Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 106|
Heft 49|
4. Dezember 2009 A 2453 rer Weiterbildung unterstützen. „Zielist es, dass jedes Land eine eigene Koordinierungsstelle schafft, die lo- kale Weiterbildungsverbünde berät, Mentoren für die Assistenten bestellt und Weiterbildungsstellen vermit- telt“, erklärt BÄK-Vizepräsidentin Goesmann. Zumindest Brückner hält viel von einem solchen Kon- zept. „Nur eine koordinierte Weiter- bildung kann die Attraktivität der Allgemeinmedizin wieder erhöhen.“
Es sei schließlich sinnvoll, dass man sich als angehender Hausarzt auch in Fächern wie Kinderheilkunde oder Orthopädie weiterbilde. „Das sind ja Fachgebiete, mit denen man als Allgemeinmediziner hinterher kon- frontiert ist.“
Perspektive Hausarzt
Die DKG zeigt sich hier skepti- scher. In Brandenburg werde seit einem Jahr ein solches Verbund - modell erprobt, an dem sich die Landeskrankenhausgesellschaft, die KV und die Ärztekammer beteilig- ten. Die teilnehmenden Ärzte erhal- ten einen Rahmenvertrag für die gesamte Dauer ihrer Weiterbil- dung, wobei die Vertragspartner die Or ganisation sämtlicher benötigter Weiterbildungsabschnitte im statio- nären und im ambulanten Bereich garantieren. Bezahlt werden die Assistenten auf Krankenhausniveau.
„Allerdings lässt das mäßige Inter - esse von Weiterbildungsassistenten an dieser Form der Weiterbildung darauf schließen, dass der Bedarf überschätzt wird“, heißt es aus der DKG ernüchtert.
Alles in allem nimmt jedoch die Akzeptanz des Förderprogramms in den Krankenhäusern zu. Die Zahl der beteiligten Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen stieg der DKG zufolge zwischen 1999 und 2008 von 543 auf 1 373. Auch die Zahl der geförderten Stellen wuchs deutlich von 935 im Jahr 1999 auf 1 778 im Jahr 2008. Aller- dings weist DKG-Sprecher Holger Mages auch darauf hin, dass es für die Krankenhäuser relativ unattrak- tiv ist, ohne finanzielle Unterstüt- zung Allgemeinmediziner weiterzu- bilden. „Deren Weiterbildung erfolgt für den fremden Bedarf“, erklärt er.
„Die Allgemeinmediziner werden
nach ihrer Weiterbildung zu annä- hernd 100 Prozent im ambulanten Bereich tätig.“ Der häufige Abtei- lungswechsel im Krankenhaus binde zudem in hohem Maß interne Kapa- zitäten und stelle hohe organisatori- sche Anforderungen. Angesichts des Ärztemangels, der inzwischen auch in den Krankenhäusern
drohe, müsse man das fortdauernde Engage- ment der Kliniken für die allgemeinmedizinische Weiterbildung auch ein- mal positiv herausstellen.
Die DKG rechnet da-
mit, dass sich die steigende Zahl der Ärzte im Förderprogramm über kurz oder lang auch in einem An- stieg der Facharztanerkennungen niederschlägt. Die jüngsten Zahlen der KBV stimmten hier eher be- denklich. 2008 wurden 702 Fach- arztanerkennungen weniger ausge- sprochen als noch im Jahr zuvor (2007: 1 938; 2008: 1 236).
„Hier macht sich der Hausärzte- mangel schon bemerkbar“, bestätigt die angehende Allgemeinärztin Jan- sen den Trend. „Der zweite Kollege am Ort hört nächstes Jahr aus Alters-
gründen auf. Das wird dann eng.
Denn die Praxis, in der ich arbeite, ist jetzt schon übervoll.“ Sie selbst kann sich eine Tätigkeit als Landärz- tin durchaus vorstellen. Zwar schre- cken auch sie Nacht- und Notdiens- te. Aber: „Auf dem Land, das ist wie früher, als der Doktor und der Pfar-
rer noch etwas galten.
Der Umgang mit den Pa- tienten ist fast familiär.“
Um die positiven Sei- ten des Berufs herauszu- stellen, ist der Deutsche Hausärzteverband vor Kurzem zur Tat geschrit- ten. Im Rahmen der Kampagne
„Perspektive Hausarzt“ stellt er In- formationsmaterial für Medizinstu- dierende bereit. In Sachsen soll ein Tag der offenen Tür in Hausarztpra- xen Schüler der Klassen elf und zwölf über den Beruf informieren.
Außerdem hat der Verband seine Mitglieder darüber befragt, welche beruflichen Themen sie für beson- ders wichtig halten. Auf einem der ersten Ränge: „Attraktivitätssteige- rung des Hausarztberufs für Medi-
zinstudierende“. ■
Heike Korzilius
Die Allgemeinmedizin wird als einziges Fach mit Millio- nenbeträgen gefördert. Trotz- dem fehlt es an Nachwuchs.
Warum?
Müller: Wir haben in den ver- gangenen Jahren den Arztberuf nicht gerade als attraktiv darge- stellt. Die Freude am Beruf, der Umgang mit den Patientinnen und Patienten gerieten in den Hintergrund. Stattdessen haben wir auf die Überregulierung im Gesundheitswesen hinge - wiesen, auf Regressdruck und unzureichende Honorare. Nach wie vor kommen die Studieren- den zu wenig mit dem Haus- arztberuf in Kontakt. Kontra - produktiv war auch die unter- schiedliche Vergütung der
Assistenten im Krankenhaus und in der Praxis.
Warum haben die Praxis - inhaber ihren Assistenten nur die Fördersumme von 2 040 Euro gezahlt und nicht selbst noch etwas draufgelegt?
Müller: Die Praxen sind dazu nicht in der Lage. Die Differenz zum Krankenhausgehalt von circa 4 000 Euro ist einfach zu hoch gewesen. Außerdem unter- liegt die Praxis, die einen Assis- tenten einstellt, weiterhin der Fallzahlbegrenzung. Deshalb war das für die Praxen nicht attraktiv.
Davon abgesehen müssen wir allerdings einmal ganz grund- sätzlich diskutieren, ob die För-
derung der allgemeinmedizini- schen Weiterbildung Aufgabe der Ärzte und Krankenkassen ist. Oder ob dafür nicht eigent- lich der Bund zuständig ist.
Was kann die KBV tun, um wieder mehr Nachwuchs zu gewinnen?
Müller: Die beruflichen Rah- menbedingungen müssen sich verbessern. Die Honorare ha- ben sich in den letzten Jahren bereits nach vorne entwickelt, die Arzneimittelregresse ste- hen auf dem Prüfstand. Wir versuchen, Überregulierung abzubauen. Das wird sicher- lich dazu führen, dass der Be- ruf des Hausarztes attraktiver wird.
3 FRAGEN AN . . .
Dr. med. Carl-Heinz Müller, KBV-Vorstand