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Archiv "Krankenhäuser: Miese Stimmung" (01.02.2002)

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Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 5½½½½1. Februar 2002 AA233

S E I T E E I N S

D

er Generalsekretär koordiniert die Parteiarbeit und ist für die Vorbereitung der Bundestagswahl- kämpfe zuständig, heißt es in der Satzung der SPD. In der Gesund- heitspolitik der Sozialdemokraten ist von Koordination allerdings we- nig zu spüren. Deshalb verwundert es auch nicht, dass Generalsekretär Franz Müntefering vergangenen Mittwoch führende SPD-Gesund- heitspolitiker nach Berlin einlud, um sie im Wahljahr auf ein geschlosse- nes Auftreten einzuschwören.

Bezeichnend war allerdings, dass die Hauptfigur, Bundesgesundheits- ministerin Ulla Schmidt, ihre Teil- nahme kurzfristig absagte, aus „Ter- mingründen“, wie es hieß. Es kamen aber ihre Staatssekretäre Gudrun Schaich-Walch und Klaus-Theo Schröder sowie der rheinland-pfäl- zische Gesundheitsminister Florian Gerster und der Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses Klaus Kirschner. Dieser hatte auch gleich eine Blaupause für die Ge- sundheitsreform 2003 im Gepäck.

Kirschners Hauptforderung: Das

„Blockadekartell“ der Kassenärztli- chen Vereinigungen (KVen) soll ab- geschafft werden – Rückendeckung für Gerster, der ebenfalls eine Über- tragung des Sicherstellungsauftrages der KVen auf die Kassen fordert und sich damit auf Konfrontationskurs zu Schmidt befindet.

Der Ministerin gehen diese Plä- ne zu weit. Sie will den Einfluss der Ärzteschaft zwar zurückschrauben, wehrt sich aber dagegen, den Kassen die alleinige Verantwortung für die ambulante medizinische Versorgung zu übertragen. Fraglich ist, wieweit sich Schmidts ver- gleichsweise moderater Kurs im Wahlprogramm der Partei nieder- schlagen wird. Dass ihre Anwesen- heit bei dem informellen Treffen in Berlin nicht unbedingt für erfor-

derlich gehalten wurde, verstärkt den Eindruck, dass der Einfluss der Ministerin innerhalb der Partei schwindet.

Längst kursieren in Berlin Ge- rüchte über Schmidts Ablösung nach den Bundestagswahlen. Ger- ster läuft sich im Windschatten der Ministerin warm und versucht sich als Nachfolger zu profilieren. Dass er mit seinen Reformvorschlägen wertvolles Porzellan zerschlägt, kümmert ihn dabei wenig. Seine Pläne kommen einem Systembruch mit weitreichenden Folgen für die medizinische Versorgung gleich.

Die SPD täte gut daran, die Wähler rechtzeitig über ihren gesundheits- politischen Kurs zu informieren.

Ein Hinweis auf Risiken und Ne- benwirkungen darf dabei nicht

fehlen. Samir Rabbata

SPD-Gesundheitspolitik

Im Windschatten

D

ie Landesärztekammer Hessen hat 1 044 hessische Kranken- hausärzte zu ihren Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen befragt.

Die Antworten belegen: Es ist kein Wunder, dass immer mehr Medizin- studenten nach dem Examen ins Ausland abwandern oder einen an- deren Beruf ergreifen. Die meisten Krankenhausärzte leisten regel- mäßig unbezahlte Mehrarbeit, se- hen sich gezwungen, im Bereit- schaftsdienst Routineaufgaben zu erledigen, und klagen über zuneh- mende Verwaltungsanforderungen.

Ohne Berücksichtigung noch hin- zukommender Bereitschaftsdienste und Rufbereitschaften arbeiten von den nicht leitenden Kranken- hausärzten rund 75 Prozent minde- stens 45 Stunden die Woche, knapp die Hälfte mindestens 50 Stunden und etwa 25 Prozent mindestens 55 Stunden. Bei 50 bis 70 Prozent der Ärzte wird die regelmäßig geleistete Mehrarbeit überhaupt nicht oder

nur zu geringen Teilen registriert, geschweige denn vergütet oder durch Freizeit ausgeglichen. Etwa 75 Prozent der Assistenzärzte überneh- men zusätzlich noch mindestens ei- nen Bereitschaftsdienst die Woche.

Während des Bereitschaftsdienstes, der durchschnittlich 14 Stunden dauert, arbeiten die Ärzte etwa sie- ben bis zehn Stunden – und das meist in unmittelbarem Anschluss an einen regulären Arbeitstag von neun bis elf Stunden.

Die Stimmung unter den Kran- kenhausärzten ist mies. Seit Jahren sollen sie immer mehr Leistungen er- bringen – in derselben Arbeitszeit und bei gleicher Bezahlung. Die Po- litik wäre gut beraten, den Kranken- hausärzten nicht zu viel zuzumuten.

Nur humane Arbeitsbedingungen für Ärzte im Krankenhaus erhalten die Attraktivität des Arztberufes und verhindern mittelfristig einen Ärztemangel. Zudem machen aus- geruhte, zufriedene und engagierte Ärzte weniger Fehler.

Die am 14. Dezember vom Bun- destag beschlossene Anhebung des Krankenhausbudgets um jeweils rund 100 Millionen Ain den Jahren 2003 und 2004 zur Einstellung zusätzlicher Ärzte zeigt zwar, dass das Problem bekannt ist, reicht aber nicht aus. An- statt mit Einführung des „Gesund- heitspasses“ erneut in Verwaltung zu investieren, sollte das Bundesgesund- heitsministerium den Krankenhäu- sern Spielräume für ärztliche Neuein- stellungen schaffen. Jens Flintrop

Krankenhäuser

Miese Stimmung

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