Kooperation führt zu einer bes- seren Versorgung der Patientinnen und Patienten. Vor diesem Hinter- grund fand auf Einladung des Präsi- denten der Ärztekammer Westfalen- Lippe, Dr. med. Ingo Flenker, Anfang September eine Diskussionsveran- staltung „Vorsprung durch Zusam- menarbeit – medizinische und ökono- mische Vorteile der Krankenhausko- operation“ in Dortmund statt.
„Die vorgesehene künftige Be- schränkung des Landes bei der Kran- kenhausplanung auf eine Rahmenpla- nung führt zu einem unmittelbaren Verantwortungszuwachs der Vertrags- partner auf regionaler Ebene“, beton- te der Kammerpräsident. „Kranken- hauskooperationen werden auch unter diesem Aspekt zusätzlich an Bedeu- tung gewinnen.“ Denkbar seien Ko- operationen von Krankenhäusern un- tereinander oder mit Praxen, Thera- pie-, Rehabiliations- und Pflegeein- richtungen sowie die Einrichtung von Notfallpraxen an Krankenhäusern. All dies könne zur medizinischen und öko- nomischen Optimierung im Kranken- hausbereich beitragen.
Wirtschaftlicher Druck Neu, so der Krankenhausreferent des Caritasverbandes für die Diözese Münster, Klaus-Peter Fiege, sei der Kooperationsgedanke keinesfalls – je- doch habe er durch den wirtschaftli- chen Druck, der auf den Krankenhäu- sern laste, eine neue Dimension ge- wonnen. Gemeinsamer Einkauf, ein gemeinsamer technisch-handwerkli- cher Dienst und eine gemeinsame Diagnostik etwa im Labor oder bei Großgeräten schaffen Synergieeffek- te, die einen Abbau von Betten oder Arbeitsplätzen verhindern können.
In die Praxis umgesetzt wird seit drei Jahren eine Krankenhauskoope- ration im Raum Arnsberg. „Mit un- serer Kooperation wurde das Ziel ei-
ner ortsnahen Ver- sorgung, verbunden mit einer qualitati- ven Verbesserung, erreicht“, berichtete Dr. Wilhelm Kayser, Ärztlicher Direk- tor des Städtischen Krankenhauses Ma- rienhospital. Begonnen wurde mit ei- nem Zusammenschluß der Apotheke, einer Krankenpflegeschule und des Zentrallabors – weitaus schwieriger gestaltete sich die Neustrukturierung der einzelnen medizinischen Abtei- lungen. Nach genauer Analyse jeder einzelnen Abteilung nach Ausla- stung, Fallzahl, Verweildauer sowie der Wanderbewegung innerhalb und außerhalb des Versorgungsgebietes legte das Krankenhaus verschiedene Abteilungen zusammen oder wandel- te bisherige Belegabteilungen in re- guläre Krankenhausabteilungen um.
Durchaus positiv sah auch Dr. Ju- lius Siebertz, Leiter des Referats Krankenhausplanung im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, die Möglichkeit einer stärkeren Koope- ration. Hier bestünde eine gute Chan- ce, der finanziellen Not einiger Kran- kenhäuser entgegenzuwirken. Unter- stützung bekämen die Krankenhäu- ser dann, wenn sich nachweislich die Leistungsstufe und damit der Finanz- bedarf ändern würde. Dr. Matthias Geck, Geschäftsbereichsleiter Ver- tragspartnerservice der AOK Westfa- len-Lippe, befürwortete die Koopera- tionen insbesondere unter dem Aspekt einer stärkeren Verzahnung von ambulantem und stationärem Be- reich: „Die Krankenhausversorgung kann sowohl von der Leistungsfähig- keit als auch von der Wirtschaftlich- keit her noch effizienter gestaltet wer-
den.“ Susanne Hofmann
A-2547
P O L I T I K AKTUELL
Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 40, 3. Oktober 1997 (27)
Krankenhauskooperation
Vorsprung durch Zusammenarbeit
„Auch wenn das deutsche Ge- sundheitssystem derzeit einen Re- formprozeß durchläuft, so haben die bisher ergriffenen Maßnahmen die Si- tuation doch im Kern nicht wesentlich verändert.“ Dieses Urteil hat nach den Worten von Dr. Dieter Menke vor kurzem die Organisation for Econo- mic Cooperation and Development (OECD) gefällt. Menge ist Leiter des OECD Bonn Centre. Im jüngsten Deutschlandbericht nimmt das Kapi- tel „Gesundheitswesen“ fast ein Drit- tel ein. Einzelne Aussagen:
cDie Qualität der Gesundheits- leistungen ist hoch, der Zugang zu die- sen universell. Da die „Gesundheits- ergebnisse“ dem OECD-Durch- schnitt entsprechen, die Ausgaben aber relativ hoch sind, sind noch Effi- zienzverbesserungen möglich. Be- mängelt werden eine fehlende Verzah- nung, schwache, zuweilen verzerrte Anreizstrukturen sowie der begrenzte Informationsaustausch. Im Bericht wird aber gewürdigt, daß die Integrati- on der neuen Länder erheblich zum Kostenanstieg beigetragen hat.
c Deutsche Ärzte verschreiben dem Bericht zufolge verhältnismäßig viele Medikamente; es gebe Anzei- chen für signifikante Verschwendung.
Nach Auffassung der OECD könnte auch die Legalisierung von Apothe- kenketten sowie die Lockerung der Einheitspreisregelung ein Mittel zur Kostensenkung sein. An der Schlüs- selrolle des qualifizierten Apothekers solle aber festgehalten werden.
c Die Dauer der Krankenhaus- aufenthalte in Deutschland ist außer- gewöhnlich lang, die Zahl der Einwei- sungen im europäischen Vergleich hoch. Sie liegt um rund 15 Prozent über dem Durchschnitt. Die OECD sieht jedoch Anzeichen für Effizienz- steigerungen.
Der Bericht enthält auch Emp- fehlungen für weitere Reformen. Sie zielen auf eine Beeinflussung des Ver- braucherverhaltens, auf eine Verbes- serung der anbieterseitigen Kostenef- fizienz, auf ein System aktiver Ein- käufer von Gesundheitsleistungen – und auf ein verläßliches, faires Finan-
zierungssystem. Rie