Als erstes orales Arzneimittel zur Therapie von Erektions- problemen hat sich Sildenafil schnell einen Namen ge- macht. Mit der Zulassung für bestimmte Formen der pul- monalen arteriellen Hyper- tonie zeichnet sich nun für ei- ne wesentlich kleinere Pati- entengruppe mit massiv ein- geschränkter Lebenserwar- tung eine neue Option ab, um die Progression der schweren Lungenerkrankung zu ver- langsamen.
Vor der Einführung effek- tiver Therapieformen – inha- lative Prostanoide – hätten unbehandelte Patienten ledig- lich 2,8 Jahre überlebt, erläu- terte Prof. Friedrich Grimmin- ger (Gießen) in Frankfurt/
Main. Um das rasche Fort- schreiten der Erkrankung zu verhindern, ist es wichtig, die Durchblutung speziell in Arealen guter Belüftung zu verbessern. Dies gelingt mit Sildenafil, das nicht nur eine pulmonale, sondern auch in- trapulmonale Selektivität auf- weist, wie Hossein-Ardeschir Ghofani (Gießen) darlegte:
Sildenafil hemmt als Phos- phodiesterase-5(PDE-5)-In- hibitor den Abbau des „sec- ond-Messengers“ (c-GMP), der die Wirkung von Stickstoff- Monoxid vermittelt – wodurch die Gefäßerweiterung länger
bestehen bleibt. Gut ventilierte Areale der Lunge wiesen die höchsten Konzentrationen an PDE-5 auf – im Vergleich zum Herzen eine mehr als 100fache Menge, erläuterte der Refe- rent. Daraus resultiert eine pul- monale Selektivität von Sil- denafil (Revatio®) – und eine bedarfsgerechte intrapulmo- nale Gefäßerweiterung. Die Wirksamkeit der Substanz ist
bei 278 Patienten placebo- kontrolliert über zwölf Wo- chen nachgewiesen: Dosis- abhängig zeigte sich nach vier, acht und zwölf Wochen eine hochsignifikant verbes- serte körperliche Belastbar- keit: Die 6-Minuten-Gehstrek- ke, das primäre Zielkriterium, verlängerte sich bei der höch- sten Dosierung (3 × 80 mg pro Tag) um bis zu 50 Meter, während in der Placebogrup- pe bereits funktionelle Ver- schlechterungen dokumentiert wurden.
Der pulmonale Gefäßwi- derstand war nach drei Mo- naten um mehr als 30 Pro- zent gesenkt; im Median ver- besserten sich die Patienten um eine WHO-Funktions- klasse. Diese Verbesserungen blieben nach Angaben von Ghofrani in der anschließen- den Langzeitstudie bei 259 Patienten unter der hohen Dosierung über zwölf Mona- te bestehen.
Zugelassen wurde Sildena- fil in einer Tagesdosis von 3 × 20 mg für die Behandlung von Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH) der WHO-Funktionsklasse III.
Die Wirksamkeit ist nachge- wiesen bei primärer PAH und pulmonaler Hypertonie in
Verbindung mit einer Binde- gewebskrankheit. Die Kom- bination mit zugelassenen in- halativen und oralen Medika- menten wird geprüft, wobei sich nach Angaben des Refe- renten gute Ergebnisse ab- zeichnen. Untersucht wird auch der Einsatz bei pulmo- naler Hypertonie infolge von Lungenerkrankungen und auf- grund chronisch thromboem- bolischer Ursachen.
Bei Kindern, die aufgrund angeborener Herzfehler ope- riert werden, sei die krisen- hafte PAH nach dem Eingriff durch Sildenafil gut zu be- herrschen, berichtete Ingram Schulze-Neick (Berlin) als pädiatrischer Kardiologe. Bei jungen Erwachsenen mit Ei- senmenger-Syndrom – PAH und Rechtsherzhypertrophie mit Zyanose aufgrund Shunt- Umkehr – bessert Sildenafil ebenfalls die Belastbarkeit;
das „Kompetenznetz für an- geborene Herzfehler“ unter- stützt deshalb, dass das Präpa- rat für diese Patienten zu- gänglich wird.
Dr. rer. nat. Renate Leinmüller
Fachpressekonferenz: „Revatio®– neue Perspektiven in der Therapie der pul- monal-arteriellen Hypertonie (PAH)“ in Frankfurt/Main, Veranstalter: Pfizer V A R I A
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A874 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 13⏐⏐31. März 2006
Sildenafil bei Lungenhochdruck
Pulmonale Selektivität führt zu neuer Indikation
Unternehmen
Rebif-Startpackung verein- facht Therapieeinstieg – Mit der Rebif®-Startpackung will Serono die Therapie von Pati- enten mit multipler Sklerose optimieren. Die Patienten er- halten zwölf Fertigspritzen zur Titration während des er- sten Behandlungsmonats: Je sechs mit 8,8 µg Interferon beta-1a für die ersten beiden Therapiewochen und sechs Fertigspritzen mit 22 µg für zwei weitere Wochen. Die ex- akt eingestellte Startdosie- rung ermöglicht eine genaue Anwendung und vereinfacht den Therapieeinstieg für Pati- enten mit visuellen und moto- rischen Einschränkungen. Das Risiko von Hautreaktionen an der Einstichstelle ist ver- mindert. Zur Dauerbehand-
lung stehen wie bisher die fle- xiblen Dosierungen von Re- bif 22 µg (s. c.) und 44 µg (s. c.) zur Verfügung.
Tetagam N jetzt als Fertig- spritze – Das seit mehr als 40 Jahren in der Tetanusprophy- laxe und -therapie bewährte Immunglobulin Tetagam® N (ZLB Behring) ist ab sofort als Fertigspritze zur intramus- kulären Injektion erhältlich.
Tetagam N überbrückt bei nicht oder unvollständig im- munisierten Frischverletzten das schutzlose Intervall nach einer Verletzung, zum Bei- spiel einem Hundebiss.Außer- dem ist es zur Therapie des kli- nisch manifesten Tetanus zu- gelassen. Das Arzneimittel ist latex- und konservierungsmit- telfrei. Bei Gerinnungsstörun- gen kann Tetagam N mit klei-
ner Kanüle auch subkutan verabreicht werden.
Tetra-Gelomyrtol bei bakteri- ellen Superinfektionen – Bei der Therapie von bakteriellen Superinfektionen der Atem- wege wirkt Tetra-Gelomyrtol® nach Angaben von Pohl-Bos- kamp synergistisch. Mit der Kombination aus dem ätheri- schen Öl Ayrtol und Oxyte- tracyclin wird die Aufnahme des Antibiotikums deutlich gesteigert und das Eindringen in das infizierte Gewebe etwa verdoppelt. Oxytetracyclin be- kämpft die am häufigsten vorkommenden Bakterien, während Myrtol für den schnellen Abtransport des in- fizierten Schleims sorgt und durch seine antientzündlichen und antioxidativen Eigen- schaften überzeugt. EB Kurz informiert