Etwa zehn Prozent der deutschen Bevölkerung lei- den an Migräne. Der Löwen- anteil der Kosten von ge- schätzten fünf Milliarden DM jährlich entfalle auf den Ar- beits- und Produktivitätsaus- fall, berichtete Dr. Michael Ribbat (Neustadt/Ostsee) bei einem Pressegespräch von Schwarz Pharma in Bonn.
Demgegenüber werden „nur“
430 Millionen DM laut Rib- bat durch direkte Kosten für Arztkonsultationen, Medika- mente, aber auch durch Ko- sten für einen Medikamen- ten-Abusus und dessen Fol- gen verursacht.
Deshalb sollte nach Rib- bat nicht mit der Verordnung innovativer, meist etwas teu- rerer Medikamente wie der Triptane gezögert werden, zu- mal der Patient ein regelrech- tes Anrecht auf eine solche migränespezifische Therapie hat, wenn sich die Beschwer- den anders nicht beherrschen lassen.
Niedrige
Recurrence-Rate Als sinnvolle Medikation stellte in diesem Zusammen- hang Prof. Hartmut Göbel aus Kiel den Wirkstoff Nara- triptan (Naramig®) vor. Die- ser zeichnet sich durch eine mit sechs Stunden vergleichs- weise lange Halbwertszeit aus und entfaltet dadurch ei- ne etwa 24-stündige Wirk- samkeit. Damit ist Nara- triptan nach Göbel in be- sonderer Weise für die Be- handlung von Patienten mit lang andauernden Migräne- attacken geeignet. Gleich- zeitig ist die Recurrence-Ra- te, also die Rate wiederkeh- render Kopfschmerzen, nied- rig, sie liegt bei nur 17 bis 28 Prozent und ist damit deut- lich geringer als bei anderen Triptanen.
Der Wirkstoff hat einen weiteren entscheidenden Vor- teil: Er ist gut verträglich, die Nebenwirkungsrate liegt auf Placeboniveau – und das so- gar bis zum 3,5fachen der therapeutischen Dosierung.
Naratriptan hat somit zu- gleich eine große therapeuti- sche Breite. „Das ist wichtig, denn Migränepatienten sind sehr sensibel gegenüber Ne- benwirkungen und brauchen Substanzen, die gut verträg- lich sind“, erklärte Goebel.
Vor allem die bei anderen Triptanen beobachteten Ne- benwirkungen im Brustbe- reich, also Missempfindun- gen bis hin zu Schmerzen, die an eine Angina pectoris den- ken lassen, werden unter Na- ratriptan praktisch nicht regi- striert, wie eine Untersuchung an 3 628 Patienten belegt. Da- zu Göbel: „Damit besteht zu- gleich eine große Therapiesi- cherheit; das Naratriptan weist außerdem unter den Tripta- nen das beste Verträglichkeits- profil auf.“
Dies geht jedoch nicht auf Kosten der Wirksamkeit.
Denn die klinischen Studien zeigen, dass bei Einnahme der üblichen Dosierung von 2,5 mg des Wirkstoffs inner- halb von nur zwei Stunden praktisch jeder zweite Migrä- nepatient eine klare Schmerz- reduktion erfährt. Wird die Dosis gesteigert, so steigt auch die Responderrate: Un- ter 5 mg reagieren innerhalb von zwei Stunden 57 Prozent und unter 7,5 mg 68 Prozent mit einer guten Schmerzlin- derung.
Ein Behandlungsversuch lohnt sich übrigens auch bei den Patienten, die anson- sten auf Triptane nicht ange- sprochen haben. Immerhin 40 Prozent von ihnen erfah- ren nach Göbel unter Nara- triptan eine gute Schmerzre- duktion. Christine Vetter
A-1479 Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 21, 26. Mai 2000
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