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Archiv "Sportwissenschaftliche Studie: Ärztinnen glänzen bei Fitnesstest" (30.03.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 13

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30. März 2012 A 639

T H E M E N D E R Z E I T

SPORTWISSENSCHAFTLICHE STUDIE

Ärztinnen glänzen bei Fitnesstest

Sportwissenschaftler aus Karlsruhe fanden heraus:

Medizinerinnen haben in Sachen Fitness klar die Nase vorn. Nicht so ihre männlichen Kollegen

M

ehr Sport treiben, sich ge- sund ernähren, schlank blei- ben. Das sind Ratschläge, die Medi- ziner ihren Patienten oft mit auf den Weg geben. Ein „Rezept für Bewe- gung“ können Ärztinnen und Ärzte mittlerweile ausstellen, um ihre Pa- tienten zu mehr Bewegung zu ani- mieren (DÄ, Heft 6/2012). Doch wie sieht es mit der Fitness und dem Ge- sundheitszustand der Ärztinnen und Ärzte selbst aus? Sind sie so gesund und fit, wie sie es ihren Patienten wünschen? Gehen die Mediziner mit gutem Beispiel voran? Junge Sport- wissenschaftler um Professor Dr.

Klaus Bös vom Institut für Sport und Sportwissenschaft am Karlsruher In-

stitut für Technologie wollten es ge- nau wissen und fanden heraus: Was den allgemeinen Gesundheitszustand betrifft, liegen Mediziner insgesamt etwas über der „Normalbevölke- rung“. Schaut man aber genauer hin, sind es die Ärztinnen, die im Durch- schnitt gesünder und vor allem fitter sind als die übrige Bevölkerung und als ihre männlichen Kollegen.

2-km-Walking-Test lieferte am Körper gemessene Daten

Um eine Aussage über den Gesund- heitszustand der Mediziner machen zu können, haben sich Bös, Manuel Armbruster, Student der Sportwis- senschaften, sowie Dr. Patrick An - stett und das Team des Instituts für präventive Diagnostik, Aktivitäts- und Gesundheitsförderung nicht auf eine Erhebung allein per Frage- bogen verlassen, wie viele Forscher vor ihnen.

Die bisherige Datenlage zeichnet ein Bild von Ärztinnen und Ärzten,

die im Vergleich mit der restlichen Bevölkerung weniger rauchen, we- niger Alkohol konsumieren und da- mit gesundheitsbewusster leben.

Die Wissenschaftler aus Karlsruhe werteten hingegen zusätzlich die

„Fitness-Daten“ von etwa 2 000 Ärztinnen und Ärzten aus. Der in Finnland entwickelte „2-km-Wal- king-Test“ ergänzte den Fragebo- gen zum Gesundheitszustand und lieferte so direkt am Körper gemes- sene Daten. „So einen Test, wie wir ihn durchgeführt haben, gab es vor- her noch nie,“ erklärt Armbruster.

Für die Studie mussten die Proban- den mit einem elektronischen Puls- messgerät ausgestattet eine 2 000 Meter lange und ebene Strecke in möglichst kurzer Zeit „walken“.

Die Ärztinnen und Ärzte gingen da- bei in einem Bereich von 80–95 Prozent der maximalen Herzfre- quenz. In den sogenannten Wal- kingindex (WI) rechneten die Wis- senschaftler neben der Herzfre- GRAFIK 1

Vor allem in der Altersklasse zwischen 66–75 Jahren liegen die Ärzte mit ihrem Walkingindex deut-

lich unter dem für die Männer errech-

neten Normwert.

Vergleich Walkingindex der Ärzte mit den Normwerten

120 100 80 60 40 20 0

Mittelwert eigene Studie 91,57 97,29 91,99 92,23 89,49 81,88

Normwert 100 100 100 100 100 100

Gesamt 26–35 36–45 46–55 56–65 66–75 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre SD = 22,9 SD = 15,5 SD = 23,1 SD = 23,5 SD = 22,6 SD = 17,2

Foto: iStockphoto

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A 640 Deutsches Ärzteblatt

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Heft 13

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30. März 2012 quenz auch Laufzeit, Alter und Bo-

dy-mass-Index für Männer und Frauen getrennt ein. Dabei wurden die Berechnungsformeln für den WI so ausgelegt, dass der Norm- wert genau hundert beträgt. Der Normwert spiegelt den durch- schnittlichen Wert der Normalbe- völkerung nach Geschlecht wider.

Erhoben wurden die Daten der Ärztinnen und Ärzte im Rahmen von ärztlichen Fortbildungsveranstaltun- gen zum Thema Diabetes und Prä- ventionsmedizin. An mehr als 30 Ver- anstaltungsorten wurden niedergelas- sene Hausärzte, Gynäkologen und Diabetologen aus allen 16 Bundes- ländern getestet. Etwa 95 Prozent der angesprochenen Ärzte nahmen teil.

Laut Bös hat die Gesamtstich- probe zwar keinen Anspruch auf Vollständigkeit, was die Sportwis- senschaftler herausfanden sei aber

„sehr aussagekräftig“. Über alle Al- tersklassen hinweg schneiden Ärzte mit ihrem WI von 91,6 signifikant schlechter als die Normwerte ab.

Die Ärztinnen sind mit 102,6 dage- gen sogar besser als die Norm.

Sieht man sich die Ergebnisse ge- nauer an, fällt auf, dass vor allem Ärztinnen im mittleren Lebensalter, also zwischen 36 und 55 Jahren, signifikant bessere Ergebnisse er- zielen als die durchschnittliche weibliche Bevölkerung. Besonders in der Altersklasse 66 bis 75 Jahre stehen die Frauen im Vergleich zu den Normwerten sehr gut da, wäh- rend die Männer in dieser Alters-

klasse auffallend schlechtere Resul- tate als die Norm vorweisen (Grafik 1 und 2). Sprich: mit zunehmendem Alter lässt bei den männlichen Kol- legen die Alltagsfitness nach.

„Dieses Ergebnis spiegelt sich auch in der restlichen Bevölkerung wider. Frauen haben, was die All- tagsfitness betrifft, generell ein hö- heres Gesundheitsbewusstsein“, weiß Bös. Auch was den mit dem Fragebogen ermittelten Gesund- heitszustand angeht, schnitten die Ärztinnen besser ab.

Männer haben Probleme mit der Alltagsfitness

In jungen Jahren sind Männer zwar die leistungsfähigeren, so der Sportwissenschaftler, dies kehre sich aber mit zunehmendem Alter um. Männer hätten größere Proble- me, sich im Alltag zur Bewegung zu motivieren. Sie seien in der Regel sportsozialisiert, suchten deshalb aber eher den Wettkampf. Viele Männer empfänden schlichtes

„Walken“ als langweilig. Bös ist deshalb der Ansicht, dass zeitnah passende Konzepte für Männerge- sundheit benötigt werden, denn ein harter sportlicher Wettkampf werde mit zunehmendem Alter schwieri- ger. Außerdem seien die vielen technischen Neuerungen unserer Zeit der Grund für immer weniger Bewegung im Alltag. Das fange schon bei dem elektrischen Rollla- den an und höre beim Liftfahren auf. Bis zu 400 Kilokalorien fallen

damit im täglichen Energiever- brauch weg. Damit Bewegung aber eine präventive Wirkung entfaltet, ist Bös der Ansicht, dass man idea- lerweise täglich eine halbe Stunde aktiv sein sollte, wenn es nicht an- ders geht, wenigstens drei- bis vier- mal die Woche.

Neben einer guten Fitness attes- tierten die Karlsruher den Medizi- nern insgesamt auch einen guten Gesundheitszustand: 73,8 Prozent gaben an, dass sie frei von Be- schwerden seien. Auch hier haben Ärztinnen etwas bessere Ergebnisse als Ärzte erzielt. Mit 13,2 Prozent sind Männer überdies häufiger herzkrank oder haben einen zu ho- hen Blutdruck; von ihren weibli- chen Kollegen sind dagegen 8,9 Prozent davon betroffen. Nur 3,1 Prozent der Probanden sind in den letzten sechs Monaten vor der Un- tersuchung krank gewesen, auch der Anteil der Ärztinnen und Ärzte, die angaben, von Gelenkschmerzen oder Arthrose betroffen zu sein, ist mit 13 Prozent im Vergleich zur Ge- samtbevölkerung geringer.

Bös konstatiert abschließend, dass das Gesundheitsverhalten der Ärztinnen und Ärzte insgesamt ganz gut zum Gesamtbild der Be- völkerung passe: „Sie sind aber, so kann man sagen, ein klein wenig gesundheitsbewusster als der Rest der Bevölkerung und erfüllen damit in gewisser Weise eine Vorbild- funktion für ihre Patienten.“

Johanna Protschka

GRAFIK 2

Im Gegensatz zu den männlichen Probanden schneiden die Ärz- tinnen gegenüber ihren Normwerten besonders gut in der Altersklasse 66–75 Jahre ab.

Vergleich Walkingindex der Ärztinnen mit den Normwerten

120 100 80 60 40 20 0

Mittelwert eigene Studie 102,57 98,12 101,85 103,51 101,72 106,50

Normwert 100 100 100 100 100 100

Gesamt 26–35 36–45 46–55 56–65 66–75 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre SD = 13,9 SD = 15,4 SD = 13,3 SD = 13,4 SD = 16,2 SD = 14,4

T H E M E N D E R Z E I T

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