• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Medizinstudium: Einsatz neuer Formen" (25.11.1994)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Medizinstudium: Einsatz neuer Formen" (25.11.1994)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

SPEKTRUM LESERBRIEFE

Medizinstudium

Zu dem Beitrag „Mehr Qualität durch Aufgabenmanagement" von Prof. Dr.

med. Konrad Schwemmle et al. in Heft 37/1994:

Einsatz neuer Formen

. . . So löblich die Zielset- zung des Beitrages auch ist, geht er inhaltlich unserer Er- kenntnis nach an den eigent- lichen Problemen des Medi- zinstudiums jedoch vorbei, indem die Schuldigen prak- tisch ausschließlich außer- halb der Fakultäten gesucht werden, insbesondere beim Gesetzgeber und den „mit der Wissenschaftsverwaltung beauftragten Ministerien".

Auch für den niedrigen Stel- lenwert der Lehre an den Fa- kultäten werden die „Um- stände" verantwortlich ge- macht und nicht etwa die Lehrenden selbst. Weder der Gesetzgeber noch ein Mini- sterium hindern die medizi- nischen Fakultäten daran, ei- ne ebenso qualifizierte Auf- gabenorganisation der Lehre vorzunehmen, wie sie dem hohen Niveau von Forschung und Krankenversorgung an den Universitäten entspricht.

Welche medizinische Fakul- tät hat mit gleichem Nach- druck, wie sie sich für die Etablierung von Sonder- forschungsbereichen und BMFT-geförderten For- schungsprogrammen ein- setzt, Förderprogramme zur Verbesserung der Lehre ein- gefordert?

Genau diese mangelnde Selbstkritik läßt uns auch an der Schlußfolgerung zwei- feln, daß eine Entreglemen- tierung und vor allem deut- lich niedrigere Studierenden- zahlen die Probleme quasi von selbst lösen würden.

Müssen wir nicht vielmehr erst einmal im bestehenden System neue Lern- und Lehr- methoden entwickeln, aus- probieren und evaluieren?

Auch die Reformuniversität Maastricht muß schließlich genauso viele Studierende ausbilden wie die anderen Fakultäten, und das bei ähn-

licher Betreuungsrelation wie in Deutschland.

An der Medizinischen Hochschule haben wir nach dem Ulmer Blockpraktikum für Innere Medizin mit Un- terstützung der Robert- Bosch-Stiftung ein interni- stisch-orthopädisches Block- praktikum „Erkrankungen des Bewegungsapparates"

entwickelt und bieten es der- zeit fakultativ zu den sonsti- gen Kursen an. Auch an an- deren Fakultäten werden in- novative Konzepte erprobt;

an der Freien Universität Berlin soll sogar ein ganzer Reformstudiengang auf der Basis des problemorientier- ten Lernens installiert wer- den.

Schließlich kann auch die pauschale Verurteilung der Multiple-Choice-Prüfungen nicht unkommentiert blei- ben. Gerade unter dem Aspekt der Qualitätssiche- rung ist die zumeist einzig diskutierte Alternative — die mündliche Prüfung — be- denklich. Wer evaluiert In- halt und Durchführung der mündlichen Prüfungen? Wel- che Fakultät legt sich regel- mäßig Rechenschaft ab über die Ergebnisse der mündli- chen Prüfungen, so wie dies für die schriftlichen Prüfun- gen geschieht?

Wir plädieren statt dessen für den Einsatz neuer For- men, die objektivierbar sind und neben dem Wissen auch klinische Fertigkeiten und ärztliche Einstellungen te- sten. In vielen Ländern ha- ben sich dabei „objektive strukturierte klinische Ex- amen" bewährt, die derzeit auch in Hannover erprobt werden.

Dr. med. Reinhard Busse, M. S. P., Prof. Dr. med.

Henning Zeidler, Medizini- sche Hochschule Hannover, Abteilung Epidemiologie und Sozialmedizin, 30623 Hannover

Andere Konzepte

Beruhend auf persönli- cher Erfahrung aus Frank- reich und den USA hebe ich folgende Punkte hervor:

T Hauptvorlesungen und

„Seminare" mit einer großen Anzahl von Studierenden bringen meines Erachtens keine angemessene Wissens- vermittlung, die dann auch praktisch zu verwenden wä- re.

Besser wäre es, mehr Pflichtpraktika einzuführen, die dann in Blöcken von mehreren Monaten vormit- tags klinische Mitarbeit auf den Stationen erfordern. So ist es unverantwortlich, daß einige basale klinische Fächer universitätsabhängig nicht praktisch absolviert werden müssen. Es ist mög- lich, weder Innere Medizin noch Chirurgie praktisch er- fahren zu haben, abgesehen vom PJ. Weitere Grundla- genfächer können sogar nach

dem gegenwärtigen Curricu- lum ganz ausgelassen wer- den, wie zum Beispiel Gynä- kologie, Pädiatrie und Psych- iatrie.

Nachmittags müßten dann theoretische Grundla- gen in Kleingruppen sowie im Eigenstudium erarbeitet werden. Nur mit geringer Kürzung der vorlesungsfrei- en Zeit ließen sich beispiels- weise jeweils viermonatige Blöcke von Innerer Medi- zin, Chirurgie, Gynäkologie, Pädiatrie und Psychiatrie einrichten, wobei maximal zwei Studierende pro Station eingesetzt werden dürften.

Diese Praxisblöcke sollten schon zu Beginn der klini- schen Semester ansetzen.

Spätere Wahlmöglichkeiten anderer Fächer sowie von Subspezialisierungen sollten darüber hinaus den Studie- renden ermöglicht werden.

Famulaturen könnten dann entfallen, und die Notwen- digkeit eines „PJ" im eigent- lichen Sinne muß kritisch ge- prüft werden.

0 Didaktische Fähigkei- ten der Stations- und Oberärzte müssen geprüft und gegebenenfalls verbes- sert werden. Eine Führung der Studierenden sollte nach dem Prinzip „je mehr an- fänglich erklärt wird, desto weniger wird später der Ab- lauf beeinträchtigt, und desto nützlicher wird die Stations- arbeit für alle Beteiligten sein" geschehen. Hierbei muß darauf geachtet werden, daß ein Anfänger in der Me- dizin verantwortungsvoll an Tätigkeiten herangeführt wird, die er bereits kann be- ziehungsweise bereit ist zu erlernen. Die theoretische Ausbildung könnte so auch fallbezogen einer ersten praktischen Erfahrung fol- gen, nach dem Motto „was

gesehen wurde, wird besser behalten". Der meist anfäng- lich ungebrochene Enthusi- asmus und der Wissensdurst der Studierenden können durchaus Schwierigkeiten in den praktischen Tätigkeiten ausgleichen und sollten da- her anfänglich genutzt wer- den. Je früher diese Lernpro- zesse in der Interaktion des Stationsumfeldes stattfinden, desto besser im Sinne einer qualifizierten Ausbildung.

Dermaßen geschulte „ältere Semester" könnten beispiels- weise auch für die Ausbil- dung Jüngerer herangezogen werden.

® Prüfungen könnten abschnittsgemäß im Sinne der heute üblichen „MC- Staatsexamina" vorgenom- men werden, da diese eine Objektivierbarkeit und Ver- gleichbarkeit im Gegensatz zu mündlichen Kolloquien erlauben. Dabei sollten je- doch keinesfalls die heute vom IMPP bevorzugten De- tailkenntnisse eines Fachs er- fragt werden; die Fragen

Absender-Angabe

Der Redaktion gehen immer wieder Briefe mit unvollständiger Absenderangabe zu. Deshalb unse- re Bitte: Vermerken Sie neben Ihrem Namen auch Ihre vollständige Adresse auf dem Briefbogen. DA

A-3230 (6) Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 47, 25. November 1994

(2)

SPEK TRUM LESERBRIEFE

dürften nicht veröffentlicht werden, somit könnten we- sentliche Themen als „basa- ler Fragenpool" gehalten werden, so daß die ständige Suche nach neuen Feinhei- ten, meist ohne Praxisrele- vanz, entfallen würde. Uni- versitätsintern könnten die Dozenten kleine, fallbezoge- ne Kolloquien abhalten, die eine Einheit von Theorie und Praxis zwischen den „großen Examina" gewährleisten sol- len.

® Um diesen Anforde- rungen an eine individuali- siertere, praktischere klini- sche Ausbildung gerecht zu werden, müßten die Studen- tenzahlen weiter begrenzt werden, möglicherweise in einer Kombination von NC,

„Eignungstest" und einer universitären Prüfung nach dem ersten Jahr des Studi- ums. Über deren Inhalte

muß noch diskutiert werden . . .

Markus Peter Stoffel, Wit- telsbacherstraße 21, 42287 Wuppertal

Entlohnung

Zu der Glosse „Arzt-Stundenlohn (Ost)" von Dipl.-Med. G. Sommer in Heft 40/1994:

Kein Ost/West- Problem

Das Schreiben des Kolle- gen Sommer ist kein Pro- blem Ost/West, sondern be- schreibt einen skandalösen Zustand. Staatliche Verwal- tungen zwingen die niederge- lassenen Ärzte zu Leistun- gen, die nicht kostendeckend vergütet werden. Im Januar 1993 führte ich eine Jugend-

schutz-Zusatzuntersuchung für die hiesige Kreisverwal- tung durch und liquidierte die Untersuchung und das dazu notwendige Gutachten mit dem Einfachsatz der GOÄ nach Ziff. 65 und 20, zusätzlich 4,85 DM für Schreibgebühr und Porto, zusammen also 28,60 DM.

Sechs Monate später über- wies mir die Kreiskasse kom- mentarlos 11,66 DM. Auf meine telephonische und

schriftliche Beschwerde be- kam ich im Dezember 1993 noch zusätzlich 5,50 DM (für die GOÄ-Ziff. 15), da angeb- lich eine neue Durch- führungsverordnung zum Ju- gendarbeitsschutzgesetz er- lassen worden sei. Hier von einer Kostenerstattung zu re- den, ist reiner Hohn.

Zum Vergleich: die hiesi- ge Stadtverwaltung fordert für einen Auszug aus dem Melderegister über einen

Zu Leserbriefen:

Leserbriefe werden von Autoren und Redaktion sehr beachtet. Die Veröffentlichungsmöglichkeiten sind leider beschränkt; der Redaktion bleibt oft keine andere Wahl, als unter der Vielzahl der Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Die Chance, ins Heft zu kommen, ist um so größer, je kürzer der Brief ist. Die Redaktion muß sich zudem eine — selbstverständlich sinnwahrende — Kürzung vorbehalten. DÄ

I■ Mal •MI .1ffl

Neu von Geigy zum Festbetrag

°Voltaren

Die neue Langstrecken-

Geigy

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die vergütungsrelevanten Bestand- teile des Tarifvertrags für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern im Bereich der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) werden

„Deswegen plä- diere ich für eine Abschaffung des Numerus clausus und für eine stär- kere Berücksichtigung von Aus- wahlgesprächen.“ Rösler kann sich

darin: „Diejenigen, die zu klug sind, um sich in der Politik zu engagieren, werden dadurch bestraft, daß sie von Leuten regiert werden, die dümmer sind als sie selbst.“..

Die Kritik an dem neuen Vergabe- verfahren kann sich daher auch nicht mit dem Problem der Maxi- mierung der Studienplätze befas- sen, dies bleibt den Gerichten in dem turnusmäßig

Beipackzettel) und die Ge- brauchsinformation für Fachkreise (= sogenannte Fachinformation) sich auch hinsichtlich der Aus- ' führlichkeit in der Aufli- stung und Erläuterung von

a) Sie fördert in den verschiedenen Kreisen und Organen des Kantons Jura und des Berner Juras sowie zwischen den Jurassiern auf beiden Seiten der Kantonsgrenzen den Dialog

Wie kann dich die Schule bei diesem Ziel im Laufe dieses Schuljahres unterstützen?.  Welchen Mehrwert/Welche Vorteile siehst du für dich persönlich, wenn du regelmäßig

D ie Kassenärztliche Bundes- vereinigung (KBV) hält es nicht für einen realistischen Weg, die Apotheker künftig für die Preise der Arzneimittel haften zu lassen, während