dem zwei katholische Kranken-

häuser die Versorgung nach der Tat verwehrten, hat die postkoitale

Empfängnisverhütung wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

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Präparat auf Basis von Le- vonorgestrel Das synthetische Gestagen (Gelbkörperhormon) hemmt die Ausschüttung des luteinisierenden Hormons (LH, Lutropin) und verhindert da- durch den Eisprung. Neben der ovulationshemmenden Wirkung scheint Levonorgestrel (Pida- na®) auch das Sekret im Gebär- mutterhals zu verdicken, wo- durch es eine natürliche Bar- riere gegen das Eindringen von Spermien schafft. Außerdem bewirkt es womöglich eine Er- höhung des pH-Werts in der Gebärmutter, was die Beweg- lichkeit der Samenzellen ein- schränkt. All diese Wirkweisen wurden jedoch lediglich experi- mentell beobachtet. Bei einer bereits bestehenden Schwanger- schaft ist die Einnahme solcher Präparate unbedenklich.

Die Pille danach mit Levonor- gestrel muss innerhalb von 72 Stunden nach dem ungeschütz- ten Geschlechtsverkehr einge- nommen werden. Dabei gilt: Je früher, desto wirkungsvoller.

Bis zu 12 Stunden danach bietet das Medikament den größten Schutz, 24 Stunden danach ist das Risiko, schwanger zu wer- den, mit 0,4 Prozent immer noch sehr gering. Am dritten Tag hat sich das Risiko jedoch bereits verfünffacht.

Präparat auf Basis von Uli- pristal Anders sieht das bei dem Präparat mit Ulipristal aus, einem Progesteronrezeptormo- dulator, der 2009 unter dem Namen EllaOne® auf den Markt kam. Ulipristal wirkt ebenfalls ovulationshemmend, indem es die Bindung des Sexualhormons Progesteron an seine Rezepto- ren verhindert. Progesteron gilt als „Nestbereiterhormon“, da es unter anderem die Einnistung des Eis unterstützt, indem es die Beschaffenheit der Gebärmut- terschleimhaut reguliert und für die Erhaltung der Schwanger-

schaft in der Anfangsphase ver- antwortlich ist. Daher darf Uli- pristal bei einer bestehenden Schwangerschaft nicht einge- nommen werden. Kann diese ausgeschlossen werden, gibt es jedoch einen Vorteil gegenüber Präparaten mit Levonorgestrel:

Ulipristal wirkt nämlich noch fünf Tage nach dem unge- schützten Geschlechtsverkehr.

Ob es dabei am Ende dieses Zeitraums noch genauso wirk- sam ist wie zu Beginn, muss je- doch noch in Studien nach- gewiesen werden. Im Schnitt wird eine von 100 Frauen trotz der Einnahme schwanger – ein zehnfach geringeres Risiko als bei Präparaten mit Levonorge- strel. Das Präparat ist allerdings erst so kurz auf dem Markt, dass es noch keine Erfahrungen zu Langzeitwirkungen gibt. Daher wird innerhalb der 72-Stunden- Frist immer ein Präparat mit Le- vonorgestrel die erste Wahl sein.

Neben- und Wechselwir- kungen Bei einer von zehn Frauen führt die Einnahme der

„Pille danach” zu Übelkeit, menstruationsähnlichen Unter- leibskrämpfen, Schwindel, Be- nommenheit und Kopfschmer- zen. Auch Zwischenblutungen werden beobachtet. Starke Bauch- schmerzen und Blutungen, Brustschmerzen und andere, auffällige Nebenwirkungen soll- ten sofort ärztlich abgeklärt werden. Stillende Mütter sollten die Präparate direkt nach dem Stillen einnehmen und danach für 24 beziehungsweise 36 Stun- den bei Ulipristal auf das Stillen verzichten. Wer mit der Anti- babypille verhütet, kann diese nach der Notfallverhütung wei- ter normal einnehmen, für den restlichen Zyklus empfiehlt sich allerdings ein zusätzlicher Schutz, zum Beispiel mit Kondomen.

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Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

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