Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen PERSONALIA
Wilhelm Heim 70 Jahre
Am 2. November feierte der be- kannte und beliebte Berliner Arzt und Präsident der Ärztekammer Berlin, Professor Dr. Wilhelm Heim, seinen 70. Geburtstag. Die Verdien- ste des Jubilars als Mensch und Arzt, Chirurg und Wissenschaftler, als Begründer der Berliner Blut- bank und der Akademie für ärztli- che Fortbildung, als Wiederbegrün- der der Kaiserin-Friedrich-Stiftung für das ärztliche Fortbildungswe- sen, als Initiator und Organisator der fachspezifischen Fortbildung, der klinischen Fortbildung am Kran- kenbett und der Kurse zur Wieder- eingliederung von Ärzten in ihren Beruf, als Berufs- und Gesundheits- politiker sind weit über die Grenzen Deutschlands bekannt.
Wilhelm Heim gehört zu jener qua- lifizierten Minorität hervorragender Persönlichkeiten, die — den Ideen der Humanitas und der Caritas ver- pflichtet — sich stets ihrer jeweili- gen Rolle als ordnende Führungs- kraft, orientierendes Leitbild und Primus inter pares bewußt waren und bei der Lösung ärztlich-ethi- cher sowie sozial-gesuridheitspoli- tischer Aufgaben und Probleme je- ner Fairness verpflichtet fühlen, die in dem „Mehr" besteht, das sie geben, als sie geben müßten, und in dem „Weniger", das sie nehmen, als sie fordern könnten.
Wilhelm Heim wurde in Berlin ge- boren, besuchte das Leibniz-Gym- nasium, studierte in Berlin und Innsbruck Medizin, promovierte 1931 an der Humboldt-Universität Berlin, assistierte Professor Gohr- brandt im Augsburg-Sanatorium und volontierte unter Professor Dr.
von Bergmann in der I. Inneren Ab- teilung der Charitä. Nach seiner Qualifikation als Sportarzt, seiner Tätigkeit als Assistenz- und ab 1935 als Oberarzt der chirurgi- schen Abteilung im Krankenhaus am Urban wurde er Landesver- bandsarzt der von ihm mitbegrün- deten Deutschen Lebensrettungs- gesellschaft. Heim spezialisierte sich in der Kinderchirurgie und
übernahm nach vorübergehendem Kriegseinsatz die chirurgische Ab- teilung des Robert-Koch-Kranken- hauses, der damaligen III. Universi- tätsklinik. Nach seiner Habilitation über das Thema „Klinische und ex- perimentelle Studien zum Blutkon- servierungsproblem" war er Privat- dozent für Chirurgie an der Fried- rich-Wilhelm-Universität Berlin.
Nach dem Krieg ließ sich Heim zu- nächst als Facharzt für Chirurgie nieder, gründete die Eosander- Klinik und übernahm 1948 als Chefarzt die chirurgische Abteilung des Rudolf-Virchow-Krankenhauses, dessen ärztlicher Direktor er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1971 war. In dieser Zeit war Heim
Prof. Dr. med. Wilhelm Heim (Berlin) feierte am 2. November seinen 70. Ge- burtstag Foto: Schwartz
ein nicht nur von vielen Ärzten und Medizinstudenten hochgeachteter, sondern auch von vielen Patienten bewunderter Arzt und Chirurg, des- sen Wirken so viele Spalten der Geschichte des Berliner Gesund- heitswesens füllt, daß diese im ein- zelnen aufzuführen den Rahmen dieser Laudatio weit überschreiten würde. Als Professor für Chirurgie an der Freien Universität Berlin, als Honorarprofessor für Krankenhaus- bau innerhalb des Lehrstuhls Ar- chitektur an der Technischen Uni- versität Berlin, vor allem aber in vielen berufs- und gesundheitspo-
Eitischen Positionen und Gremien hat Heim ein Übermaß an Arbeit für seine Patienten, seine Kollegen und die Bürger Berlins geleistet.
Seine Familie — Frau Claere und zwei Kinder — haben stets viel Verständnis für sein Engagement zum Wohle der Allgemeinheit auf- gebracht und ihn ebenso uneigen- nützig unterstützt.
Besonders hervorzuheben sind sei- ne klinische und wissenschaftliche Tätigkeit, sein Wirken als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Bluttransfusion, als Vorsitzender der Berliner Gesellschaft für Un- fallheilkunde und als Vorsitzender der Berliner Gesellschaft für Chir- urgie. Seine Verdienste in der ärzt- lichen Fortbildung als Präsident und Ehrenpräsident der Akademie für Ärztliche Fortbildung in der Ärztekammer Berlin, als Geschäfts- führer der Kaiserin-Friedrich-Stif- tung für das ärztliche Fortbildungs- wesen, als Mitglied des Deutschen Senats für ärztliche Fortbildung sowie seine altruistische Wahrneh- mung wichtiger berufspolitischer Funktionen in der von ihm gegrün- deten Arbeitsgemeinschaft der ärztlichen Direktoren, im Personal- ausschuß der Deutschen Kranken- hausgesellschaft, im Deutschen Städtetag sowie in verschiedenen ärztlichen Körperschaften und als Vorstandsmitglied der Bundesärz- tekammer, schließlich als Präsi- dent der Ärztekammer Berlin ha- ben den Namen Wilhelm Heim in den Annalen der Medizin vielfältig verewigt. Für seine Verdienste im Rahmen der ärztlichen Fortbildung erhielt er die Ernst-von-Bergmann- Plakette.
Wichtiger als alle Tätigkeiten und Funktionen sind der menschliche Habitus des Universitätslehrers Heim, sein kategorischer Imperativ, seine auf Achtung, Rücksichtnah- me und Duldung des inneren und äußeren Friedens angelegte Le- bensweise, seine unausschöpfliche Vitalität und Aktivität, seine innere Disziplin, personale Integrität und Autorität, die den geistigen Duktus seines Handels prägten — fortiter in re, suaviter in modo. zel
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 45 vom 4. November 1976 2907