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Dem Kaf fee ein Kränz chen ge wunden

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rst der erste Kaffee am Morgen, so konstatiert Kollegin F. apodiktisch, mache sie zu einem mensch- lichen Wesen. Tatsächlich kann man diese Wirkung frühmorgens auch in der SBB und vor Schnell - imbissbuden beobachten, wenn Zombies mit ver- quollenen Augen nach wenigen Schlucken aus Kar- tonbechern aufleben, anfangen zu sprechen und plötzlich des Lesens fähig sind. Aus unser aller Leben ist die Droge Kaffee nicht mehr wegzudenken.

Sie und ihre Dealer sind inzwischen gesellschafts - fähig. Das war nicht immer so: Im 16. Jahrhundert tarnte man in Konstantinopel die Kaffeehäuser noch als Coiffeurläden. Vielleicht servieren viele Coiffeure deshalb heute noch Espressi? Auch bei dieser psy- choaktiven Substanz predigten die Religionsführer dagegen, wollte der Staat steuern und verdienen, stritten sich die Wissenschaftler über Schaden und Nutzen. So hatte unter Friedrich dem Grossen nur der preussische Staat das Monopol für den Kaffee- handel. Um «schwarze» Röstereien zu entdecken, wurden Kaffeeschnüffler eingesetzt – und der Schmuggel blühte auf. Mit Kaffee kann man Kohle machen. Zumindest als Händler. Denn nach Erdöl ist Kaffee weltweit das zweitwichtigste Handelspro- dukt. Dank dem Aromawachmacher ist das Vermö- gen der Familien Jacobs und Darboven sowohl liquid wie substanziell. Doch der arme Campesino schöpft kaum Wert. Ich hoffe für ihn, dass sich Max Have- laar wirklich so fair verhält, wie er es in der Wer- bung behauptet. Meine engagierten Kinder fordern (umwelt-)politisch korrektes Kaufverhalten, aber meine Frau schert sich nicht die Bohne darum, kauft billig ein und knurrt, dass sie noch alle Tassen im Schrank habe und einen all die Weltverbesserer- Labels doch nur über’s Ohr hauen würden. Und ich sage den Kids ganz ungefiltert, dass sowohl Tee wie Kaffee wie Kakao die Massen verelendet, die Umwelt zerstört und man diese Produkte eigentlich prin - zipiell nicht konsumieren sollte. Ich selbst schlucke das Zeug nur der wachmachenden Wirkung wegen, meist hastig aus dem Pulver eines Schweizer Gross- konzerns zubereitet, denn die Espressomaschine arbeitet mir zu langsam. Wie jede Droge hat auch dieses Gebräu grossartige Wirkungen. Es macht wach

und fit. Wie hätte ich meine Weiterbildungsjahre, meine Dienste und Abende von administrativer Arbeit ohne Kaffee durchgestanden? Im Praxisalltag könnte ich ohne Tropenbohne die allgemeine Non- compliance meiner Patienten, ihre Beinulzera und ihre unzähligen Lumbagos und HWI kaum aus - halten. Doch nach einem Becher Braunzeug bin ich wieder milde wie eine helle Röstung und verbreite wohligwarme Stimmung wie ein Irish Coffee. Kol- lege S. spottet, dass man ja wohl meinen Aufguss nicht als Kaffee, sondern allenfalls als koffeinhal - tiges Heissgetränk bezeichnen könne. Er hingegen zelebriert die Kaffeepause. Mit seinem ganzen Team zieht er sich täglich Schlag zehn Uhr 20 Minuten zu- rück und schlürft aus zarten Porzellantassen erlesene Arabica-Excelsa-Mischungen, von denen er behaup- tet, dass er erkennt, ob sie in Nicaragua, Sierra Leone oder Brasilien wuchsen. In meiner Praxis haben wir gar kein Pausenstübchen. Schliesslich sind wir nicht zum Kaffeetrinken da, sondern als Leistungserbringer tätig. Mein Team schüttet im Labor zwischen Urinproben und Blutröhrchen einen Becher in sich rein, allerdings aus einer Jura- Maschine. Was Federer recht ist, ist ihnen billig und kommt mich nicht so teuer zu stehen wie die George Clooney-Kapseln. Tja, die Kaffeetrink gewohn heiten variieren. Freund Bruno hat ihn am liebsten als Latte und legt, was die Qualität betrifft, die Latte hoch. Barbara ist Kaffeeverächterin und steht auf Verveine-Tee. Jan besteht auf Schaumschlagen. Marc gönnt sich extra viel Schoggipulver auf seinem Cap- pucino. Spichi trinkt Ristretto, wenn er abnehmen will und sonst Starbucks Dulce de Leche Frappuccino mit verziertem Schaum. Erstbeschreiber des Kaffees war übrigens ein Arzt: Leonhard Rauwolf, der ihn 1573 in Aleppo kennenlernte. Kaffee enthält Niacin, Kalium, Magnesium und Antioxi danzien. Die Frage, ob er nun gesundheitsschädlich ist oder nicht, wie er auf Blutdruck, Diurese, Stoffwechsel, Hirn und Schlaf wirkt, ist kalter Kaffee, wird aber immer wieder aufgewärmt. Further studies are needed. Da gibt’s nur eins: abwarten und einen trinken. Natür- lich nicht Tee, sondern eine entkoffeinierte magen- schonende Kaffeesorte. What else?

arsenicum

Dem Kaf fee ein Kränz chen ge wunden

502

ARS MEDICI 12 2008

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