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LEOPOLD-FRANZENS-UNIVERSITÄT INNSBRUCK INSTITUT FÜR SPORTWISSENSCHAFT. Masterarbeit. Sarah Kirchheim.

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Academic year: 2022

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LEOPOLD-FRANZENS-UNIVERSITÄT INNSBRUCK INSTITUT FÜR SPORTWISSENSCHAFT

Masterarbeit

Sarah Kirchheim

Sarah.kirchheim@student.uibk.ac.at

Matrikelnummer 01516485/ Studienkennzahl UC 199 552 556 04

Zusammenhang zwischen visueller Wahrnehmung, Gleichgewicht und

Sprungkoordination bei

Nachwuchsskirennläuferinnen und

-rennläufern in Abhängigkeit des Geschlechts

eingereicht bei

ao. Univ. Prof. Ing. Mag. Dr. Raschner Christian

Innsbruck, August 2021

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Eidesstaatliche Erklärung

Ich erkläre hiermit an Eides statt durch meine eigenhändige Unterschrift, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Alle Stellen, die wörtlich oder inhaltlich den angegebenen Quellen entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht. Die vorliegende Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form noch nicht als Magister-/Master-/Diplomarbeit/Dissertation eingereicht.

_______________________________

Datum, Unterschrift

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Danksagung

Mein Dank gilt dem Skigymnasium Saalfelden, besonders Herr Rainer Stöphasius, der mir trotz der Covid-19- Pandemie die Möglichkeit gab, die Untersuchungen ohne Einschränkungen durchzuführen. In diesem Zuge möchte ich mich auch bei allen Probandinnen und Probanden für ihre Teilnahme bedanken.

Ein herzliches Dankeschön auch dem Fotomodel Raphaela Pawel, die mit viel Geduld alle meine Anweisungen umgesetzt hat.

Ein besonderer Dank gilt meinem Betreuer ao. Univ.-Prof. Ing. Mag. Dr. Christian Raschner für die ausgezeichnete wissenschaftliche Betreuung bei der Erstellung dieser Arbeit.

Außerdem möchte ich mich bei meiner Familie bedanken, die mich sowohl während meines gesamten Studiums als auch während der Masterarbeit unterstützt hat und mir immer mit Ratschlägen zur Seite stand.

Danke!

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Zusammenfassung

EINLEITUNG: Die Bedeutung des Gleichgewichts für den alpinen Skirennsport ist bekannt. Ebenso der Zusammenhang zwischen Sprungkoordination und Skirenntechnik. Eine Beeinflussung des Gleichgewichts durch den optischen Analysator wurde bereits untersucht. Die Bedeutung der visuellen Wahrnehmung für den Skirennsport stellt ein neues Forschungsfeld dar, in dem bereits erste Erkenntnisse vorliegen. Ziel dieser Arbeit war es die Forschungslücke über den Zusammenhang der visuellen Wahrnehmung mit den sportmotorischen Tests für Gleichgewicht und Sprungkoordination in Abhängigkeit des Geschlechts im Nachwuchsbereich des alpinen Skirennsport zu überprüfen.

METHODIK: Die untersuchte Stichprobe bestand aus 30 Nachwuchsskirennläuferinnen und -rennläufern (14 w/ 16 m) des Sportgymnasiums Saalfelden. Getestet wurde die Gleichgewichtsfähigkeit (MFT Challenge Disc), Sprungkoordination (Speedy Jump-Test), sowie die visuelle Wahrnehmung (Senaptec Sensory Station). Für die statistische Analyse wurde das Programm IBM SPSS Statistics 26.0 verwendet. Zur Normalverteilungsprüfung wurde der Shapiro-Wilk Test angewandt und der Test auf Unterschiede wurde mit dem t-Test für unabhängige Stichproben sowie dem Mann-Whitney-U-Test durchgeführt. Die Zusammenhangsanalyse wurde mit den Korrelationskoeffizienten Pearson und Spearman durchgeführt. Das Signifikanzniveau wurden bei p < 0,05 festgelegt.

ERGEBNISSE: Die Auswertung der Ergebnisse zeigte signifikante Unterschiede in der Gleichgewichtsfähigkeit zu Gunsten der Nachwuchsskirennläuferinnen (p < 0,001).

Die Werte der Sprungkoordination_links waren im Mittel bei den Nachwuchsskirennläufern signifikant besser (p = 0,031). In den Testitems zur visuellen Wahrnehmung konnten keine signifikanten geschlechterspezifischen Unterschiede gefunden werden. Die Auswertung der Korrelation zeigte sowohl bei den Nachwuchsskirennläuferinnen als auch bei den Nachwuchsskirennläufern keine signifikanten Zusammenhänge zwischen dem Gleichgewicht, der Sprungkoordination und dem Gesamt-Score zur visuellen Wahrnehmung.

DISKUSSION: Die geschlechterspezifischen Unterschiede in den Zusammenhängen lassen sich durch die unterschiedlichen Entwicklungsverläufe erklären. In der bestehenden Literatur wird dabei auf anatomische Gegebenheiten zugunsten von Nachwuchsskirennläuferinnen bei der Gleichgewichtsleistung verwiesen. Die längeren

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Extremitäten und das bessere Kraft-Last-Verhältnis war für die Nachwuchsskirennläufer in der Gleichgewichtstestung von Nachteil, im Bereich der Sprungkoordination waren ihre Werte aus diesem Grund signifikant besser (p = 0,031).

Die Unterschiede in den Korrelationen der Teilbereiche der visuellen Wahrnehmung zeigten, dass bei den Nachwuchsskirennläuferinnen die Perception Span und das Multiple Object Tracking Bereiche sind, welche den Gesamt-Score der visuellen Wahrnehmung signifikant beeinflussen (p < 0,05). Begründet wird dies durch die frühere Entwicklung des Arbeitsgedächtnisses. Bei den Nachwuchsskirennläufern wiesen die Testitems Deepth Perception, Contrast Sensitiviy und Reaction Time einen signifikanten Einfluss auf den Gesamt-Score auf (p < 0,05). Diese Teilbereiche haben für den alpinen Skirennlauf unter witterungsbedingten schlechten Sichtverhältnissen besonderen Einfluss auf die Skirenntechnik.

KEYWORDS: sportmotorische Tests, visuelle Wahrnehmung, Ski Alpin, Nachwuchs, Geschlechterunterschied

Abstract

INTRODUCTION: The relevance of balance for alpine ski racing and the correlation between jump coordination and ski racing technique is well known. Studies proofed the influence of the optic analyser on the balance performance. The relevance of visual perception for alpine ski racing is considered a new research field, providing first scientific results. Particular purpose of this study is to narrow the research gap of the correlation of visual perception and sport motor tests (balance and jump coordination) in junior ski racing differed by sex.

METHODS: The random sample consists of 30 junior ski racers (14 f/ 16 m) being students of the ski boarding school Saalfelden. Sport motor tests consisted of a balance test (MFT Challenge Disc), a jump coordination test (Speedy Jumps) and a testbattery for visual perception (Senaptec Sensory Station). Statistical analyses have been performed by IBM SPSS Statistics 26.0. The Shapiro-Wilk-test was applied for normal distribution, tests of differences were conducted with t-Test for independent samples and Mann-Whitney-U-test. Correlation was indicated by the Pearson and Spearman coefficients. Level of significance was set at p < 0,05.

RESULTS: Final results were displaying significant differences in the balance tests to the advantage of female athletes (p < 0,001). Male athletes, considered average value,

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have been significant better in jump coordination_left (p = 0,031). The testbattery of visual perception proofed no significant sex differences. For both, male and female, no significant correlation between balance, jump coordination and over all-score for visual perception could be determined.

DISCUSSION: The determined sexdifferences in the various correlation can be explained through the individual courses of development for both sexes. Relevant literature refers to anatomical conditions for the benefit of junior female ski racers in balance testing. Longer extremities and a better force-load-ratio led to a disadvantage for junior male ski racers in balance testing, whereas it is a significant advantage (p = 0,031) in jump coordination. The differences in the correlations of the sub-areas of visual perception proofed that for junior female ski racers, Perception Span and Multiple Object Tracking are areas that significantly influence the total visual perception score (p < 0,05). This is due to the earlier development of working memory. For junior male ski racers, the test items Deepth Perception, Contrast Sensitivity and Reaction Time had a significant influence on the total score (p < 0,05). These sub-areas have a particular influence on ski racing technique for alpine ski racing in poor weather-related visibility conditions.

KEYWORDS: sport-motor tests, visual perception, ski alpine, junior ski racers, sexdifferences

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ... 2

1.1 Koordination – Ein Überblick ... 4

1.2 Entwicklung der Koordination im Kindes- und Jugendalter ... 7

1.3 Entwicklung der visuellen Wahrnehmung ... 11

1.4 Koordinative Fähigkeiten und Koordinations-Anforderungs-Regler nach Neumaier (1999) ... 13

1.5 Koordinative Anforderungen im Skirennsport ... 17

1.5.1 Bedeutung der optischen Informationsanforderungen ... 19

1.5.2 Bedeutung der vestibulären Informationsanforderungen ... 20

1.5.3 Bedeutung der taktilen Informationsanforderungen ... 22

1.6 Zielsetzung ... 23

2 Methodik ... 24

2.1 Hypothesen ... 24

2.2 Personenstichprobe ... 25

2.3 Testverfahren ... 26

2.3.1 Visuelle Wahrnehmung - Senaptec Sensory Station ... 26

2.3.1.1 Optische Klarheit – Visual Clarity (VC) ... 27

2.3.1.2 Kontrastempfindlichkeit – Contrast Sensitivity (CS) ... 27

2.3.1.3 Tiefenwahrnehmung – Depth Perception (DP) ... 28

2.3.1.4 Nah-Fern-Schnelligkeit – Near-Far Quickness (NF_Q) ... 28

2.3.1.5 Aufmerksamkeitsspanne – Perception Span (PS) ... 29

2.3.1.6 Mehrfache Objektverfolgung – Multiple Object Tracking (MOT) ... 29

2.3.1.7 Reaktionszeit – Reaction Time (RT) ... 30

2.3.1.8 Auswertung Senaptec Sensory Station ... 30

2.3.2 Gleichgewicht - MFT Challenge Disc ... 31

2.3.3 Sprungkoordination – Speedy Jumps ... 32

2.4 Untersuchungsdurchführung ... 33

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2.5 Statistische Analysen ... 33

3 Ergebnisse ... 35

3.1 Anthropometrische Daten der Stichprobe ... 35

3.2 Ergebnisse der Tests auf Unterschiede in Abhängigkeit des Geschlechts ... 36

3.3 Ergebnisse der Tests auf Zusammenhänge in Abhängigkeit des Geschlechts38 3.3.1 Ergebnisse der Nachwuchskirennläufer ... 38

3.3.2 Ergebnisse der Nachwuchskirennläuferinnen ... 40

3.4 Ergebnisse der Regressionsanalyse in Abhängigkeit des Geschlechts ... 42

4 Diskussion ... 43

4.1 Interpretation der Ergebnisse ... 43

4.2 Limitationen ... 55

5 Trainingspraktische Anwendungen – Übungssammlung ... 56

5.1 Peripheres Sichtfeld – Test ... 57

5.2 Sehgenauigkeit ... 58

5.3 Akkomdationsübung ... 60

5.4 Achter-Gang ... 62

5.5 Multiple Object Tracking – Achter-Gang ... 64

5.6 Multiple Object Tracking – Sprungkoordination ... 66

5.7 Perception Span ... 68

5.8 Reaktionsschnelligkeit ... 70

5.9 Kompassschritte - instabil ... 72

5.10 Kompassschritte- beidbeinig ... 74

5.11 Gleichgewichtschallenge ... 76

5.12 Sprungkoordination und peripheres Sehen ... 78

6 Conclusio ... 80

7 Literaturverzeichnis ... 82

8 Anhang ... 89

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1 Einleitung

Wintersport, besonders der alpine Skirennlauf, hat in Österreich einen hohen Stellenwert, der auf den vielen internationalen Erfolgen begründet ist. Diese Erfolge beruhen aber nicht nur auf den sportlichen Ausnahmetalenten, sondern sind auch der Arbeit des Österreichischen Skiverbandes zu verdanken, welcher die Nachwuchsathletinnen und -athleten in den Schwerpunktschulen und Landesverbänden fördert (Raschner, 2010). Das sportliche Niveau im alpinen Skirennlauf basiert auf einem breiten Anforderungsprofil. Eine hohe Leistungsfähigkeit in den Bereichen der Ausdauer, Kraft und Koordination ist, neben dem Material, den Pistenbedingungen und der Skitechnik, maßgeblich für den Erfolg verantwortlich (Raschner et al., 2013). Um Talente bereits in jungen Jahren fördern zu können, sind sportmotorische Tests für die gezielte Planung des Trainings unverzichtbar (Raschner et al., 2013). Die sportartspezifischen motorischen Fertigkeiten werden bei Techniktraining auf Schnee ausgebildet und mit koordinativem Grundlagentraining ergänzt. Gerade im Nachwuchsbereich spielt die Ausbildung der Koordination eine elementare Rolle, da in diesem Alter die neuronalen Strukturen im Gehirn vernetzt und ausdifferenziert werden und sich motorische Fähigkeiten verfestigen können (Golle et al., 2019). Zudem wirkt sich Koordinationstraining positiv auf die Bewegungsökonomie, sowie die neuromuskuläre Leistung im Bereich Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit aus (Ferrauti, 2020). Eine genauere Betrachtung der koordinativen Anforderungen im alpinen Skirennlauf mit Hilfe des Koordinations-Anforderungs- Reglers nach Neumaier (Neumaier, 1999) kommt zu dem Ergebnis, dass das Auge als optischer Analysator zur Informationsaufnahme eine hohe Relevanz besitzt.

Ebenso werden beim alpinen Skirennlauf hohe Anforderungen an das Gleichgewichtssystem gestellt (Ferrauti, 2020). Herausforderungen für die optische Wahrnehmung im Skirennlauf sind die Geschwindigkeiten, das Einwirken von Kräften auf die Läuferinnen und Läufer oder auch die Pistenbeschaffenheit (Schläppi et al., 2016). Daher ist ein gesundes und leistungsfähiges Auge als optischer Analysator zentral für die Skirennläuferinnen und -läufer, um ihr sensomotorisches System nicht zu überbeanspruchen. Umso mehr Informationen durch das Auge aufgenommen werden können, umso besser kann sich die Feinmotorik darauf abstimmen, was sich in einer besseren Technik äußert (Raschner, 2013). Sportliche Leistung profitiert also von einer besseren Sehfähigkeit und einer besseren visuellen Verarbeitung (Erickson, 2018).

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Um das hohe internationale Niveau der österreichischen Skirennläuferinnen und - läufer halten zu können, ist ein regelmäßig optimiertes Training im Nachwuchsbereich besonders relevant, da sich Material und Technik weiterentwickeln (Scherr et al., 2011). Aus diesem Grund ist es wichtig immer wieder neue Testmöglichkeiten wahrzunehmen und so das Training ebenso weiterzuentwickeln, wie das Material und die Technik.

Der Einfluss motorischer, sowie konditioneller Fähigkeiten ist in der Literatur bisher häufig untersucht, ebenso der Einfluss anthropometrischer Kenngrößen auf den alpinen Skirennlauf (Dür, 2003; Scherr et al., 2011; Lesnik et al., 2017; Raschner et al., 2017). Die Studienergebnisse heben die Bedeutung der Koordination und des Gleichgewichts hervor (Dür, 2003; Scherr et al., 2011; Lesnik et al., 2017; Raschner et al., 2017). Die visuelle Wahrnehmung wurde bis jetzt wenig erforscht, erste Studienergebnisse liegen von Weltcupfahrern vor (Schläppi et al., 2016), welche die Relevanz des Themas unterstreichen. Im Nachwuchsbereich fehlen entsprechende Forschungsergebnisse, was die Notwendigkeit der hier durchgeführten Studien betont.

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1.1 Koordination – Ein Überblick

Die konditionellen Fähigkeiten lassen sich spezifischen Strukturen zuordnen, wie beispielsweise die Kraft der Muskulatur. Die Koordination basiert hingegen auf mehreren Strukturen, dem neuromuskulären Zusammenspiel. Dieses wird durch die Interaktion von Zentralnervensystem (ZNS) und Skelettmuskulatur bestimmt, wobei eine Unterscheidung in intra- und intermuskuläre Koordination vorgenommen wird.

Unter intramuskulärer Koordination versteht man alle beteiligten physiologischen Prozesse, welche zur Kontraktion eines einzelnen Muskels benötigt werden. Die intermuskuläre Koordination beschreibt das Zusammenspiel von agonistischer und antagonistischer Muskelkontraktion mit dem Ziel einer ökonomischen Kraftentfaltung.

(Dickhut et al., 2007)

Das sensomotorische System als ein Teil des zentralen Nervensystems ist eng mit der Koordination verbunden. Es entsteht durch kreisförmige Verknüpfung der folgenden Strukturen: Sensoren, afferente Bahnsysteme, spinale und supraspinale neuronale Netzwerke der Sensomotorik, efferente Bahnsysteme, Muskulatur und Rezeptoren (Bertram et al., 2008). Durch alle diese einzelnen Strukturen laufen die Informationen, welche im präfrontalen Cortex des Gehirns verarbeitet werden. Der Präfrontallappen stellt eine Art Schnittpunkt der Informationen dar, denn hier laufen die reziproken Verbindungen vieler zerebraler Areale zusammen. Die ankommenden Reize, welche über die afferenten Bahnen zum Rückenmark und so weiter ins Gehirn geleitet werden, werden mit bereits bestehenden sensorisch-motorischen, emotionalen oder motivationalen Informationen verglichen und an die entsprechenden Netzwerke weitergeleitet (Boriss, 2015). Damit die Reizweiterleitung an das Gehirn und den Präfronatllappen stattfinden kann, werden sogenannte Synapsen benötigt. Diese stellen über Neurotransmitter (chemische Botenstoffe) die Verbindung zwischen den einzelnen Nervenzellen her. Werden genügend Neurotransmitter freigesetzt, wird der Reiz und somit die Information weitergeleitet. Synapsen sind aber keine starren Konstrukte, sie passen sich je nach Gebrauchshäufigkeit in ihrer Größe an. Eine Vergrößerung der synaptischen Verbindung erfolgt über sogenannte Spines. Sie erleichtern langfristig die Informationsverarbeitung und beschleunigen diese, die Synapse arbeitet also effektiver. Umso größer eine Synapse ist, umso besser können die Reize übertragen werden. Das beschriebene Prinzip gilt allerdings auch in die entgegengesetzte Richtung, werden Synapsen nicht gebraucht, so erfolgt eine

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Trennung der synaptischen Verbindung. Diese Anpassungsfähigkeit der Synapsen wird als neuronale Plastizität bezeichnet. (Borris, 2015)

Ziel des neuronalen Systems ist es die Bewegungen so ökonomisch und zielgerichtet wie möglich anzupassen. Um dies ermöglichen zu können, hat das neuronale System sogenannte Feedbackschleifen entwickelt, über die eine Regulation der Bewegungshandlungen erfolgen kann. Der Ist-Wert der Bewegung wird ständig mit dem Soll-Wert verglichen, herrscht hier eine Diskrepanz, so erfolgt ein Anpassungsreiz, der über die efferenten Bahnen wieder an die Muskulatur geleitet wird. Informationen über den Ist-Wert erhält das Gehirn über die äußersten Bestandteile des neuronalen Systems, die Sensoren. Sie geben beispielsweise Auskunft über Stellung der Gelenke. Diese ständigen neuen Informationen werden im Kleinhirn verarbeitet und von dort das neue Bewegungsprogramm über das Rückenmark wieder in die Muskulatur geleitet (Kahle et al., 2018).

Konträr zu den Feedbackschleifen haben sich auch sogenannte Feedforwardschleifen gebildet, die beispielsweise frühere gespeicherte Bewegungsbilder mit in die Bewegungsausführung integrieren, um diese so ökonomisch wie möglich ablaufen zu lassen (Burkert et al., 2009). So lässt sich zusammenfassen, dass Koordination das Zusammenwirken von Informationsaufnahme, -verarbeitung und die anschließende muskuläre Ausführung der effektiven und ökonomischen Bewegungsantwort ist (Ferrauti, 2020). Schematisch ergibt sich daraus eine zirkuläre Beziehung (Abbildung 1) zwischen der Informationsaufnahme aus der Umwelt durch die Propriozeptoren des Körpers und die sich daraus ergebenden Anpassungen des Körpers (Hamill et al., 2020).

Abb.1 Perception-Action Circle (Hamill et al.,2020, S.2)

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Neben dem zentralen Nervensystem ist noch ein System maßgeblich an der Koordination beteiligt, nämlich das Gleichgewichtssystem, welches sich im Ohr befindet. Der im Ohr sitzende Bogengangsapparat besteht aus den drei Bogengängen mit ihren Erweiterungen, sowie den großen und kleinen Vorhofsäckchen. Das gesamte System ist mit Endolymphe gefüllt. Das Vestibulärorgan dient dazu Beschleunigungen und Lageveränderungen des Körpers zu registrieren und ist somit essenziell für die Orientierung im Raum (Faller et al., 2012). „Bei einer Verlagerung oder einem Wechsel der Position des Kopfes erfolgt eine Bewegung der Endolymphe. Die dadurch stimulierten Sinneszellen senden die Informationen zum Kleinhirn, das reflektorisch auf die Veränderung reagiert“ (Faller et al., 2012, S. 648). Gemeinsam mit den anderen Sinnen hat das Gleichgewichtssystem die Aufgabe sich um die Koordination der Bewegungsabläufe durch Einflüsse auf die Skelettmuskulatur zu kümmern (Reiß et al., 2015). Wichtig zu erwähnen ist, dass es sich beim Gleichgewichtssystem nicht um ein autarkes System handelt, sondern dass dieses in das Perception-Action-Modell integriert ist (Hamill et al., 2020).

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1.2 Entwicklung der Koordination im Kindes- und Jugendalter

Wie bereits eingangs erwähnt ist das Kindes- und Jugendalter die wichtigste Phase zur Entwicklung der Koordination. Im frühen Schulkindalter laufen Vernetzungs- und Ausdifferenzierungsprozesse im Gehirn ab, welche in Zusammenhang mit einer sehr guten motorischen Lern- und Leistungsstruktur, sowie einem hohen Bewegungsdrang und Sportinteresse stehen. Man spricht hier vom guten Lernalter, wobei die Kinder zwischen sieben und zehn Jahren alt sind (Ferrauti, 2020). Ist die neuronale Plastizität im Kindesalter hoch, spricht man von sensiblen Phasen, „in denen spezifische motorische Fähigkeiten sehr schnell erworben werden können, während dies vor und nach diesen Phasen weit mehr Zeitaufwand beansprucht oder nur unzureichend gelingt (hohe Trainingswirksamkeit)“ (Ferrauti, 2020, S. 511).

Auf Grund der Komplexität der Koordination ist es schwierig biologisch-kinetische Merkmale im Altersverlauf anzugeben. Dennoch lassen sich im Altersverlauf fünf Phasen abgrenzen, welche eng mit den Ausreifungsprozessen des ZNS und der Entwicklung der Analysatoren verknüpft sind (Baur et al., 2009). Abbildung 2 stellt die Entwicklung graphisch dar. Der Verlauf zeigt „die motorischen Leistungen steigen im Kindes- und Jugendalter an, erreichen im späteren Jugend- oder frühen Erwachsenenalter ihren Höhepunkt oder stagnieren, um spätestens ab dem dritten Lebensjahrzehnt wieder abzunehmen“ (Ahnert & Schneider, 2007, S. 14).

Abb. 2 Koordinative Entwicklung im Altersverlauf (Baur et al., 2009, S. 200)

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Die erste Phase vom Vorschulalter bis ins Schulkindalter, wird als Phase des weitgehend linearen Anstiegs bezeichnet. Es ist die Phase des größten Anstiegs im gesamten Altersverlauf, da die Reifung des ZNS den anderen Wachstumsprozessen, wie der Körpergröße, voraus ist. Gefolgt wird diese Periode von der Phase der Instabilität, Neuanpassung und Regression. In der Pubeszenz fokussiert sich die Entwicklung des Körpers auf die Kraftentwicklung und damit einhergehend auf das Längenwachstum und die Gewichtszunahme. Aus diesem Grund zeigt sich in Abbildung 2 eine Stagnation. Der erneute Anstieg des koordinativen Niveaus ist die Phase der vollen Ausprägung. In der Adoleszenz passen sich die Koordinationsprozesse an die vorangegangenen körperlichen Entwicklungen an und es werden individuelle Bestleistungen erreicht. Die darauffolgende Plateaubildung wird als Phase der relativen Erhaltung bezeichnet. Im frühen Erwachsenenalter kommt es häufig zu einer vermehrten sportlichen Inaktivität, was zur Verschlechterung des koordinativen Niveaus führt. Mit Beginn des 30. Lebensjahres beginnt die Phase des allmählichen und schließlich irreversiblen Abbaus, welche ab dem Alter von 45 verstärkt einsetzt. (Baur et al., 2009)

Nicht alle koordinativen Fähigkeiten entwickeln sich gleich, so zeigen kleinmotorische Aufgaben einen Rückgang in ihrer Leistungsfähigkeit bereits ab dem 17. Lebensjahr, die optische und räumliche Wahrnehmung, sowie die Reaktionsleistung haben ihre Leistungsspitze mit ca. 20 Jahren (Baur et al., 2009). Die Gleichgewichtsfähigkeit erreicht ihr Maximum ebenfalls im frühen Erwachsenenalter (Ahnert & Schneider, 2007), wohingegen die Koordination unter Zeitdruck, sowie die Ganzkörperkoordination in der Pubeszenz die höchste Leistung aufweisen (Baur et al., 2009).

Betrachtet man die Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten im Geschlechtervergleich, so zeigt sich sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen ein Knick in der Verlaufskurve. Bis zu diesem Einbruch, welcher im Alter von zehn/elf Jahren auftritt, sind keine signifikanten Geschlechtsunterschiede vorhanden (Baur et al., 2009). Der Knick erklärt sich durch den Wachstumsschub. „Erst am Ende des Wachstumsschubs werden mit der Geschlechtsreife und den damit verbundenen hormonellen Veränderungen auch die Leistungen in zentral-nervaler Vorgänge kurzfristig und geringfügig beeinträchtigt“ (Baur et al., 2009, S. 206). Abbildung 3 zeigt diesen Knick in der Pubeszenz deutlich.

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Abb. 3 Koordinative Entwicklung, differenziert nach Geschlecht (Baur et al., 2009, S.209)

Die wachstumsbedingten Unterschiede führen zu zwei parallel verlaufenden Kurven, welche gleichmäßig ansteigen, sich jedoch auf unterschiedlichen Niveaus befinden (Baur et al., 2009). Umso höher der motorische Anteil und der Zeitdruck, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit für einen Leistungsvorteil zu Gunsten des männlichen Geschlechts. Frauen weisen hingegen bei niedrigem motorischem Anteil und steigendem Präzisionsdruck ein höheres Niveau auf (Baur et al., 2009). Grundsätzlich erreichen Mädchen ihr Leistungsmaximum mit 14-15 Jahren, Jungen erreichen ihr Leistungsmaximum am Ende der Pubertät (Ahnert & Schneider, 2007). Die Longitudinalstudie zur Genese individueller Kompetenzen (LOGIK) zeigt im Bereich der Koordination einen hochsignifikanten Haupteffekt des Alters (p < 0,001). Ab dem frühen Erwachsenenalter ist der Einfluss des Geschlechts zusätzlich hochsignifikant (p < 0,001) (Ahnert & Schneider, 2007). Bei konditionellen und kraftorientierten Aufgaben, wie beispielsweise Sprungparcours, nimmt die Leistungsfähigkeit der Männer vom 12. bis 23. Lebensjahr hochsignifikant zu (p < 0,001) und es kommt zu einem Schereneffekt, der sich ab der Pubertät zu Gunsten der Männer zu öffnen beginnt. Die Entwicklung der Sprungkoordination ist beim männlichen Geschlecht im Altersverlauf hochsignifikant (p < 0,001), bei den Mädchen kam es jedoch im Alter von 15 Jahren zu einer Stagnation der Leistung, was bedeutet, dass die Jungen ab einem Alter von 15 Jahren ein hochsignifikant besseres Ergebnis erzielten (p < 0,001) (Raschner, 2013). Durch den Wachstumsschub in der Pubertät generiert der männliche Körper ein besseres Last-Kraft-Verhältnis. Die längeren Gliedmaßen sind für großmotorische koordinative Bewegungen ebenfalls von Vorteil (Raschner, 2013).

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In Bezug auf das Gleichgewicht nimmt die Leistungsfähigkeit bei beiden Geschlechtern im Altersverlauf ab (Ahnert & Schneider, 2007). Das Gleichgewicht entwickelt sich im Altersverlauf früh und wird im Erwachsenenalter automatisiert (Steindl et al., 2006). Schedler et al. (2020) konnten einen signifikanten Einfluss des Alters (p = 0,008) auf das Gleichgewicht bei Jugendlichen im Alter von 14/15 Jahren nachweisen, gerade in diesem Alter spielt das visuelle System eine wichtige Rolle für die Ausprägung des Gleichgewichts, da der Einfluss des visuellen Systems mit ca. 15 Jahren fertig entwickelt ist (Steindl et al., 2006). Raschner et al. (2017) und Jastrzębska (2020) bestätigen dieses Ergebnis. Ab dem Alter von 15 Jahren zeigte sich ein signifikanter geschlechterspezifischer Unterschied zu Gunsten der Mädchen (p < 0,05), welcher sich durch den Wachstumsschub in der Pubertät erklären lässt. Die Längenverhältnisse der Extremitäten verändern sich und verschaffen den Mädchen einen Vorteil, da sie kürzere Extremitäten und ein breiteres Becken haben, was zu einem tieferen Schwerpunkt führt, der die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts erleichtert (Raschner et al. 2017).

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1.3 Entwicklung der visuellen Wahrnehmung

Bereits während der Schwangerschaft entwickeln sich die Sinnesorgane eines Babys, ab dem mittleren Drittel der Schwangerschaft sind alle Sinnessysteme funktionsfähig, mit Ausnahme des Auges. Ab dem sechsten Lebensmonat ist das visuelle System vollständig ausgebildet. Ab dem dritten Lebensjahr kann das Auge mit der gleichen Schärfe wahrnehmen wie bei einem Erwachsenen. Mit dem vierten Lebensjahr ist das gesamte visuelle System vollständig ausgebildet (Leschnik, 2020).

Das visuelle System setzt sich aus dem Augapfel, dem Sehnerv und den Hilfseinrichtungen, wie Augenlieder, Tränenapparat und äußere Augenmuskeln zusammen (Faller et al., 2012). Der wichtigste Bereich für das scharfe Sehen ist die Retina (Netzhaut), genauer die Fovea centralis. Befindet sich das Auge in der Ruhestellung werden nur ferne Gegenstände scharf dargestellt, sollen nahe Gegenstände scharf dargestellt werden, nimmt die Krümmung der Linsenoberfläche zu (Leschnik, 2020). Dieser Vorgang der Veränderung der Linsenform, um sowohl Objekte nah und fern scharf zu sehen, wird als Akkomodation bezeichnet (Faller et al., 2012). Um große Objekte oder Bewegungen wahrnehmen zu können, muss sich das Auge bewegen. Es sucht sich Fixpunkte, aus welchen das Gesamtbild zusammengesetzt wird. Die ruckartigen Augenbewegungen von einem Fixpunkt zum nächsten, werden als Sakkaden bezeichnet, die von Fixationsperioden unterbrochen werden. Räumlich große Sakkaden werden von Kopfbewegungen begleitet (Leschnik, 2020). Mit Hilfe von Sakkaden werden Objekte in den fovealen Sehbereich befördert, welcher 2 bis 3° vom Zentrum ausgeht und sich durch eine hohe räumliche Sehschärfe auszeichnet. Im Gegensatz dazu steht das periphere Sehen, wobei das Blickfeld bis 180° eingeschlossen wird, allerdings nimmt die Sehschärfe hier rapide ab. So beträgt sie nur mehr 50% bei einer Abweichung von 5° vom Zentrum (Vater et al., 2019). Das verringerte räumliche Auflösungsvermögen in der Peripherie hängt mit der geringeren Sensorendichte in diesem Bereich der Netzhaut zusammen. Die Netzhautperipherie bekommt bei der Informationsverarbeitung dennoch mehr Aufmerksamkeit, denn Kopf und Auge orientieren sich mit Hilfe der Augenbewegung reflexartig an dem neuen zu analysierendem Objekt, welches in der Peripherie wahrgenommen wird. Das bedeutet, Details aus der Peripherie rücken in den Bereich der Fovea centralis und erfahren dann eine bessere räumliche Auflösungsfähigkeit. (Jendrusch & Brach, 2003)

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Bezogen auf den Bewegungstyp unterscheiden sich die beiden Sehbereiche ebenfalls, so nimmt der foveale Bereich die Richtung und Geschwindigkeit eines Objekts war, Rotationsbewegungen werden im peripheren Bereich wahrgenommen. Befinden sich mehrere Objekte im Sichtfeld, so wird die Aufmerksamkeit objektbezogen verteilt, damit jedes Zielobjekt einen eigenen Aufmerksamkeits- „Scheinwerfer“ erhält, die eine parallele Informationsverarbeitung ermöglichen (Vater et al., 2019).

Die Entwicklung der visuellen Wahrnehmung ist im Kindesalter deutlich nachzuvollziehen, im Erwachsenenalter finden Entwicklungsschritte statt, die kleiner und schwerer erkennbar sind (Faubert, 2002). Bezogen auf das Geschlecht zeigen sich spezifische Unterschiede, die sich durch genetische Faktoren, Persönlichkeitsmerkmale und Erfahrungswerten begründen lassen (Chraif, 2013). Die Reaktionszeit ist eine Möglichkeit die Funktionsfähigkeit der visuellen Wahrnehmung zu testen, wobei diese altersunabhängig ist (Chraif, 2013).

Bezogen auf die Fortbewegung des Körpers in der Umwelt, kann diese nur dann erfolgreich und sicher sein, wenn die visuelle Orientierung optimal abläuft. Dabei ist es das Ziel, den Kopf und damit auch den Blick so stabil und ruhig wie möglich zu halten.

Beim Laufen kommt es zu dauerhaften Erschütterungen, die von der Muskulatur abgefangen werden müssen, um sich nicht auf den Kopf und somit Blick zu übertragen. Zusätzlich bewegt sich der Kopf in die entgegengesetzte Richtung des Rumpfes, um sich zu stabilisieren und damit in einer komplexen Umgebung einen schnellen und sicheren Weg zur Fortbewegung zu finden. (Hamill et al., 2002)

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1.4 Koordinative Fähigkeiten und Koordinations-Anforderungs-Regler nach Neumaier (1999)

Koordination, in den 60er Jahren als Gewandtheit für großmotorische und Geschicklichkeit für feinmotorische Bewegungen bezeichnet und als die Fähigkeit definiert, wie schnell und zweckmäßig die sporttreibende Person die Bewegungsaufgabe absolvieren kann. Heute lässt sie sich per Definition in einzelne Teilbereiche zerlegen, die miteinander in Interaktion stehen und auch im Zusammenspiel mit den konditionellen, kognitiven und psychischen Fähigkeiten funktionieren. (Golle et al.,2019)

Das erste Modell zur Erklärung der koordinativen Fähigkeiten von Blume unterteilt in sieben koordinative Fähigkeiten. Darunter die Reaktions-, Rhythmisierungs-, Orientierungs-, Differenzierungs-, Kopplungs-, Umstellungs- und Gleichgewichtsfähigkeit (Blume, 1978). Dieses Modell wurde von Hirtz (1985) auf fünf Fähigkeiten beschränkt. Elementar ist die Reaktionsfähigkeit, als Fähigkeit motorische Aktionen schnell einzuleiten und auszuführen, sobald ein mehr oder weniger komplexes Signal (akustisch, optisch, taktil, kinästhetisch) wahrgenommen wurden.

Unter der Rhythmisierungsfähigkeit wird das Vermögen verstanden, einen von außen vorgegebenen Rhythmus aufzunehmen und motorisch wiedergeben zu können, oder einen verinnerlichten Rhythmus in die Bewegung umzusetzen. Die Orientierungsfähigkeit beschreibt die Fähigkeit zu bestimmen, wo sich der eigene Körper im Raum befindet und setzt dies in Beziehung zu einem definierten Aktionsfeld oder einem sich bewegenden Objekt. Daraufhin folgt eine zieladäquate Veränderung.

Die kinästhetische Differenzierungsfähigkeit beschreibt die Feinabstimmung einzelner Bewegungsphasen oder Teilköperbewegungen, die sich in einer großen Bewegungsgenauigkeit und -ökonomie zeigen. Die Gleichgewichtsfähigkeit beschreibt die Aufgabe den gesamten Körper in Ruhe oder in Bewegung im Gleichgewicht zu halten oder diesen Zustand wiederherzustellen. (Hirtz, 1985) Dieses Modell ist fähigkeitenorientiert und geht von isolierbaren, spezifischen Teilvoraussetzungen aus.

Es handelt sich dabei um individuelle Fähigkeiten der sporttreibenden Person, die situativ verfügbar sind (Ferrauti, 2020).

Das im Folgenden erläuterte Modell von Neumaier (Neumaier, 1999) ist viel mehr anforderungsorientiert und lässt sich nicht isoliert, sondern gekoppelt mit spezifischem Techniktraining anwenden. Der Fokus liegt dabei auf den situativen Anforderungen an

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die sporttreibende Person und der individuellen Verfügbarkeit der koordinativen Fähigkeiten (Ferrauti, 2020).

Neumaier (1999) unterschied in seinem Modell (Abbildung 4) die koordinativen Anforderungen von Bewegungsaufgaben zum einen in Druckbedingungen und zum anderen in Informationsanforderungen.

Abb. 4 Anforderungsorientiertes Koordinationsmodell nach Neumaier (Neumaier, 1999, S. 113)

Die Informationsanforderungen werden in die einzelnen Analysatoren unterteilt. Sie geben Auskunft darüber, welche sensorische Informationsquelle genutzt wird. Dem Gleichgewicht kommt hierbei eine integrative Rolle zu, da es ständig aufrechterhalten werden muss. Dabei können sich die Analysatoren auch gegenseitig beeinflussen, die Gleichgewichtskontrolle ist jedoch immer von allen weiteren sensorischen Informationen abhängig. Die Nutzung der einzelnen Informationsquellen ist abhängig vom Niveau der Sportlerinnen und Sportler und inwieweit die auszuführende Bewegung bereits automatisiert ist. (Neumaier, 1999)

Die Druckbedingungen beschreiben die Außenperspektive, die die Komplexität einer Bewegung beeinflusst. Sie geben somit Auskunft über den Schwierigkeitsgrad der Bewegungsaufgabe.

Unter dem Präzisionsdruck versteht Neumaier (1999) die Bewegungsgenauigkeit, dabei wird unterschieden in die Ergebnis- und Verlaufsgenauigkeit. Eine weitere Unterscheidung in räumliche Genauigkeit, zum Treffen eines Ziels, und in eine

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räumlich-zeitliche, beispielsweise beim Fangen und Werfen, kann getroffen werden.

Der Präzisionsdruck steht in Wechselwirkung mit dem Zeitdruck, ebenso mit der Rhythmisierung und Wiederholungsgenauigkeit. Je größer der Präzisionsdruck, umso höhere Anforderungen sind an die Konzentration auf die Wahrnehmung von Eigenbewegungen und der Umwelt gestellt.

Der Zusammenhang des Zeitdrucks mit dem Präzisionsdruck wird als Geschwindigkeit-Genauigkeitskompromiss bezeichnet und beschreibt die Fähigkeit trotz hoher Bewegungsgeschwindigkeit eine Bewegungsaufgabe noch sauber auszuführen, diese Fähigkeit ist abhängig vom Niveau der Sportlerinnen und Sportler.

Wie in Abbildung 5 zu sehen, lässt sich der Zeitdruck, welcher ein Synonym für die Schnelligkeitsanforderungen ist, in zwei Teilbereiche gliedern. Die Reaktionsschnelligkeit zum Bewegungsbeginn ist abhängig von der Art des Signals und der erwarteten muskulären Antwort, einfach oder komplex. Der Zeitdruck während der Bewegungsdurchführung wird als Aktionsschnelligkeit bezeichnet. Der Teilbereich Bewegungsdauer beschreibt, ob die Geschwindigkeit über den gesamten Verlauf der Bewegung aufrecht erhalten werden soll oder als konträrer Teilbereich, ob die Endgeschwindigkeit maximal schnell sein soll. Limitierende Faktoren hierbei sind die inter- und intramuskuläre Koordination, sowie die Geschwindigkeit der Reizaufnahme und Verarbeitung. (Neumaier, 1999)

Abb. 5 Gliederung des Zeitdrucks (Neumaier, 1999, S. 122)

Komplexitätsdruck bezeichnet die gesteigerten Anforderungen an die Bewegungskoordination, da mehrere Bewegungshandlungen gleichzeitig (simultan) ablaufen oder Bewegungsteile aufeinander abgestimmt werden müssen (sukzessiv).

Zusätzlich findet eine Unterscheidung durch den Umfang der beteiligten

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Muskelgruppen statt. Feinmotorisch kann mit dem eingangs erwähnten Begriff der Geschicklichkeit gleichgesetzt werden. Großmotorische Bewegungen, bei denen mehr Muskelgruppen beteiligt sind, betreffen die Gewandtheit. Zusätzlich Einfluss auf feinmotorische Bewegungen hat der Präzisionsdruck. Das Gleichgewicht spielt hingegen bei großmotorischen Bewegungen eine wichtige Rolle. (Neumaier, 1999) Der Situationsdruck ist von Umgebung und Umwelt beeinflusst. So lässt er sich in Situationsvariabilität und -komplexität unterteilen (Abbildung 6). Bei der Situationsvariabilität wird in drei mögliche Umgebungsformen unterschieden. Statisch- gleichbleibende Umgebung findet sich beispielsweise beim Hochsprung, statisch, aber örtlich variierende findet sich im Ski Alpin und ein Beispiel für eine dynamische, sich verändernde Umgebung ist die Sportart Basketball. Limitierende Faktoren auf diesen Teilaspekt des Situationsdrucks sind die Umstellungsfähigkeit und die Anpassung der Sportlerinnen und Sportler an die Umgebung. Die Situationskomplexität ist mit den Informationsanforderungen verknüpft. Wie viele Analysatoren beansprucht werden und wie groß der Informationsumfang ist, sind hier entscheidende Aspekte. (Neumaier, 1999)

Abb. 6 Gliederung des Situationsdrucks (Neumaier, 1999, S. 127)

Die letzte Druckbedingung, der Belastungsdruck, wird unterschieden in die äußere Belastung und die innere Beanspruchung. Die Beanspruchung lässt sich noch in einen physischen sowie psychischen Bereich untergliedern. Die physische oder konditionell- energetische Beanspruchung ist abhängig von der Energieausnutzung, wohingegen die psychische eng mit Konzentration, Wille, Motivation, aber auch negativen Emotionen wie Stress und Angst zusammenhängt. Stressresistente Bewegungskoordination wird dadurch gefördert, dass die Sportlerinnen und Sportler im Training mit psychisch stärker beanspruchenden Bedingungen konfrontiert werden.

(Neumaier, 1999)

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1.5 Koordinative Anforderungen im Skirennsport

Das Anforderungsprofil im alpinen Skirennlauf ist breit. Die konditionellen Fähigkeiten wie beispielsweise Kraft und anaerobe, sowie aerobe Ausdauer haben einen ebenso großen Einfluss auf die Leistung wie die komplexen motorischen Fähigkeiten Koordination und Gleichgewicht (Raschner et al., 2013). In Bezug auf die koordinativen Fähigkeiten nach Hirtz (1985) zeigen sich diese folgendermaßen im alpinen Skirennlauf: Die Orientierungsfähigkeit steht in Beziehung mit der Orientierung im Gelände, genauer der Piste, aber auch innerhalb einer Kurssetzung. Die Differenzierungsfähigkeit kommt in Bezug auf die variierenden Schnee- und Pistenverhältnisse zur Geltung, dies ist gekoppelt mit der Reaktionsfähigkeit. Die Athletinnen und Athleten müssen sich an die veränderten Verhältnisse anpassen.

Diese Fähigkeit zeigt sich außerdem auch bei der Reaktion auf Fahrfehler, die von den Sportlerinnen und Sportlern korrigiert werden müssen, um nicht zu stürzen und das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Die Gleichgewichtsfähigkeit zeigt sich durch die permanente Ausgleichsbewegung, um den Körperschwerpunkt über der Unterstützungsfläche zu halten. Der Slalom ist die Disziplin des Skirennsports, bei der die Rhythmisierungsfähigkeit am besten veranschaulicht ist. Die Skirennläuferinnen und -läufer prägen sich den Rhythmus des Kurses ein und geben ihn während des Fahrens zwischen den Toren wieder. (Dür, 2013)

Betrachtet man den alpinen Skirennsport mit Hilfe des Koordinations-Anforderungs- Reglers nach Neumaier (1999), der in 1.4. bereits näher beschrieben wurde, so könnten die einzelnen Teilbereiche wie folgt übertragen werden:

Der Präzisionsdruck kommt in der Renntechnik zum Ausdruck, wobei die Skirennläuferinnen und -läufer versuchen, die Linie zwischen den Toren optimal zu treffen. Umso schwieriger die Kurssetzung, umso höhere Anforderungen werden an den Präzisionsdruck gestellt.

Zeitdruck wirkt sich im Bereich der Reaktionsschnelligkeit unter anderem am Start von Teamevents und Parallelbewerben aus, aber auch während des Fahrens sind die Athletinnen und Athleten gefordert schnell auf äußere Faktoren wie die Kurssetzung oder sich verändernde Pistenverhältnisse zu reagieren. Auch auf Fahrfehler muss reagiert werden, um die stabile Position über der Unterstützungsfläche, welche zwischen den Ski entsteht, bewahren zu können (Dür, 2003).

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Der alpine Skirennlauf weist eine hohe koordinative Anforderung auf, weshalb der Komplexitätsdruck hoch ist. Ski und Schnee sind ein instabiles System, an welches sich die Sportlerinnen und Sportlern ständig anpassen müssen. Dies steht auch in Zusammenhang mit dem Situationsdruck. Beim alpinen Skirennlauf liegt eine statische, aber örtlich variierende Situation vor (Neumaier, 1999). Eine Kurssetzung kann auf verschiedenen Pisten unter verschiedenen Bedingungen, wie Eis, weicher Schnee oder gut präparierte Piste, gefahren werden, wobei die Umstellungsfähigkeit der Skirennläuferinnen und -läufer entscheidend ist. Wie schnell sind sie in der Lage sich an wechselnde Pisten- oder Lichtverhältnisse anzupassen. Zudem hat der Informationsumfang durch die Analysatoren Auswirkung auf den Situationsdruck. Bei einem Trainingslauf sind diese geringer als im Rennen, da im Wettkampf Zuschauer, Stadionsprecher und Kameras zu den Umweltelementen zählen.

Der Belastungsdruck ist für jede Sportlerin und jeden Sportler individuell zu definieren.

Im Bereich der Psyche ist zwischen den Trainings- und Wettkampfläufen zu unterscheiden, wobei die Beanspruchung bei letzterem höher ist. Physisch ist sie zwischen den einzelnen Disziplinen unterschiedlich, so liegt die Belastungszeit bei einem Abfahrtslauf bei rund zwei Minuten. Ein Riesenslalom dauert ca. 1 Minute 15 Sekunden. Der Slalom ist zeitlich noch kürzer, die Laufzeit liegt bei ca. 55 Sekunden.

Wobei in diesen beiden Disziplinen jeweils zwei Durchgänge zu absolvieren sind (International Ski Federation, 2018).

Bei den Informationsanforderungen weisen zwei Teilbereiche eine besonders hohe Relevanz auf, die optischen und vestibulären Anforderungen, welche im Folgenden in ihrer Bedeutung für den alpinen Skirennsport näher beschrieben werden.

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1.5.1 Bedeutung der optischen Informationsanforderungen

Ein Training der visuellen Wahrnehmung ist besonders in Sportarten von Bedeutung, die eine schnelle Muskelreaktion auf visuelle Reize ausführen, wozu auch der alpine Skirennlauf zählt (Erickson, 2018). Im alpinen Skirennlauf führen Minderungen der Sehfähigkeit „selbst beim Vorliegen automatisierter Bewegungsabläufe zu koordinativen und damit technomotorischen Verschlechterungen“ (Jendrusch & Brach, 2003, S. 178). Durch die hohen Geschwindigkeiten beim Skifahren ist die Informationsaufnahme stark erschwert, dennoch zeigte die Studie von Schläppi et al.

(2016), dass für die Athleten die visuelle Information von großer Bedeutung ist, da dadurch das Schwungtiming und die Körperposition besser ist und infolgedessen schnellere Zeiten gefahren werden können. Die interviewten Athleten betonten die Relevanz der Nah-Fern-Umstellung des Blickes, wenn sie zwischen dem aktuellen und den darauffolgenden Toren wechseln. Gute Sichtverhältnisse spielen für eine gute Leistung eine entscheidende Rolle. So beeinflussen diffuse Lichtverhältnisse die Leistung negativ. Eine Vielzahl von optischen Hinweisen helfen den Skirennläufern sich zu orientieren, dazu zählen die blauen Pistenmarkierungen im Schnee, die Tore aber auch Hintergrundhinweise wie der Wald, Berge oder Häuser. (Schläppi et al., 2016)

Visuelle Wahrnehmung lässt sich nicht nur durch Training verbessern, sondern auch mit Hilfe von verschiedenen Gläsern in der Skibrille wird die visuelle Wahrnehmung unterstützt. Beispielsweise werden rot getönte Gläser oft bei Nebel gefahren, da diese Tönung gewisse Spektren absorbiert und so die Athletinnen und Athleten ein klares Sichtfeld bekommen (Erickson, 2018). Mit zunehmender Erfahrung kommen Skirennläuferinnen und -läufer auch besser mit schlechteren Sichtbedingungen klar.

Sie können sich besser auf ihr peripheres Sehen verlassen und dadurch das, beispielsweise durch Nebel, eingeschränkte foveale Sehen kompensieren und ihr Blickverhalten entsprechend anpassen (Vater et al., 2019).

Gerade peripheres Sehen spielt für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts eine zentrale Rolle. In einer Untersuchung von Vater et al. (2019) änderte sich der Blick beim Übersteigen eines Hindernisses oder einem sich verändernden Untergrund nur bei ca. 18% der Probanden. Die Bedeutung des Gleichgewichts für den Skirennlauf wird in Kapitel 1.5.2 näher erläutert. Über die Augen als optischer Analysator werden die meisten sensorischen Informationen bereitgestellt, worauf sich die Sportlerinnen

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und Sportler einstellen. Herrschen nun aber schlechte Sichtverhältnisse, so wirkt sich dies negativ auf das Gleichgewicht aus (Raschner et al., 2017).

1.5.2 Bedeutung der vestibulären Informationsanforderungen

Gleichgewicht ist für eine gute Skitechnik von großer Bedeutung, da die eingenommenen Kurvenlagen eine gute Regulation sowohl entlang der sagitalen Körperachse als auch in den lateralen Bewegungen fordern. Umso höher die Geschwindigkeiten während der Fahrt, umso stärker wirken die kinetischen Kräfte auf die Läuferinnen und Läufer ein. Um diese auszugleichen, muss der Kanteneinsatz und die Regulation des Körperschwerpunkts dosiert werden (Raschner et al., 2017). Diese Aufrechterhaltung des Gleichgewichts kann nur durch ständiges, schnelles Feedback des optischen Analysators, des vestibulären Systems und somatosensorischen Strukturen gehalten werden, die dafür sorgen, dass durch das neuromuskuläre System aufeinander abgestimmte Bewegungen ausführt werden (Hrysomallis, 2011).

Die enge Verbindung des Gleichgewichts mit dem optischen Analysator wird durch zahlreiche internationale Studien belegt: Untersucht man nun die Gleichgewichtsfähigkeit von Skirennläuferinnen und -läufern, so würde man annehmen, dass international aktive Athletinnen und Athleten mit mehr Erfahrung bei Wegnahme des optischen Analysators trotzdem noch ein besseres Gleichgewicht aufweisen. Noe und Paillard (2005) konnten mit ihrer Studie diese Hypothese nicht bestätigen, denn beim Vergleich von international aktiven Athleten mit Athleten aus dem Regionalkader zeigten sich bei beiden Gruppen schlechtere Werte im Vergleich zu Messungen mit geöffneten Augen. Jedoch zeigte sich bei den Messungen mit Skischuhen und geschlossenen Augen ein signifikanter Einfluss (p < 0,05) der Gruppe zu Gunsten des Regionalkaders. Die Autoren erklären das Ergebnis durch die höhere Zeit der internationalen Athleten in Skischuhen. Dort ist das Sprunggelenk, welches maßgeblich an der sensomotorischen Kontrolle zum Erhalt des Gleichgewichts beteiligt ist, in seiner Beweglichkeit eingeschränkt. Aus diesem Grund ist für die Athleten das visuelle Feedback von größerer Bedeutung, da sie sich weniger auf die sensomotorische Kontrolle durch das Sprunggelenk verlassen können.

In Bezug auf den Geschlechterunterschied konnte Jastrzębska (2020) feststellen, dass die Balance, getestet auf einer Kraftmessplatte, bei Mädchen signifikant (p < 0,05) schlechter war, verglichen mit den Jungen. Dieses Ergebnis widerspricht

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jedoch der biologischen Erklärung. Das Vestibulärsystem, welches für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts verantwortlich ist, entwickelt sich bei Mädchen früher, weshalb sie mit geschlossenen Augen besser die Balance halten sollten. Auch gilt für Jungen eine schlechtere posturale Gleichgewichtskontrolle, da sie weniger sensorische Informationen in das zentrale Nervensystem integrieren (Jastrzębska, 2020). Raschner et al. (2017) konnten mit ihren Studienergebnissen die biologische Erklärung bestätigen. Sowohl in lateralen Bewegungen als auch in der Anterior- Posterior-Achse zeigten die Mädchen signifikant (p < 0,05) bessere Ergebnisse, verglichen mit den männlichen Probanden. Dieser signifikante geschlechterspezifische Unterschied trat im Alter von 15 Jahren und speziell für die Vor-Rück-Regulation ebenfalls im Alter von 14 und 16 Jahren auf. Die Autoren geben eine anatomische Erklärung für diesen signifikanten Unterschied. Mädchen sind im Vorteil, da sie in der Pubertät kürzere Beine und ein breiteres Becken haben, was zu einem tieferen Schwerpunkt führt, mit dem sich das Gleichgewicht besser halten lässt (Raschner et al., 2017).

Die ständige Aufrechterhaltung des Gleichgewichts spielt auch für die Verletzungsprophylaxe eine wichtige Rolle, so führten Niedermeier et al. (2019) ein schlechtes Gleichgewicht als Risikofaktor für Knieverletzungen an. Werden die Analysatoren zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts durch exogene Faktoren, wie das Wetter und damit verbunden eine schlechte Sicht, beeinträchtigt so steigt das Verletzungsrisiko erneut. Im Geschlechtervergleich zeigte sich bei den Probandinnen unter allen getesteten Bedingungen, mit und ohne eingeschränktem optischen Analysator, ein hochsignifikant (p < 0,001) besseres Gleichgewicht als bei den Probanden.

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1.5.3 Bedeutung der taktilen Informationsanforderungen

Über die Augen werden die meisten sensorischen Informationen bereitgestellt. Die taktilen Informationsanforderungen, welche über den Fuß wahrgenommen werden, beeinflussen das Gleichgewicht und in weiterer Folge den Kanteneinsatz ebenfalls (Raschner et al., 2017). Während der einzelnen Schwungphasen ändert sich der plantare Druckmittelpunkt, um den Körper im sagitalen Gleichgewicht zu halten und beide Skier bestmöglich zu belasten (Raschner et al., 2017). Skirennläuferinnen und -rennläufer zeigten in einer Untersuchung von Cresswell und Mitchell (2009) sowohl barfuß als auch mit Skischuhen ein signifikant besseres Ergebnis (p = 0,008) bei der Aufrechterhaltung des statischen Gleichgewichts im Vergleich mit weniger erfahrenen Skifahrerinnen und -fahrern. Noe und Paillard (2005) kamen mit ihrer Untersuchung von Regional- und Nationalkaderathleten zu dem Ergebnis, dass ein längerer Zeitraum im Skischuh während des Winters bei Nationalkaderathleten zu einer verminderten sensomotorischen Kontrolle führt. Sie begründen dies durch das fehlende sensomotorische Training des Knöchel-Fuß-Komplexes, welcher maßgeblich an der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts beteiligt ist.

Wird während des Winters ergänzend Gleichgewichtstraining durchgeführt, bekommt das sensomotorische System mehr Aufmerksamkeit was zu einer Leistungsverbesserung führen kann (Hrysomallis, 2011) und gleichzeitig zur Verletzungsprophylaxe beiträgt (Raschner et al., 2017).

Bezogen auf den Geschlechterunterschied konnten Raschner et al. (2017) bei ihrer Untersuchung mit dem MFT S3-Check nur ein signifikanter Unterschied in der Stabilität (p = 0,003) zu Gunsten der Mädchen bei den 15-jährigen festgestellt werden.

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1.6 Zielsetzung

Die Relevanz der koordinativen Fähigkeiten, insbesondere des Gleichgewichts, für den alpinen Skirennlauf wurde bereits in einer Vielzahl von Studien (Hrysomallis, 2011;

Raschner et al., 2017; Jastrzębska, 2020) belegt. Geschlechterspezifische Unterschiede auf die Gleichgewichtsfähigkeit bei Nachwuchskirennläuferinnen und -rennläufern sind bekannt, ebenso der Einfluss der visuellen Wahrnehmung auf die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts (Raschner et al., 2017; Niedermeier et al., 2019;

Jastrzębska, 2020).

Die Bedeutung der visuellen Wahrnehmung im alpinen Skirennlauf wurde bis jetzt wenig untersucht, bestehende Studien (Schläppi et al., 2016; Erickson, 2018) weisen aber auf die Bedeutung und den Einfluss des optischen Analysators auf die Wettkampfleistung hin. Gerade im Nachwuchsbereich, wo durch gezieltes Training Einfluss auf die Entwicklung der sensomotorischen Systeme genommen werden kann, fehlen wissenschaftliche Daten.

Ein Zusammenhang zwischen den drei Teilbereichen, die jeder für sich einen nachgewiesenen Einfluss auf die Leistung im alpinen Skirennsport haben, wurde bisher nicht untersucht. Aus diesem Grund war es Ziel der Untersuchung, herauszufinden, ob es einen Zusammenhang von Sprungkoordination, Gleichgewicht und visueller Wahrnehmung, bezogen auf das Geschlecht bei Nachwuchsskirennläuferinnen und -rennläufern, besteht.

Zusammengefasst sollte also „der Zusammenhang zwischen visueller Wahrnehmung,

Gleichgewicht und Sprungkoordination bei Nachwuchsskirennläuferinnen und -rennläufern in Abhängigkeit des Geschlechts“ ermittelt werden.

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2 Methodik

2.1 Hypothesen

Entsprechend der Zielsetzung der Arbeit wurden folgende Hypothesen formuliert:

H10: Es besteht kein signifikanter Unterschied in der visuellen Wahrnehmung, der Gleichgewichtsfähigkeit und der Sprungkoordination zwischen männlichen und weiblichen Nachwuchsskirennläuferinnen und -rennläufern.

H20: Es besteht kein signifikanter Zusammenhang in der visuellen Wahrnehmung, der Gleichgewichtsfähigkeit und der Sprungkoordination in Abhängigkeit des Geschlechts bei Nachwuchsskirennläuferinnen und -rennläufern.

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2.2 Personenstichprobe

Die Stichprobe setzt sich aus 30 Nachwuchsskirennläuferinnen und -läufern des Sportgymnasiums Saalfelden (HIB Saalfelden) zusammen. Die 14 weiblichen Probandinnen und 16 männlichen Probanden sind im Alter zwischen 14 und 19 Jahre und besuchen den Schwerpunkt Ski Alpin der HIB Saalfelden. In der fünfjährigen Ausbildung, welche Schule und Training vereint, haben die Athletinnen und Athleten die Möglichkeit sich sportartspezifisch weiterzuentwickeln und sich im Kadersystem Österreichs zu etablieren. Die Anzahl der Trainingsstunden variiert je nach Phase von 16 Stunden im September und ab Ostern bis Schulschluss. Bis zu 32 Stunden werden in der direkten Vorbereitungsphase auf Rennen im Oktober/November trainiert.

Während der Wintersaison liegt das Trainingspensum unter der Woche bei ca. 24 Stunden. Das hohe Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler wird belegt durch den zu absolvierenden Aufnahmeverfahren für die Schule. Zur Aufnahme wird sowohl die Skitechnik überprüft als auch ein Zeitlauf gefahren (https://www.schigymnasium.at/sport/schi-alpin/ [letzter Zugriff am 24.03.21]).

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2.3 Testverfahren

2.3.1 Visuelle Wahrnehmung - Senaptec Sensory Station

Die Messungen zur visuellen Wahrnehmung fanden mittels der Senaptec Sensory Station (Senaptec LLC, Beaverton, USA) statt. Vor Beginn der Messungen füllten die Nachwuchsskirennläuferinnen und -läufer online einen kurzen Fragebogen (siehe Anhang) aus. Die gesamte Testung besteht aus sieben Einzelmessungen, die in die Auswertung miteinbezogen werden. Benötigt wird das Senaptec Tablet gemeinsam mit einem Smartphone Typ Motorola Moto G3 (Motorola Mobility, LLC, Schaumburg, IL), wobei beide Geräte über Bluetooth miteinander verbunden werden. Das Tablet befindet sich auf Augenhöhe der Testperson, dessen Distanz zum Bildschirm je nach Test variiert. Als Distanzhilfe wird ein Teppich verwendet, auf welchem entsprechende Entfernungsmarkierungen zu sehen sind (Abbildung 7). Bevor jeder Test beginnt, läuft auf dem Tablet eine kurze Demonstration der Aufgabe ab, nach einem Doppelklick auf das Tablet erscheint der Begriff „Practice“, die Probandinnen und Probanden führen nun einen kurzen Probedurchlauf der eigentlichen Messung durch. Nach diesem Vortest erscheint der Begriff „Test“, mit erneutem Doppelklick wird die eigentliche Messung gestartet. Bevor der Probedurchgang und die Messung gestartet werden, zählt ein kurzer Countdown herunter. Testkriterium ist es, so viele richtige Aufgaben wie möglich richtig zu lösen (Senaptec, 2020) Die Senaptec Sensory Station ist der Nachfolger eines vergleichbaren computergestützten Systems (Nike Sensory Station), wobei die Reliabilität aller Einzeltests durch Erickson et al. (2011) belegt wurden. Die genauen ICC-Werte gehen aus diesem Artikel nicht hervor.

Abb. 7 Testaufbau Senaptec Sensory Station

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2.3.1.1 Optische Klarheit – Visual Clarity (VC)

Die Testperson befindet sich drei Meter vom Tablet entfernt und hält das Smartphone aufrecht vor sich. Auf dem Tabletbildschirm erscheinen Kreise mit einer Öffnung (Abbildung 8; Anm. Abbildung 8 bis Abbildung 10 und Abbildung 12 bis Abbildung 17 aus Senaptec, 2020). Nun ist es Aufgabe der Testperson auf dem Smartphone in die Richtung der Öffnung zu wischen. Während des Tests verringert sich die Größe der Kreise (Senaptec, 2020). Um ein differenziertes Bild über die Sehkraft der zu testenden Person zu bekommen, wird der Test zunächst nur mit dem rechten, dann nur mit dem linken und abschließend mit beiden Augen ausgeführt. Das geschlossene Auge wird mit Hilfe einer Abdeckscheibe (Abbildung 9) verdeckt (Senaptec, 2020).

Abb. 8 Testobjekt Visual Clarity Abb. 9 Abdeckscheibe Auge

2.3.1.2 Kontrastempfindlichkeit – Contrast Sensitivity (CS)

Die Testperson befindet sich drei Meter vom Tablet entfernt und hält das Smartphone aufrecht vor sich. Aufgabe dieser Messung ist es zu erkennen, welche der vier Kreise ein Muster enthält (Abbildung 10). Die Testperson wischt auf dem Smartphone in Richtung des gemusterten Kreises. Während dieses Einzeltests wird die Musterung des Kreises immer schwerer zu erkennen, da sich der Kontrast am Bildschirm verringert (Senaptec, 2020).

Abb. 10 Testobjekt Contrast Sensitivity

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2.3.1.3 Tiefenwahrnehmung – Depth Perception (DP)

Dieser Test ist in drei Teile untergliedert. Zunächst befindet sich die Testperson im Abstand von drei Metern zum Tablet, das Smartphone aufrecht vor sich, und trägt eine 3D-Brille (Abbildung 11). Bei den beiden weiteren Teilen der Messung dreht sich die Testperson jeweils um 90° nach rechts und 90° nach links. Aufgabe ist es zu erkennen, welcher der vier Kreise dreidimensional dargestellt ist (Abbildung 12) und auf dem Smartphone in die entsprechende Richtung zu wischen. Die dreidimensionale Darstellung wird im Laufe der Messung immer schwächer (Senaptec, 2020).

Abb. 11 3D-Brille Abb. 12 Testobjekt Depth Perception

2.3.1.4 Nah-Fern-Schnelligkeit – Near-Far Quickness (NF_Q)

Die Testperson befindet sich im Abstand von drei Metern zum Tablet und halten das Smartphone aufrecht vor sich. Nun erscheint abwechselnd auf dem Bildschirm des Tablets und dem Bildschirm des Smartphones ein Kreis mit Öffnung (Abbildung 13), wobei es Aufgabe ist möglichst schnell zur jeweiligen Öffnung hin zu wischen. Im Gegensatz zu den anderen Einzeltests findet dieser Test unter Zeitdruck statt, denn zur Auswertung wird die Anzahl der Bewegungen am Smartphone innerhalb von 30 Sekunden herangezogen (Senaptec, 2020).

Abb. 13 Testobjekt Near-Far Quickness

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2.3.1.5 Aufmerksamkeitsspanne – Perception Span (PS)

Die Testperson befindet sich nun eine Armlänge, circa 60 cm, vom Tablet entfernt, sodass sie den Bildschirm berühren kann. Auf dem Bildschirm erscheint eine geometrische Form aus einzelnen Kreisen (Abbildung 14), deren Anzahl im Lauf der Testung zunimmt. Nun werden zeitgleich mehrere Kreise farblich kurz markiert und Aufgabe der Testperson ist es alle zuvor markierten Kreise zu berühren. Nach jeder geometrischen Form muss die Testperson mit OK bestätigen, damit der Test fortgesetzt wird (Senaptec, 2020).

Abb. 14 Testobjekt Perception Span

2.3.1.6 Mehrfache Objektverfolgung – Multiple Object Tracking (MOT)

Die Testperson befindet sich erneut mit einer Armlänge Abstand zum Tablet, auf dessen Bildschirm Gruppen aus Kreisen zu sehen sind (Abb. 15). Pro Gruppe werden Kreise farblich markiert, diese Markierung erlischt und die Kreise beginnen sich umeinander zu bewegen. Nachdem die Bewegung stoppt, ist es Aufgabe der Testperson die zuvor farblich markierten Kreise anzuklicken. Dabei variiert die Anzahl der zu markierenden Kreise von zwei bis vier. Sind alle Kreise ausgewählt bestätigt die Testperson mit OK, um den Test fortzuführen. Während des Tests nimmt das Bewegungstempo, sowie die Anzahl der Kreise zu (Senaptec, 2020).

Abb. 15 Testobjekt Multiple Object Tracking

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2.3.1.7 Reaktionszeit – Reaction Time (RT)

Für die letzte Messung der Testbatterie befindet sich die Testperson erneut mit einer Armlänge Abstand zum Bildschirm des Tablets. Vor Beginn dieser Messung muss ausgewählt werden, ob die Testperson Rechts- oder Linkshänder ist. Im Anschluss daran müssen beide Zeigefinger in den Innenkreisen platziert werden, die sich, sobald der Kontakt besteht, blau färben. Aufgabe ist es den Zeigefinger so schnell wie möglich zu lösen, dessen gesamter Kreis sich rot verfärbt (Abbildung 16). Sobald der Zeigefinger gelöst wird, verschwindet die Verfärbung des Kreises und beide Finger werden erneut in den Innenkreisen platziert (Senaptec, 2020).

Abb. 16 Testobjekt Reaction Time

2.3.1.8 Auswertung Senaptec Sensory Station

Nach Ende aller Einzeltests werden die Ergebnisse in einem Spinnendiagramm dargestellt (Abbildung 17). Umso höher die erreichte Punktzahl bei einem Test, umso besser ist das Ergebnis der Testperson. Jedes Ergebnis wird mittels eines Punktes auf der Zielscheibe veranschaulicht, umso weiter sich der Punkt am Rand befindet, umso besser ist die Leistung der Testperson. Die Daten werden mit der Senaptec Datenbank für die ausgewählte Sportart der Testperson abgeglichen, gleichzeitig werden die eben entstandenen Daten in die Senaptec Datenbank eingespeist, um repräsentativere Normwerte zu generieren. Der berechnete Gesamtscore ergibt sich als Mittelwert aus den Ergebnissen aller einzelnen Testitems (Senaptec, 2020).

Abb. 17 Spinnendiagramm – Auswertung

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2.3.2 Gleichgewicht - MFT Challenge Disc

Die Messung zur Erfassung des Gleichgewichts fanden mit der MFT Challenge Disc (MFT Bodyteamwork GmbH, Kirchberg, Österreich) statt. Diese Platte (Abbildung 18) hat einen Durchmesser von 42cm, ist in alle Ebenen kippbar, hat einen maximalen Neigungswinkel von 12° und ist über Bluetooth mit einem Tablet verbunden, über welches die Testperson visuelles Feedback erhält (Raschner, 2013).

Abb. 18 MFT Challenge Disc (https://www.mftshop24.com/shop/mft-challenge-disc/, letzter Zugriff am 24.03.21)

Während der Testung befindet sich die Testperson barfuß mit 1,5m Abstand im beidbeinigen, hüftbreiten Stand auf der Challenge Disc und versucht das Gleichgewicht zu finden (Abbildung 19). Dabei ist die Armposition frei wählbar, allerdings sollte dabei kein anderes Körperteil berührt werden (Zisch, 2010).

Ziel der Testperson ist es, den grünen Kreis auf dem Bildschirm in das Zentrum des blauen Zielkreises zu halten, wobei die verbleibende Übungsdauer immer auf dem Bildschirm angezeigt wird (Raschner, 2013).

Bezüglich der Durchführung hat jede Testperson einen Probeversuch, im Anschluss folgen zwei Testungen, von welchen der bessere Versuch gewertet wird. Ein geringerer Score bedeutet eine bessere Leistung. Zwischen den einzelnen Durchgängen wird 30 Sekunden pausiert, in denen die Position auf der Platte nicht verändert werden darf, jedoch darf sie zur Seite gekippt werden. Der Test wird abgebrochen, sobald sich die Testperson am eigenen Körper oder weiteren Gegenständen festhält oder von der Platte steigt (Zisch, 2010). Bezüglich der Reliabilität wiesen Hildebrandt et al. (2015) einen moderaten ICC (0,688) für beidbeinige Messungen nach.

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Abb.19 Testaufbau

2.3.3 Sprungkoordination – Speedy Jumps

Die Überprüfung der Sprungkoordination fand mit Hilfe des Speedy Basic Jump Sets von MFT (MFT Bodyteamwork GmbH, Kirchberg, Österreich) statt. Zwei Sets werden, wie in Abbildung 20 zu sehen, aufgebaut. Die Gummirohre werden so zusammengesteckt, dass die roten Hürden vorwärts und rückwärts übersprungen werden, blaue Hürden werden seitlich übersprungen. Die Zeit der insgesamt 16 Sprünge wurde händisch mittels Stoppuhr gemessen, wobei der bessere Versuch mit der schnelleren Zeit gewertet wird. Bei der Durchführung hat jede Testperson einen beidbeinigen Probeversuch, bevor sie pro Bein in abwechselnder Reihenfolge zwei Durchgänge absolviert. Ein Versuch wird dann als ungültig gewertet, wenn eine Testperson die Sprungreihenfolge ändert, beidbeinig statt einbeinig springt oder die Hürden umgetreten werden (Zisch, 2010). Hildebrandt et al. (2015) gaben an, dass der ICC eine gute Zuverlässigkeit aufwies. Der Wert lag hierbei zwischen 0,792 und 0,825.

Abb. 20 Aufbau Sprungkoordinationstest START

FINIS H

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2.4 Untersuchungsdurchführung

Die Datenerhebung fand im Zeitraum vom 5. bis 7. Mai 2021 im Internatsgebäude der HIB Saalfelden statt. Die Athletinnen und Athleten nahmen freiwillig während des Trainingsbetriebes an den Messungen teil. Ausgeschlossen von den Messungen waren Schülerinnen und Schüler, welche eine akute Verletzung der unteren Extremitäten aufwiesen.

Für die Auswertung der durchgeführten Messungen wurden zusätzlich die anthropometrischen Daten der Athletinnen und Athleten erhoben. Vor Beginn der Messungen wurde ein Online-Fragebogen ausgesendet, über welchen sich die Nachwuchsskirennläuferinnen und -rennläufer für die Messungen registrierten und gleichzeitig bereits die anthropometrischen Daten angaben.

Vor Beginn der Testungen wurde zusätzlich das dominante Auge mittels Hole-in-the–

Card Test bestimmt (Shneor & Hochstein, 2005).

2.5 Statistische Analysen

Die ausgewerteten Daten werden als Mittelwerte (MW) ± Standardabweichung (SD) angegeben. In der schließenden Statistik wurde zur Datenauswertung das Programm SPSS 26.0 (IBM, Armonk – New York, USA) verwendet, wobei hier die Normalverteilung der Daten mittels des Shapiro Wilk-Tests überprüft wurde. Nicht bei allen Testitems lag eine Normalverteilung vor. Die normal verteilten Items (Gleichgewicht, Sprungkoordination_rechts, NF_Q, PS, RT, Gesamt Score) wurden bei der Überprüfung der Hypothese H10 mittels t-Test für unabhängige Stichproben analysiert. Die nicht normalverteilten Items (Sprungkoordination_links, VC, CS, DP, MOT) wurden mittels Mann-Whitney-U-Test analysiert.

Um die Zusammenhänge für die Hypothese H20 zu überprüfen wurde der Korrelationskoeffizient nach Pearson für die normalverteilten Items verwendet, nicht normalverteilte Items wurden mittels Korrelationskoeffizient nach Spearman analysiert. Die Beurteilung des Korrelationskoeffizienten (Hopkins, 2016) ist in Tabelle 1 dargestellt.

(41)

Tab.1 Beurteilung des Korrelationskoeffizienten (Hopkins, 2016) Ausprägung Korrelation (r)

Keine < 0,1

Schwach > 0,1 – 0,29 Mittel > 0,3 – 0,49 Stark > 0,5 – 0,69 Sehr stark > 0,7 – 0,89 Nahezu perfekt > 0,9– 0,99

Perfekt 1

Für die Regressionsanalyse zur Bestimmung des Einflusses der einzelnen Testitems auf den Gesamt Score der visuellen Wahrnehmung wurde eine lineare, nicht hierarchische Regression durchgeführt.

Die Signifikanzniveaus wurden bei p < 0,05 für signifikant und p < 0,01 für hoch signifikant festgelegt. Zur Überprüfung der Effektstärke und Power wurde das Programm G*Power 3.1 (Universität Düsseldorf, Deutschland) verwendet. Die Beurteilung der Effektstärke Cohens d (Cohen, 2013) ist in Tabelle 2 dargestellt.

Tab. 2 Beurteilung der Effektstärke (Cohen, 2013)

Effekt Cohen´s d

Geringer Effekt 0,2 – 0,5 Mittlerer Effekt > 0,5 – 0,8

Großer Effekt > 0,8

Referenzen

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