Die Wundheilung in der Haut ist ein komplexer biolo- gischer „Reparatur“-Prozeß, der sich in drei Phasen ein- teilt, die sich mehr oder weni- ger überlagern:
l die Entzündungsphase l die Reparaturphase und l die Umbauphase.
Die Entzündungsphase ist charakterisiert durch die An- wesenheit von Granulozyten und Makrophagen im Wund- gebiet, die einerseits Bakteri- en und andere Fremdkörper inaktivieren und darüber hin- aus Zytokine und Metallopro- teasen freisetzen, die die Ent- zündung in der Wunde weiter vorantreiben. Metalloprotea- sen bauen Ma-
trixbestandtei- le ab und rei- nigen die Wun- de von zellulä- ren Proteinen.
Nach dieser Wundreinigung von zirka drei Tagen geht die Entzündungs- phase in die Reparatur- phase über.
Im Gegen- satz zur akuten Wunde befin- det sich eine chronische Wunde in ei- nem kontinu- ierlichen Ent- zündungszu- stand. Fort- während wer-
den Zytokine stimuliert, die im Übermaß gewebeabbau- ende Metalloproteasen frei- setzen und die Antagonisten dieser Proteasen (TIMP) hemmen. Zusätzlich wird die Wirkung der Wachstumsfak- toren beeinträchtigt.
Die Heilung findet dem- entsprechend nur unzurei- chend statt: Zwar kommt es
vereinzelt zu Gewebeneubil- dung, überwiegend läßt sich jedoch eine wiederholte Traumatisierung der Wunde beobachten. Der Hautdefekt wird immer größer und tiefer.
Die zerklüftete Wundober- fläche bietet eine ideale An- griffsfläche für Bakterien, so daß eine chronische Wunde in der Regel infiziert ist. Um eine Wundheilung zu er- zielen, müssen außerdem großvolumige Gewebsverlu- ste ersetzt werden. Bereits 1962 ergaben die wissen- schaftlichen Untersuchungen George Winters, daß die Reepithelisierungsphase un- ter feuchten Wundauflagen deutlich beschleunigt abläuft.
Eine Studie von Dyson et al.
(1988) zeigte, daß in einem feuchten Wundmilieu auch die Bildung von Granulati- onsgewebe stimuliert wird.
Um Feuchtigkeit in der Wunde aufrechtzuerhalten, bedarf es spezieller Wundver- bände, die eine bestimmte Wasserdampf-Permeabilität aufweisen, ohne jedoch ei-
nen Sekretstau zu verursa- chen. Cutinova-Wundaufla- gen (Beiersdorf AG) beste- hen aus Polyurethan – einem Material, das sich durch seine sehr gute Bioverträglichkeit, Durchlässigkeit von Wasser- dampf und Sauerstoff sowie seine hohe Materialstabilität auszeichnet. Ein hoher Sau- erstoffgradient in der Wunde verhindert die Vermehrung anaerober Keime.
Aufgrund der Super-Ab- sorber, die in die Polyure-
than-Matrix des Verbandes eingebettet sind, kommt es in der Wunde zu einer selekti- ven Aufnahme einzelner Be- standteile des Wundsekrets.
Diese Absorberpartikel neh- men in erster Linie Wasser- moleküle auf und deutlich weniger die in der Wundflüs- sigkeit gelösten Eiweißstoffe.
So bleiben heilungsfördernde Substanzen, wie zum Beispiel Wachstumsfaktoren, in der Wunde aktiv und werden re- gelrecht aufkonzentriert. EB
A-3204 (72) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 47, 21. November 1997
V A R I A AUS UNTERNEHMEN
Chronische Wunden
Feuchtes Milieu
fördert Wundheilung
Das Wundsekret enthält neben Wasser (rot) auch nekroti- sches Gewebe (schwarz) und nützliche Substanzen wie Nähr- stoffe und Vitamine (grün). Cutinova absorbiert hauptsäch- lich Wassermoleküle. Auf diese Weise werden Proteine auf- konzentriert und das für die Heilung erforderliche feuchte Milieu aufrechterhalten. Nekrotisches Gewebe wird teilweise mit dem Verband entfernt. Foto: Beiersdorf AG
Rund ein Viertel der Frau- en, die in Deutschland eine Hormonsubstitution betrei- ben, benützen dazu Pflaster.
Das Angebot ist nun um eine Alternative reicher gewor- den: Ein neues Sieben-Tage- Matrixpflaster mit 1,5 mg 17b-Estradiol kommt der Compliance entgegen. Durch die Entwicklung von Matrix- pflastern sind pflasterbeding- te Hautirritationen erheb- lich reduziert worden. Bei FEM7® wurde zusätzlich noch auf Enhancer verzich- tet, wodurch die Rate dieser Nebenwirkung auch bei sie- bentägiger Anwendung auf vier Prozent gesenkt werden konnte, wie eine plazebokon- trollierte Studie bei 135 hy- sterektomierten Frauen ergab.
Wie Dr. Birgitt Salbach (Heidelberg) auf der Ein- führungspressekonferenz in Frankfurt/Main ausführte, zeigten zwei Prozent der FEM7®-Patientinnen estro- genspezifisches Brustspan- nen, in vier Prozent wurden lokale Hautreaktionen doku- mentiert. Im Zeitraum von sieben Tagen zeigten sich laut Salbach in 90 Prozent der Fäl- le keine Ablösung und damit gute Klebeeigenschaften des Pflasters.
Die mittleren Estradiol- spiegel von rund 40 pg/ml ent-
sprechen denjenigen, die un- ter Dreitagepflastern erreicht werden. Die klimakterischen Beschwerden werden nach Worten der Referentin ver- gleichbar gut supprimiert wie unter herkömmlichen Pfla- stern – speziell auch in der zweiten Wochenhälfte.
Prävention
Als einziges Siebentage- pflaster ist das neue Produkt nicht nur zur Hormonsubstitu- tion, sondern auch zur Präven- tion des postmenopausalen Knochenabbaus zugelassen, erläuterte Dr. Rainer Lichten- berger von der Merck KGaA.
Es handle sich gleichzeitig um die einzige rein deutsche Ent- wicklung im Markt der Pfla- ster zur Hormonsubstitution.
Verglichen mit anderen transdermalen Systemen, zeich- ne sich das Produkt durch eine niedrige Wirkstoffbeladung – damit sehr gute Wirkstoff- Ausnützung – aus. Das pa- tentierte System verhindere auch den bei Dreitagepfla- stern häufig zu beobach- tenden Schmutzrand, erklär- te Lichtenberger. Stärkere Dosierungen sowie Kom- bipflaster mit Levonorgesterel stehen kurz vor der Zulas- sung. Dr. Renate Leinmüller