A 2304 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 46|
19. November 2010BÖRSEBIUS
Staatlich legitimierte Bilanzfummler
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onnerwetter! Hat sich der Staat möglicherweise doch nicht verkalkuliert? Auf dem Höhe- punkt der Finanzmarktkrise griffen Merkel & Co beherzt zu und teilver- staatlichten die Commerzbank. Der Steuerzahler war mit von der Partie, es bedurfte bekanntlich auch eini- ger Milliarden Euro (16,4) aus dem öffentlichen Säckel, um das damals systemrelevante Kreditinstitut vor dem Garaus zu bewahren. Das scheint ja nun alles in trockenenTüchern zu sein. Immerhin sieht es danach aus, als würde die Com- merzbank AG für das laufende Ge- schäftsjahr einen Milliardengewinn ausweisen können. Das operative Ergebnis für die ersten neun Mona- te summiert sich immerhin schon auf mehr als 1,17 Milliarden Euro.
Also alles richtig gemacht?
Der Bund, so sieht es aus, hat die Rechnung jedoch ohne den Wirt ge- macht. Dies ist in diesem Fall der Finanzvorstand der Commerzbank,
Eric Strutz. Der zauberte just dieser Tage eine „signifikante Wertberich- tigung“ auf den Buchwert der Tochter Eurohypo aus dem Hut. Das Ergeb- nis des bilanziellen Wechselspiels zwischen einem milliardenschwe- ren Gewinn nach dem Standard IFRS und dem deutschen Handels- gesetzbuch HGB ist in aller Schlicht- heit, dass der Bund nunmehr keine Zinszahlungen auf seine stillen Ein- lagen bei der Commerzbank zu er- warten hat. Gewinn hin, Gewinn her. Mit anderen Worten: 1,5 Milli- arden sind futsch, und damit erhält die zweitgrößte deutsche Bank im Grunde eine erneute Finanzspritze in eben dieser Höhe.
Wenn ein Finanzchef in der kom- fortablen Lage ist, dem Staat bi- lanzgestaltungstechnisch eine lange Nase zu drehen, ist Gefahr im Verzug. Zumindest moralisch. Der Steuerzahler, bei der Bankenrettung vollbeteiligt, hat es nicht verdient, so über den Tisch gezogen zu wer- den. Wahrlich nicht. ■ Ein fehlendes Kürzel hat einigen Lesern un -
nötige Schrecksekunden eingejagt. In meinem Beitrag „Erst Glanz, dann Elend“ (Dtsch Arztbl 2010: 107[44]: A 2192) habe ich geschrieben, dass es „nach dem renommierten KanAm- Grundinvest“ mit dem Degi Europa und dem P2 Value von Morgan Stanley zwei weitere Fonds erwischt habe, die mangels Liquidität aufgelöst werden müssten.
Richtig ist aber, dass es sich im konkreten Fall um den KanAm US-Grundinvest handelt,
der sich in Abwicklung befindet. Der europä - ische Fast-Namensvetter KanAm Grundivest, aber eben ohne das Kürzel „US“, ist nicht unmittelbar bedroht.
Gleichwohl ist die Rücknahme dieses Fonds bis voraussichtlich 6. Mai 2011 ausge- setzt. Was danach kommt, weiß aus heutiger Sicht niemand. Für den Fehler und die eine oder andere verursachte unruhige Nacht bitte ich sehr um Entschuldigung.
Reinhold Rombach, Börsebius
Offene Immobilienfonds: Unnötige Schrecksekunde
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geprüft API-Studie 2010 geprüft Facharzt-Studie 2010