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Archiv "Heilkunde: Mit Charisma" (08.05.1998)

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A-1121

Seite eins

Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 19, 8. Mai 1998 (1)

V

or vielen Jahren schrieb Curt Goetz die Komödie vom Dr. med. Hiob Präto- rius, der einen Schusterladen auf- machte und sich dort den Ruf eines Wunderheilers erwarb, bis be- kannt wurde, daß er Arzt war. Seit- dem verließen ihn die Patienten und seine Heilerfolge. Heute hat die Wirklichkeit den Stückeschrei- ber eingeholt. Ein approbierter und promovierter Arzt hat eine Heilpraktiker-Praxis eröffnet.

Dafür drängt sich eine Er- klärung auf: Die Medizin hat, als sie auf den Weg von der Erfah- rungs- zur Naturwissenschaft ge- riet, auch das Bild des Arztes ver- ändert. Den Rest besorgte die Ausweitung des Krankenversiche- rungswesens von einer Fürsorge- einrichtung für sozial Schwache zu einer umfassenden sozialstaatli-

chen Einrichtung. Der „Arzt als Arznei“, wie Michael Balint formu- lierte, machte dem Arzt Platz, der mit naturwissenschaftlichen Meß- werten arbeitet. In solchem Klima verkümmerte das „Charisma“.

Mehr als in manch anderem Beruf also traf den Arzt-Beruf die „Keule der Verwissenschaftli- chung“. In einer Zeit der Vereinsa- mung sehnt sich der Mensch nach Kommunikation. Diese sucht er auch bei „seinem“ Arzt, der immer schon mehr war als nur der Wis- sende und Heilende. Diese Zusatz- aufgabe geriet unter die Räder.

Die Patienten stört gerade bei Krankheiten im psychischen Be- reich und bei solchen, die auch mit den modernsten Mitteln der Me- dizin nicht bezwungen werden können, die Abwesenheit des Charismas, das nicht „abgerech- net“ werden kann. Damit begann die große Zeit der nichtapprobier- ten Heiler.

Vielleicht ist es der Wunsch nach Rückkehr zu einem weniger rationalen und rationellen Arzt- tum, was jenen Dr. med. veranlaßt hat, sich als Heilpraktiker nieder- zulassen. Rolf Combach

Heilkunde

Mit Charisma

D

er sonnengebräunte Cow- boy zwischen den roten Felsen eines USA-Natio- nalparks wird in Deutschland viel- leicht bald gänzlich von der Bild- fläche verschwinden. Denn am 13.

Mai stimmen die Abgeordneten des Europaparlaments über das Tabakwerbeverbot ab. Im Mini- sterrat hatten sich im Dezember vergangenen Jahres nur noch Deutschland und Österreich ge- weigert, Gesetze zum Schutz vor Zigarettenwerbung mitzutragen.

Im Vorfeld der jetzigen Abstim- mung im Europaparlament melde- ten sich die deutsche Koalition ge- gen das Rauchen und mehr als 80 deutsche wissenschaftlich-medizi- nische Fachgesellschaften zu Wort.

Sie alle fordern die Abgeordneten auf, das Tabakwerbeverbot zu un- terstützen. Hauptziel der Tabakin- dustrie sei es, durch Werbung Kin- der und Jugendliche zum Rauchen zu verführen. Bei mehr als zwei Drittel der Raucher manifestiere sich der Zigarettenkonsum bis zum 18. Lebensjahr, mahnt die deut- sche Koalition gegen das Rauchen.

Daß Jugendliche leichter be- einflußbar sind, ist verständlich.

Doch ist es ausschließlich der Cowboy mit seinem überlegenen Lächeln, der die Jugend zum Rau- chen animiert? Sicher nicht. Vorbil- der suchen sich Kinder und Jugend- liche größtenteils im eigenen sozia- len Umfeld, in der Familie, der Schule und in der Clique. Da man dort oft mit dem Rauchen das eige- ne Image aufpolieren kann, tut man es eben. Die Zigarettenschachtel in der Hemdtasche und den Glimm- stengel lässig im Mund – ist das nicht gleich viel erwachsener, männlicher oder emanzipierter? Zur Präventi- on gehört wirklich mehr, als nur die Zigarettenwerbung zu verbieten.

Werden Jugendliche also we- niger rauchen, wenn für Tabak nicht mehr geworben wird? Studi- en aus einigen Ländern mit Tabak- werbeverbot bejahen das. Doch dort waren die Werbeverbote nur ein Teil einer umfassenden Prä- ventionsstrategie. Besonders un-

günstig seien die zweideutigen Botschaften, denen die Jugendli- chen ausgesetzt sind, argumentie- ren die Vertreter der Bundesärzte- kammer. Gesundheitserzieher ver- suchen, die Schädlichkeit des Rau- chens zu vermitteln, während der coole Cowboy weiter triumphie- rend vom Plakat blickt.

Er würde das in drei Jahren nicht mehr tun, falls sich das Eu- ropaparlament jetzt für das Wer- beverbot entscheidet. Zudem wä- re auch die indirekte Werbung durch Sponsoring von Kultur- und Sportveranstaltungen, wie der Formel 1, ab dem Jahr 2006 verboten. Aber wie dem auch sei:

In jedem Falle müßte man sich auf Alternativen besinnen, die ju- gendliche Nichtraucher motivie- ren. Wäre da nicht zum Beispiel ein Cowgirl denkbar, das selbstbe- wußt verkündet: „Ich rauche kon- sequent nicht.“? Eva Richter

Tabakwerbeverbot

High noon, Cowboy

Referenzen

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