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Archiv "Dr. JPEG and Mr. BYTE: Perspektiven telemedizinischer Applikationen" (05.07.2002)

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M E D I Z I N

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A1888 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 27½½½½5. Juli 2002

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elemedizin, medizinische Versor- gung unabhängig von Entfernung und Zeit, ist ein Begriff, den es vor 20 Jahren kaum gab, über den man vor 10 Jahren nur wenig gesprochen hat und der heute zunehmend in aller Munde ist.

Nach der WHO-Definition beinhaltet der Begriff Telemedizin: „The practice of health care using interactive audio, visual and data communications. This includes health care delivery, diagnosis, consulta- tion and treatment as well as education and transfer of medical data“.

Die Telemedizin bietet in ihren ver- schiedenen Handlungsbereichen für die künftige medizinische Versorgung ein noch nicht vollständig abschätzbares Po- tenzial. Sie beinhaltet aber auch wie ein undurchsichtiger Dschungel Gefahren unüberschaubarer und schwer kontrol- lierbarer Aktivitäten im ethisch an- spruchsvollen Feld der Gesundheitspfle- ge, Krankheitsfürsorge und -bekämp- fung. Der Arztbesuch, das Gespräch un- ter vier Augen, wird digitalisiert und in teilnahmslose Bits gezwängt. Es stellt sich die Frage nach Aufwand,Nutzen und Stellenwert der Telemedizin im Gesund- heitssystem der Zukunft (7, 8).

Hervorgegangen aus den Bedürfnis- sen der Seefahrt und der Kriegsschau- plätze, gefördert durch die Entwicklung weltweiter Vernetzung, enormer Verbes- serungen in der Informationstechnologie und getrieben durch E-Health-Organisa- tionen, die einen gewinnträchtigen Markt wittern, gibt es inzwischen welt- weit mehrere Hundert Pilotprojekte zur Prüfung der Einsatzmöglichkeiten der Informationstechnologien in der Medi- zin.

Grundsätzlich kann die Kommunika- tion nach vier verschiedenen Konzepten erfolgen:

❃Echtzeit-Konsultation im Sinne ei- ner Videokonferenz (Beispiel:Tele-Moni- toring im Operationssaal),

❃Store-and-forward-Kommunikation, unabhängig von der zeitlichen Verfüg- barkeit der Partner (Beispiel: verschlüs- selte E-Mail),

❃Kombination von Echtzeit-Konfe- renz und Diskussion von zuvor übermit- teltem Material (Beispiel: Dokumenten- austausch),

❃datenbankgestützte, strukturierte, global verfügbare Patientendaten als Kommunikationsgrundlage: Die verbale und schriftliche Kommunikation erfolgt hierbei über alle klassisch verfügbaren Kommunikationskanäle oder mithilfe neuer Medien.

Multimediale Kommunikation

Das letztgenannte Konzept stellt die fle- xibelste Variante dar und hat den Vorteil, dass hochaufgelöstes, datenreiches Infor- mationsmaterial (Röntgenbilder, klini- sche und histologische Bilder) in ergono- mischer Weise erschlossen und zum ge- wünschten Zeitpunkt übermittelt wer- den kann. Die Diskussionszeit ist somit unbelastet von technischen Details und steht ausschließlich der inhaltlichen Be- arbeitung des Datenmaterials zur Verfü- gung.

Die Geschwindigkeit und Ergonomie der Informationsübermittlung spielt in der Anwendung der Telemedizin – sollte sie einmal zur Routine in der ärztlichen Praxis und in paramedizinischen Anwen- dungsgebieten kommen – eine entschei-

dende Rolle. Schlüsselfaktoren sind in diesem Zusammenhang neben voraus- sichtlich in den nächsten Jahren sich wei- ter verbessernden Algorithmen zur Bild- kompression und immer „breitbandige- ren“ und kostengünstiger verfügbaren Netzwerkverbindungen evolutionäre Lernprozesse, die es ermöglichen, klassi- sche Elemente des ärztlichen Arbeitens und der elektronischen Kommunikation zu verbinden. In diesem Zusammenhang sei auf den Beitrag „Zwischen Zukunfts- vision und Realität“ (6) verwiesen.

Rechtliche Aspekte bei der Internetpu- blikation werden in einem Artikel von Heike E. Krüger-Brand erläutert, der auch nützliche Link-Hinweise enthält (2).

Zahlreiche ungeklärte Fragen hindern Ärzte Telemedizin einzusetzen. Die Pro- bleme liegen zu einem großen Teil im Be- reich des Datenschutzes: Die Übermitt- lung elektronischer Daten kann nicht oh- ne Einwilligung des Patienten erfolgen und verhindert zum Beispiel direktes

„Videoconferencing“ zweier Ärzte, um über einen Patienten zu diskutieren.Dar- über hinaus bestehen immer noch weit- reichende technische Probleme im Hin- blick auf die Kompatibilität der Kommu- nikationspartner und ihrer multimedia- len Komponenten. Hinzu kommt, dass zurzeit bestehende Ausbildungs- und In- formationsdefizite die erforderliche Ak- zeptanz bei Ärzten, Krankenkassen, Pa- tienten und gesundheitspolitischen Insti- tutionen verhindern. Die fehlende Kenntnis und Auseinandersetzung mit der Thematik Telemedizin erklärt auch den Umstand, dass bislang weder die Möglichkeiten einer Vergütung noch po- tenzielle Haftungsfragen insbesondere bei grenzüberschreitenden telemedizini- schen Aktivitäten geregelt sind (5).

Dr. JPEG

and Mr. BYTE

Perspektiven telemedizinischer Applikationen Günter Burg, Andreas Haeffner

Editorial

Dermatologische Klinik (Direktor: Prof. Dr. med. Günter Burg), Universitätsspital Zürich

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In dieser Grauzone formieren sich je- doch schon heute E-Health-Zentralen und Konsultationszentren, die ihre Dien- ste anbieten. Sofern gültige ethische und juristische Spielregeln befolgt werden, ist gegen diese Entwicklung nichts einzu- wenden. Sie mag im Gegenteil zu einer zügigen Festlegung verbindlicher Grund- lagen dienlich und damit selbstregulie- rend sein.

Der notwendige formale und inhaltli- che Reifungsprozess der Telemedizin wird letztlich durch die Fülle zukünftiger Anwendungsmöglichkeiten zu einer we- sentlichen Bereicherung und Verbesse- rung im Gesundheitswesen führen (3).

Hohes Anwendungspotenzial

Diese Anwendungsmöglichkeiten bein- halten Konsultationen,die bei Bedarf on- line oder offline nach dem Store-and-for- ward-System erfolgen können sowie die weltweite Konsultation von Fachexper- ten. Ferner besteht die Option, medizini- sche Dokumente und Informationen zu übermitteln. Spezialisten in Kompetenz- zentren können Kontrolluntersuchungen in der Peripherie supervidieren, und eine Zweit- oder Drittmeinung kann einge- holt werden. Darüber hinaus können Konferenzen mit Konsultations- und/

oder Fortbildungscharakter und die me- dizinische Aus- und Weiterbildung ge- staltet werden.

Anwendungsgruppen und Partner telemedizinischer Aktivitäten schließen Allgemein- und Spezialärzte, Kranken- hausärzte, paramedizinische Gesund- heitsinstitutionen sowie nichtärztliche Versorgervereinigungen in der Periphe- rie ein. Dieser Kreis wird durch Apothe- ken, Drogerien, die pharmazeutische In- dustrie, Versicherungen und den Pa- tienten und eine gesundheitsbewusste Bevölkerung erweitert.

Einige medizinischen Fachbereiche eignen sich in besonderer Weise für den Einsatz der Telemedizin und sind heute bereits in unterschiedlichem Maß aktiv.

Es handelt sich um Disziplinen, die we- sentlich mit makroskopischer oder mi- kroskopischer bildgebender Diagnostik arbeiten. So gehört die Teleradiologie zu den Pionieren auf dem Gebiet der Tele- medizin. Darüber hinaus nutzen die Fachdisziplinen Pathologie, Dermatolo-

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gie, Kardiologie, Orthopädie, Pädiatrie, Psychiatrie, Diabetologie, Neurologie, Onkologie, Otorhinolaryngologie sowie viele andere Spezialitäten, die sich um ei- ne Verbesserung ihrer fachspezifischen Patientenversorgung bemühen, teleme- dizinische Kommunikation.

Die virtuelle Medizin ist bereits Rea- lität, die das Gesundheitswesen und dar- an angegliederte kommerzielle Bereiche, aber auch die Kommunikationskultur zwischen Ärzten und Patienten in Zu- kunft wesentlich beeinflussen wird (4).

Mit der Weiterentwicklung der Informa- tionstechnologien und einer parallelen Formulierung rechtlicher Rahmenbedin- gungen wird sich die Telemedizin immer mehr etablieren. Die Vertrautheit virtu- eller Kommunikationsformen bei einer Generation, die mit der modernen Infor- mationstechnologie aufgewachsen ist, wird zunehmende Akzeptanz der Tele- medizin auf Seiten von Versorgern (Ärz- te und paramedizinische Berufsgruppen) und Patienten erzeugen und sie zu einem integralen Element der modernen Ge- sundheitspflege und Krankenversorgung werden lassen. Aus dem Gesundheitswe- sen von morgen wird die Telemedizin nicht mehr wegzudenken sein.

Manuskript eingereicht: 24. 9. 2001, revidierte Fassung angenommen: 16. 1. 2002

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2002; 99: A 1888–1890 [Heft 27]

Literatur

1. Dietzel GTW: E-Health und Gesundheitstelematik: Her- ausforderungen und Chancen. Dtsch Arztebl 2001; 98:

A 158–161 [Heft 4].

2. Krüger-Brand HE: Internet-Recht Verantwortlichkeit im Web. Dtsch Arztebl 2001; 98: A 1161–1162 [Heft 18].

3. Petersen MJ, LaMarche D: Telemedicine: evolving tech- nology in an e-health care world. Manag Care Q 2000;

8: 15–21.

4. Stanberry B:Telemedicine: barriers and opportunities in the 21st century. J Intern Med 2000; 247, 615–628.

5. Stanberry B: Legal ethical and risk issues in telemedi- cine. Comput Methods Programs Biomed 2001; 64:

225–233.

6. Stein R: Zwischen Zukunftsvision und Realität. Dtsch Arztebl 2001; 98: Heft 45, Supplement PraxisComputer.

7. Tachakra S: The changes patients expect to result from telemedicine. J Telemed Telecare 2000; 6: 295–300.

8. Whitten P, Sypher BD, Patterson JD: Transcending the technology of telemedicine: an analysis of telemedi- cine in North Carolina. Health Commun 2000; 12:

109–135.

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Günter Burg Dermatologische Klinik Universitätsspital Gloriastraße 31, CH-8091 Zürich

E-Mail: burg@derm.unizh.ch

Saccharomyces cerevisiae wird als Sac- charomyces Boulardii (Perenterol) bei infektiösen Darmerkrankungen und zur Rezidivprophylaxe der pseudomembra- nösen Colitis therapeutisch genutzt. An- ti-Saccharomyces-cerevisiae-Antikörper (ASCA) finden sich gehäuft bei Patien- ten mit chronisch entzündlichen Dar- merkrankungen, wobei eine Familienstu- die ergeben hat, dass ASCA nicht nur spezifische Marker für den Morbus Crohn darstellen, sondern auch bei 25 Prozent der Verwandten ersten Grades gefunden werden. Dabei scheint ASCA kein Sekundärphänomen aufgrund einer erhöhten intestinalen Permeabilität zu

sein, sondern ein stabiler Marker für den familiären Morbus Crohn, der bei 21 Pro- zent der gesunden Familienmitglieder ebenfalls nachgewiesen werden kann. w Seibold F, Stich O, Hufnagl R et al.: Anti-Saccharomyces cerevisiae antibodies in inflammatory bowel disease: A family study. Scand J Gastroenterol 36; 2001: 196–201.

Dr. F. Seibold, Universitätsspital Bern, Abteilung für Ga- stroenterologie, Freiburgstraße, CH-3010 Bern.

Vermeire S, Peeters M, Rutgeerts P et al.: Anti-Saccha- romyces cerevisiae antibodies (ASCA) phenotypes of IBD, and intestinal permeability: A study in IBD families.

Inflamm Bowel Dis 2001, 7: 8–15.

Prof. Dr. P. Rutgeerts, Department of Gastroenterology, UZ Gasthuisberg, Herestraat 49, B-3000 Leuven Referiert

Anti-Saccharomyces-cerevisiae-Antikörper bei

chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

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