Behandlungsspektrum erweitert
An unserer Klinik haben wir seit 1998 Erfahrung mit der perkutanen Trans- katheterembolisation der Aa. uterinae zur Behandlung von Uterusmyomen und behandeln wöchentlich etwa zwei Patientinnen. Unter Einbezug der ei- genen Erfahrungen möchten wir den Beitrag über Katheterembolisation von Myomen ergänzen.
Im Falle eines klinisch, sonogra- phisch oder kernspintomographisch malignomsuspekten Myomes muss selbstverständlich eine histologische Abklärung vor einer geplanten Myom- embolisation erfolgen. Es muss be- rücksichtigt werden, dass bei einer Vielzahl von Frauen asymptomatische Myome vorliegen, die auch keiner his- tologischen Klärung zugeführt und ausschließlich beobachtet werden.
Die Schmerzen nach einer Myom- embolisation sind durchaus vergleich- bar mit dem postoperativen Schmerz nach Hysterektomie. In der Schmerz- verarbeitung besteht hier zudem eine große individuelle Varianz. Es ist un- serer Meinung nach kein Problem, ei- ne gut verträgliche und suffiziente postinterventionelle Analgesie durch- zuführen. An dieser Stelle möchten wir auch darauf hinweisen, dass das Ausmaß der postinterventionellen Schmerzen nicht mit dem Behand- lungserfolg korreliert.
Nach unseren Erfahrungen korre- liert die Myomgröße nicht mit den Be- schwerden der Patientin, die zur Be- handlungsindikation führen. Die an- gesprochene Größenreduktion eines Myoms um 50 Prozent nach einer Em- bolisation führt dennoch in den mei- sten Fällen zur Beschwerdefreiheit oder einer deutlichen Beschwerdebes- serung. Es soll auch nochmals erwähnt werden, dass in einigen Fällen eine vollständige Rückbildung der Myome beobachtet werden kann.
Nach den Erfahrungen aus der Tu- morembolisation an anderen Organen aber auch an den Beckenorganen öff- nen sich embolisierte Arterien bereits nach wenigen Tagen wieder. Die bis- her berichteten Schwangerschaften nach einer Myomembolisation verlie- fen komplikationslos (1). Eine präma- ture Menopause nach Embolisation wird von denselben Autoren in einem Prozent beobachtet und ist damit den Ergebnissen nach Myomektomie ver- gleichbar.
Unserer Meinung nach ist für die Embolisation von Myomen immer ein erfahrenes Team aus Gynäkologen und interventionellen Radiologen zu fordern, die mit Indikationsstellung, Vordiagnostik und Schmerztherapie sowie selektiver angiographischer Dia- gnostik und Embolisationsverfahren vertraut sind. Nicht zu vergessen ist hier auch die erforderliche enge Zu- sammenarbeit mit den niedergelasse- nen Kollegen. In unserer Klinik haben wir mit der Embolisationsbehandlung von Myomen unter den Bedingungen einer sehr guten interdisziplinären Zu- sammenarbeit bislang nur positive Er- fahrungen gemacht und betrachten das Verfahren – bei korrekter Indikations- stellung – als Erweiterung des Behand- lungsspektrums von Myomen.
Literatur
1. McLucas B et al. Pregnancy following uterine fibroid embolization. Int J Gyn Obstr 2001; 74: 1–7 Prof. Dr. med. Ernst Peter Strecker
Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie Prof. Dr. med. Dr. med. habil.
Winfried Rossmanith Frauenklinik
Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe-Rüppurr Postfach 51 01 40 97161 Karlsruhe
Gelatine als Embolisat
Das minimalinvasive Verfahren der Myomembolisation, bereits 1995 von Ravina et al. durchgeführt und be- schrieben und ab 1997 dann vor allem in den USA betrieben und dort seitdem teilweise beinahe euphorisch propa- giert, ist in der Tat vom theoretischen Ansatz her als faszinierend, vom tech- nischen und klinischen Erfolg her als beeindruckend und als komplikations- arm zu bewerten. Ich stimme somit wei- testgehend dem Artikel zu, möchte je- doch zwei Detailfragen zur Diskussion stellen. Eine relative Kontraindikation zur Embolisation von Myomen wegen erhöhter Infektionsgefahr und vermin- dert zu erwartender Volumenredukti- on besteht meiner Meinung nach wenn überhaupt, so weniger bei lediglich sehr großen Myomen als vielmehr nur wenn diese zusätzlich hypovaskulari- siert beziehungsweise schon deutlich degenerativ verändert sind. Bei der Auswahl des Embolisats sprechen viele Gründe für die Embosphären (exakt kalibrierte Mikrosphären). Manche Radiologen verwenden jedoch Gelati- neschwammpartikel nicht nur als zu- sätzliches, sondern als alleiniges Embo- lisat und erreichen hiermit laut eigener Aussage ähnlich gute klinische Erfolge.
Dieses begründet durch den Umstand, dass das zwar allgemein nur als „tem- porär“ bewertete Embolisat Gelatine eine starke Entzündungsreaktion des Gefäßbettes auslöse und damit eben- falls zur permanenten Gefäßokklusion führe. Träfe diese Bewertung zu, könn- te eine wesentliche Kostenreduktion des Verfahrens der Myomembolisation erreicht werden.
Dr. med. Gernot Rott Radiologische Klinik Bethesda-Krankenhaus Heerstraße 219, 47053 Duisburg E-Mail: info@myom-therapie.de www.myom-therapie.de
Schlusswort
Die beiden Leserzuschriften weisen nochmals auf die Bedeutung der Myomembolisation und zum Teil auf eigene Erfahrungen hin im Sinne un- serer Publikation.
M E D I Z I N
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 531. Januar 2003 AA275
zu dem Beitrag
Behandlung von Uterusmyomen durch perkutane Transkatheter- embolisation
von
Prof. Dr. med. Rolf W. Günther Dr. med. Wulf Siggelkow Prof. Dr. med. Dierk Vorwerk Prof. Dr. med. Joseph Neulen Prof. Dr. med. Werner Rath
in Heft 26/2002
DISKUSSION
Zu den beiden Detailfragen von Herrn Dr. Rott bezüglich der Indikati- on bei hypovaskularisierten bezie- hungsweise degenerativ veränderten Myomen und der Auswahl des Embo- lisats ist zu bemerken: Durch eine vor der Embolisation durchgeführte MRT des Uterus lässt sich einfach feststel- len, ob die Myome gut durchblutet sind. Auch angiographisch ist die Vas- kularisation abzuschätzen. Ist die übli- cherweise vorhandene Hypervaskula- risation der Myome erhalten, führen wir die Embolisation durch, fehlt sie, ist die Embolisation nicht indiziert.
Von den bekannten Embolisations- materialien (Gelatineschwamm, Inva- lonpartikel, Embosphären) bevorzu- gen wir Embosphären, weil sie sich praktischer handhaben lassen. Sie ha- ben allerdings den Nachteil höherer Kosten. Entsprechend einer kürzlich erschienenen Arbeit von Pelage et al.
(2) gibt es bestimmte Vorteile für die- ses Embolisat. Über gute Erfahrung mit Gelatineschwammpartikeln als al- leiniges Embolisationsmaterial be- richteten vor kurzem Katsumori et al.
(1). Alle benutzten Embolisate haben allerdings den Nachteil, dass sie nicht röntgenschattengebend sind. Bei glei- cher Sicherheit, Handhabbarkeit und vergleichbaren klinischen Ergebnis- sen spricht nichts gegen die Verwen- dung des preisgünstigeren Embolisats.
Eine vergleichende Untersuchung und Bewertung der drei genannten Embo- lisate zur Myomembolisation gibt es bisher in der Literatur nicht.
Literatur
1. Katsumori T, Nakajima K, Mihara T, Tokuhiro M: Ute- rine artery embolization using gelatin sponge par- ticles alone for symptomatik uterine fibroid. Mid- term results. Am J Roentgenol 2002; 178: 135–139.
2. Pelage J-P; Laurent A, Wassef M et al.: Uterine artery embolization in sheep: Comparison of acute effects with polyvinyl alcohol particles and calibrated micropheres. Radiology 2002; 224: 436–445.
Prof. Dr. med. Rolf Günther Klinik für Radiologische Diagnostik Universitätsklinikum Aachen Pauwelsstraße 30 52074 Aachen
M E D I Z I N
A
A276 Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 531. Januar 2003
Endoskopische Maßnahmen bei Ulkusblutung
Referiert
Frankreich verfügt über ein zentrales Krebsregister. Die Autoren berichten über den Verlauf von Therapie und Prognose des kolorektalen Karzinoms der Region Côte-d’Or während eines Beobachtungszeitraums von 23 Jah- ren.
Insgesamt wurden die Daten von 3 389 Patienten mit Kolonkarzinom der Jahre 1976 bis 1998 ausgewertet.
Zwischen 1976 und 1991 stieg die Re- sektabilität von 69,3 Prozent auf 91,9 Prozent an und blieb dann stabil. Die- se Zunahme war besonders ausge- prägt bei älteren Patienten. Der An- teil der Patienten im Stadium 3, die mit adjuvanter Chemotherapie behan- delt wurden, nahm von 4,1 Prozent in den Jahren 1989 bis 1990 auf 45,7 Pro-
zent in den Jahren 1997 bis 1998 zu.
Während der 23-jährigen Beobach- tungszeit kam es zu einer Zunahme von Patienten in den Stadien 1 und 2 von 39,6 Prozent auf 56,6 Prozent, die postoperative Mortalität nahm von 19,5 Prozent auf 7,3 Prozent ab. Dies führte zu einer Verbesserung der Fünf-Jahres-Überlebensrate von 33,0 Prozent auf 55,3 Prozent in den Jahren
1992 bis 1995. w
Faivre-Finn C, Bouvier-Benhamiche A-M, Phelip JM et al.: Colon cancer in France: evidence for improvement in management and survival. Gut 2002; 51: 60–64.
Dr. C. Faivre-Finn, Registre Bourguignon des Cancers Digestifs, (INSERM EPI 106), Faculte de Medicine, 7 Boulevard Jeanne d’Arc, 21079 BP, 87900 Dijon, Frank- reich, E-Mail: jean.faivre@u-bourgogne.fr
Frankreich: Verbesserte Prognose beim Kolonkarzinom
Referiert
Relativ häufig findet sich bei der Ma- genspiegelung nach einer Ulkusblu- tung ein wandadhärentes Koagel. Die Blutung ist zwar aktuell zum Stillstand gekommen, doch verbirgt sich unter dem Koagel häufig ein Gefäßstumpf, sodass mit einer Rezidivblutung in mehr als 50 Prozent der Fälle zu rech- nen ist.
Die Autoren führten eine prospekti- ve Studie durch, in der bei 32 Hochrisi- kopatienten mit schwerer Ulkusblu- tung eine medikamentöse Therapie (zweimal täglich PPI) mit einer endo- skopischen Therapie verglichen wurde.
Im Rahmen der endoskopischen Be- handlung erfolgte eine Injektionsbe- handlung mit Noradrenalin bezie- hungsweise eine Koagulationsbehand- lung nach Entfernung des Koagels. In der medikamentös behandelten Grup- pe erlitten 35,3 Prozent eine Rezidiv- blutung, wohingegen nach endoskopi- scher Behandlung keine Rezidivblu- tung beobachtet wurde.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass endoskopische Maßnah- men der reinen medikamentösen The-
rapie überlegen sind, wobei das Setzen von Gefäßclips noch nicht evaluiert
wurde. w
Jensen, DM, Kovacs TOG, Jutabha R et al.: Randomized trial of medical or endoscopic therapy to prevent recur- rent ulcer hemorrhage in patients with adherent clots.
Gastroenterology 2002; 123: 407–413.
Dr. D. M. Jensen, CURE Digestive Research Center, Buil- ding 115, Room 318, VA Greater Los Angeles Healthcare System, 11301 Wilshire Boulevard, Los Angeles, CA 90073, USA, E-Mail: djensen@mednet.ucla.edu
Berichtigung
In dem Beitrag „Epidemiologische Studie beim fliegen- den Personal der Deutschen Lufthansa und der LTU“, der in Heft 51–52 vom 23. Dezember 2002, Seite A 3462–
3469, erschien, sind in den Tabellen 2 und 3 Fehler auf- getreten. In der Tabelle 2 wurde die Standardmortalitäts- rate bei „Krebs insgesamt, Beschäftigungsdauer (Jahre) 30“ mit 079 angegeben. Der korrekte Wert lautet 0,79. In der Tabelle 3 wird unter dem Gliederungspunkt
„Todesursachen/Einzelne Krebslokalisationen“ irrtüm- lich der Begriff „Malignes Melanom“ aufgeführt. Die richtige Bezeichnung lautet „Haut (ohne Melan-
om)“. MWR