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DGB-Bundesvorstand, Bereich Struktur- und Regionalpolitik
Verantwortlich: Claus Matecki, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, Kontakt: sandra.stark@dgb.de
Nr. 27/2009 23. Juli 2009
DGB-Bundesvorstand, Bereich Struktur- und Regionalpolitik
Alles billig oder was?
Analogkäse, Gel-Schinken, Fruchteis ohne Frucht und Garnelenimitate aus gepresstem Fischeiweiß!
Was wie aus einem schlechten Science-Fiction-Film klingt, ist leider bittere Gewissheit geworden: Immer mehr Lebensmittelhersteller sparen an den Zutaten, setzen lieber auf Imitate und hoffen, dass der Verbrau- cher es nicht merkt.
Was ist passiert?
Seit Monaten tobt ein massiver Preiskampf zwischen den Lebensmittel-Discountern.
„Alles billig oder was?“ Dieses Motto schadet Verbrau- chern und Beschäftigten im Einzelhandel gleicherma- ßen. Die regelrechte Rabattschlacht wirkt sich negativ auf Qualität und Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter in den Discountern aus.
Schon heute hat Deutschland die niedrigsten Lebensmittelpreise in ganz Europa.
Die Lebensmittelindustrie und die Landwirte stehen deshalb unter hohem Kostendruck. Die großen Discounterketten setzen die Hersteller von Käse, Schin- ken etc. unter Druck, die Preise immer weiter zu senken.
Bei dieser Abwärtsspirale gibt es nur Verlierer:
Die Qualität der Lebensmittel, die Verbraucher und die Beschäftigten. Seit Beginn dieses Jahrzehnts hat sich die Marktmacht der Discounter erheblich erhöht. Dies er- öffnet ihnen Druck auf Lieferanten, Lebensmittelindust- rie, Erzeuger und Beschäftigte auszuüben.
Der Trend zu möglichst billigen Lebensmittelangeboten geht auch zu Lasten der Beschäftigten.
Discounter wie Lidl versuchen bei diesem brutalen Preis- kampf ihre Machtposition auszubauen, in dem sie Mit- bestimmung, Tarifverträge und faire Arbeitsbedingun- gen torpedieren. So betragen die Personalkosten im Discounter 5 – 6 % des Umsatzes, bei Supermärkten 12 – 15 % und bei serviceorientierten Warenhäusern 20 %.
Die Gewerkschaften wollen gute Arbeit im Einzelhandel und ein hohes Qualitätsniveau bei Lebensmitteln für die Verbraucher.
Wir sind sicher: Immer billiger kommt langfristig teurer!
Quelle: www.supermarktmacht.de
Marktanteil am Lebensmittelmarkt
8 führende Supermarktketten 70% 6 führende Supermarktketten 90%
0%
20%
40%
60%
80%
100%
2000 2009