A 968 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 20|
17. Mai 2013 Die öffentliche Finanzierung der Weiterent-wicklung chirurgischer Techniken und Verfah- ren bleibe weit hinter ihrer Bedeutung für die Bevölkerung zurück, kritisiert die Deutsche Ge- sellschaft für Chirurgie (DGCH). „Bei vielen Tu- moren bietet die Operation den einzig kurati- ven Ansatz. Bei der Mehrzahl der koronaren Herzerkrankungen ist die Bypass-Chirurgie der nichtchirurgischen Behandlung weit überlegen, und die operative Korrektur angeborener Feh- ler bei Kindern ist häufig ohne jede Alternati- ve“, betonte Prof. Dr. med. Axel Haverich von der Medizinischen Hochschule Hannover auf dem Jahreskongress der DGCH in München.
„Dennoch fördert die Deutsche Forschungs- gemeinschaft (DFG) ganz überwiegend Grund- lagenforschung, als existiere der Bedarf kli- nisch relevanter chirurgischer Forschung gar nicht. Im Jahr 2010 gingen gerade einmal 2,8
Prozent des DFG-Budgets für die Bio-Wissen- schaften in die chirurgische Forschung“, be- tonte Haverich. Ebenfalls marginalisiert worden sei die Chirurgie in den Fördermaßnahmen des Bundesministeriums für Bildung und For- schung (BMBF), den Integrierten Forschungs- und Behandlungszentren und den nationalen Gesundheitsforschungszentren (Ausnahme:
Lungenforschung). In beiden Förderlinien be- trage der Anteil der Chirurgie in der Personal- und Verbrauchsmittelfinanzierung unter einem Prozent.
Unverständlich für die DGCH sei zudem, dass im deutschen Gesundheitsforschungs- zentrum für Infektionskrankheiten sogar die drei für Krankenhauspatienten bedrohlichsten Erkrankungen – die nosokomiale Infektion, die Sepsis und die Implantatinfektion – völlig un- berücksichtigt geblieben sind. „Da wird an
Malaria, Aids und Tuberkulose geforscht und damit völlig an den Bedürfnissen deutscher Patienten vorbei“, monierte Haverich.
Großes Interesse bekundet die Fachgesell- schaft daran, an der Implantatforschung aktiv mitzuwirken. Wie Haverich berichtete, habe man dem Bundesministerium für Gesundheit und dem BMBF angeboten, ein Netzwerk von fachübergreifenden Expertisen in der Im- plantatforschung aufzubauen. In diesem Netz- werk solle die gesamte Entwicklungskette ab- gebildet sein, von der Materialentwicklung und Testung über das Kleintier-Screening sowie Großtier- und Langzeitversuche über klinische Prüfungen der Phase I bis III bis hin zur Lang- zeitbeobachtung in Registern. Insbesondere in die Langzeitbeobachtung wolle man die nie- dergelassenen Chirurgen ausdrücklich einbe-
ziehen. zyl
CHIRURGISCHE FORSCHUNG NUR „MARGINAL“ ÖFFENTLICH GEFÖRDERT
Mit einem einfachen Bluttest, der Bestimmung der Alanin-Amino- transferase (ALT) können Erkran- kungen der Leber bereits im Früh- stadium erkannt und wirksam be- handelt werden. Die Deutsche Ge- sellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) fordert deshalb, diesen Laborpara- meter in den „Check-up 35 plus“
LEBERTEST
In den Gesundheits-Check aufnehmen
aufzunehmen, den die gesetzli- chen Krankenkassen allen Mit- gliedern ab einem Alter von 35 Jahren anbieten. Der Entste- hung unheilbarer Lebererkrankun- gen wie der Leberzirrhose und dem Leberzellkrebs könnte so wirksam vorgebeugt werden, so Prof. Dr. med. Stefan Zeuzem, Vorstandsmitglied der DGVS aus Frankfurt/Main.
Die Kontrolle der ALT könnte vielen Menschen das Schicksal er- sparen, an unheilbaren Spätfolgen wie einer Leberzirrhose oder Leber- zellkrebs zu erkranken. Denn oft-
In Heft 17 des Deutschen Ärzteblat- tes ist in der dpa-Meldung „Erste Hilfe – Laien trauen sich Reanimati- on nicht zu“ eine falsche Angabe zu den Empfehlungen bei der Herz- druckmassage veröffentlicht wor- den. Es ging um die Initiative „Prü- fen-Rufen-Drücken“ des Berufsver- bandes Deutscher Anästhesisten und BERICHTIGUNG
Eindrücktiefe bei Reanimation
der Deutschen Gesellschaft für An- ästhesiologie und Intensivmedizin.
Korrekt ist: Empfohlen wird bei der Herzdruckmassage eine Ein- drücktiefe von fünf bis sechs Zen - timetern und eine Frequenz von 100 bis 120 pro Minute. Weitere Informationen unter www.100-pro- reanimation.de/handeln EB mals sind Lebererkrankungen im Frühstadium gut behandelbar, so Zeuzem: „Außerdem würde verhin- dert, dass Patienten mit unerkannter Virushepatitis unwissentlich andere Menschen anstecken.“
Die DGVS hat in der Vergangen- heit bereits mehrfach die Aufnahme des ALT-Tests in den „Check-up 35 plus“ gefordert. Das geplante Prä- ventionsförderungsgesetz wäre ein guter Anlass, dies nachzuholen. Zu- dem sei dieser Parameter in jedem Diagnostiklabor als Standard etab- liert und seine Bestimmung kosten-
günstig. zyl
Die Bestimmung der Alanin-Ami- notransferase ge- hört nach Meinung von Experten in den Check-up 35 plus.
Foto: dpa