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ie anticholinerge Wir- kung der Substanzen, die in der medika- mentösen Therapie der In- kontinenz eingesetzt werden, bedingt gleichzeitig die störendste Begleitwirkung:die Mundtrockenheit. Vergli- chen mit dem „Goldstan- dard“ Oxybutynin, ist Propi- verin bei ähnlicher Effizienz deutlich verträglicher, wie eine europäische Studie er- gab. Am Rande des Europäi- schen Urologenkongresses in Barcelona hat Prof. Klaus Höfner (Hannover) die Er- gebnisse vorgestellt.
Von den 366 Patienten mit Urge-Inkontinenz er- hielten in der randomisier- ten, prospektiven Doppel- blindstudie jeweils knapp 150 Teilnehmer Propiverin (Mictonorm®, Apogepha) 15 mg dreimal täglich oder aber Oxybutynin zweimal 5 mg
pro Tag, der Rest entfiel auf Plazebo über vier Wochen.
Bei der Zystometrie zeigte sich unter den Verumsub- stanzen eine vergleichbare Zunahme der maximalen Blasenkapazität ohne ver- mehrte Restharnbildung.
Unter Propiverin besserte sich der Gaudenz-Urge- Score, die Beschwerden nah- men – ähnlich wie in der Oxybutynin-Gruppe – signi- fikant ab.
Bei vergleichbarer Effi- zienz auf die Inkontinenz er- wies sich Propiverin jedoch als besser verträglich: Wäh- rend unter Oxybutynin in 66,9 Prozent Mundtrocken-
heit auftrat, lag dieser Wert mit 53,4 Prozent unter Propi- verin niedriger (Plazebo:
27,8). Außerdem gaben diese Patienten, so Höfner, einen geringeren Schweregrad der Mundtrockenheit an – spezi- ell auch diejenigen, die unter schweren Symptomen litten.
Die verminderte Rate an anticholinergen Nebenwir- kungen ist möglicherweise auf den dualen Wirkmecha- nismus der Substanz zurück- zuführen. Propiverin setzt über seine aktiven Metaboli- ten nicht nur an den Muska- rinrezeptoren (anticholiner- ges System) an und bewirkt somit die Relaxation der Bla-
se, sondern zeigt – zumindest in vitro – auch eine kalzium- antagonistische Wirkung an den beteiligten glattmuskulä- ren Zellen der Harnblase.
Bei Hypertonikern seien jedoch keine Interaktionen bei gleichzeitiger Gabe gefäß- wirksamer Kalziumantago- nisten zu erwarten, so der Pharmakologe Prof. W. Sieg- mund (Greifswald). Bei älte- ren Patienten wurde in einer aktuellen Studie kein Anstieg von kardialen Ereignissen dokumentiert. Die gute Ver- träglichkeit konnte auch in einer Anwendungsbeobach- tung bei 4 390 Patienten bestätigt werden. Lei
A-1255 Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 20, 15. Mai 1998 (59)
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