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Archiv "Sieben Tage nach der Entbindung" (18.02.1983)

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Academic year: 2022

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Landambulatorien in der DDR

tion vergleichbar unserem nieder- gelassenen Arzt — muß er damit rechnen, daß die Patienten wegen des guten Angebotes rasch um ei- ne Überweisung zum Facharzt bit- ten oder aber, was sehr häufig vor- kommt, (bei der streng beachteten freien Arztwahl) von sich aus be- reits bei Bagatellerkrankungen ei- nen Facharzt in der nächsten Poli- klinik aufsuchen.

Damit ist weder die Arbeit in der Poliklinik noch in der staatlichen Arztpraxis in der Großstadt für ei- nen engagierten Allgemeinarzt auf die Dauer attraktiv. Aus diesem Grunde gehen gerade die Allge- meinärzte, die an einer umfassen- den medizinischen Betreuung im Sinne des Haus- oder Familienarz- tes interessiert sind, ganz bewußt aufs Land, weil hier diese Medizin möglich, ja sogar erforderlich ist.

Dies ist hier sowohl von der Struk- tur der medizinischen Versorgung als auch von der Integration des Arztes in sein soziales Umfeld ge- geben. Zieht man weiterhin den Verlust an Komfort und kulturellen.

Möglichkeiten in Betracht, können die geringen finanziellen Sonder- zuweisungen und andere Vergün- stigungen, die der Landarzt in der DDR erhält, kaum ein Grund sein, diesen Schritt zu tun.

Allgemeinärztliche Sprechstunde Am letzten Tag meines Aufenthal- tes im Landambulatorium nahm ich an einer allgemeinärztlichen Sprechstunde teil. Die Patienten meldeten sich bei der Kranken- schwester an. Diese überprüfte das „Versicherungsbuch", das je- der Bürger der DDR als Behand- lungsausweis hat, legte die Kran- kenakte zurecht und bereitete Routinearbeiten vor. Der Patient kam dann wohlvorbereitet in das Sprechzimmer; gleichzeitig wurde die Krankenakte, die mit ihren vie- len Dokumenten die gesammelte Krankengeschichte darstellt, in das Sprechzimmer gereicht.

Das Spektrum der Beschwerden spielte sich, mehr oder weniger er-

wartet, auf das gleiche ein, das in der Allgemeinpraxis in einer länd- lichen Gegend der Bundesrepu- blik geläufig sein dürfte: Be- schwerden des Stütz- und Bewe- gungsapparates, grippale Infekte, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Krampfadern, ferner viele Be- schwerden, hinter denen psychi- sche oder familiäre Konflikte greif- bar waren, usw.: das „tägliche Brot" des Allgemeinarztes also.

Es fehlte nicht die Frau, die krank geschrieben werden wollte, weil sie offensichtlich am Arbeitsplatz überlastet war. Sie arbeitete an der „Kartoffelklapper", an der Saatkartoffeln mechanisch sor- tiert wurden — dabei war die neue Maschine zwar schneller, aber er- heblich lauter als die alte und wir- belte viel mehr Staub auf. „Wir überwachen das zwar ständig", sagte der Ambulanzarzt, „der Ge- räuschpegel liegt zwischen 80 und 85 dB; da können wir wenig ma- chen."

Es fehlte auch nicht die alte Frau, die im strengen Sinne gar nicht krank war, über den Tod ihres Mannes aber einfach nicht hinwegkam. Sollte man ihr weiter- hin Tranquilizer verschreiben?

Der Arzt kannte die Verhältnisse sehr gut und erkundigte sich mit Namen, wer von den Verwandten, Bekannten und Nachbarn sich um die Frau kümmert. Schließlich fehlte auch jener Hypertoniker nicht, der seine Tabletten aufge- braucht hatte, dann lange nicht mehr erschienen war und sich jetzt wunderte, daß die gleichen Beschwerden wieder aufgetreten waren und der hohe Blutdruck er- neut erneut ernsthafte Folgen be- fürchten ließ.

Weder bei den weiterführenden Untersuchungen noch bei den Arzneien schien es irgendwelche Einschränkungen zu geben. Ich hatte vielmehr den Eindruck, daß — etwa bei den Erkältungen — genau- so viele und genauso unsinnige symptomatische Mittelchen ver- schrieben werden, wie das auch hierzulande öfter beklagt wird.

Meist wird ziemlich rasch und lan- ge krank geschrieben (vgl. Alfons Labisch in: Soziale Sicherheit, Heft 10/1982). Ähnlich war sicher auch, daß viele Patienten bereits mit der fertigen Diagnose ins Sprechzimmer kamen und damit gleich ganz bestimmte Wünsche nach Medikamenten, Krankschrei- bung oder anderen Leistungen verbanden.

Literatur beim Verfasser

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Dr. phil.

Alfons Labisch, M. A.

Gesamthochschule Kassel Fachbereich 4

Heinrich-Plett-Straße 40 3500 Kassel

Sieben Tage

nach der Entbindung

Die weitere Senkung der Säug- lingssterblichkeit stand im Mittel- punkt einer Beratung des „Kolle- giums des Ministeriums für Ge- sundheitswesen". Dabei berichte- ten die Bezirksärzte von Potsdam und Cottbus über eine in ihren Be- reichen durchgeführte „Kontrol- le" der Arbeiter- und Bauern-ln- spektion, bei der einige Mängel bereits beseitigt werden konnten, aber noch längerfristig zu lösende Aufgaben festgestellt wurden. Im Bezirk Cottbus besteht zum Bei- spiel eine ungleichmäßige Vertei- lung zwischen den einzelnen Krei- sen bei der Besetzung mit Fach- ärzten für Gynäkologie und Ge- burtshilfe.

Im Hinblick auf die neue Regelung in der Bundesrepublik, nach der die Krankenkasse normalerweise nur noch für einen Entbindungs- aufenthalt von sechs Tagen auf- kommt, ist interessant, daß in der DDR jetzt eine klinische Verweil- dauer nach der Entbindung von sieben Tagen angestrebt werden soll. Noch nicht überall gesichert sei der erste Hausbesuch durch eine Fürsorgerin innerhalb der er- sten sieben Tage nach der Entlas- sung aus der Klinik. gb 78 Heft 7 vom 18. Februar 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A

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