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Archiv "Hochschulen: Schonfrist für Witten/Herdecke" (29.07.2005)

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etzte Chance für den Studiengang Humanmedizin der privaten Uni- versität Witten/Herdecke: Das Wissenschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) hat der Hochschule ein Ultimatum gesetzt.

Zwar sind weiterhin Neueinschreibun- gen möglich, aber das Ministerium will die Immatrikulationen zum Sommerse- mester 2007 stoppen, wenn die Univer- sität keine geeignete Neukonzeption vorlegt. Der Wissenschaftsrat hatte dem Studiengang Humanmedizin im Rah- men eines Akkreditierungsgutachtens eine unterdurchschnittliche Qualität in Forschung und Lehre bescheinigt. Das Gremium hielt weitere Neueinschrei- bungen für nicht verantwortbar.

Das vernichtende Urteil des Wissen- schaftrates passt nicht zur einstigen Vorzeige-Universität Witten/Herdecke.

In der medizinischen Ausbildung hat sie aus Sicht der Initiatoren eine Vorreiter- rolle. Die Verzahnung von vorklini- schem und klinischem Studienab- schnitt, problemorientiertes Lernen und praxisorientierte Lehre wurden hier früher realisiert als in anderen Fa- kultäten. Nun aber kritisieren die Gut- achter, die Fakultät habe kein überzeu- gendes Konzept zur Umsetzung der neuen Approbationsordnung für Ärzte.

Nach Meinung des Wissenschaftsra- tes ist die Zahl der hauptamtlichen Pro- fessoren zu gering. Derzeit gibt es in der Humanmedizin vier intramurale und 29 extramurale Lehrstühle. Die Fakultät betreibt kein eigenes Klinikum. Sie ko- operiert mit 11 Krankenhäusern. Die Standorte reichen bis in den Raum Köln.

Diese „Zersplitterung von Kompetenz“

schwächt nach Einschätzung des Gremi- ums die Medizinerausbildung strukturell und inhaltlich. Seit 1998 besteht eine Ko- operation mit dem Helios Klinikum Wuppertal. Der Wissenschaftsrat be- merkt in seinem Gutachten, die Univer- sität bezeichne das Krankenhaus seit August 2004 als ihr Universitätsklini- kum. Eine Anerkennung durch das Land NRW jedoch fehlt.

Deutliche Mängel in Lehre und Forschung

Unter Beschuss steht neben der Lehre auch die Forschungsleistung. Die Anzahl der Publikationen ist nach Ansicht des Wissenschaftsrates zu gering. Im Durch- schnitt veröffentliche ein Wittener Medi- zinprofessor jährlich 1,5 Publikationen.

Die anderen medizinischen Fakultäten in Deutschland wiesen einen Mittelwert von mehr als 12 auf. Niedrig sei zudem der Zitierungsimpact der medizinischen Veröffentlichungen aus Witten/Her- decke. Bereits 1991 und 1996 hatte der Wissenschaftsrat auf Mängel in der For- schung hingewiesen. Angemessen rea- giert hat die Universität auf die früheren Gutachten offensichtlich nicht.

Universitätspräsident Prof. Dr. rer.

nat. Wolfgang Glatthaar bleibt gelassen.

„Ich bin für das Gutachten außerordent- lich dankbar“, sagte er anlässlich einer Pressekonferenz am 21. Juli. Das Urteil des Wissenschaftsrates über vier der fünf Wittener Fakultäten fiel positiv aus. Aus-

drücklich ausgenommen davon aber ist die Humanmedizin.

Für Glatthaar kommt die harsche Kritik des Wissenschaftsrates überra- schend. Er ist überzeugt: „Unser Out- put stimmt“. Glatthaar ist zuversicht- lich, ein „belastbares und realisierba- res“ Konzept für den Studiengang vor- legen zu können. Alle 168 Forderungen der Gutachter würden nun von einer Projektgruppe bearbeitet. Konkret sei für Oktober die Einrichtung eines neu- en Lehrstuhls für die Forschung in der operativen Medizin in Kooperation mit dem Klinikum Köln-Merheim geplant.

Für Bert-Uwe Drechsel, geschäfts- führender Gesellschafter der Helios Kliniken GmbH, offenbart das Gutach- ten „grundsätzliche Missverständnisse“

und Vorbehalte über Forschungspro- jekte privater Einrichtungen.

Mit dem Akkreditierungsgutachten hatte das Land NRW den Wissenschafts- rat Ende 2003 beauftragt. Die Akkredi- tierung einer Privat-Universiät ist die Voraussetzung für die finanzielle Unter- stützung durch Steuermittel. Seit Grün- dung der Universität Witten/Herdecke 1982 flossen rund 40 Millionen Euro Landesförderung in die Hochschule.

Universitätspräsident Glatthaar be- tont, Spender und Sponsoren seien durch das Gutachten des Wissenschafts- rates nicht abgesprungen. Im Gegenteil.

„Das Ganze hat eine Welle der Unter- stützung ausgelöst“, sagt er. Für ihn ist klar: „Witten/Herdecke ist ohne Medizin nicht denkbar.“ Dr. med. Birgit Hibbeler

Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 3029. Juli 2005 AA2061

P O L I T I K

Hochschulen

Schonfrist für Witten/Herdecke

Die private Universität darf zunächst weiter Studenten im Fach Humanmedizin auf- nehmen. Dem Studiengang droht jedoch das Aus, wenn keine Neukonzeption erfolgt.

Foto:Birgit Hibbeler

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