NACHRICHTEN
Aus Bund und Ländern
Scheitert die Weiterbildung für Journalisten?
BERLIN. Seit Juli 1979 gibt es an der Freien Universi- tät den "Modellversuch
Journalisten-Weiterbil-
dung". Dieser nach einer
zweijährigen Pilotphase durchgeführte Studien-
gang, mit dreijähriger Dau-
er, scheint zur Zeit keine Überlebenschancen zu ha- ben. Die Unschlüssigkeit der Politiker, im Bund und im Land Berlin dem Wunsch nach (berufsbe- gleitender) Weiterbildung von mehreren hundert Journalisten nachzukom-
men, ist sofern unver- ständlich, als aller Orten ei- ne verbesserte Ausbildung der Journalisten gefordert wird.
Daß ein sehr hoher Bedarf an einer Weiterbildung un- ter den Journalisten in der Bundesrepublik und West- Berlin vorhanden ist, geht aus einer Befragung bei mehr als 2000 Journalisten aus allen Medien hervor.
Besonders deutlich wird der Bedarf der journalisti- schen Weiterbildung im Bereich der wissenschaft- lichen Themen, und hier nicht zuletzt bei der Dar- stellung medizinischer Sachverhalte in den Me- dien. Zu leicht werden in- nerhalb dieses Themen- komplexes unbegründete Befürchtungen oder Hoff- nungen geweckt, die die Bevölkerung verunsichern und dem Arzt dem Alltag unnötig erschweren. Unzureichende Kenntnisse wissenschaftlicher Zusam- menhänge und Entwick- lungen sowie Ablehnung gegenüber Wissenschaft und Technik, aber auch Wissenschaftsgläubigkeit, führen oftmals zu einer nicht sachgemäßen, ver- kürzten oder übertriebe- nen Darstellung wissen- schaftlicher Themen. Die
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
zum Teil daraus resultie- renden Folgen, besonders bei der Aufbereitung medi- zinischer Sachverhalte für den Laien, stellen aber das angestrebte Ziel, ein natür- liches Verhalten gegen- über medizinischen Sach- verhalten in der Bevölke- rung herzustellen, sicher- lich in Frage.
Aus diesen Gründen ist es unverständlich, wenn ein von Fachleuten, Gewerk- schaften, Berufsverbänden und vor allem seinen jour- nalistischen Teilnehmern als überaus erfolgreich be- zeichneter Modellversuch der journalistischen Wei- terbildung an der Freien Universität Berlin nicht als Regelstudium übernom- men werden soll. WPG
Vorsicht bei
"Ersatzdrogen"
BERLIN. Zu besonderer Wachsamkeit bei der Ver- ordnung von Medikamen- ten, die die Stimmung he- ben und den Antrieb stei- gern oder dämpfen kön- nen, hat die Ärztekammer Berlin die Ärzteschaft Ber- lins aufgerufen. Potentielle Ausweichdrogen sollten nur nach sorgfältiger Indi- kationsstellung verordnet werden. ln Berlin werden, wie es in der Erklärung heißt, in der Drogenszene folgende Präparate als
"Ersatzdrogen" genannt:
Captagon, codeinhaltige Präparate, Distraneurin, Dolantin (BTM), Dolviran, Fortral, Medinox, Optali- don, Percoffedrinol, Tem- gesic, Valium und Valo- ren N.
Die Ärzte sollten von die- sen Präparaten nur klein- ste Packungen verordnen, keine Wiederholungsre- zepte ausstellen und die Rezepte dadurch fäl- schungssicherer gestalten, daß sie diese doppelt stem- peln und die freien Stel- len wie bei Bankschecks durchstreichen. JK
SPD plädiert für Strukturreform
ESSEN. Die SPD hat sich auf ihrem jüngsten Bun- desparteitag (vom 17. bis 24. Mai) für eine Struktur- reform in der Krankenver- sicherung eingesetzt und beschlossen, beim näch- sten Bundesparteitag (1986) die Sozialpolitik zu einem der Schwerpunkt- themen zu erklären. Bis dahin soll der Entwurf des Parteivorstandes für ein sozialpolitisches Pro- gramm vorliegen. Der Es- sener Bundesparteitag hat einen 14-Pu n kte-Katalog an den Parteivorstand überwiesen, in dem Leitli- nien für dieses Programm umrissen werden.
Für die Krankenversiche- rung werden von der SPD gefordert:
..". Beseitigung der "Wett- bewerbsnachteile" einzel- ner Kassenarten durch Aufhebung "ungerechtfer- tigter" Unterschiede im Beitrags-, Leistungs- und M itg I iedschaftsrecht;
..". Stärkung der Position der Krankenkassen im Krankenhauswesen durch Einräumung eines "mitbe- stimmenden Einflusses"
auf die Bedarfsplanung, die Investitionsentschei- dungen und die Pflege- satzgestaltu ng;
..". keine Direktbeteiligun- gen der Versicherten bei
Krankenhausaufenthalt und Kuren, auch keine an- deren Formen direkter Ko- stenbeteiligung;
..". Einleitung von Geset- zesinitiativen mit dem Ziel, die Abrechnungen in der GKV für den Versicherten transparent zu machen und "Abrechnungsmani- pulationen" zu erschwe- ren.
ln einem weiteren ange- nommenen Antrag heißt es, die Kostenexplosion auf der Anbieterseite müs-
se "besonders" bekämpft
werden. Die SPD schlägt
1990 (22) Heft 25/26 vom 25. Juni 1984 81. Jahrgang Ausgabe A
vor, die Vergütungssyste- me für Ärzte so zu gestal-
ten, "daß von ihm keine
Anreize zur Mengenaus- weitung ausgehen" und
"ungerechtfertigten" Ein-
~ommenserhöhu ngen der Arzte vorgebeugt werden kann. Ferner sollen Me- chanismen eingeführt wer- den, um Gebührenabrech- nungen bei Heilberufen besser zu kontrollieren.
Um ein Marktgleichge- wicht zwischen den phar- mazeutischen Unterneh- men und den Krankenkas- sen herzustellen, sollten vertragliche Beziehungen hergestellt werden. Die Werbung für Arzneimittel sollte auf Fachkreise be- schränkt und Heilberufe wie Arzneimittelhersteller verpflichtet werden, uner- wünschte Nebenwirkun- gen zentral zu melden. Es soll eine "herstellerunab- hängige Informationsstelle für Ärzte und Patienten über Arzneimittel, ihre Wir- kungen und ihre Risiken"
eingerichtet werden. EB
Tierversuche stark rückläufig
BREMEN. Wie der (damali- ge) Vorsitzende des Bun- desverbandes der Pharma- zeutischen Industrie, Pro- fessor Dr. med. Rudolf Kopf, Leverkusen, auf der Hauptversammlung des Verbandes in Bremen aus- führte, ist der Bedarf an Versuchstieren stark rück- läufig. ln den fünf Jahren von 1978 bis einschließlich 1982 wurden 30 Prozent weniger Versuchstiere be- nötigt. Die Ursachen für diesen Rückgang sind in der laufenden Verfeine- rung von Versuchsplanung und -auswertung sowie in dem zunehmenden Ein- satz von Ergänzungsme- thoden mit schmerzfreier Materie zu sehen. Gegen- wärtig werden in der Bun- desrepublik drei Millionen Tiere benötigt, davon etwa 90 Prozent Ratten und
Mäuse. Kl