Priorisierung
Zu dem Beitrag „Klug sparen – aber wo?“ von Dr. med. Christiane Kor- sukéwitz in Heft 38/2000:
Effizienzkontrolle nötig
. . . Die Rentenversicherun- gen behaupten seit Jahren, dass „präventive und rehabi- litative Leistungen die größ- ten Gesundheitseffekte und Krankheitskostenersparnisse nach sich ziehen“ . Diese Be- hauptung ist noch nicht ein- mal annähernd in dieser Pau- schalität – nämlich, dass das dort hineingepumpte Geld auch die beiden genannten Effekte hat – bewiesen wor- den. Die Kostenträger defi- nieren sich ihre Erfolgskon- trollmessinstrumente („Qua- litätskontrolle“) als Surroga- te für die zitierten Effekte selbst – die Größe der Institu-
tionen, die diese Instrumente in das System pressen, ersetzt eine biometrische Eva- luierung und biometrische Prüfung solcher Instrumente – und absobiert einen erheb- lichen Teil Arbeitsenergie (Optimierung der Surrogate statt der eigentlichen Ziele).
Qualität ist, was den endlo- sen Qualitätsmessbögen der Kostenträger entspricht, die es sich zur Angewohnheit ge- macht haben, auch noch ihre innerbehördlichen Hausauf- gaben (Erhebung sozialrecht- licher Daten, die weder der Patient noch der Arzt genau weiß, zum Beispiel Dauer von Krankschreibungen oder Auszahlung von Fahrtgel- dern, Berechnung der Auf- enthaltsdauer und Fallzah- len) ins Arbeitspensum der abhängigen Kliniken zu ver- lagern. Aus Datenschutz- gründen? Mitnichten! Denn
wer je die Anweisungen zur Verfassung eines Rehabilita- tionsabschlussberichtes der BfA gelesen hat, weiß, dass dort alles, auch die persön- lichste Einstellung eines Pati- enten, zum „notwendigen, zu übermittelnden Sozialdatum“
definiert wird. Statt die so er- gatterten Informationen nun wirklich wenigstens auch un- ter volkswirtschaftlichen Ge- sichtspunkten wissenschaft- lich redlich zu analysieren, wird weiter Politik formu- liert.
Als Ärzte sollten Sie sich zum Beispiel fragen:
Fühlen Sie sich durch die be- züglich Rehabilitation/Vor- sorge wesentlich weniger zahlungsfreudigen ärztlichen Versorgungswerke schlecht bedient, oder sind sie froh, dass diese die ihnen anver- trauten Gelder in ihre Hauptaufgabe, die Sicherung
der Versorgung, stecken?
Im Gegensatz zu den Ren- tenversicherungen werden die Prioritäten im Leistungs- spektrum von den Vertretern der Betroffenen selbst ge- setzt. Das Ergebnis in den Satzungen und Bewilligun- gen spricht für sich! . . . Dr. B. Müller, Lukasstraße 4, 91088 Bubenreuth
Frauengesundheit
Zu dem Aktuell-Beitrag „Frauen be- nachteiligt“ in Heft 34–35/2000:
Unbelegte Behauptungen
Wenn der Bericht nicht als Joke aufgefasst werden soll, bedarf es einer Bemerkung, da die Mikrobe der menschli- chen Bosheit unbesiegbar ist.
Was mögen diese Politikerin-
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A3170 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 47½½½½24. November 2000
B R I E F E
nen wohl für Belege haben, um die gestellten Behauptun- gen zu beweisen, dass mehr Frauen am ersten Herzin- farkt sterben als Männer?
Wissenschaftlich fundierte Untersuchungen? Wo sind diese? Oder ist es Polemik, die Misstrauen und Missach- tung säen soll? Gegen wen, gegen die vielen praktisch tätigen Ärztinnen und Ärz- te? Und wie haben sie festge- stellt, dass Frauen nicht die richtige Arznei verordnet be- kommen, Männer jedoch die modernere? Wobei Kombi- präparate gerade die neuere Gruppe von Arzneien sind.
Und mit solch nicht belegten Behauptungen soll sich der Bundestag befassen; welch Missbrauch der politischen Gewalt!
Vielleicht könnte man den Antrag um folgenden Punkt erweitern: Wie wird durch
die Politik die Tatsache be- wertet, dass in den Senioren- heimen über 90 Prozent Frauen leben? Wo sind die
„besser“ behandelten Män- ner untergebracht? Sind sie die Opfer einer zum Tode führenden Übermutterung geworden?
Nicht minder abstrus die zweite aktuelle Notiz „Streit um Leistungsmenge“ jenes Bundestagsabgeordneten Kirschner. Nichts ist leichter abzuurteilen als anderer Leu- te Arbeit; erst recht, wenn man wenig davon versteht.
Möge der Herr mal – statt im Bundestag zu schlafen, auf Steuerzahlers Kosten – einen Arbeitstag in einer Arztpra- xis miterleben, um am Ende solchen Tages dessen Lei- stung und Umsatz zu bewer- ten.
Dr. med. Sigmar Seimer, Ohlendorffs Tannen 21, 22359 Hamburg
Rettungsdienst
Zu der Meldung „Mehr Sicherheit für Helikopter“ in Heft 40/2000:
Absurde Regelung der Schreibtischbürokraten
Unser Rettungshubschrau- ber (RTH) ist in einem vor- bildlich gestalteten Hangar auf dem Dach des Kreiskran- kenhauses Traunstein statio- niert. Nach den von der EU herausgegebenen neuen Si- cherheitsvorschriften für den Betrieb von Hubschrauber- Landeplätzen dürften wir den RTH hier in der bisheri- gen Weise nicht mehr betrei- ben.
Unsere gut geschulten BGS- Piloten landen bei Einsätzen sicher auf kleinsten Flächen, ebenso wie Tau- und Win- denbergungen, Berg- und
Rettungseinsätze unter schwierigsten Umständen täglich gemeistert werden.
In Anbetracht dieser Pilo- tenleistung erscheint es gro- tesk, dass nach dem Willen der EU-Administraten die- selben Piloten an der (gesi- cherten und befeuerten) Sta- tion nur auf einer rundum gerodeten Fläche von der Größe eines Fußballplatzes landen dürften. Eine solche Regelung ist widersinnig und lachhaft, und sie spie- gelt die ganze Absurdität wi- der, in der die Schreibtisch- bürokraten der EU unser Leben und Arbeiten bis ins Detail regeln wollen. Dies sollte den Verantwortlichen vonseiten der Standesvertre- ter unmissverständlich mit- geteilt werden.
Dr. med. Uli Andrich,
Rettungshubschrauber Christoph 14, Cuno-Niggl-Straße 3, 83276 Traunstein
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 47½½½½24. November 2000 AA3171
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