In dieser Grauzone formieren sich je- doch schon heute E-Health-Zentralen und Konsultationszentren, die ihre Dien- ste anbieten. Sofern gültige ethische und juristische Spielregeln befolgt werden, ist gegen diese Entwicklung nichts einzu- wenden. Sie mag im Gegenteil zu einer zügigen Festlegung verbindlicher Grund- lagen dienlich und damit selbstregulie- rend sein.
Der notwendige formale und inhaltli- che Reifungsprozess der Telemedizin wird letztlich durch die Fülle zukünftiger Anwendungsmöglichkeiten zu einer we- sentlichen Bereicherung und Verbesse- rung im Gesundheitswesen führen (3).
Hohes Anwendungspotenzial
Diese Anwendungsmöglichkeiten bein- halten Konsultationen,die bei Bedarf on- line oder offline nach dem Store-and-for- ward-System erfolgen können sowie die weltweite Konsultation von Fachexper- ten. Ferner besteht die Option, medizini- sche Dokumente und Informationen zu übermitteln. Spezialisten in Kompetenz- zentren können Kontrolluntersuchungen in der Peripherie supervidieren, und eine Zweit- oder Drittmeinung kann einge- holt werden. Darüber hinaus können Konferenzen mit Konsultations- und/
oder Fortbildungscharakter und die me- dizinische Aus- und Weiterbildung ge- staltet werden.
Anwendungsgruppen und Partner telemedizinischer Aktivitäten schließen Allgemein- und Spezialärzte, Kranken- hausärzte, paramedizinische Gesund- heitsinstitutionen sowie nichtärztliche Versorgervereinigungen in der Periphe- rie ein. Dieser Kreis wird durch Apothe- ken, Drogerien, die pharmazeutische In- dustrie, Versicherungen und den Pa- tienten und eine gesundheitsbewusste Bevölkerung erweitert.
Einige medizinischen Fachbereiche eignen sich in besonderer Weise für den Einsatz der Telemedizin und sind heute bereits in unterschiedlichem Maß aktiv.
Es handelt sich um Disziplinen, die we- sentlich mit makroskopischer oder mi- kroskopischer bildgebender Diagnostik arbeiten. So gehört die Teleradiologie zu den Pionieren auf dem Gebiet der Tele- medizin. Darüber hinaus nutzen die Fachdisziplinen Pathologie, Dermatolo-
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A1890 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 27½½½½5. Juli 2002
gie, Kardiologie, Orthopädie, Pädiatrie, Psychiatrie, Diabetologie, Neurologie, Onkologie, Otorhinolaryngologie sowie viele andere Spezialitäten, die sich um ei- ne Verbesserung ihrer fachspezifischen Patientenversorgung bemühen, teleme- dizinische Kommunikation.
Die virtuelle Medizin ist bereits Rea- lität, die das Gesundheitswesen und dar- an angegliederte kommerzielle Bereiche, aber auch die Kommunikationskultur zwischen Ärzten und Patienten in Zu- kunft wesentlich beeinflussen wird (4).
Mit der Weiterentwicklung der Informa- tionstechnologien und einer parallelen Formulierung rechtlicher Rahmenbedin- gungen wird sich die Telemedizin immer mehr etablieren. Die Vertrautheit virtu- eller Kommunikationsformen bei einer Generation, die mit der modernen Infor- mationstechnologie aufgewachsen ist, wird zunehmende Akzeptanz der Tele- medizin auf Seiten von Versorgern (Ärz- te und paramedizinische Berufsgruppen) und Patienten erzeugen und sie zu einem integralen Element der modernen Ge- sundheitspflege und Krankenversorgung werden lassen. Aus dem Gesundheitswe- sen von morgen wird die Telemedizin nicht mehr wegzudenken sein.
Manuskript eingereicht: 24. 9. 2001, revidierte Fassung angenommen: 16. 1. 2002
❚Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2002; 99: A 1888–1890 [Heft 27]
Literatur
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2. Krüger-Brand HE: Internet-Recht Verantwortlichkeit im Web. Dtsch Arztebl 2001; 98: A 1161–1162 [Heft 18].
3. Petersen MJ, LaMarche D: Telemedicine: evolving tech- nology in an e-health care world. Manag Care Q 2000;
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4. Stanberry B:Telemedicine: barriers and opportunities in the 21st century. J Intern Med 2000; 247, 615–628.
5. Stanberry B: Legal ethical and risk issues in telemedi- cine. Comput Methods Programs Biomed 2001; 64:
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6. Stein R: Zwischen Zukunftsvision und Realität. Dtsch Arztebl 2001; 98: Heft 45, Supplement PraxisComputer.
7. Tachakra S: The changes patients expect to result from telemedicine. J Telemed Telecare 2000; 6: 295–300.
8. Whitten P, Sypher BD, Patterson JD: Transcending the technology of telemedicine: an analysis of telemedi- cine in North Carolina. Health Commun 2000; 12:
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Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. med. Günter Burg Dermatologische Klinik Universitätsspital Gloriastraße 31, CH-8091 Zürich
E-Mail: burg@derm.unizh.ch
Saccharomyces cerevisiae wird als Sac- charomyces Boulardii (Perenterol) bei infektiösen Darmerkrankungen und zur Rezidivprophylaxe der pseudomembra- nösen Colitis therapeutisch genutzt. An- ti-Saccharomyces-cerevisiae-Antikörper (ASCA) finden sich gehäuft bei Patien- ten mit chronisch entzündlichen Dar- merkrankungen, wobei eine Familienstu- die ergeben hat, dass ASCA nicht nur spezifische Marker für den Morbus Crohn darstellen, sondern auch bei 25 Prozent der Verwandten ersten Grades gefunden werden. Dabei scheint ASCA kein Sekundärphänomen aufgrund einer erhöhten intestinalen Permeabilität zu
sein, sondern ein stabiler Marker für den familiären Morbus Crohn, der bei 21 Pro- zent der gesunden Familienmitglieder ebenfalls nachgewiesen werden kann. w Seibold F, Stich O, Hufnagl R et al.: Anti-Saccharomyces cerevisiae antibodies in inflammatory bowel disease: A family study. Scand J Gastroenterol 36; 2001: 196–201.
Dr. F. Seibold, Universitätsspital Bern, Abteilung für Ga- stroenterologie, Freiburgstraße, CH-3010 Bern.
Vermeire S, Peeters M, Rutgeerts P et al.: Anti-Saccha- romyces cerevisiae antibodies (ASCA) phenotypes of IBD, and intestinal permeability: A study in IBD families.
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Prof. Dr. P. Rutgeerts, Department of Gastroenterology, UZ Gasthuisberg, Herestraat 49, B-3000 Leuven Referiert