Der Vorteil von Azi- thromycin gegenüber ande- ren Makroliden liegt vor al- lem in dem kurzen Behand- lungszeitraum. Das Novum bei dieser Substanz sind lang- anhaltende Gewebekonzen- trationen. Nach einer dreitä- gigen Therapie lassen sich noch zirka sieben Tage spä- ter wirksame Spiegel im Ge- webe nachweisen, wenn im Serum keine entsprechenden Konzentrationen mehr nach- zuweisen sind.
Ein gutes Jahr Erfahrung mit dem Makrolid Azi- thromycin als Drei-Tage- Therapie bei Atemwegsin- fektionen war der Anlaß ei- nes Symposiums in Köln. Die Effektivität und die hohe Eradikation von Keimen durch Azithromycin (Zithro- max®, Mack, Pfizer, Bayer) sind ausreichend belegt, ebenso wie das breite Wirk- spektrum auf Bakterien und Viren, gramnegative und grampositive Keime und die extra- wie intrazelluläre Wir- kung der Substanz.
Azithromycin, so Prof. R.
Stahlmann (Berlin), wird vor allem in den Zellen angerei- chert und von dort langsam freigesetzt. Die Substanz un- terscheidet sich von den an- deren Makroliden damit we- niger in der Wirksamkeit als vielmehr durch die kurze Do- sierungszeit und die lange Halbwertszeit. In bezug auf unerwünschte Wirkungen, so Stahlmann, gab es bei mehr als 30 Millionen Menschen, die inzwischen mit Azi- thromycin behandelt wur- den, keine ernsthaften Ne- benwirkungen. Vor allem diejenigen im gastrointesti- nalen Bereich sind weniger auffallend als bei anderen Makroliden.
Der Pneumologe Prof. H.
Lode (Berlin) sieht die Ma- krolide in der Behandlung
von Atemwegsinfektionen, Otitis media, Haut- und Weichteilinfektionen inzwi- schen als Mittel der er- sten Wahl. Ausnahme sind die Streptokokken-bedingte Tonsillitis und Pharyngitis.
Studien mit Azithromycin zeigen hohe Erfolgsraten von mehr als 90 Prozent. In einer Reihe von Vergleichsstudien, in denen drei Tage Azi- thromycin versus Roxi- thromycin oder Clarithromy- cin über zehn oder sieben Ta- ge verabreicht wurde, lag der klinische Erfolg bei allen Substanzen bei mehr als 90 Prozent. Die mit Azithromy- cin Behandelten hatten in der Regel weniger „Kran- kentage“, waren somit wie- der schneller am Arbeits- platz. Es gab bei den mit Azi- thromycin Behandelten kei- ne Versager. Die Drei-Tage- Therapie, darauf wies Lode
besonders hin, sei kein Dog- ma. Bei schweren Pneumoni- en oder bei einer chronischen Sinusitis kann mit 250 mg/die auch über einen längeren Zeitraum therapiert werden.
Klinische Ergebnisse und Erfahrungen in der niederge- lassenen Praxis bestätigen die guten Erfolge mit Azi- thromycin. Bei der Behand- lung von Kindern, so Prof. D.
Hofmann (Frankfurt), ist der Behandlungserfolg stark ab- hängig von der Compliance.
Hofmann sieht zwar das Peni- cillin immer noch als Gold- standard, aber durch die Mehrfacheinnahme ergibt sich ein Compliance-Pro- blem. So bietet sich alternativ bei Kindern der Einsatz von Azithromycin an. Die Sub- stanz zeigt im Vergleich mit Penicillin die gleiche Wirk- samkeit, mindestens die glei- che Verträglichkeit, keine Nebenwirkungen und eine bessere Compliance. Lode re- sümierte zum Abschluß: Azi- thromycin ist wie die anderen Makrolide gut wirksam mit dem Vorteil, daß mit dieser Substanz ein wichtiger Schritt in Richtung Kurzzeittherapie erfolgt. Ursula Petersen
Kurz informiert
Parkinson: Zusammenar- beit – Der amerikanische Konzern Bristol-Myers Squibb hat mit der dänischen Firma NeuroSearch A/S eine Zusammenarbeit bei der Ent- wicklung eines oral anzuwen- denden Mittels gegen die Par- kinsonsche Krankheit verein- bart.
Es handelt sich dabei um eine von den NeuroSearch- Forschern entdeckte Sub- stanz, die als NS2214 be- zeichnet wird und einen Mo- dulator des Transportpro- teins Dopamin darstellt.
Bristol-Myers Squibb erhält die Exklusivrechte zur Entwicklung und weltwei- ten Vermarktung der Ver- bindung (ausgenommen die skandinavischen Länder, die Ostseeanrainer und Japan).
Inzwischen ist mit der neuen Substanz in Großbri- tannien eine klinische Studie der Stufe I abgeschlossen worden; noch im laufenden Quartal sollen die Tests der Stufe II beginnen. Kl
A-555 Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 9, 1. März 1996 (73)
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Azithromycin
Erfahrungen mit Drei-Tage-Therapie
Mitosehemmer Vinorelbin
Wirksam
und gut verträglich
Der neue Mitosehemmer Navelbine®(Vino- relbin) des französischen Pharmaunternehmens Pierre Fabre steht nunmehr auch in Deutschland zur Behandlung des nichtkleinzelligen Bronchial- karzinoms (NSCLC) und des Mammakarzinoms zur Verfügung. Die Einführung der neuen Sub- stanz, so heißt es in einer Fachpresseinformation, bedeutet einen wichtigen Fortschritt in der Zy- tostatikabehandlung des inoperablen NSCLC und des Mammakarzinoms. In klinischen Studien zeigte sich die Substanz anderen Zytostatika so- wohl in der Monotherapie als auch in der Kombi- nation hinsichtlich der Remissionsraten und der mittleren Überlebenszeiten ebenbürtig oder überlegen. Überzeugend ist die gute Verträglich- keit von Vinorelbin. Eine Neutropenie war in al- len untersuchten Fällen innerhalb weniger Tage reversibel bei einer Erholung der Granulozyten- zahl bis zum Ausgangswert, die Neurotoxizität war nur gering. Bei keinem Patienten wurde Haarausfall oder Übelkeit beobachtet. pe Madagaskar-Immergrün-Pflanze, aus der die Vorstufe von
Vinorelbin gewonnen wird Foto: Pierre Fabre Pharma