• Keine Ergebnisse gefunden

Risikoeinschätzung bei stabiler Angina pectoris

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Risikoeinschätzung bei stabiler Angina pectoris"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Der «Euro Heart Angina Score» erlaubt eine einfache und effektive Einschätzung des Ein-Jahres-Risikos von Patienten mit stabiler Angina pectoris.

B R I T I S H M E D I C A L J O U R N A L

Mit zirka 5 Prozent stellt die stabile Angina pectoris in der Mehrzahl der Industrieländer die häufigste Manifestation einer koronaren Herzerkrankung dar. Aktuelle Informationen über die Prognostizität einer solchen Symptomatik sind derweil spär- lich. Es existiert zwar eine Reihe von Scores, mit deren Hilfe sich das Risiko für die Entwicklung beziehungsweise den Krankheitsverlauf einer manifesten koronaren Herzerkrankung einschätzen lassen, diese lassen sich aber nicht auf eine Patien- tenpopulation mit Symptomen anwenden. Auch das Framing- ham-Modell, ein validierter und in den Siebzigerjahren modi- fizierter Algorithmus, führt angewendet auf die heutige euro- päische Population zu keiner adäquaten Risikoeinschätzung.

Methodik und Studienergebnisse

Das Ziel der vorliegenden Studie «Euro heart survey of stable angina» war es, die Prognose von Patienten mit einer stabilen Angina zu untersuchen. Anhand der prognostischen Schlüssel- faktoren sollte schliesslich ein einfacher und benutzerfreund- licher Risikoscore zur Unterstützung der Risikoabschätzung bei Patienten mit stabiler Angina pectoris entwickelt werden.

Die prospektiv durchgeführte, paneuropäische Observations- studie schloss 3031 Patienten aus 156 ambulanten kardiologi- schen Kliniken in 34 Ländern ein. Als Einschlusskriterium galt eine neu aufgetretene stabile Angina pectoris, die auf eine ko- ronare Herzkrankheit zurückzuführen war. Die Beobachtungs- zeit der Patienten betrug ein Jahr und erfolgte anhand des kli- nischen Berichts oder einer telefonischen Kontaktierung. Der primäre Endpunkt der Studie war definiert als Tod oder nicht tödlicher Myokardinfarkt.

Mit einem Durchschnittsalter von 61 Jahren handelte es sich um eine relativ junge Kohorte. Die Mehrzahl der Patienten litt – bevor sie bei einem Kardiologen vorstellig wurde – sechs Mo- nate oder weniger an leichten bis mässig schweren Sympto- men. Während der Follow-up-Periode wurde bei 41 Prozent der Probanden mindestens eine Koronarangiografie durchgeführt.

Bis zum Ende des Follow-ups konnte auf diese Weise bei einem Drittel der Probanden eine koronare Herzkrankheit bestätigt werden. Ein weiteres Drittel hatte einen negativen Befund. Bei einem Sechstel der Studienteilnehmer wurde kein definitiver diagnostischer Test durchgeführt.

Wie die Ergebnisse zeigten, betrug die Anzahl der Todesfälle und nicht tödlicher Myokardinfarkte 2,3 pro 100 Patientenjahre.

Die Subgruppenanalyse von Patienten mit einer angiografisch nachgewiesenen koronaren Herzerkrankung ergab eine Ereig- nisrate von 3,9 pro 100 Patientenjahre. Die jährliche Inzidenz an Todesfällen oder Infarzierungen war bei Patienten mit einer bestätigten koronaren Herzerkrankung signifikant höher, als bei jenen, die eine unauffällige Koronarangiografie beziehungs- weise ein positives nicht invasives Testergebnis hatten.

Folgende Faktoren waren mit einem signifikant höheren Risiko für das Auftreten von Todesfällen oder Myokardinfarkten asso- ziiert: Myokardinfarkt in der Vorgeschichte, Herzinsuffizienz- zeichen, Komorbiditäten, Diabetes mellitus, Hypertonie, sowie

Risikoeinschätzung bei stabiler Angina pectoris

Neuer Score verfügbar

ARS MEDICI 19 2006

939

F O R T B I L D U N G

■■

■ Die jährliche Inzidenz an Todesfällen oder Infarzie- rungen war bei Patienten mit einer bestätigten koro- naren Herzerkrankung signifikant höher als bei jenen, die einen negativen Befund beziehungsweise nur ein positives nicht invasives Testergebnis hatten.

■■

■ Folgende Faktoren waren mit einem signifikant höheren Todes- oder Infarktrisiko assoziiert: Komor- biditäten, Diabetes mellitus, kurze Symptomdauer, zunehmende Symptomschwere, abnormale Ventri- kelfunktion, anhaltende Veränderungen im Ruhe- EKG, fehlender Stresstest.

M M M

M e e e e rr rr k k k k ss ss ä ä ä ä tt tt zz zz e e e e

(2)

zunehmende Symptomschwere und kurze Symptomdauer. An- haltende Veränderungen im Ruhe-EKG (ST/T-Wellen-Verände- rungen) verdoppelten das Risiko für einen der beiden End- punkte. Ein positiver nicht invasiver Stresstest konnte dagegen nicht signifikant mit einem unerwünschten Outcome assoziiert werden.

Ein fehlender funktioneller Test (Belastungs-EKG, Stress-Echo- kardiografie, Perfusionsszintigrafie) war ebenso ein Indikator für ein erhöhtes Risiko wie eine echokardiografisch nachgewie- sene abnormale Funktion des linken Ventrikels.

Um mögliche Schwachstellen zu vermeiden, die die Objekti- vität des Scores beinträchtigen könnten, wurde bei der Ent-

wicklung des «Euro Heart Angina Score» auf Angaben von in- vasiven Untersuchungen verzichtet. Die Einschätzung erfolgt anhand der Kriterien Komorbiditäten, Diabetes mellitus, Schwere der Angina pectoris, Dauer der Symptome, ventriku- läre Dysfunktion und Veränderungen im Ruhe-EKG. Durch die Angaben zu jedem einzelnen Parameter lässt sich das Risiko für das Auftreten der genannten Komplikationen für den Zeitraum eines Jahres quantifizieren und anhand einer zugehörigen Ta- belle einschätzen (Tabellen 1 und 2). Laut den Autoren erlaubt der Score eine effektive Unterscheidung zwischen Patienten mit einem sehr niedrigen und einem sehr hohen Risiko.

Regina Scharf

Caroline A. Daly et al.: Predicting prognosis in stable angina – results from the Euro heart survey of stable angina: prospective observational study. BMJ 2006; 332; 262–267.

Interessenslage: Servier Laboratories finanzierten die Studie, hatten jedoch keinen Einfluss auf Durchführung oder Interpretation.

R I S I K O E I N S C H Ä T Z U N G B E I S T

R I S I K O E I N S C H Ä T Z U N G B E I S T A B I L E R A N G I N A P E C T A B I L E R A N G I N A P E C T O R I S O R I S

940

ARS MEDICI 19 2006

Tabelle 1:

Berechnung des Risikos bei Patienten mit stabiler Angina pectoris

Risikofaktor Score-Anteil Individueller Score Komorbidität*

Nein 0

Ja 86

Diabetes

Nein 0

Ja 57

Angina-Score

Klasse I 0

Klasse II 54

Klasse III 91 Dauer der Symptome

≥ 6 Monate 0

< 6 Monate 80 Abnormale Ventrikelfunktion

Nein 0

Ja 114

ST-Senkung oder T-Inversion im Ruhe-EKG

Nein 0

Ja 34

Total =

* Ein oder mehrere vorangegangene zerebrovaskuläre Ereignisse; Leberstö- rung definiert als chronische Hepatitis, Zirrhose oder Transaminasenanstieg über das Dreifache der Norm; periphere arterielle Krankheit definiert durch Claudicatio in Ruhe oder bei Belastung, St. n. Amputation oder Gefässeingrif- fen, dokumentiertes Aortenaneurysma oder nicht invasive Evidenz für beein- trächtigten arteriellen Flow; chronisches Nierenversagen definiert durch Dia- lyse oder Nierentransplantation oder Serum-Kreatinin > 200 μmol/l; chroni- sche Atemwegserkrankung definiert durch frühere ärztliche Diagnose oder Therapie mit Bronchodilatator oder durch dokumentierten FEV1< 75%, arte- riellen pO2< 60%, oder arteriellen pCO2> 50%; chronische Entzündungser- krankung definiert durch Diagnose von rheumatoider Arthritis, systemischem Lupus erythematosus oder anderer Bindegewebserkrankung, Polymyalgia rheumatica usw.; Malignom definiert durch Diagnose im vorangegangenen Jahr oder aktive Erkrankung.

Score*

10 0,63%

20 0,70%

30 0,77%

40 0,85%

50 0,94%

60 1,04%

70 1,14%

80 1,26%

90 1,40%

100 1,54%

110 1,70%

120 1,88%

130 2,08%

140 2,29%

150 2,53%

160 2,79%

170 3,08%

180 3,39%

190 3,75%

200 4,13%

210 4,56%

220 5,03%

230 5,54%

240 6,11%

Score

250 6,73%

260 7,41%

270 8,15%

280 8,97%

290 9,86%

300 10,84%

310 11,91%

320 13,08%

330 14,35%

340 15,74%

350 17,24%

360 18,87%

370 20,64%

380 22,54%

390 24,60%

400 26,80%

410 29,16%

420 31,69%

430 34,37%

440 37,21%

450 40,21%

460 43,36%

470 46,65%

Tabelle 1:

Geschätzte Wahrscheinlichkeit für Tod oder nicht tödlichen Myokardinfarkt innert

1 Jahr anhand ausgewählter individueller

Score-Werte (%)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Mit den Langzeitergebnissen der FAME-2-Studie konnte der Nachweis einer prognostischen Verbesserung durch eine perkutane Koronarintervention bei Patienten mit einer

In der einen Gruppe waren 10 Patienten mit instabiler Angina pectoris, bei denen eine koronare Herzkrankheit angiographisch ausgeschlossen werden konnte und in der

Die regelmäßige postoperative zytologische Kontrolle von Pa- tientinnen nach totaler Hysterek- tomie wegen eines Karzinoms ist im Sinne der Rezidivfrüherken- nung indiziert,

Angina pectoris kann ja auch bekanntlich unter gewissen patho- physiologischen Bedingungen dann auftreten, wenn die Koronargefäße völlig unauffällig sind (zum Beispiel bei

Die Haupterkenntnis aus den vorliegenden Daten ist, dass die Therapie mit Ivabradin nicht mit einer signifikanten Verbesserung der Endothelfunktion bei Patienten

(2002b) präsen- tierten, konnte kein erhöhtes Risiko für eine KHK durch Parodontitis oder Gingi- vitis bei Patienten mit bestehender KHK festgestellt werden.. Die Verifizierung der

# Indiziert als Ergänzungstherapie bei Erwachsenen zur symptomatischen Behandlung für die Patienten mit stabiler Angina pectoris, die unzureichend behandelt sind oder

In etwa 29 Prozent der Patienten mit instabiler Angina pectoris wird während des Anfal- les im 12-Kanal-EKG keine ST- Strecken-Veränderung erfaßt (24), während