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Archiv "Hochschulen: Unverständlich" (22.09.2006)

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A2460 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 38⏐⏐22. September 2006

B R I E F E

häusern an der Klinik“ genauso pro- blematisch bleibt, erläutern Sie ja in dem Artikel „Es ginge noch viel mehr“. Bezeichnend ist, dass der In- terviewte seinen Namen von der Re- daktion ändern ließ. Man sieht deut- lich, dass die Waffen für einen fairen Konkurrenzkampf ungleich verteilt werden. Überall werden öffentliche Mittel (auch Steuern von uns Nieder- gelassenen) in Krankenhäuser inves- tiert, um deren ambulante Ambitionen zu finanzieren. Wir Niedergelassenen müssen aber alle Investitionen aus un- seren Einnahmen bestreiten. Dass MEDI eine Beschwerde bei der EU- Kommission eingelegt hat, war höchs- te Zeit, bis zur Entscheidung werden sich aber die tatsächlichen Verhält- nisse in die von Krankenhaus- managern und Politikern gewünschte Richtung entwickelt haben . . .

Dr. med. Dolf Hufnagl,GesundheitsZentrum der Fachärzte in Stadt und Landkreis Rosenheim e.V., Münchener Straße 27, 83022 Rosenheim

HOCHSCHULEN

Die Erfolgsraten im schriftlichen Teil der Ärztlichen Vorprü- fung können ein irre- führendes Bild von der Qualität eines Standortes einer Fa- kultät geben (DÄ 25/2006: „Der Ausbil- dungserfolg im Vergleich [I]“ von Dr. Tho- mas Zimmermann et al.).

Falscher Gesamteindruck

Die Autoren des Artikels zitieren rich- tig, dass der Wissenschaftsrat unter anderem die Medizinischen Fakultä- ten Magdeburg, Rostock und die LMU München den erfolgreichen Standorten nach IMPP-Ergebnissen zuordnet. Es ist das Anliegen der Au- toren, die Qualität der Ausbildung auf anderer Basis zu vergleichen. Die Au- toren sind sich im Wesentlichen darü- ber im Klaren, dass das Unterfangen nicht einfach ist und schwächen ihre Schlussfolgerungen an mehreren Stel- len ab. Trotzdem vermittelt der Arti- kel einen Gesamteindruck, der falsch ist und so nicht hingenommen werden kann. Es wird u. a. eine 4-Semester- Erfolgsrate als quantitativer Erfolgs- indikator verwendet. Sie wird als

Quotient aus der Anzahl der erfolgrei- chen Prüfungsteilnehmer innerhalb der Mindeststudienzeit von vier Se- mestern und der Anzahl der durch die ZVS vier Semester zuvor zugelasse- nen Studierenden bestimmt. Tatsäch- lich erlaubt die im Nenner verwende- te Anzahl der durch die ZVS zugelas- senen Studierenden kein reales Bild . . . Hier wird unterstellt, dass sich durch

„drop outs“ die Anzahl der Prüfungs- anmeldungen gegenüber der Anzahl von ZVS-Zulassungen verringert hat.

Das ist grundlegend falsch. Unter den

„Ergänzenden Anmerkungen zur Da- tenbasis und Auswertungsmethodik der Fakultätsrankings auf der Basis der Erfolge in der ÄVP 1994–2004“

(www.aerzteblatt.de/plus2506) zeigt Tabelle l, dass in 31 von 36 Medizini- schen Fakultäten die Anzahl der Prü- fungsanmeldungen zur ärztlichen Vorprüfung die Anzahl der ZVS-Zu- lassungen zum Teil deutlich über- steigt (im Bundesdurchschnitt ca.

neun Prozent; 18 Fakultäten zweistel- lig; Maximum: Marburg und Ulm: 19 Prozent). Dies scheint den Autoren anhand des eigenen Zahlenmaterials nicht aufgefallen zu sein und ist bei Kenntnis der Sachlage u. a. durch Überbuchungen und Einklageverfah- ren erklärbar. Lediglich fünf Fakultä- ten (Greifswald, Kiel, Magdeburg, Rostock, Witten/Herdecke) beklagen einen Rückgang (z. B. Magdeburg minus 15,1 Prozent, Rostock minus 13,2 Prozent). Dafür gibt es vielfälti- ge Gründe, die nicht der Qualität ei- ner Medizinischen Fakultät anzula- sten sind. Wenn bei einer Fakultät die Anzahl der Prüfungsanmeldungen höher ist als die Zahl der ZVS-Zulas- sungen, wird bei der gewählten Vor- gehensweise der Erfolg fälschlicher- weise „überschätzt“ und für jene fünf Fakultäten mit Fluktuation „unter- schätzt“. Konkret heißt das beispiels- weise: Wenn man für Magdeburg aus der Grafik 1 bei 1 818 ZVS-Zulassun- gen eine Erfolgsrate von etwa 47 Pro- zent abliest (Tabelle 1, Spalte 2), so hätten ca. 855 der insgesamt 914 Prü- fungsteilnehmer im 4. Semester (Ta- belle 1, vorletzte Spalte) die Prüfung bestanden. Wenn man nun die 855 er- folgreichen Prüfungsteilnehmer auf die 1 544 Prüfungsanmeldungen be- ziehen würde (Tabelle 1, Spalte 3), würde sich eine Quote von 55,4 Pro-

zent ergeben. Auch für die anderen vier Medizinischen Fakultäten mit Rückgang der Studentenzahlen ergä- ben sich zum Teil deutlich bessere Werte. Bei einem Ranking auf dieser Basis ergibt sich ein völlig anderes Bild (Magdeburg und Rostock ver- bessern sich um etwa 15 Plätze). Die in der Publikation gewählte Vorge- hensweise zählt jeden „drop out“

prinzipiell als in der Prüfung durchge- fallen. Das ist unwissenschaftlich, wie wenn in einem Therapievergleich jeder Patient, der ab einem bestimm- ten Zeitpunkt nicht mehr erscheint, als „verstorben“ registriert wird. Prin- zipiell wäre die Untersuchung aller vermeintlichen Einflussfaktoren (für die Daten vorliegen) in einem univa- riaten Modell angezeigt. Faktoren, die einen signifikanten Einfluss zeigen, sollten in ein multivariates Modell übernommen werden . . . Ohne jeden Zweifel haben sich die Autoren einer sehr wichtigen Frage angenommen und ihr offensichtliches Ziel erreicht, nämlich die Stellungnahme des Wis- senschaftsrates in Zweifel zu ziehen und die eigene Universität „nach oben zu rechnen“ . . .

Prof. Dr. Emil C. Reisinger, Studiendekan,

Priv.-Doz. Dr. Günther Kundt,

Komm. Direktor des Instituts für Medizinische Infor- matik und Biometrie,

Medizinische Fakultät der Universität Rostock, Rembrandtstraße 16/17, 18057 Rostock

Unverständlich

. . . Als Leistungsindikatoren für eine gute Ausbildung werden in dem Arti- kel die 4-Semester-Erfolgsraten und die Gesamterfolgsraten von 36 Medi- zinischen Fakultäten der BRD vor und nach Adjustierung für mögliche Einflussgrößen, wie z. B. die Perso- nalausstattung, miteinander vergli- chen . . . Leider wird im Artikel wie- derholt betont, dass die Berechnung für die Standorte Bochum und Wit- ten/Herdecke nicht möglich sei, da diese Fakultäten im großem Umfang mit externen Lehrbeauftragten arbei- ten würden. Dies trifft für die Medizi- nische Fakultät der Ruhr-Universität Bochum definitiv nicht zu. Richtig ist, dass die Bochumer Medizin als einzige Fakultät Deutschlands seit Langem ein Klinikum mit privater Trägerschaft besitzt und damit eine

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 38⏐⏐22. September 2006 A2461

B R I E F E

100-prozentige Kostentransparenz und Kostentrennung für Krankenver- sorgung bzw. Forschung und Lehre gewährleistet. Falsch ist, dass in Bo- chum in großem Umfang Lehrbeauf- tragte zur Medizinerausbildung ein- gesetzt werden. Jeder ärztliche und sonstige wissenschaftliche Mitarbei- ter im Klinikum der Ruhr-Universität Bochum ist Mitglied der Medizini- schen Fakultät in der Gruppe der wis- senschaftlichen Mitarbeiter und damit per Dienstvertrag zur Mitwirkung in Lehre und Forschung als hauptberuf- liche Tätigkeit verpflichtet. Es ist da- her unverständlich, dass Bochum und Witten/Herdecke in einem Atemzug genannt werden und eine Adjustie- rung für die Personalausstattung in Bochum nicht möglich gewesen sein sollte. Bemerkenswert ist, dass die Berechnung mit den Gesamtzahlen für das wissenschaftliche Personal und nicht mit den Zahlen für die vor- klinischen Fächer allein durchgeführt wurde, obwohl lediglich das Physi- kum als Erfolgsparameter gewertet wurde. Ich frage mich, warum die in- terfakultäre Varianz weniger gut er- klärt wird, wenn nur die Personalaus- stattung für die vorklinischen Fächer herangezogen wird. Warum sollte die Ausstattung mit wissenschaftlichen Stellen in der Klinik das Ergebnis der ärztlichen Vorprüfung beeinflussen?

Prof. Dr. med. Lars Christian Rump, Direktor der Medizinischen Klinik I, Universitätsklinik Marienhospital Herne, Studiendekan der Ruhr-Universität Bochum, Hölkeskampring 40, 44625 Herne

GLOSSEN

Thomas Böhmekes ausgeprägter Humor spiegelt sich in sei- nen Glossen wider („Von schräg un- ten“-Beiträge von Dr. med. Thomas Böhmeke).

Erfrischend

Vielen Dank für die erheiternden Glossen von Dr. med. Thomas Böh- meke. Angesichts der immer trüber werdenden Berufswirklichkeit ist es jedes Mal sehr erfrischend, wenn man über die Absurditäten, denen man in zunehmendem Maß ausgesetzt ist,

auch einmal lachen kann. Hoffentlich versiegt Herr Böhmekes Humor nie.

Dr. med. Thomas Schuster,Nollendorfplatz 3–4, 10777 Berlin

STETS ZU DIENSTEN

Der Leserbrief von Prof. Dr. R. Bähr löste eine rege Dis- kussion aus (DÄ 28–29/2006: „Dau- men drücken“ von Prof. Dr. R. Bähr).

Auch Sie brauchen Glück

Sehr geehrter großer Professor, Dan- ke für den pointierten Brief, der ein- drucksvoll ungewollte Rückschlüsse auf die hierarchischen Strukturen in der Chirurgie zulässt. In jedem Be- triebführungsseminar wird Kritik (durch Patient oder Mitarbeiter) als willkommene Unternehmungsbera- tung gesehen. Hier offenbaren sich jedoch lehrbuchhaft die kleinen und großen Druckmittel steiler profes- soraler Strukturen und Suppression von positiv motivierten Mitarbeitern.

Wie gekonnt und zynisch der kriti- sierte große Chirurg und auch weite- re mögliche Chefs aufgefordert wer- den, das Repertoire der Druckmittel, hier: „jetzt brauchen Sie aber viel Glück, eine neue Ausbildungsstelle zu finden“ (aber auch beliebt: Jah- resverträge mit halbjähriger Probe- zeit, früher AiP, Erfüllung des „Aus- bildungsvertrages zum Facharzt XY“

nur bei diversen außervertraglichen Zusatzleistungen durch den Auszu- bildenden, Knebel-Doktorarbeiten, öffentliches chefärztliches Mobbing bis hinauf zum leitenden Oberarzt etc. pp.) zu bedienen, zeigt, wie wohlig Sie sich eingerichtet glauben.

Allgemein setzt die Führungspositi- on eines großen Chirurgen auch den souveränen Umgang mit verfas- sungsrechtlich geschützter Ausübung der Meinungsfreiheit und Umwand- lung in fortschrittliche Strukturen voraus. Machtbesessenes Erklimmen akademischer Grade, diktatorische Menschenführung und mangelhafte Ausübung der durch lange Beein- trächtigung mit Narkosegasen verne- belten menschlich-kollegialen Um- gangsformen, auch außerhalb des

OPs, bringen uns, auch zum Wohle unserer Patienten, nicht weiter. Jetzt wollen wir hoffen, dass nicht nur der

„mutige kleine Chirurg“ wieder eine menschlich und fachlich anständige Ausbildung findet, um die von Ihnen propagierten Strukturen zu verän- dern und nicht den sicherlich einfa- cheren Weg ins Ausland sucht. Auch Sie brauchen nun viel Glück, dass keiner Ihrer jetzigen oder zukünfti- gen Mitarbeiter Ihre Zeilen liest und sich überlegt, ob er bei Ihnen auch menschlich profitieren kann. Da kann man ebenfalls nur die Daumen drücken . . .

Dr. med. Achim Dellmann,Marienplatz 13, 87509 Immenstadt

Ungeheuerlich

. . . Ich finde die Schilderung des

„kleinen Chirurgen“ ungeheuerlich und kann mir dabei eben wegen der im Leserbrief artikulierten Überle- gung, dass natürlich auch der „große Chirurg“ dieses Opus gelesen haben wird, nicht vorstellen, dass daran ir- gendetwas nicht stimmt. Warum soll- te sich der „kleine Chirurg“ den zwei- felsohne darauf folgenden Schwierig- keiten aussetzen, wenn gar nichts an der Geschichte dran wäre? Aber fast genauso ungeheuerlich finde ich die Schlussfolgerungen im Leserbrief von Prof. Bähr. Denn eines ist wohl jedem, der sich einmal als „kleiner Chirurg“ in einer renommierten Uni- versitätsklinik als Sklave verdingt hat, klar: Die hier geschilderten Din- ge sind nur ein Beispiel für unzählige andere kleine und große Drangsalie- rungen, Repressalien, Erpressungen, Tritte unter die Gürtellinie und An- griffe auf die menschliche Würde, die in Kliniken solcher Art bis heute ge- gen untergeordnetes Personal in der arbeitstäglichen Tagesordnung sind.

Es ist erstaunlich, dass diese Tatsache durch Prof. Bähr als Unterzeichner des betreffenden Leserbriefes, der chirurgisch gebildeten Kollegen zu- mindest namentlich nicht unbekannt ist und als habilitierter Leiter einer großen chirurgischen Klinik genau diesen Strukturen entsprungen ist, in- direkt Bestätigung findet . . .

Dr. med. Daniel Kersten, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, Kreisausschuss des Lahn-Dill-Kreises, Franz-Schubert-Straße 4, 35578 Wetzlar

Referenzen

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