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Archiv "Belehrung allein im Sprechzimmer genügt nicht" (26.04.1979)

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Die Information:

Bericht und Meinung

wird, so müsse man auf jeden Fall sagen, daß der Prozeß des Ster- bens letztlich zum Hirntod führen muß — also zu dem Punkt, an dem es keine Umkehr mehr gibt. Es ist keineswegs schwierig oder unlo- gisch, heißt es in dem Memoran- dum weiter, dies mit dem in vielen Religionen verbreiteten Konzept gleichzusetzen, daß beim Tod der Geist oder die Seele den Körper verlasse.

Die Schlußfolgerung des Memo- randums lautet: die Feststellung des Hirntodes bedeutet, der Pa- tient ist tot, gleichgültig, ob die Funktionen einiger Organe, wie zum Beispiel der Herzschlag, noch mit künstlichen Mitteln aufrechter- halten werden. gb

VATIKAN

Jesuiten nach China

Der Jesuitenorden wird voraus- sichtlich seine Universität in Shanghai wieder eröffnen. Dies teilte Jesuitengeneral Pater Arrupe in einem Gespräch mit den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Jour- nalisten mit.

Bereits vor einiger Zeit habe die chinesische Regierung erste Kon- takte in dieser Frage mit der fran- zösischen Botschaft (oder einem Botschaftsangehörigen) in Peking aufgenommen. In Shanghai be- stand seit dem sechzehnten Jahr- hundert eine Jesuitenschule

„L'Aurore", die 1949 geschlossen wurde. Sie soll als Medizinische Fakultät wiedereröffnet werden, wobei der Unterricht in französi- scher Sprache erteilt werden soll.

In China leben, wie Pater Arrupe mitteilte, zur Zeit noch etwa 120 Jesuiten, alle chinesischer Her- kunft, die meist längere Zeit in Ge- fängnissen verbracht haben. Eini- ge von ihnen seien jetzt aber aus- drücklich und öffentlich „rehabili- tiert" worden, kein Jesuit sei je- doch zur Zeit im religiösen Be- reich tätig. bt

Belehrung allein im

Sprechzimmer genügt nicht

„Kritik an der Kürzung der Ausga- ben für die medizinische, insbe- sondere für die Krebsforschung sowie an den Politikern, die es al- lein den Ärzten überließen, vor Ge- nußmittelmißbrauch zu warnen, hat beim 12. Kongreß der Deut- schen Gesellschaft für Endosko- pie deren Präsident Professor Mal- te E. Wigand, Vorstand der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkran- ke der Universität Erlangen, geübt.

Über Raucher- und Trinkerunsit-

Süddeutscheleitung

ten sollten auch die Gesundheits- politiker einmal reden, forderte er.

Gleichzeitig sprach er von einer zunehmenden Bedrohung der Ärz- te durch Straf- und Zivilrichter. Die Verwaltungsgerichte entschieden schon vielfach über einen Stu- dienplatz und beeinflußten damit die Qualität des Lehrens; manche schickten sich an, den forschen- den Arzt in seiner Entscheidungs- freiheit einzuengen ... Rigorose kostendämpfende Gesetze und die restriktiven Praktiken der Bundes- länder griffen nur in den For- schungsbetrieb der Universitäten ein, bedauerte Wigand ... Bei der Früherkennung und Behandlung der Krebskrankheiten wäre Spar- samkeit besonders problematisch, käme es zu einem zweiten Dilem- ma, meinte Wigand. Außer durch Einsparungen werde die ärztliche Einsatzbereitschaft zunehmend frustriert, weil eine große Zahl der Krebse selbstgemachte Krebse sind, zumindest mitverschuldet durch unsinnige Lebensgewohn- heiten der Patienten. Die Schleim- hautkrebserkrankungen im Mund- Rachen-Kehlkopf-Bereich würden durch Tabak- und Alkoholgenuß signifikant gefördert. Leberzirrho- se und Pankreatitis breiteten sich in der Wohlstandsgesellschaft im- mer mehr aus. Deshalb müßte auch einmal darüber politisch ge- sprochen werden, wenn über Ko- stendämpfung im Gesundheitswe-

sen debattiert werde, ob nicht un- mäßiger Konsum auch unmäßige Kosten für die Krankenkassen ver- ursache. ,Warum soll eigentlich immer nur der Arzt dem Patienten von Alkohol, Sahnetorte und Ziga- retten abraten?' " Hubert Neumann

Leben und Leiden

„Abnehmen konnte und wollte die Bundesärztekammer dem Arzt die Entscheidung nicht, welches Maß an medizinischen Mitteln er bei ei- nem auf den Tod Kranken einset- zen soll. Was die Kammer formu- liert hat, ist nicht die verläßliche Wegweisung, um die sich die Wis- senschaft seit eh und je bemüht.

Verlängerung des Lebens ist nicht geboten, wenn dies nichts als eine Verlängerung ‚unzumutbaren' Lei- dens bedeutet. Aber wo verläuft die Grenzlinie zwischen dem, was noch Leben genannt werden muß, und dem, was nur noch Leiden ist

— und wie steht es mit denen, die die Unzumutbarkeit ihres Leidens deshalb nicht empfinden, weil sie sich an den Strohhalm Hoffnung klammern? Hier bleibt, in jedem einzelnen Fall, dem Arzt die Ent- scheidung. Es ist eine Entschei- dung, die so viel schwerer gewor- den ist, weil die Medizin immer mehr Möglichkeiten gefunden hat,

ranttisrter3lIgemeine

deren nur noch am ‚Machbaren' orientierter Einsatz in der Sinnlo- sigkeit bloßer Lebensverlänge- rung führt — und sich damit in Lei- densverlängerung erschöpft; nicht umsonst ist das Wort von der

‚Sterbehilfe' vor etwa sechzig Jah ren aufgekommen. Der Beschluß der Ärztekammer ist eine Gewis- sensschärfung für den Arzt. Die Abwägung zwischen Helfen und Quälen wird verdeutlicht, der Zweifel bei denjenigen geweckt, deren Fähigkeit dazu erlahmt sein könnte. Und eine Grenze wird scharf gezogen: die zu dem Felde, auf dem sich der Arzt als Herr über Leben und Tod gebärdete." fr

AUS EUROPA PRESSESTIMMEN

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 17 vom 26. April 1979 1141

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EIN A'KJEFASSTER EtTGENOSSE.

Muss

S ICH TRO -fRDEM UntiLTCAHLEN..-

HELD

Die Information:

Bericht und Meinung PRESSESTIMMEN

Werbung für Sekte bei Patienten?

„Hat ein Münchner Internist eine seiner Praxishelferinnen genötigt, an einem Lehrgang der umstritte- nen ,Scientology Church` teilzu- nehmen, damit sie ihrerseits auf Patienten einwirken könne? Die- ser Vorwurf wird derzeit aus zwei Blickwinkeln, einem strafrechtli- chen und einem berufsrechtlichen untersucht. Die Staatsanwalt- schaft München 1 hat ein Ermitt- lungsverfahren wegen Verdachts

Süddeutschaeitung

der Nötigung gegen den Interni- sten eingeleitet, während die Be- zirksärztekammer München prüft, inwieweit solche Praktiken, falls bewiesen, mit der Berufsordnung zu vereinbaren sind.

Nach Mitteilung der betroffenen Praxishelferin an die Staatsan- waltschaft München I war ihr Ar- beitgeber, bei dem sie seit fünf Jahren beschäftigt war, Mitte 1978 mit dem Ansinnen an sie herange- treten, sie müsse an einem Lehr- gang der Scientology Church teil- nehmen, um ihrerseits auf beson- ders ausgewählte Patienten im Sinne der Sekte einwirken zu kön- nen, deren Lehren der Internist für richtig hielt ... Aus Angst um ihre Existenz habe sie an einem Anfän-

gerkurs teilgenommen, sich je- doch nach einiger Zeit außerstan- de gesehen, weiterzumachen. Sie habe es, wie sie ausführte, für un- vereinbar mit ihrem Gewissen ge- halten, Patienten an diese Sekte heranzuführen ... Die Erste Staatsanwältin Helga Einhauser untersucht derzeit, ob der mitge- teilte Sachverhalt den Vorwurf ei- ner Nötigung der Praxishelferin im Sinne des Strafgesetzes begrün- det. Die Staatsanwältin hatte sich schon früher mit Anzeigen im Zu- sammenhang mit der Scientology Church auseinanderzusetzen ge- habt.

Die Bezirksärztekammer München beobachtete, wie der zweite Vor- sitzende Dr. Ernst Theodor Mayer im Gespräch mit der SZ mitteilte, die Scientology Church schon seit 1970 mit ,kritischem Interesse'. In einer Veröffentlichung des DEUT- SCHEN ÄRZTEBLATTS, Heft 3 vom 18. Januar 1979, Seite 127 ff.

wird in einem Artikel die Sciento- logy Church den ,sogenannten neuen Jugendreligionen' zuge- rechnet, die eine ernste Gefahr für ihre Anhänger bedeuten können.

Die Polizei betrachtet die Sekte als einen Teil des ,Psycho-Markts', worunter sie laienhafte und daher bedenkliche seelenanalytische Praktiken versteht. Nach Auskunft von Dr. Mayer ist bisher in Mün- chen noch kein Arzt bekannt ge- worden, der sich als Werber für diese Gemeinschaft betätigte.

Sollten sich die Vorwürfe konkreti- sieren, so könnte der Fall vor der Berufskammer für Ärzte beim Oberlandesgericht behandelt wer- den. Johann Freudenreich

„Ich bin Rassist" — entlassen

„Der bekannte französische Or- thopäde Professor Pierre Maurer ist fristlos aus seinem Amt als Doy- en der Universitätsklinik Cochin in Paris entlassen worden, weil er sich vor einer Studentenversamm-

lung öffentlich zu seinen nazisti- schen und rassistischen Überzeu- gungen bekannt hatte. Vor 500 Zu- hörern hatte Maurer in der Aula

der Universität gesagt: ,Ich emp- finde keine Scham darüber, ein Nationalsozialist gewesen und bis heute geblieben zu sein. Ich bin Rassist, weil ich an das Prinzip der Elite glaube.' Maurer hat inzwi-•

schen einem Pariser Morgenblatt anvertraut, daß er 1944 als 20jähri- ger freiwillig in die Waffen-SS-Di- vision ,Charlemagne` (Karl der Große) eingetreten war. Noch am Abend entsprach der Ältestenrat der Professorenschaft dem Ver- langen der empörten Studenten nach sofortiger Entlassung Mau- rers." A. Graf Kageneck

KJ iet TO

1142 Heft 17 vom 26. April 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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