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Archiv "NS-„Euthanasie“: Sämtliche Strafurteile seit 1945" (26.06.2009)

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A1368 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 106⏐⏐Heft 26⏐⏐26. Juni 2009

M E D I E N

Erstmals liegen jetzt die Urteile al- ler rechtskräftigen, ost- und west- deutschen Gerichtsverfahren vor, die die Strafverfolgung der NS-Eu- thanasie betreffen. Aufgenommen wurden 42 Verfahren, ge- gebenenfalls mit Revisio- nen und Neuverhandlun- gen. Sie entstammen der Urteilssammlung Justiz und NS-Verbrechen/DDR-Justiz und NS-Verbrechen der Amsterdamer Stiftung für die wissenschaftliche Er- forschung nationalsozialis- tischer Verbrechen. Die Urteile seien vollständig und unverändert veröffent- licht worden, versichert der Herausgeber, Dr. Dick de Mildt.

Nicht aufgenommen seien lediglich drei ostdeutsche Verfahren, deren Unterlagen nicht gefunden werden konnten, sowie sechs Waldheimer Prozesse, denn diese enthielten,

„weil in Waldheim eine seriöse Beweisaufnahme nicht stattgefun- den hat, keine zuverlässigen Er- kenntnisse“.

Die beiden Bände sind durch Register gut erschlossen, zusätzlich können Käufer der gedruckten Bän- de ein PDF-Dokument kostenfrei anfordern und sodann den Volltext nach Belieben durchsuchen.

Die Auflistung der Tatorte im Re- gister belegt, dass „Euthanasie“, sei es im Rahmen der Aktion T4, sei es die anschließende „wilde Euthana- sie“, über ganz Deutschland verteilt stattfand. Vor Gericht standen Ärz- te, Pfleger und Verwaltungsperso- nal. Sie wurden teils sehr streng, teils auffallend milde verurteilt. Un- ter den 153 Urteilen (wenn man richtig gezählt hat) findet man 13 Todesstrafen, vier lebenslängliche und zehn hohe (zehn Jahre und mehr) Freiheitsstrafen, aber auch 74 Freisprüche.

Ostdeutsche Gerichte urteilten durchweg hart und begründeten kurz und bündig. Umgekehrt die westdeutschen Gerichte. Deren ausführliche Tatbestandschilderun- gen und die großzügig Wiedergabe der Einlassungen der Angeklagten vermitteln einen guten Eindruck

von der „Euthanasie“-Praxis; die Beweiswürdigungen und abwä- genden Urteile zeugen von man- cherlei Nachsicht gegenüber den Angeklagten, vielleicht auch von einem anderen Rechtsverständnis.

Zum Beispiel fällt auf, wie sehr westdeutsche Gerichte die „Ge- heimhaltung“ der „Euthanasie“ be- tonen und den Angeklagten des- halb eine gewisse Unkenntnis mil- dernd zugutehalten. So verurteilte das Landgericht Frankfurt am Main 1987 zwei Ärzte wegen Bei- hilfe zum Mord (in Bernburg, Brandenburg und Sonnenstein) in 11 000 beziehungsweise 4 500 Fäl- len zu jeweils vier Jahren Frei- heitsstrafe (1967 hatte eine andere Kammer die beiden noch frei- gesprochen). Der Bundesgerichts- hof verkürzte die Strafe 1988 auf drei Jahre.

Die Amsterdamer Urteilssamm- lung ist eine vorzügliche, auch für den juristischen Laien ergiebige Quelle, ja spannende Lektüre. Sie ersetzt nicht die systematische wis- senschaftliche Untersuchung, die die Strafurteile vergleicht und in die geschichtlichen Zusammenhänge einordnet. Norbert Jachertz NS-„EUTHANASIE“

Sämtliche Strafurteile seit 1945

Dick de Mildt (Hrsg.):

Tatkomplex: NS- Euthanasie. Die ost- und westdeutschen Strafurteile seit 1945.

2 Bände. Amsterdam University Press, Amsterdam 2009, Band 1: 844 Seiten, Band 2: 903 Seiten, gebunden, 195 Euro

HÄMATOLOGIE/ONKOLOGIE

Neuartige

Therapieansätze

Eine scharfe Abgrenzung zwischen dem myelodysplastischem Syn- drom (MDS) und der akuten my- eloischen Leukämie (AML) war immer schwierig. Dies zeigt schon der ursprünglich von der FAB ge- wählte Grenzwert von 30 Prozent Blasten im Knochenmark, der von der WHO-Gruppe 2001 auf 20 Pro- zent gesenkt wurde. Außerdem wird dieser Grenzwert bei den sogenann- ten CBF-Leukämien (inv[16] oder t[16;16] und t[8;21]) bedeutungslos, weil allein der zytogenetische oder der molekulargenetische Befund ausschlaggebend ist. Es gibt zwar zytogenetische Aberrationen, die bei MDS nicht vorkommen, daneben existieren aber viele Überschneidun- gen. Dies gilt natürlich besonders für den Krankheitsverlauf und geht

auch aus der älteren Bezeichnung

„Präleukämie“ für MDS hervor.

Lübbert hat mit 20 weiteren aus- gewiesenen Autoren Epidemiolo- gie, Klassifikation und prognosti- sche Systeme, diagnostische Fragen unter Einschluss von Morphologie, zytogenetischer und molekularer Technik, sowie die verschiedenen Aspekte der konventionellen und modernen Therapie ausführlich und kompetent dargestellt. So erhält der

Leser einen aktuellen Überblick über die diversen Probleme dieses Krankheitsspektrums. Besonders hervorzuheben sind die Erörterun- gen neuartiger Therapieansätze mit demethylierenden Substanzen, Inhi- bitoren der Histondeacetylase, Ty- rosinkinase- und Farnesyltransfera- se-Inhibitoren und anderen. Immun- modulierende Therapieverfahren ähnlich wie bei aplastischen Anämi- en und besonders beim 5q-Syndrom werden besprochen und schließlich auch die Möglichkeiten der alloge- nen Transplantation. Übersichtliche Tabellen, Literaturverzeichnisse bei jedem Kapitel und ein kurz gefasstes

„Fazit für die Praxis“ runden das gut gelungene und anregende Werk ab.

Helmut Löffler

Michael Lübbert: MDS und akute myeloische Leukämie: Ein biologisches und therapeutisches Kontinuum.UNI-MED Verlag, Bremen 2008, 160 Seiten, Hardcover, 39,80 Euro

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