B R I E F E
WARTEZEITEN
Wenn Ärzte als Selbstständige sich ökonomisch verhal- ten, werden sie ge- scholten (DÄ 33/
2006: „Wartezeiten in Arztpraxen: Zwei- erlei Maß“ von Sabine Rieser).
Gut gekontert?
Wie in einer Umfrage nur sieben Prozent beim Facharzt mehr als drei
Wochen auf einen Termin warten müssen, kann ich nicht nachvollzie- hen. In unserer Praxis und auch de- ren vieler Kollegen ist dies abgese- hen von echten Notfällen im GKV- Bereich fast die Regel. Dies ist die Folge der aktuellen Gesundheitspo- litik. Bei ca. 25 Euro Regelleis- tungsvolumen und dank des kalku- lierten EBM 2000plus klar erkenn- barer Unterfinanzierung, z. B.
Röntgen der LWS in zwei Ebenen bedeutet bei Punktwert 5,11 Cent etwa 5,11 Euro Gewinn, tatsächlich
in II/2005 innerhalb des Regelleis- tungsvolumens minus 2,56 bis mi- nus 4,69 Euro (Verlust) und außer- halb des Regelleistungsvolumens minus 15,08 bis minus 15,12 Euro (Verlust), ist ein Aufrechterhalten einer qualitativ ausreichenden kas- senärztlichen Versorgung nur durch Quersubvention durch ausreichende Privateinnahmen möglich; für die Arbeit am GKV-Patienten muss al- so Geld mitgebracht werden . . . Zum Wohle der GKV-Patienten er- halten die Privatpatienten schneller
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Das Leser-Forum
A2932 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 44⏐⏐3. November 2006
B R I E F E
einen Termin. Dieser Missstand sollte auch den verantwortlichen Politikern klar vor Augen geführt werden, um Abhilfe zu schaffen.
Auf keinen Fall sollte so getan wer- den, als müssten GKV-Patienten nicht länger auf einen Termin war- ten als Privatpatienten. Somit war die leider kontraproduktive Antwort von Dr. Andreas Köhler auf die
„Klage“ der Gesundheitsministerin nicht gut gekontert und sollte nachträglich entsprechend korri- giert werden.
Dr. Michael Bittner,Griedeler Straße 35, 35510 Butzbach
ORGANSPENDEN
Bundesaußenminis- ter Steinmeier hat die Bundesbürger aufgefordert, ande- ren Menschen durch eine Organspende neues Leben zu schenken (DÄ 31–32/2006: „Eindringli- cher Appell“ von Peter Mlodoch).
Finanzielle Zuwendung
Den Aufruf des Bundesaußenminis- ters Frank-Walter Steinmeier zu ei- ner Intensivierung der Organspende kann man nur begrüßen. Seinen Schluss, dass wir die Kluft zwischen Organangebot und -nachfrage bes- sern müssen, ist richtig. Meines Er- achtens ist dies mit besserer Infor- mation und breiterer gesellschaftli- cher Basis für Organspenden allein nicht zu schaffen. Auch die Forde- rung des Implantationschirurgen, Herrn Prof. Broelsch, nach einem anderen Gesetz kann ich nicht nachvollziehen . . . Die Probleme liegen völlig anders. Der Hirntod muss von mehreren fachkundigen
Ärzten festgestellt und dokumentiert werden. Dazu benötigt der Arzt nicht nur Kraft, sondern auch sehr viel Zeit. Er muss den Hinterbliebe- nen nicht nur das furchtbare Ereignis mitteilen, sondern gleichzeitig die meist überraschende Frage nach ei- ner Organentnahme besprechen.
Dieser Vorgang dauert nicht selten etliche Stunden, weil die Hinterblie- benen berechtigt mit anderen Fami- lienangehörigen diese Problematik besprechen wollen. Der Arzt fällt di- verse Stunden für den Routinebe- trieb aus. Es müssen Gespräche mit dem Transplantationszentrum, den Pflegekräften, dem Krankenhaus- pastor und unter Umständen mit der Ethikkommission geführt werden.
Diese Stationen können heute nicht mehr verkürzt werden. Bekommt man von den Hinterbliebenen schließlich eine Explantationszusa- ge, geschieht das nicht selten unter dem Vorbehalt, dass der Verstorbene zur Organentnahme nicht noch ein- mal in ein anderes Krankenhaus ver- legt werden soll. Die Explantations- mediziner müssen zur Organentnah- me anreisen. Die eigenen Ärzte, Schwestern und Pfleger bleiben selbstverständlich über Stunden da- bei. Der OP muss hinterher geputzt und desinfiziert werden. Ist es nicht verständlich, dass eine solche inten- sive Zusatzarbeit von Verwaltung und auch ärztlichen Kollegen abge- lehnt wird, weil das sehr ausgedünn-
te Personal nach dieser Belastung anschließend einem vollen Arbeits- tag nicht mehr gewachsen ist? . . . Ich schlage vor, darüber nachzuden- ken, ob es nicht besser wäre, dem Organ entnehmenden Krankenhaus für jede Organspende eine adäquate finanzielle Zuwendung zukommen zu lassen. Damit könnte eventuell die Stimmung von Verwaltung und leitenden Kollegen verbessert wer- den. So wäre auch letztendlich den Patienten geholfen, die dringend auf ein Organ warten.
Dr. Rainer Wrbitzky,Am Hubertushain 8 A, 57250 Netphen
EMERGENCY ROOM
Szenen der US-TV- Serie werden zur Fortbildung für Ärzte genutzt (DÄ 37/
2006: „Interdiszi- plinäre Fortbildung:
Lernen von ,Emer- gency Room‘“ von Heike E. Krüger- Brand).
Sinnvolles Medium
Im Kommunikationskurs Interaktion am Reformstudiengang Medizin, Charité-Universitätsmedizin Berlin, wird seit dem Sommersemester 2006 im zehnten Semester die Kommuni- kation im Team und der Umgang mit Fehlern im ärztlichen Alltag themati- siert . . . Die Relevanz des Themas ärztliche Fehler im Team wird auch in einer Folge der bekannten Kran- kenhausserie Emergency Room (ER) deutlich: Im Interaktionskurs wurde den Studierenden in Kleingruppen à sieben Studierenden eine ER-Se- quenz gezeigt, in der in einer Not- fallsituation verschiedene Aspekte des Fehlerumgangs wie Team-Kom- munikation in Notfallsituationen, Einhalten und Übertreten von Kom- In einer ganzheitli-
chen Therapieerho- len sich transplan- tierte Kinder und Ju- gendliche auf dem Ederhof in Tirol.
Foto:Ederhof
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