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Archiv "Sicherstellung der ambulanten Versorgung: Ein Bärendienst der Kassen" (07.03.2014)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 111

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Heft 10

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7. März 2014 A 369

W

ar es nun eine letzte Spitze der Krankenkas- sen in Richtung des scheidenden Vorstandsvor- sitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. med. Andreas Köhler? Oder doch eher ein Willkommensgruß an dessen Nachfolger, den dann tags darauf gewählten Dr. med. Andreas Gassen? Nicht zum ersten Mal lud der GKV-Spitzenverband einen Tag vor einem Großereignis der Ärzteschaft zur Pressekonfe- renz und präsentierte fragwürdige Zahlen, um dann die Schlagzeilen mit ärztekritischen Aussagen zu bestim- men. Der ambulanten Versorgung erweisen die Kassen jedenfalls einen Bärendienst mit ihren altbekannten Vorwürfen; geht es doch mehr denn je darum, junge Ärztinnen und Ärzte für die Praxen zu gewinnen.

„Wir haben immer mehr Ärzte, die immer mehr Geld verdienen, und trotzdem gibt es für die Patienten teil- weise lange Wartezeiten und in wenigen Regionen im hausärztlichen Bereich erstmals Versorgungslücken“, sagte Johann-Magnus von Stackelberg, stellvertreten- der Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes, am 27. Februar in Berlin. Das Einkommen niedergelas- sener Ärzte liege auf einem Rekordniveau und mit durchschnittlich 166 000 Euro brutto pro Jahr und Arzt weit über dem Durchschnitt der Bevölkerung.

Von Stackelberg forderte, mehr Kooperationen und mehr Anstellungsmöglichkeiten anzubieten, damit jun- gen Ärzten der Weg in die Praxis und aufs Land er- leichtert werde: „Hier müssen die Ärzteorganisationen aktiv werden.“ Überhaupt würden viel zu wenig Haus- ärzte ausgebildet, monierte er. Deshalb machten so- wohl die Länder bei der Universitätsausbildung als auch die ärztliche Selbstverwaltung bei der Organisati- on der Weiterbildung und der Gestaltung von Bedarfs- planung und Zulassungsrecht „keinen guten Job“.

„Die Aussagen sind falsch“, konterte Köhler an sei- nem vorletzten Arbeitstag den Kassenvorstoß. Die Kas- senärztlichen Vereinigungen leisteten bereits sehr viel:

„Sie bieten Umsatzgarantien, Investitionshilfen, er- leichtern die Anstellung von Ärzten und unterstützen Stipendien für Medizinstudenten.“ Der GKV-Spitzen-

verband biete hingegen nur Plattitüden und viele fal- sche Behauptungen.

Irritierend ist vor allem, wie die Kassen wider besse- res Wissen auf steigende Ärztezahlen verweisen. Ihren Fachleuten ist wohlbekannt, dass immer mehr Ärztinnen und Ärzte in Teilzeit arbeiten. Auf Nachfrage räumte von Stackelberg denn auch ein, dass man nur Köpfe ge- zählt habe, nicht Arbeitsstunden. Zuvor hatte er vorge- rechnet, dass zwar die Zahl der hausärztlichen Praxisin- haber von 59 600 im Jahr 2000 auf knapp 56 000 im Jahr 2012 gesunken sei. Durch die Zunahme an angestellten Ärzten sei die Gesamtzahl jedoch auf 60 400 gestiegen.

Der erkennbare Ärztemangel in der Fläche ist eine Herausforderung, der sich der GKV-Spitzenverband stellen muss – gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und mit Ausdauer. Denn schnelle, einfache Lösungen gibt es nicht. Eine konstruktive Ver- tragspartnerschaft sei jedoch nur bei gegenseitigem Respekt möglich, betonte der neue KBV-Chef Gassen:

„Genau daran hat es der GKV-Spitzenverband aber in den letzten Jahren gegenüber den Ärzten und Psycho- therapeuten mangeln lassen.“ So in Verhandlungen zu gehen, sei grundsätzlich kontraproduktiv. Gassen ap- pellierte daher an die Verantwortlichen des GKV-Spit- zenverbandes, sich wieder auf Sachlichkeit zu besin- nen. Die fängt bei den Daten an.

SICHERSTELLUNG DER AMBULANTEN VERSORGUNG

Ein Bärendienst der Kassen

Jens Flintrop

Jens Flintrop Redakteur für Gesundheits- und Sozialpolitik

S E I T E E I N S

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