DIZIN
jeglicher Zuwendung und Ausblei- ben jeglicher Reaktion.
Dieser Zustand, der etwa nach drei Wochen rückläufig war, wurde einem katatonen Stupor („wakeful vegetative state") gleichgesetzt. Zu- sätzlich traten — im Überlebenszeit- raum (von 1 bis 10 Monate) be- grenzt rückläufige — neurologische Syndrome wie Parkinsonismus, Hörverlust und Anfallsleiden auf.
Wiederum fand man bei der Hälfte der Fälle im CT eine „Veränderung der weißen Substanz". Vorgenannte neurotoxischen Reaktionen waren nicht eindeutig dosisabhängig und wurden nur bei solchen Patienten beobachtet, bei denen früher be- reits eine Schädelbestrahlung durchgeführt worden war.
Neuere Ergebnisse
Bemerkenswert ist diesbezüg- lich auch ein Bericht aus Uppsala von 1990 (8): Zwei Patienten, die wegen einer Schädelbeteiligung ei- nes Tumorleidens über längere Zeiträume systemisch mit Hulfn-a beziehungsweise Ifn-a2b (6 bezie- hungsweise 5 mio I.U./d) behandelt worden waren und zusätzlich eine Strahlentherapie des Schädels (52 und 56 Gray) erhalten hatten, ent- wickelten Monate später unter fort- laufender Ifn-Gabe schwere ZNS- Läsionen. Im ersten Fall (56jähriger Mann) trat eine bilaterale Optikus- atrophie mit totaler Erblindung, im zweiten Fall (34jährige Frau) ei- ne progressive Stammhirn-Erkran- kung mit kleinen Kalzifikationen in Pons, Medulla, Temporallappen und Hypothalamus auf. Die Patien- tin verstarb daran. Die betreuenden Ärzte unterstellten einen synergisti- schen Effekt der Strahlentherapie auf die potentiell neurotoxische Wirkung des Ifn-a.
Ein weiterer Bericht einer mut- maßlich irreversiblen ZNS-Läsion bezieht sich auf ein 21/2jähriges Kind, das wegen juvenilem Larynx- papillom Ifn-a erhalten hatte. Un- ter der Therapie war es zu einer spastischen Paraplegie gekommen.
Das Krankheitsbild persistierte während des Beobachtungszeitrau- mes (30).
ZUR FORTBILDUNG / FÜR SIE REFERIERT
In der onkologischen Abtei- lung des Universitätsklinikums Göttingen wurde, bezogen auf eine höhere Zahl behandelter Patienten, nur einmal eine nennenswerte neu- rotoxische Nebenwirkung unter Ifn- a-Therapie mit langdauernder Rückbildungsphase registriert: Bei einer 75jährigen Frau mit myelo- proliferativem Syndrom manife- stierte sich ein Geschmacksverlust (Ageusie). Bis zur völligen Norma- lisierung nach Therapieende vergin- gen sechs Monate (Kaboth, persön- liche Mitteilung).
Aus den vorhergehenden Erörte- rungen kann man folgern, daß das Spektrum neurotoxischer Neben- wirkungen — ob reversibel oder irre- versibel — breit ist. Reversible neu- rologische Symtpome sind bei höherer Ifn-a-Dosis offensichtlich häufiger; irreversible Ausfälle ha- ben als selten (weniger als 1 Pro-
Dyspeptische Symptome bei gesunden Blutspendern
Helicobacter pylori induziert eine chronische Magenschleimhaut- entzündung, aber nur bei jedem zweiten Helicobacter-pylori-Positi- ven bieten sich Beschwerden im Sinne einer Reizmagensymptoma- tik. Die Autoren fragten bei 180 konsekutiven Blutspendern gezielt nach abdominellen Symptomen und versuchten, diese Beschwerden in ulkusähnlich, dysmotilitätsähnlich, refluxähnlich oder im Sinne einer unspezifischen Dyspepsie zu klassi- fizieren. Insgesamt klagten 65 Blutspender über funktionelle ab- dominelle Beschwerden in den zurückliegenden zwölf Monaten, wobei die meisten über postpran- diales Völlegefühl, frühes Sätti- gungsgefühl und Aufstoßen berich- teten. 57 Personen waren Helico- bacter pylori-positiv. 26 Prozent der Probanden mit Helicobacter pylori klagten über dyspeptische Sympto-
zent) zu gelten. Die Anwendungen hoch-gereinigter und niedriger do- sierter Präparate (in der Regel 5 bis 10 mio I.U./d) wird mutmaßlich die Inzidenz der dargestellten Funkti- onsstörungen des zentralen und pe- ripheren Nervensystems weiter ver- mindern.
Deutsches Arzteblatt
91 (1994) A-3420-3427 [Heft 49]
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonderdruck, anzufordern über die Verfasser.
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Hilmar Prange Neurologische Universitätsklinik Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen
me, 24 Prozent der Helicobacter py- lory-Negativen hatten die gleichen Beschwerden. Auch die Seropräva- lenz von Helicobacter pylori war in den verschiedenen Dyspepsiegrup- pen ähnlich.
Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß eine Infektion mit Heli- cobacter pylori nicht mit abdomi- nellen Beschwerden bei sonst ge- sunden Personen vergesellschaftet sein kann.
Zu ähnlichen Ergebnissen ka- men auch Autoren aus Skandinavi- en, die nur eine Altersabhängigkeit der Durchseuchung mit Helicobac- ter pylori, aber keinen Zusammen- hang mit einer funktionellen Dys- pepsie fanden.
Holtmann, G, Goebell, H. Holtmann, M, Talley, NJ: Dyspepsia in Healthy Blood Donors. Pattern of Symptoms and Asso- ciation with Helicobacter pylori. Dig. Dis.
Sce. 1994; 39: 1090-1098
University of Essen, Department of hiter- nal Medicine, Division of Gastroenterolo- gy, Hufelandstr. 55,45122 Essen
Wilhelmsen, I, Tagen Haug, T, Sipponen, P, Berstadt, A: Helicobacter pylori in Func- tional Dyspepsia and Normal Controls.
Scand. J. Gastroenterol. 1994; 29: 522-527 Dept. of Psychiatry, 5021 Haukeland Hos- pital, Norwegen
Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 49, 9. Dezember 1994 (43) A-3427