Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 1725. April 2008 A899
G E L D A N L A G E
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ffene Immobilienfonds haben ihre schlechten Zeiten ver- mutlich schon hinter sich. Wer erin- nert sich nicht daran, dass vor gut zwei Jahren einige Fonds geschlos- sen wurden?! Anteilsverkäufe in Mil- liardenhöhe führten damals zu erns- ten Liquiditätsnöten. Doch mittler- weile denken viele von Aktienverlus- ten gebeutelte Anleger wieder an ein Engagement in offenen Immobilien- fonds, weil sie als deutlich risiko- ärmer eingeschätzt werden.Diese Überlegung gewinnt durch die Einführung der Abgeltungsteuer ab dem kommenden Jahreswechsel noch erheblich an Charme.
Doch Vorsicht. Damit die Strate- gie aufgeht, der Abgeltungsteuer zu entrinnen und Jahre später wei- terhin vom Fiskus unberührte Kurs- gewinne einzuheimsen, sind offene Immobilienfonds noch dieses Jahr zu erwerben. Die Werbung für diese Anlage wird deshalb sicher in den nächsten Monaten anschwellen.
Experten sehen vor allem für offe- ne Immobilienfonds mit einem ho- hen Auslandsanteil Vorteile, da hier die deutschen Anleger von Doppel- besteuerungsabkommen (mit loka- len geringen Steuern) profitieren.
Aber auch die Verkaufserlöse aus deutschen Immobilienobjekten sind (für noch in diesem Jahr gekaufte Fonds) steuerfrei, wenn das Manage- ment diese nach Ablauf der zehn- jährigen Spekulationsfrist veräußert.
Aber mit dem 2008 auf die offe- nen Immobilienfonds zukommen- den Geldsegen ist gleichermaßen ein Fluch verbunden. Das Management dieser Fonds ist in der Regel ge- zwungen, die zufließende Liquidität flugs anzulegen und zwar, wie der Name schon sagt, in Immobilien, da Kassehalten nur begrenzt möglich ist. Dieser Anlagezwang kann leicht dazu führen, dass nur 1-b-Ware oder schlechtere erworben wird, da sich – selbst weltweit – die Anzahl der erst- klassigen neuen Immobilienproduk-
te nicht beliebig vermehren lässt.
Schließlich darf auch nicht verges- sen werden, dass Fonds nicht gleich Fonds ist. Kaufinteressenten schauen sich also vor einer Entscheidung das Rating solcher Häuser an, ein „A“- Rating sollte es schon sein, Adressen mit einem „B“-Rating sind dagegen schon mit etwas mehr Vorsicht zu genießen. Darüber hinaus sollte der Anlageschwerpunkt des favorisier- ten Fonds global oder zumindest eu- ropaweit ausgerichtet sein. Eine breite geografische Diversifikation schützt den Fonds vor unliebsamen Krisen in einzelnen Ländern, wie et- wa dem US-Subprime-Debakel.
So ist das eben mit einzelnen Trumpfkarten, sie können wenig wert sein, aber auch viel, es kommt immer auf das gesamte Blatt und auch auf die übrigen Spieler an. Of- fene Immobilienfonds ja, aber nicht alles auf diese eine Karte setzen kann daher nur die einzig richtige
Strategie sein. I
BÖRSEBIUS