Ganzheitliche Medizin
Einsichten und Anregungen
Rolf Verres: Was uns gesund macht. Ganzheitliche Heilkunde statt seelenloser Medizin. Verlag Herder, Freiburg, Basel, Wien, 2005, 192 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 19,90 A
Im Zentrum des Buches steht die Arzt-Patient-Beziehung.
Das ist heute nicht mehr selbstverständlich, scheinen doch Apparate mehr und mehr den Arzt selbst zu erset- zen. Perspektivenreich und breit fundiert zeigt der Autor, Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Psychologie an der Universität Heidelberg, dass gerade auch in unserer Hightech-Medizin auf vielen Ebenen der Heilerfolg von ei- ner vertrauensvollen Arzt-Pa-
tient-Beziehung abhängt.Auch heute ist der Arzt nicht nur als Experte im Sinne eines „Me- dizineringenieurs“ gefordert, sondern genauso als verständ- nisvoller Ansprechpartner.
„Zum Wesen der Heilkun- de gehört das gelingende Ge- spräch: Die beidseitig spürba- re Resonanz, das Zeigen, Aufgreifen und Erstnehmen von Bedürfnissen.“ Fehlt die- se Resonanz, das gelingende Gespräch, wird beispielswei- se die Compliance und damit der Heilerfolg ausbleiben.
Die „Sachzwänge“, sprich vor allem Sparzwänge, ge- fährden eine „heilsame“ Be- ziehungskultur.
Es ist das große Verdienst dieses Buches, nicht nur den Finger auf diese Wunde zu le- gen, sondern aufzuzeigen, wie gleichwohl eine gute Bezie- hungskultur zustande kommt.
Wichtige Anregungen werden
hier dem Arzt gegeben. Origi- nell sind die zahlreichen Bei- spiele, mit denen Patienten selbst Einblicke in die Zwän- ge gewinnen können, unter denen Ärzte heute stehen. So wird ihnen vermittelt, wie sie selbst zu einer für sie heilsa- men Patient-Arzt-Beziehung beitragen, sie selbst den Arzt für sich gewinnen können. Ei- ne Vielzahl persönlicher Er- fahrungen des Autors – auch als Patient – fließen hier krea-
tiv ein. Wenn Rolf Verres eine ganzheitliche Medizin fordert, ist beileibe nicht von risiko- reicher Alternativmedizin die Rede. Er zielt ab auf eine Ver- knüpfung von modernem me- dizinischem Expertenwissen und einer Heilkunde, die auch Beziehung und Gespräch ins Zentrum rückt und zugleich salutogenetische Aspekte ein- bezieht, dem Patienten hilft, Fürsorge für sich selbst zu fin- den, mit sich selbst ins Gleich- gewicht zu kommen, „Lebens- kraft“ zu fördern, um den an- tagonistischen gesundheitsge- fährdenden lebensfeindlichen Kräften erfolgreich entgegen- wirken zu können.
Das Buch besticht durch eine Fülle von Einsichten und Anregungen, die hier nur an- gedeutet werden konnten. In seiner verständlichen Spra- che ist es ein Muss für Arzt und Patient. Hermann Lang B Ü C H E R