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Archiv "Kyphoplastie – Konzept zur Behandlung schmerzhafter Wirbelkörperbrüche: Schlusswort" (31.10.2003)

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rung und der Gefahr einer mit einer chronischen Beschwerdesymptomatik einhergehenden Haltungsinsuffizienz.

Die schnelle Mobilisation, die sofortige Beschwerdereduktion und die möglichst zügige Rückkehr in den gewohnten All- tag erleichtern die Reintegration in das soziale Umfeld, die nicht notwendige Miederversorgung führt zu einer weite- ren Kostenreduktion. Ein auf anderen Gebieten sinnvoller, interdisziplinärer Ansatz zur Beantwortung einer klaren Fragestellung ist unnötig, da eine zeitna- he Entscheidung vermeidbare Schmer- zen und weitere Kosten reduziert. Auf- grund der zu Recht angesprochenen möglichen Komplikationen sollten die genannten Minimalverfahren nur in mit derartigen Problematiken vertrauten In- stitutionen eingesetzt werden.

Prof. Dr. med. Christof Hopf Dr. med. Herbert Heeckt Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie, Kinder-, Rheuma- und onkologische Orthopädie Lubinus Clinicum

Im Steenbeker Weg 25, 24106 Kiel

Methode noch nicht ausreichend evaluiert

Nach einer Kyphoplastie eines gebroche- nen Lendenwirbelkörpers kam es bei ei- ner 66-jährigen Frau zu einer Spondylo- diszitis über drei Bandscheibenfächer mit Ausbildung einer langstreckigen Spinalkanalenge. Im Verlauf einer an- schließenden dreimonatigen stationären Behandlung entwickelte die Patientin zusätzlich eine schwere Pneumonie.

Anschließend konnte sie sich nicht mehr selbstständig versorgen und musste in ein geriatrisches Pflegeheim verlegt werden.

Dieses Beispiel mag verdeutlichen, wie sehr das Verfahren der Kyphoplastie, das ja gerade eine schnelle Mobilisation verspricht, bei älteren Patienten mit Wir- belkörperfrakturen im Rahmen einer Osteoporose infrage zu stellen ist. Beson- ders bei dieser Patientengruppe fällt aus unserer Sicht das operative Risiko im Vergleich zu den relativ ungefährlichen aber nicht weniger wirksamen, konserva- tiven Therapieansätze schwer ins Ge- wicht. In diesem Zusammenhang vermis- sen wir in der ansonsten recht ausgewo- genen Darstellung durch Kasperk und Mitarbeiter eine klare Indikation des

Verfahrens der Kyphoplastie. Die Auto- ren erwähnen, dass eine auf fünf Jahre angelegte kontrollierte prospektive Stu- die Anfang 2002 bereits begonnen habe, nennen aber keine klaren Ein- und Aus- schlusskriterien, die die spätere Aussage- kraft der Studie jedoch entscheidend mitbestimmen. Im Übrigen waren wir et- was verwundert darüber, dass schon beim Beginn einer Studie über ein neues Therapieverfahren im Deutschen Ärzte- blatt berichtet wird, dessen Leser ja an- sonsten gewohnt sind, über Standardver- fahren informiert zu werden. Von einem solchen jedenfalls ist die Kyphoplastie noch weit entfernt, und vor einem unse- lektionierten Rekrutieren in die Studie können wir nur warnen. Doch darüber wissen die Autoren selbst am besten Be- scheid, gab es doch bereits den Fall eines kompletten Querschnittssyndroms nach Kyphoplastie (Mitteilung der Autoren beim Osteologie-Kongress in Göttingen, März 2003). Entsprechend den Kriterien einer auf Evidenz basierenden Medizin sind vor Einführung der Kyphoplastie als standardisiertes Therapieverfahren ran- domisierte,kontrollierte und prospektive klinische Studien zur Beschreibung von Wirkungen und Nebenwirkungen zu for- dern. Hierzu fehlt in dem Modell der Au- toren neben den bereits angesprochenen Ein- und Ausschlusskriterien auch eine entsprechende Kontrollgruppe.

Dr. med. Michael Pfeifer Prof. Dr. med. Helmut W. Minne

Klinik „Der Fürstenhof“ und Institut für klinische Osteologie Am Hylligen Born 7, 31812 Bad Pyrmont

E-Mail: iko_pyrmont@t-online.de

Schlusswort

Wir sind auch der Meinung, dass kontrol- lierte und prospektive Studien erforder- lich sind, um den Stellenwert eines Ver- fahrens valide beurteilen zu können. Im Rahmen unseres interdisziplinären Hei- delberger Zentrums für Osteologie wird deshalb eine solche Studie durchgeführt, die den Nutzen und die Zweckmäßigkeit der Kyphoplastie hinsichtlich Schmerzer- leichterung und Mobilität wissenschaft- lich untersucht. Dank der einzigartigen Unterstützung durch die Klinikumsver- waltung konnten wir eine interdisziplinä- re Zusammenarbeit zwischen der Chir- urgischen, Radiologischen und der Medi-

zinischen Klinik realisieren. Ebenso wie die Kollegen würden wir eine kritische Überprüfung der Verordnungsusancen von Miedern und Korsetts im Rahmen einer kontrollierten Studie durch die Ko- stenträger begrüßen, um für den Patien- ten eine evidenzbasierte Zweckmäßig- keit und Wirksamkeit einer Maßnahme sicherstellen zu können und eine mögli- che durch das Patentrecht getriebene Therapiepraxis bei der Hilfsmittelver- ordnung zu erschweren.

Die Kyphoplastie ist tatsächlich ein mit Risiken behaftetes Verfahren, wie die Kollegen Pfeifer/Minne anhand des bei ihnen aufgetretenen Falles der 66-jähri- gen Frau eindrucksvoll belegen. Deshalb sollten die Kostenträger, aber auch die Fachgesellschaften sicherstellen, dass die Kyphoplastie nur in erfahrenen osteolo- gischen Zentren praktiziert wird, die im Rahmen eines interdisziplinären Teams eine sorgfältige Indikationsstellung ga- rantieren. So wurde im Heidelberger Zentrum für Osteologie unter Beteili- gung der Chirurgischen, Radiologischen und der Medizinischen Universitätskli- nik nach interdisziplinärer Einzelfalldis- kussion in 864 Fällen bei nur 148 Patien- ten die Indikation zur Kyphoplastie ge- stellt. Bei den 148 Kyphoplastien gab es nur zwei klinisch relevante Komplikatio- nen innerhalb der ersten neun durchge- führten Kyphoplastien (ein epidurales Hämatom nach 24 Stunden und eine Fehlpunktion mit bleibenden neurologi- schen Ausfällen). Seither haben wir keine klinisch relevanten Komplikationen mehr beobachtet. Bei den asymptomati- schen Komplikationen (10 Prozent aller Fälle) handelt es sich um radiologisch nachweisbare Zementaustritte aus ei- nem Wirbelkörper ohne klinische Konse- quenz. Entscheidend für die Wertschät- zung des Verfahrens ist nach einer inter- disziplinären Indikationsstellung im Ein- zelfall der schmerzlindernde und mobi- litätssteigernde Effekt der Kyphoplastie, der durch die klinisch asymptomatischen Zementaustritte nicht beeinträchtigt wird, wie die zur Publikation eingereich- te Auswertung unserer kontrollierten prospektiven Studie belegt.

Priv.-Doz. Dr. med. Dr. med. dent.

Christian Kasperk

Sektion Osteologie, Innere Medizin I Universitätsklinik Heidelberg Bergheimer Straße 58, 69115 Heidelberg M E D I Z I N

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4431. Oktober 2003 AA2883

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