• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Beispielhaftes Gesundheitsbewußtsein bei Ärzten" (11.02.1983)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Beispielhaftes Gesundheitsbewußtsein bei Ärzten" (11.02.1983)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Beispielhaftes Gesundheits- bewußtsein bei Ärzten

Herbert Czwikla

Unter dem Motto „Testen Sie Ihre Gesundheit" ermuntert Boehrin- ger Mannheimbereits seit zwei Jahren die Besucher von Ärztekon- gressen, einen Service besonderer Art in Anspruch zu nehmen.

Bisher hat diese Testaktion sechsmal stattgefunden. Weit über 10 000 Ärzte, deren Familien und Assitenzpersonal haben dabei ihre Gesundheit — Stoffwechsel, Blutbild, Leber- und Nierenfunk- tion — testen und ihr Herzinfarkt-Risiko ermitteln lassen. Letzteres über einen aus Risikofaktoren errechneten Zahlenindex („Risko"- Verfahren), der den einzelnen Probanden in Gruppen mit geringer, durchschnittlicher oder erhöhter Gefährdung einstuft.

Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen THEMEN DER ZEIT

Drückte sich in der hohen Beteili- gung bereits ein ausgeprägtes Ge- sundheitsbewußtsein der Ärzte- schaft und der ihnen familiär oder beruflich nahestehenden Perso- nengruppen. aus, so richtete sich auf der Deutschen Therapiewoche im September 1982 in Karlsruhe das Interesse auf den Vortrag

„Ärzte testen ihre Gesundheit — Ergebnisse einer Studie". Die Da- tenprofile eines Teilkollektivs, be- stehend aus über 4000 Teilneh- mern an den Ärztekongressen in Karlsruhe 1981 sowie Wiesbaden und Berlin 1982 — darunter etwa 2000 Ärzten —, waren ausgewertet.

Die anonymisierte Studie erbrach- te aufschlußreiche Ergebnisse. Ri- sikofaktoren machen auch vor Ärzten nicht halt. Doch zeigte die Studie, daß Ärzte hinsichtlich der Risikofaktoren, die durch Lebens- führung zu beeinflussen sind — Rauchen, Übergewicht, Bewe- gungsmangel —, sich nicht nur we- sentlich disziplinierter verhalten als die Durchschnittsbevölkerung.

Sie haben diesbezüglich sogar leichte Punktvorteile gegenüber ihren Familien und Mitarbeitern.

Sechs Prozent fettsüchtigen Ärz- ten, die an der Studie teilgenom- men haben, stehen in der Durch- schnittsbevölkerung 12 Prozent

„Schwerstgewichtige" im ver- gleichbaren Alter gegenüber.

Raucher-Gewohnheiten

Ebenso aufschlußreich die Daten zu den „Rauchgewohnheiten".

Unter den Ärzten gibt es etwas we- niger Raucher als bei den Mitar- beitern. Dafür haben etwas mehr Ärzte als Mitarbeiter sich bereits das Rauchen abgewöhnt oder nie geraucht. 41 Prozent der Ärzte in der Studie sind Ex-Raucher, ha- ben also bereits die notwendigen Konsequenzen aus dem Wissen über die Bedeutung der Risikofak- toren gezogen. Vergleicht man mit Männern aus der Durchschnitts- bevölkerung, so ist der Anteil an

„Ex-Rauchern" hier gerade halb so groß. Geradezu verblüffend sind die Ergebnisse bei den weibli- chen Teilnehmern: Nur 20 Prozent der Ärztinnen (17 Prozent der Mit- arbeiterinnen) haben sich das Rauchen abgewöhnt. In der Ge- samtbevölkerung sind es wieder- um nur die Hälfte. Freilich sind mehr Frauen als Männer konse- quente Nichtraucher, aber: der Anteil rauchender Frauen ist, ver- glichen mit Männern, bereits deut- lich größer.

Fällt die Rauchentwöhnung der Frau soviel schwerer als dem Mann? Hat sie sich das Wissen um die Gefährlichkeit dieses Risiko- faktors, mit dem sie zusätzlich ih-

ren ovarialen Schutz einbüßt, noch nicht zu eigen gemacht?

Oder drückt sich hier ein Nachhol- bedarf an Emanzipation aus? Wis- sen sollte man, daß die Rate an plötzlichem Herztod bei Rauchern fünfmal höher ist als bei Nichtrau- chern. Sekundäre Vorsorge und Aufklärungsprogramme kommen also meist zu spät.

Punktvorteile für den Arzt Während der Arzt seinem Patien- ten also, soweit es Übergewicht und Rauchen betrifft, bereits ein Beispiel „vorlebt", ist er offenbar auch schon dem dritten beeinfluß- baren Risikofaktor „Bewegungs- mangel" aktiv zu Leibe gerückt.

Rangieren die Risiko-Punktanteile dafür bei seinen Familienangehö- rigen und Mitarbeitern hinter Cho- lesterin an zweiter Stelle (16,2 Pro- zent), so liegen die „Trainings"- Risikopunkte bei Ärzten mit 12,7 Prozent im Durchschnitt erst an vierter Position.

Bei allen übrigen untersuchten Ri- sikofaktoren gibt es so große Un- terschiede innerhalb der Kollektiv- gruppen nicht. Beispiel Diabetes- Morbidität: Drei Prozent aller nüchternen Teilnehmer hatten ei- nen Blutzuckerwert, der über 130 mg/dl lag, also nach WHO-Krite- rien dringenden Diabetes-Ver- dacht nahelegt. Von Diabetologen wird die Diabetes-Morbidität ähn- lich hoch eingeschätzt, doch nimmt man an, daß davon jeder zweite unentdeckt ist. Ob alle dia- betischen Ärzte, die an der Studie teilnahmen, um ihre Krankheit wußten?

Hinsichtlich der ebenfalls unter- suchten Risikofaktoren Choleste- rin und Blutdruck fällt die steile Häufigkeitszunahme mit dem Le- bensalter besonders ins Auge.

Professor Dr. med. Egbert Nüssel, Universität Heidelberg, riet des- halb, insbesondere diejenigen Personen möglichst frühzeitig zu erfassen, die eine milde Ausprä- gung dieser Risikofaktoren auf- weisen und im sogenannten „Ver- dachtsbereich" liegen.

Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 6 vom 11. Februar 1983 73

(2)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Gesundheitsbewußtsein

Die Ergebnisse der von ihm gelei- teten WHO-Studie in Eberbach und Wiesloch belegen eindrucks- voll, daß der Großteil der „Ver- dächtigen" bereits nach wenigen Jahren in die Gruppe der „Erhöh- ten" gerutscht ist.

Möglichkeiten zur „Kostendämp- fung` im Gesundheitswesen leiten sich aus den Daten über die Blut- fette ab. Fachleute auf diesem Ge- biet fordern schon seit langem ei- ne differenzierte Lipiddiagnostik.

Bestimmt man in den Fällen, in denen die Aussagekraft des Ge- samtcholesterins allein nicht aus- reicht — 220-300 mg/dI —, zusätz- lich das HDL-Cholesterin, ist eine verbindliche Beurteilung des Risi- kos möglich. In der Studie wurden rund 13 Prozent als therapiebe- dürftig ausgewiesen. Ohne diese Differenzierung zwischen „gefähr- lichem — LDL —" und „schützen- dem — HDL —" Cholesterin wären es etwa doppelt so viele gewesen.

Abgesehen von humanitären Aspekten — etwa fünf Prozent Pro- banden mehr galten als völlig risi- kofrei — kann die gesundheitspoli- tische Tragweite dieser Ergebnis- se kaum überschätzt werden. Ein geringfügiger Mehraufwand in Form verfeinerter Diagnostik er- möglicht eine Abkehr von unge- zielter, halbherziger „Schrot- schußtherapie" hin zu — allerdings

— konsequenter Behandlung.

Auch Ärzte mit erhöhtem Blut- druck weisen häufig gleichzeitig auch andere Risikofaktoren auf als Ärzte, die normotensiv sind.

Daß dies allgemein so ist, haben bereits andere Studien belegt. Ge- sichert ist auch, daß das Risikofak- torenbündel das gesundheitliche Gesamtrisiko steil emporschnel- len läßt. Die Vermeidung drohen- der Gefäßkatastrophen durch breitangelegtes Fahnden nach Ri- sikofaktoren und ihr frühzeitiges Ausschalten gehören deshalb zu den wichtigsten Aufgaben des Arztes von heute.

Anschrift des Verfassers:

Dr. rer. nat. Herbert Czwikla In der Aue 30a

6900 Heidelberg-Schlierbach

THEMEN DER ZEIT

Wenn man davon ausgeht, daß ei- ne Schwestern- oder Pflegerstelle heute einschließlich aller Sozial- abgaben den Krankenhausträger im Jahr 35 000 bis 40 000 DM ko- stet, so kann man sich ausrech- nen, daß man statt einer Kranken- schwester oder eines Krankenpfle- gers im Halbjahr 10 (d. h. pro Jahr 20) Krankenpflegepraktikanten einstellen und ihnen pro Monat 300 DM an Taschengeld bezahlen könnte. Gegen diesen Austausch (20 Krankenpflegepraktikanten pro Jahr auf eine Schwesternstel- le) dürfte selbst die ÖTV nichts einzuwenden haben, solange Schwesternstellen wegen Perso- nalmangels nicht besetzt werden können, was durchaus noch der Fall ist und wegen der relativ ge- ringen Kapazität unserer Kranken- pflegeschulen auch noch in den nächsten Jahren der Fall sein wird. Wenn man die Praktikanten im Schichtdienst einsetzt, zum Teil auch nachts zusätzlich zu den examinierten Nachtwachen, so könnte man durchaus fünf Prakti- kanten pro Station oder pro 20 bis 30 Betten gebrauchen. Demgemäß könnte ein kleineres Krankenhaus wie unseres (175 Betten) pro Halb- jahr 30, folglich pro Jahr 60 Prakti- kanten aufnehmen, ein größeres dementsprechend 120 bis 180 und der Durchschnitt aller deutschen Krankenhäuser vielleicht 60. Das

heißt, bei 2000 Akutkrankenhäu- sern könnten pro Jahr 120 000 Praktikanten untergebracht wer- den. Bei einem Pflegepraktikum von einem Jahr — was die WRK ursprünglich angeregt hatte — wä- ren es immer noch 60 000 Stellen, während die jährliche Zahl der Studienbewerber „nur" auf 20 000 bis 50 000 geschätzt wird.

Eine solche „Schwemme" von Krankenpflegepraktikanten wäre für unsere Patienten eine Wohltat.

Sie sind nämlich nach wie vor pfle- gerisch unterversorgt. Ich schrei- be dies ohne Vorwurf; denn ich bin mir der Zwangslage durchaus bewußt: Jede Schwester braucht ihren gerechten Lohn, das Kran- kenhausdefizit muß klein gehalten werden, und die Krankenkassen müssen darauf achten, daß die Ko- sten nicht ins Unermeßliche stei- gen. Diese „Sachzwänge" bewir- ken, daß in ganz Deutschland die Zahl der Krankenpflegestellen nicht dem Bedarf entspricht, d. h., daß viele Patienten nicht die Pfle- ge erhalten können, die sie eigent- lich erhalten sollten. Den Beweis kann man kaum auf dem Papier, wohl aber durch praktische De- monstration antreten.

Schwieriger zu lösen ist das Pro- blem, von wem und wie die Be- währung im Pflegepraktikum be-

„Pflegepraktikum"

ließe sich realisieren

Hans-Rainer Hannemann

Die Westdeutsche Rektorenkonferenz (WRK) hat vorgeschlagen, die Zulassung zum Medizinstudium von einem Pflegepraktikum abhängig zu machen. Bedenken dagegen wurden in Heft 34/1982 von Gäbet et al. („Differenzierte Zulassung zum Studium") und in Heft 9/1982 (Editorial „Praxis vor dem Studium") vorgebracht. Ein Haupteinwand gegen den WRK-Vorschlag lautet: An den Kranken- häusern lassen sich nicht genügend Praktikumsstellen einrichten.

Dem widerspricht der Verfasser aus Sicht eines Chefarztes an einem kleineren Kreiskrankenhaus.

74 Heft 6 vom 11. Februar 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Für die Rehabilitation von onko- logischen Patienten hat sich unserer Erfahrung nach das schnelle Gehen auf dem Laufband am besten be- währt, denn der ausgeprägte Muskel- abbau

Wir sind alle Ärzte mit mehr und weniger Erfahrung und Ausbildung, aber das gibt keinem von uns das Recht, den anderen als seinen „Unter- gebenen“ zu betrachten (was nicht heißt,

Die öffentlichen Unter- stützungen, die sie alle zunächst in Anspruch nehmen müssen, werden ja im kommenden Jahr voraussichtlich bei den Schülern zum Teil ganz — und es sind

Jahr für Jahr bleibt diese Zahl ungefähr gleich, da die nach Beendigung ihrer Berufsausbil- dung Ausscheidenden durch neu aufge- nommene Schützlinge ersetzt werden.. So kamen

In einer Studie mit 22 Patienten, bei denen temporäre Mikroimplantate gesetzt wurden, die nach 8 Wochen wieder ent- fernt wurden, waren 2 Implantate bei den Nichtrauchern

Für das Nierenbeckenkarzinom ließ sich keine Abhängigkeit von diesen Ri- sikofaktoren nachweisen, es zeigte sich jedoch, dass das Entstehungsrisiko für beide Karzinomarten mit

SÄV 2/26/2013 Jahresabschluss 2012 mit Jahresab- schlussbilanz und Entlastung der Gremien (einstimmig bestätigt) Wortlaut: „Die Tätigkeitsberichte des Verwaltungsausschusses und des

Nach Schätzung der DOG müssen Augenärzte in Deutschland mindestens 800 000 Augen pro Jahr wegen eines Grauen Stars operieren.. Damit ist der Linsenaustausch der