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Archiv "Kaiserschnitt-Studie der GEK: Ein schmerzhafter Schritt" (26.05.2006)

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iner Studie im Auftrag der Gmün- der ErsatzKasse (GEK) zufolge kann nur bei wenigen Frauen mit einem Kaiserschnitt davon ausgegan- gen werden, dass sie diesen Eingriff ge- wünscht haben. „Die Ergebnisse zei- gen, dass die Behauptung, es seien die Frauen selbst, die den Anstieg der Kai- serschnittraten verursachen, ein My- thos ist“, berichtete Prof. Dr. phil. Petra Kolip vom Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen Ende April. Im Fall der befrag- ten GEK-versicherten Frauen sind nur zwei Prozent der Eingriffe Wunsch- kaiserschnitte gewesen.

Kolip und Dr. med. Ulrike Lutz hat- ten 2004 über die GEK Mütter ange- schrieben, die ihre Kinder zuvor durch Kaiserschnitt zur Welt gebracht hatten.

Ausgewertet wurden circa 1 300 Ant- worten (48 Prozent Rücklaufquote). Im Fall des primären Kaiserschnitts gaben 60 Prozent der Frauen an, sie seien der Empfehlung von Arzt oder Ärztin ge- folgt. 41 Prozent nannten eine ungünsti- ge Lage des Kindes als Grund, 39 Pro- zent Angst um das Kind, 31 Prozent Komplikationen während der Schwan- gerschaft. Mit den Informationen zum

Ablauf eines Kaiserschnitts im Vorfeld waren die meisten Frauen zufrieden (85 Prozent). Über die Folgen fühlten sie sich dagegen teilweise schlecht be- raten (25 Prozent).

Bei der sekundären Sectio antworte- ten 39 Prozent der Frauen, ausschlagge- bend für den Eingriff seien schlechte Herztöne des Kindes gewesen. 37 Pro- zent nannten die protrahierte Geburt beziehungsweise einen Geburtsstill- stand als Grund. In dieser Situation fühlte sich nur knapp die Hälfte der Frauen gut in die Entscheidung einbe- zogen, rund ein Viertel nur ansatzweise.

Gleichwohl erklärten rund 90 Prozent der Frauen rückblickend, sie würden unter identischen Umständen wieder per Kaiserschnitt entbinden.

„Wir schaffen es oft nicht, die Frauen davon abzubringen“

Nach Angaben des Statistischen Bun- desamtes hat sich der Anteil an Entbin- dungen durch Kaiserschnitt an allen Geburten in den letzten zehn Jahren von 17 auf rund 27 Prozent erhöht. Die Autorinnen der Studie weisen darauf

hin, dass die Ursachen dafür vielfältig sind. Auch werde die Diskussion dar- über „selbst aufseiten der Mediziner und Medizinerinnen teilweise sehr kon- trovers geführt“. Als Gründe für mehr Kaiserschnitte als früher werden häufig ein höheres Alter der Schwangeren dis- kutiert, eine stärkere Beachtung der körperlichen Folgen einer vaginalen Geburt, aber auch fehlende Strukturen zur Betreuung von Risikoschwangeren und eine geringe Nutzung des Hebam- menwissens. Verwiesen wird auch dar- auf, dass eine komplikationslose Schnitt- entbindung Krankenhäusern mehr Geld bringt und zudem leichter planbar ist als eine vaginale Geburt. Auch ver- änderte geburtshilfliche Fähigkeiten von Hebammen und Ärzten und die Sorge vor Haftungsprozessen spielen eine Rolle.

Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte, hält die Studienergebnisse der GEK für interessant, aber für nicht repräsentativ.

Wunschkaiserschnitte nehmen nach seinem Eindruck zu. „Wir Ärzte haben kein Interesse daran, diesen Wunsch zu fördern, aber wir schaffen es oft nicht, die Frauen davon abzubringen“, betont der niedergelassene Gynäkologe. Da- bei spielten vorgefasste Meinungen und die Angst vor körperlichen Verände- rungen eine wichtige Rolle. „Wir plä- dieren dafür, das Thema in die öffentli- che Diskussion zu bringen“, sagt Al- bring. Solange aber echte Wunschkai- serschnitte von den Krankenkassen be- zahlt würden, sei nicht mit einem Rück- gang zu rechnen.

Helga Albrecht, Präsidentin des Bundes Deutscher Hebammen, hält da- gegen Wunschkaiserschnitte für Aus- nahmen. Allerdings gebe es Schwange- re, „die sehr ängstlich sind und für alles Sicherheit haben wollen“. Zudem gebe es eine neue Bequemlichkeit von Frau- en, die deshalb schlecht mit einer nicht planbaren und einschätzbaren Geburt umgehen könnten. Dass viele Frauen sich unzureichend über die Folgen eines Kaiserschnitts informiert fühlen, könne man nicht den Hebammen anlasten. In Geburtsvorbereitungskursen werde die Sectio besprochen, betont Albrecht:

„Aber man merkt eben, dass viele Schwangere etwas anderes als eine nor- male Geburt ausblenden.“ Sabine Rieser

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A1434 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 21⏐⏐26. Mai 2006

Foto:Barbara Krobath

Kaiserschnitt-Studie der GEK

Ein schmerzhafter Schritt

Einer Befragung nach wünschen sich nicht mehr Frauen als

früher einen Kaiserschnitt – wohl aber bessere Informationen

von Hebammen und Ärzten über die Folgen.

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