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Archiv "Gesundheitssystem der neuen Länder: Angleichung zwischen Ost und West fast vollständig erreicht" (14.08.1992)

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Gesundheitssystem der neuen Länder

Angleichung zwischen Ost und West fast vollständig erreicht

Sich aus einer aktuellen Auseinandersetzung herauszuziehen und für ein paar Stunden einem angenehmeren Thema zuzuwenden — wer wünschte sich das nicht? Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) erfüllte sich den Wunsch: Während in und um Bonn heftig über sein geplantes Gesundheits-Strukturgesetz debattiert wurde, widme- te er sich Ende Juli in Ost-Berlin dem Gesundheitssystem der neuen Länder. Seine positive Bilanz: Dem Ziel der Angleichung der Versor- gungsniveaus in Ost und West sei man inzwischen wesentlich näher gekommen. Folglich bekamen auch sonst Gescholtene ein Lob: Den Selbstverwaltungen der Krankenkassen und der Ärzte, Zahnärzte so- wie anderen Anbietern gebühre Dank für ihr Engagement.

Versichertennähe kommen Sonst ändert sich nichts am Denken und Handeln derer, für die das ganze Beitrags- und Leistungsrecht entwik- kelt wurde — der Versicherten.

Der säkulare Kompromiß der sozialen Marktwirtschaft hat den Marxismus-Leninismus deshalb aus- gehebelt, weil er besser zu den Men- schen paßt. Weder mit den sozialen Defiziten des reinen Kapitalismus noch mit den ökonomischen Defizi- ten des reinen Sozialismus kommt ei- ne menschenwürdige Gesellschaft zustande. Die Bundesrepublik Deutschland sollte hüten, was bei ihr gewachsen ist — primär aus sozialer Verantwortung, später aus gemein- samer Not, aus der Solidarität der Nachkriegszeit, aus dem Streben

Seehofer wies in Berlin darauf hin, daß das System der gegliederten Krankenversicherung erfolgreich eingeführt sei: Alle acht Kassenarten seien in Ostdeutschland vertreten;

über 90 Prozent der Bevölkerung Mitglied der GKV. Ihr Geschäftsjahr 1991 hätten die Kassen in den neuen Ländern mit einem Überschuß von 2,6 Milliarden DM abgeschlossen, erinnerte Seehofer. 1992 werde ver- mutlich eine „ausgeglichene Bilanz"

zu verzeichnen sein.

Beim Thema Finanzen kam See- hofer dann doch auf seine gesamt- deutschen Reformpläne zu spre-

nach Freiheit und nicht zuletzt aus dem Vertrauen eines Ludwig Erhard in die Kraft des einzelnen Bürgers.

Zur Zeit spielen die Politiker mit der ökonomischen Macht herum, die ihnen mit den Früchten der Ar- beit ihrer Bürger und den Initiativen ihrer Unternehmen zugefallen ist.

Zu diesen Früchten gehört auch eine leistungsfähige und soziale Gesund- heitswirtschaft. Sie sollten die Finger davon lassen und insbesondere da- mit aufhören, gerade dort Rückzugs- gefechte des Sozialismus auszutra- gen und dabei zu dulden, daß die Gesundheitswirtschaft als ständiger Tummelplatz des sozialen Neides mißbraucht wird.

Prof. Dr. med. Ernst Eberhard Weinhold

chen. Derzeit kämen beispielsweise in den neuen Bundesländern auf 100 Beitragszahler der GKV erst 24 Fa- milienangehörige, während es in den alten 48 seien. Mittelfristig würden sich die Lebensverhältnisse in Ost und West aber angleichen und damit die Probleme innerhalb der GKV.

Angesichts der zu erwartenden fi- nanziellen Entwicklung müßten auch die neuen Bundesländer in Maßnah- men zur Sicherung und Strukturver- besserung der Krankenversicherung einbezogen werden.

Seehofer bemühte sich, jene Aspekte seines geplanten Gesund-

heits-Strukturgesetzes hervorzuhe- ben, die nach seiner Auffassung von positivem Nutzen für die gesundheit- liche Versorgung in den neuen Län- dern sind. So wies er darauf hin, daß die Krankenhäuser ab 1993 die Mög- lichkeit erhalten sollen, neben Finan- zierungsmitteln der Länder verstärkt auch privates Kapital einzusetzen und über den Pflegesatz zu finanzie- ren. Ab 1994 könnten bestimmte In- standhaltungsaufwendungen über die Pflegesätze abgerechnet werden, ab 1996 sollten zudem alle den Pfle- gesatz entlastenden Rationalisie- rungsinvestitionen durch die Kran- kenkassen finanziert werden.

Vehement verteidigte Seehofer zudem die Anbindung der Honorar- entwicklung an die der Grundlohn- summe• Da sich die Löhne und Ge- hälter in den neuen Ländern sehr viel stärker erhöhen würden als in den alten, würden auch die Einkom- men von Ärzten und Zahnärzten in entsprechend größerem Umfang steigen. Das sei bei der Kritik an den geplanten Einsparungen zu beden- ken. „Es wird zu keiner Gefährdung von Arztpraxen kommen", betonte Seehofer. Deshalb sollten sich die ostdeutschen Ärzte auch nicht „vor den Karren der alten Länder span- nen lassen", sprich: sich den Prote- sten der westdeutschen Ärzteschaft uneingeschränkt anschließen. Bei den Leistungserbringern im Osten sei „Verständnis" für die Reformplä- ne vorhanden, glaubt Seehofer.

Trotz allem sei das bundesdeutsche ein „absolut freiheitliches Gesund- heitswesen"; Sozialismusvorwürfe im Zusammenhang mit den geplanten Reformen seien unzutreffend.

Mit einem Seitenhieb auf die am Tag der Pressekonferenz streiken- den nordrhein-westfälischen Zahn- ärzte meinte der Gesundheitsmini- ster, diese Berufsgruppe sei „absolut maßlos". Bei ihren Aktionen hande- le es sich um „reine Egoismen zu- gunsten der Zahnärzteschaft". Die Arzte hingegen würden zwar auch Widerstand leisten, aber immerhin mit Argumenten. Was sie fruchten, wird nach dem 12. August zu hören und zu lesen sein: An diesem Tag will das Bundeskabinett über die Re- formpläne des Gesundheitsministers entscheiden. th Dt. Ärztebl. 89, Heft 33, 14. August 1992 (29) A1-2685

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