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Archiv "Gewaltiger Druck von unten" (14.08.1992)

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Dr. Winfried Schone: Ärz- Dr. Dietrich Thierfelder: Dr. Ulrike Schwäblein- te-Umfrage zum Ausstieg SED-Zeiten werden dieses Sprafke: Die Ärzte in Sach- aus dem Seehofer-System Mal für alle eingeläutet sen sind zum Kampf bereit

Gewaltiger Druck von unten

Ungewöhnlich war schon das Zustandekommen der außerordent- lichen Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereini- gung: Einige regionale Kassenärztli- che Vereinigungen hatten darauf be- standen. Genau so ungewöhnlich war der Verlauf: Die Delegierten auf dem Parkett, die vielzitierte Basis, bestimmten den Verlauf. Sie artiku- lierten Unmut und Empörung. Die Unmutswellen erreichten den Vor- standstisch, und der konnte dem Druck von unten schließlich kaum standhalten.

Hatte sich der KBV-Vorstand, dem Vernehmen nach, vor der Ver- treterversammlung darauf verstän- digt, die Seehoferschen Gesetzesplä- ne zwar hart zu kritisieren, sich aber als dennoch verhandlungsbereit zu präsentieren, so wich er von dieser Linie im Verlauf der Vertreterver- sammlung immer häufiger ab. Ein Vorstandsmitglied nach dem ande- ren trat aufs Podium, um der Stim- mung der Basis Rechnung zu tragen und sich womöglich an die Spitze der Empörung zu setzen. Am längsten hielt sich noch KBV-Vorsitzender Dr. Oesingmann an die vereinbarte Linie. Er rechnete in der Sache hart mit den Gesetzesplänen ab, bekun- dete aber auch seine Abneigung ge- gen Übermaßreaktionen wie zum Beispiel Streiks. Er warb um Ver- ständnis darum, daß die KBV und ihre Spitze bestrebt sein muß, wei-

terhin als Verhandlungspartner des Bundesgesundheitsministers akzep- tiert zu werden.

Im Plenum hingegen wurde eine heilige Kuh nach der anderen ge- schlachtet. Streik dürfe nicht ausge- schlossen werden. Politisierung der Patienten via Wartezimmer und mo- bilisierende Gespräche im Sprech- zimmer müßten ins Kalkül gezogen werden. Dem Patienten dürfe zwar nicht geschadet, doch Beunruhigung des Patienten müsse in Kauf genom- men werden, um später Schlimmeres zu verhüten. Der geheiligte Sicher- stellungsauftrag, die Jahrzehnte ge- hegte öffentlich-rechtliche Organisa- tion der Kassenärztlichen Vereini- gungen standen zur Debatte. Die Rückgabe der Kassenzulassung wur- de offen diskutiert.

Dr. Otto Schloßer: Seehofer ist ge- sprächsbereit, wir sollten das nutzen

Angst vor einer Übernahme des Sicherstellungsauftrags durch die Kassen? Angst vor Ambulatorien der Krankenkassen oder der Kranken- häuser? Angst vor dem Einkaufsmo- dell der SPD? All das wurden beisei- te geschoben. Den Kassen werde es überhaupt nicht gelingen, die ambu- lante Versorgung in eigener Regie zu organisieren. Das Tohuwabohu, das in einem solchen Fall entstehe, würde keine Regierung politisch heil überstehen. Träten die Kassenärzte geschlossen auf, dann könnten sie auch solche Pläne wie die der SPD verhindern. Auch die früher so liebe- voll gepflegten Bande zu den Unionsparteien und der FDP wur- den rhetorisch gekappt. Solche Schweinereien, wie sie die christlich- liberale Koalition den Ärzten heute zumute, hätten sich nicht einmal SPD-geführte Regierungen geleistet.

Ein altgedienter KV-Funktio- när, Dr. Schloßer aus Rosenheim, der zur Besonnenheit mahnte, hatte da einen schweren Stand. Solcherlei Mahnungen zur Vernunft wollte man nicht hören; immerhin ließ man den einsamen Rufer, wenn auch un- ter Scharren und Zischen, ausreden.

Das große Wort führten viel- mehr Vertreter der früheren KV-in- ternen Oppositionsgruppierungen, und sie fanden den Beifall der Mehr- heit, beispielsweise Dr. Schorre aus Nordrhein. Schorre setzte durch, daß die Vertreterversammlung eine Befragung der Kassenärzte über die Rückgabe der Zulassung ins Auge faßte.

Man war bei dieser außeror- dentlichen Vertreterversammlung in Köln also außerordentlich mutig.

Der Ärger nicht nur über die Seeho- fer-Reform, sondern auch der lang- unterdrückte Groll über Blüm-Re- form und Kostendämpfungsgesetze brach durch. Bundesgesundheitsmi- nister Seehofer sollte die Stimmung nicht unterschätzen. Die Unruhe wird nicht von den Spitzen geschürt, um eventuell Vorteile in den anste- henden innerärztlichen Wahlkämp- fen zu gewinnen, wie Seehofer be- reits mutmaßte. Sie wird von dem ei- nen oder anderen vielleicht derart genutzt, aber sie geht originär von der Basis aus. Der Druck von unten ist gewaltig. Norbert Jachertz A1 -2674 (18) Dt. Ärztebl. 89, Heft 33, 14. August 1992

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