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Archiv "Zufriedenheit und Depression bei Hausärzten" (16.03.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 11

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16. März 2012 191

M E D I Z I N

EDITORIAL

Zufriedenheit und Depression bei Hausärzten

Heinz-Harald Abholz

Editorial zu den Beiträgen: „Berufs -

zufriedenheit von Hausärzten – Ergebnisse einer Befragung“ von

Behmann und Schmiemann et al.

und „Psychische Gesundheit von Hausärzten in Rheinland-Pfalz

– Prävalenz psychischer Beschwerden und

Identifikation möglicher Risiko-

faktoren“ von Unrath et al.

auf den folgenden Seiten

sich im Grenzbereich zwischen psychisch stabil und depressiv befinden, auch solche geben, die durch äu- ßere Bedingungen, wie ein unbefriedigendes Berufs- feld oder ein unbefriedigendes Privatleben, zuneh- mend in Richtung Depression gedrängt werden. Aber es wird auch solche Ärzte geben, die aufgrund ihrer Persönlichkeit depressiv sind, sich sogar diesen Be- ruf aufgrund damit verbundener Persönlichkeitsei- genschaften gewählt haben.

Wir sollten die gefundene Assoziation zwischen zum Beispiel Berufsunzufriedenzeit und Depression zur Kenntnis nehmen und durch weitere Studien die Gründe dafür ermitteln. Wir sollten aber auf keinen Fall daraus schließen, dass die Hausarzttätigkeit per se krank macht – zumal wir nicht einmal wissen, ob nicht andere fachärztliche Tätigkeiten ein noch grö- ßeres Risiko für eine psychische Erkrankung bergen.

Viele Ärzte sind mit ihrer Tätigkeit sehr zufrieden

Gegenüber den Ergebnissen der Untersuchung von Unrath et al. ist in der Untersuchung von Behmann und Schmiemann et al., in der ebenfalls ein Drittel der angeschriebenen Ärzte antwortete, die Mehrzahl der Hausärzte mit ihrer Tätigkeit zufrieden bis sehr zufrieden. Mit dem Patientenkontakt – dem Kern der hausärztlichen Tätigkeit – sind sogar etwas über 90 Prozent der Befragten zufrieden. Die meisten sind jedoch unzufrieden mit den administrativen Aufga- ben, und etwa die Hälfte ist unzufrieden mit dem Einkommen.

Nun wissen wir, dass auch Allgemeinärzte zu den Spitzenverdienern der deutschen Bevölkerung gehö- ren, wenn das Einkommen auch im Vergleich zu an- deren Arztgruppen geringer ist. Insgesamt bezweifle ich daher, dass die Unzufriedenheit mit dem Ein- kommen einen nennenswerten Einfluss auf die psy- chische Gesundheit hat. Administrative Aufgaben er- ledigen zu müssen, mag kränken, aber ob es so kränkt, dass man darüber krank wird, halte ich für fraglich. Ein gutes Auskommen zu haben, aber im Vergleich zu anderen Arztgruppen ein schlechteres, kann ebenfalls kränken. Ob allerdings diese Krän- kung so fundamental ist, dass damit die psychische Gesundheit beeinflusst wird, erscheint mir ebenfalls fraglich.

Es ist möglich, dass in dieser Untersuchung über- repräsentativ engagierte – und damit nicht unzufrie-

D

ie in diesem Heft erscheinenden Studien zur Zufriedenheit (1) und zur psychischen Ge- sundheit (2) von Hausärzten bieten ein widersprüch- liches Bild.

Hausärzte haben bereits in der Vergangenheit ihre Unzufriedenheit mit dem Gesundheitssystem deut- lich gemacht (3). Die Arbeit von Unrath et al. geht jedoch darüber hinaus, indem sie auf den ersten Blick einen Zusammenhang von beruflicher Un - zufriedenheit und Depression in dieser Arztgruppe nahelegt. Und dass es sich bei der im Fragebogen- Instrument gemessenen depressiven Symptomatik nicht nur um eine traurige Stimmung handelt, wie wir sie alle einmal haben, macht der Befund deut- lich, nach dem 17,5 Prozent der befragten Hausärzte im letzten Jahr mindestens einmal ein psychoaktives Medikament einnahmen – ein Drittel davon regelmä- ßig. Damit zeigt das Drittel der überhaupt auf die Befragung antwortenden Hausärzte einen beachtli- chen und über dem Durchschnitt der Bevölkerung liegenden psychischen Krankheitszustand – sieht man einmal vom methodischen Problem der unzurei- chenden Vergleichbarkeit verschiedener Bevölke- rungsstudien ab.

Depression und berufliche Unzufriedenheit bedingen sich gegenseitig

Der Arbeit von Unrath et al. ist ferner zu entnehmen, dass „Stress in der Freizeit“, „ein Persönlichkeitstyp, der zu negativen Emotionen bei gleichzeitiger Ge- hemmtheit neigt“, aber auch die fehlende „Arbeits- zufriedenheit“ am stärksten mit dem Psychopharma- kagebrauch assoziiert sind. Aber „assoziiert“ bedeu- tet nicht unbedingt, dass Berufsunzufriedenheit oder Stress in der Freizeit eine zentrale Rolle bei der Ent- stehung von Depressionen zukommen. Es könnte auch umgekehrt sein, und es könnte sich auch um ein Wechselspiel handeln.

Und hier sind wir bei dem alten Streit, der vor vier Jahrzehnten immer am Beispiel der Assoziation von schlechter psychischer Gesundheit und niedriger so- zialer Schicht entbrannte: Ist das eine ursächlich für das andere – oder umgekehrt? Das Ergebnis zuneh- mend methodisch ausgefeilter Studien war am Schluss, dass eine gegenseitige Beeinflussung die auch heute noch geltende Assoziation erklärt.

Auf das hier vorliegende Ergebnis bezogen bedeu- tet dies: Sicherlich wird es bei den Menschen, die

Institut für Allgemeinmedizin, Universität Düsseldorf:

Prof. Dr. med. Abholz

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dene – Hausärzte geantwortet haben, weil es sich hierbei primär um eine Befragung zur palliativen Versorgung gehandelt hat, bei der die Zufrieden- heitsstudie nur einen Teil der Befragung darstellte.

Dafür spricht, dass sich in den wenigen Studien zu diesem Themangebiet (ganze fünf, die auch die Au- toren zitieren) zwar mehrheitlich – mit nur einer Ausnahme – auch eine große Berufszufriedenheit zeigte, diese jedoch nicht so verbreitet ist wie in der vorliegenden Arbeit.

Fazit

Als Fazit aus den beiden Studien bleibt für mich vor dem Hintergrund meiner eigenen Erfahrung als All- gemeinarzt: Die Zufriedenheit mit dem eigentlichen Beruf und insbesondere mit der Arbeit mit den Pa- tienten ist bei deutschen Hausärzten sehr hoch. Und das ist auch nicht verwunderlich: Der Hausarzt kann gestalten, sein Alltag ist vielfältig wie bei kaum ei- ner anderen Arztgruppe, und er bekommt sehr unmit- telbar Dankbarkeit und Treue seiner Patienten zu spüren. Kurzum, die Arbeitsbedingungen sind salu- togen. Und dies dürfte den Ärger über die Vertei- lungsungerechtigkeit des Einkommens innerhalb der Ärzteschaft und die als Schikane erlebte Bürokratie noch immer bei Weitem übertreffen.

Interessenkonflikt

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

LITERATUR

1. Behmann M,Schmiemann G, Lingner H, Kühne F, Hummers-Pradier E, Schneider N: Job satisfaction among primary care physicians: results of a survey. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(11): 193–200.

2. Unrath M, Zeeb H, Letzel S, Claus M, Pinzón LCE: The mental health of primary care physicians in Rhineland-Palatinate, Germany: The prevalence of problems and identification of possible risk factors.

Dtsch Arztebl Int 2012; 109(11): 201–7.

3. Koch K, Miksch A, Schürmann C, Joos S, Sawicki PT: The German Health Care System in international comparison: the primary care physicians´ perspective. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(15): 255–61.

Anschrift des Verfassers Prof. Dr. med. Heinz-Harald Abholz Institut für Allgemeinmedizin Universität Düsseldorf Universitätsklinikum Moorenstraße 5 40225 Düsseldorf

abholz@med.uni-duesseldorf.de

Satisfaction and Depression in German Primary Care Doctors

Zitierweise

Abholz H: Satisfaction and depression in German primary care doctors.

Dtsch Arztebl Int 2012; 109(11): 191–2. DOI: 10.3238/arztebl.2012.0191

@

The English version of this article is available online:

www.aerzteblatt-international.de

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