A 6 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 1–2|
7. Januar 2013RANDNOTIZ
Norbert Jachertz
Zur „Euthanasie“ in der NS-Zeit und deren Vorgeschichte sowie zur Auf- arbeitung von 1945 bis heute richtet die Deutsche Gesellschaft für Psy- chiatrie, Psychotherapie und Ner- venheilkunde (DGPPN) eine Ausstel- lung aus. Mit der Ausgestaltung hat sie Petra Lutz beauftragt, eine Histo- rikerin. Geplant ist eine Wanderaus- stellung, die am 27. Januar 2014,
dem Tag des Gedenkens an die NS- Opfer, im Paul-Löbe-Haus des Deut- schen Bundestages startet und da- nach in der Topographie des Terrors in Berlin gezeigt wird.
Mit der NS-Zeit beschäftigt sich die DGPPN seit Jahren, so in ihrem Referat „Geschichte der Psychia- trie“ und speziell in einem ehrgeizi- gen Forschungsprojekt. Hier geht es auch um die Vorgeschichte der DGPPN selbst, wobei mit lieb ge- wonnenen Lebenslügen aufge- räumt wird.
Die Thematik der Ausstellung zur
„Euthanasie“ und deren ideologi- schen Hintergründen betrifft unmit- telbar die Psychiatrie und Neurolo- gie, aber auch weitere ärztliche Fachgebiete wie Pädiatrie, Gynäko- logie, Chirurgie oder Urologie. Deren Fachgesellschaften haben je für sich auch schon Beachtliches geleistet, um Licht ins Dunkel ihrer Fächer zu bringen. Betroffen ist schließlich die Ärzteschaft insgesamt.
Denn die Ideologie, Unheilbare
„auszumerzen“ und die Bereitschaft ihr zu folgen, verletzt das ärztliche Berufsverständnis in seinem Kern.
Insofern erweisen die Psychiater mit ihrem bewundernswerten Engage- ment der gesamten Ärzteschaft ei- nen Dienst. Wie wäre es aber, wenn sich alle zusammentun würden, um aus dem Ausstellungsprojekt eine große Sache werden zu lassen?
Den Gedenkort T4 übernimmt ja schon der Staat.
Gemeinsames Engagement
Als Ergänzung zum ärztlichen Be- reitschaftsdienst und als Entlas- tung der Kliniknotaufnahme ist im Dezember in Cottbus eine „KV RegioMed-Bereitschaftspraxis“ er- öffnet worden. Sie liegt neben der Zentralen Notaufnahme des dor - tigen Carl-Thiem-Klinikums. Die Bereitschaftspraxis ist ein Ange- bot an Patienten, die mit akuten, nicht lebensbedrohlichen Erkran- kungen ambulant behandelt wer- den wollen, aber außerhalb der üb- lichen Sprechstundenzeiten einen Arzt suchen.
PRAXIS AM KRANKENHAUS
Entlastung der Notaufnahme
Vor rund einem Jahr war die erste Praxis dieser Art in Potsdam eröffnet worden, ebenfalls als Ergänzung zum ärztlichen Bereitschaftsdienst. Eine dritte ist in Brandenburg in Planung.
Getragen und finanziert werden die beiden Praxen von der Kassenärztli- chen Vereinigung Brandenburg, den Krankenkassen AOK Nordost und Barmer GEK sowie vom jeweiligen Krankenhaus. Die Bezeichnung „KV RegioMed-Bereitschaftspraxis“ weist das Angebot als Teil eines umfassen- deren Konzepts mit neuen Versor- gungsmodellen aus. Rie
Der Wettbewerb um die Gestaltung eines „Gedenk- und Informations- orts“ für die Opfer der NS-„Eutha- nasie“ in Berlin ist dem Berliner
Senat zufolge abgeschlossen. Den ersten Preis erhielt ein von der Ar- chitektin Ursula Wilms zusammen mit dem Fotografen Nikolaus Ko- liusis und dem Landschaftsarchi- tekten Heinz W. Hallmann vorge- NS-„EUTHANASIE“
Ort des Gedenkens in Berlin
legter Entwurf (Abbildung). Das Pro- jekt, das der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien mit 500 000 Euro finanziert, soll bereits 2013 fertiggestellt werden.
Die Erinnerungsstätte entsteht am historischen Ort, der Tiergarten- straße 4. Von hier aus planten und steuerten Ärzte und Bürokraten ab 1940 die sogenannte Aktion T4. Ihr fielen etwa 70 000 Kranke und Behinderte zum Opfer; sie wurden in Gaskammern getötet. Weitere 300 000 Patienten kamen durch töd- liche Medikamente oder die Kom- bination von Medikamenten und Aushungern um, in den besetzten Ostgebieten auch durch Erschießen oder Auspuffgase.
Das Architektenkonzept sieht vor, auf einem dunklen Betonboden eine blaue Glaswand zu platzieren.
Diese stehe sinnbildlich für die Ver- bindung des Betrachters zu den durch die NS-„Euthanasie“ zwar physisch getöteten, aber durch das Erinnern weiterlebenden Menschen, heißt es zu dem Entwurf. NJ Aus dunklem
Grund zum Himmel: Eine blaue Glaswand soll Betrachter und Opfer ver-
binden.
Abbildung: AG Ursula Wilms, Nikolaus Koliusis und Heinz W. Hallmann
Berichtigung
Im Spendenaufruf der Hilfsorganisation „Ärzte der Welt“ für Griechenland in Heft 49 auf der dritten Umschlagseite ist die Kontonummer falsch angegeben.
Die richtige Nummer lautet: 1 004 333 660 bei der Deutschen Kreditbank EB